In dieser begleitenden Serie zur Europameisterschaft in Frankreich werden pro Gruppenspieltag die Schlüsselduelle der einzelnen Begegnungen kurz unter die Lupe genommen. Wer die Duelle... Schlüsselduelle des 4. Spieltags: Wer stoppt Zlatan Ibrahimovic?

Zlatan Ibrahimovic - Schweden, Paris SG_abseits.atIn dieser begleitenden Serie zur Europameisterschaft in Frankreich werden pro Gruppenspieltag die Schlüsselduelle der einzelnen Begegnungen kurz unter die Lupe genommen. Wer die Duelle für sich entscheiden konnte und ob es überhaupt zu den vorgestellten Auseinandersetzungen gekommen ist, wird am folgenden Tag besprochen. Diesmal mit den Paarungen Spanien – Tschechien, Irland – Schweden und Belgien – Italien.

Sergio Busquets vs. Tomas Rosicky

Auch auf die Gefahr hin, dass die Leute es nicht mehr hören können: Sergio Busquets ist einer der besten Spieler der Welt und der wichtigste Spieler im spanischen Team. Er ist das Metronom im Mittelfeld, unheimlich zweikampfstark und ist einer der pressingresistentesten Spieler auf diesem Planeten. Der 27-Jährige entscheidet auch die schwierigsten Eins-Gegen-Eins-Situationen für sich und leitet praktisch nebenbei noch den anschließenden Konter mit einer fantastischen Spielintelligenz ein.

Bei Tomas Rosicky stellt sich immer die Frage: Was wäre wenn? Was wäre, wenn er den Großteil seiner Karriere nicht dauerhaft von Verletzungen geplagt worden wäre? Sein riesiges Potenzial konnte er vor allem bei Arsenal lediglich nur über kurze Zeiträume andeuten. All diese Rückschläge konnten Rosicky jedoch nicht davon abhalten, sich mit 35 Jahren noch einmal als Spieler neu zu erfinden. Der offensive Mittelfeldspieler ist zwar immer noch einer der zentralen Figuren im Spiel der Tschechen, wird aber mittlerweile nicht mehr als Ziel- sondern als Kombinationsspieler eingebunden.

In diesem Duell wird es interessant zu sehen sein, ob Rosicky auf seine alten Tage noch einmal einen absoluten Weltklassemann wie Busquets vor Probleme stellen kann. Es dürfte für die Tschechen jedoch im Allgemeinen schwierig werden, einen Mann von der Klasse des Spaniers in seinem Spiel einzuschränken.

John O`Shea  vs. Zlatan Ibrahimovic

Eines gleich vorweg: der 35-jährige John O´Shea steht symbolisch für die Defensive der Männer von der grünen Insel. Diese wird im Spiel gegen die Schweden vor der schwierigen Aufgabe stehen, Zlatan Ibrahimovic aus dem Spiel zu nehmen. Dass dies natürlich nicht über die kompletten 90 Minuten gelingen wird, ist praktisch ein Naturgesetz. Trotzdem bringt die physische Spielweise und überdurchschnittliche Verteidigungsarbeit der Iren alle Voraussetzungen mit, um Ibrahimovic in seinem Spiel zu stören; dazu befragt können auch die deutschen Offensivspieler ausführlich Auskunft geben.

Zlatan ist Schweden und Schweden ist Zlatan. Diese denkbar einfache Maxime fasst das schwedische Spiel in seiner Gänze zusammen. Der 34-Jährige lässt sich nicht ein taktisches System pressen und hat im Spiel alle erdenklichen Freiheiten. Dadurch wird das Spiel des Drei-Kronen-Teams natürlich ausrechenbar, aber einen Ibrahimovic zu stoppen ist alles andere als einfach.

Wenn dies den Iren jedoch gelingen sollte, ist die schwedische Offensive, aufgrund von mangelnden „Sekundärwaffen“, komplett kalt gestellt.

