In dieser begleitenden Serie zur Europameisterschaft in Frankreich werden pro Gruppenspieltag die Schlüsselduelle der einzelnen Begegnungen kurz unter die Lupe genommen. Wer die Duelle für sich entscheiden konnte und ob es überhaupt zu den vorgestellten Auseinandersetzungen gekommen ist, wird am folgenden Tag besprochen. Diesmal mit den Paarungen Österreich – Ungarn und Portugal – Island.
Christian Fuchs vs. Balasz Dzsudzsak
Christian Fuchs ist ein guter Typ – diverse Videos im Internet aus der letzten Saison haben dies unterstrichen. Dass der Österreicher auch auf fußballerisch höchstem Niveau mithalten kann, hat er in der abgelaufenen Spielzeit in der Premier League bewiesen. Fuchs war fixer Bestandteil des Überraschungsmeisters Leicester City und unumstrittener Stammspieler auf der linken Außenbahn. Auch im Nationalteam ist er auf dieser Position unverzichtbar. Der 30-Jährige interpretiert seine Position sehr offensiv, schlägt gute Flanken und ist ein Spezialist für Standards. In der Defensiv war Fuchs jedoch immer für die eine oder andere taktische Unsauberkeit im Positionsspiel oder für einen individuellen Fehler gut, jedoch scheint ihm sein Premier-League-Abenteuer gut getan zu haben, denn bei Leicester agierte er extrem erfolgsstabil.
In einem Team der Namenlosen ist Balasz Dzsudzsak wohl die herausragende Persönlichkeit im ungarischen Kader. Der 29-Jährige ist der mit Abstand beste Fußballer der Ungarn, und kommt vorwiegend über die rechte Außenbahn. Dzsudzsak ist der offensive Fixpunkt der Magyaren, der mit Tempo über die Flügel prescht und oft ins Eins-gegen-Eins geht, wobei ihm da seine Fähigkeiten im Dribbling zu Gute kommen.
Die entscheidende Frage in diesem Duell wird sein, ob Fuchs den Ungarn mit seinen offensiven Vorstößen in der Verteidigung binden kann? Frei nach dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung.
Joao Moutinho vs. Gylfi Sigurdsson
Joao Moutinho ist wohl einer der unterschätztesten Fußballer auf der Position des zentralen Mittelfeldspielers. In Monaco bringt er regelmäßig sehr gute Leistungen, steht jedoch im Fürstentum nicht wirklich auf der großen Fußballbühne – der alles überstrahlende Verein in Frankreich ist nun mal Paris St. Germain. Die Fähigkeiten von Moutinho in Sachen Spielkontrolle oder Passspiel sind jedoch unbestritten. Auch im portugiesischen Offensivspiel ist der 29-Jährige unersetzlich und neben Cristiano Ronaldo der prägende Akteur.
Moutinhos Pendant im isländischen Team ist Gylfi Sigurdsson von Swansea City. Der 26-Jährige ist die zentrale Figur in der Offensive Islands, die viel mit langen Bällen operiert und stark bei Standardsituationen ist; jene werden vorwiegend von Sigurdsson ausgeführt. Zudem ist der Isländer ein Meister des tödlichen Passes und sehr torgefährlich.
Nachbetrachtung der gestrigen Duelle
Sergio Busquets war gegen ein sehr defensives und passives Tschechien in der Verteidigung nicht gefordert. Seine Wichtigkeit für die Seleccion unterstrich der Mann vom FC Barcelona beim spanischen Pass-und Ballbesitzfestival dennoch nachhaltig: Busquets‘ Statistik wies am Ende eine Passquote von 95 Prozent und 90 Ballkontakte aus. Seiner Rolle als Metronom des spanischen Spielaufbaus wurde Busquets mal wieder mehr als gerecht und er war neben Andres Iniesta der zentrale Mann im Mittelfeld. Zugegeben, echte Versuche den Aufbau der Spanier zu stören unternahmen die Tschechen nicht; sie zogen sich massiert vor den eigenen Strafraum zurück und versuchten mit zwei engen Vierer – bis Fünferketten das Spiel der Spanier im letzten Drittel zu unterbinden. Unter dieser Spielanlage leidet naturgemäß ein Spieler wie Tomas Rosicky, der sich, das muss man ihm zu Gute halten, in der Defensive aufrieb, dadurch jedoch in der Offensive zwangsläufig nicht viel bewirken konnte.
Die Iren zeigten sich nach dem Abpfiff untröstlich – waren sie doch über 90 Minuten gesehen das klar bessere Team. Die „Boys in green“ legten weit mehr Leidenschaft an den Tag, was bereits im Vorfeld des Spiels prognostiziert wurde und zu den irischen Grundtugenden gehört; überraschend war jedoch, dass die Iren auch die deutlich bessere Spielanlage besaßen. Auch defensiv ließen sie nichts anbrennen – Schwedens Superstar Zlatan Ibrahimovic war bei John O´Shea und Co. über den Großteil des Spiels in guten Händen. Zlatan wäre aber nicht Zlatan hätte er nicht noch ein Ass im Ärmel. Als eigentlich niemand mehr mit