Eden Hazard vs. Leonardo Bonucci

Zugegeben: Kevin de Bruyne ist derzeit in besserer Verfassung als Eden Hazard, der ein schwieriges Jahr bei Chelsea hinter sich hat. Dass Hazard jedoch absolute Weltklasse verkörpern kann, hat der 25-jährige Linksaußen schon mehrfach nachgewiesen. In Topform gibt es auf der Welt nur wenige Tempodribbler auf diesem Niveau. Die große Frage Hazard betreffend ist jedoch: kann der Belgier bei diesem Turnier seine Klasse abrufen? Falls dies gelingen sollte, wäre das belgische Team weniger berechenbar als wenn sich vieles auf De Bruyne konzentriert. Hazard könnte für Entlastung sorgen und die Belgier mit einer zusätzlichen Offensivwaffe ausstatten.

Dass Hazard seine Klasse nicht abrufen kann, dafür will Italiens Einmannbollwerk Leonardo Bonucci sorgen. Der 29-Jährige ist unbestritten einer der besten Verteidiger der Welt, der sowohl die Flügel als auch die Zentrale dichtmachen kann. Der Mann von Juventus Turin zeichnet sich durch starkes Stellungsspiel und Zweikampfverhalten aus und kann damit der belgischen Offensive das Leben sehr schwer machen. Seine technischen Qualitäten, sowie sein Aufbauspiel sind ebenfalls nicht zu unterschätzen.

Da Italiens Stärken ganz klar in der Defensive liegen und Belgien über ausgezeichnete Offensivspieler verfügt, wird es auf den Ausgang dieser Duelle ganz besonders ankommen.

Nachbetrachtung der gestrigen Duelle

Luka Modric zeigte in der Begegnung gegen die Türkei die vielleicht bis dato beste Individualleistung des bisherigen EM-Turniers. Mit einer Passquote von fast 90 Prozent und 77 Ballberührungen war der Kroate der überragende Mann auf dem Platz. Folgerichtig erzielte er per Traumtor das letztlich spielentscheidende 1:0. Modric leitete so gut wie jeden Angriff seiner Mannschaft ein und zeigte sich auch omnipräsent in der Defensive. Mit dieser Leistung machte er auch Arda Turan das Leben schwer, der sehr blass und deutlich unter seinen Möglichkeiten blieb. Am Ende des Tages standen kein einziger Torschuss und nur 46 Ballkontakte für den Türken zu Buche. Sein gebrauchter Tag erreichte den Höhepunkt mit der frühen Auswechslung in der 64. Minute.

Defensiv wurde Grzegorz Krychowiak aufgrund der passiven Spielweise der Nordiren nie wirklich gefordert; so konnte der Pole seiner zweiten Kernkompetenz, der Spielgestaltung, ungehindert nachgehen. Krychowiak unterstrich in diesem Spiel mit einer Passquote von 89 Prozent und 88 Ballkontakten seine Wichtigkeit für Polen in diesem Bereich. Steven Davis hingegen kam nur circa auf die Hälfte der Ballkontakte seines polnischen Gegenübers, war aber trotzdem noch einer der Aktiveren im Angriff bei Nordirland. Trotzdem schaffte auch er es nicht seiner Mannschaft so etwas Ähnliches wie Struktur in der Offensive zu geben. In den Schlussminuten hätte Davis jedoch beinahe den Spielverlauf auf den Kopf gestellt, traf zur Erleichterung der Gerechtigkeitsfanatiker auf dieser Welt aber den Ball nicht richtig.

Einen eindeutigen Sieger im Duell zwischen den deutschen Außenverteidigern und der ukrainischen Flügelzange  auszumachen, fällt hingegen schon schwerer. Natürlich steht am Ende des Tages aufseiten der Ukraine eine Null im Endergebnis, was aber sicherlich nicht, zumindest in der ersten Hälfte, das Resultat einer starken deutschen Außenverteidigung war, sondern eher an der Klasse von Manuel Neuer und Jerome Boateng lag. Immer wieder zeigten sich die Deutschen im ersten Durchgang anfällig bei Flügelangriffen, sodass die Ukraine mit Flanken oft Chaos im Strafraum des Weltmeisters heraufbeschworen. In der zweiten Hälfte hatten die Deutschen das Spiel jedoch besser im Griff.

Ral, abseits.at

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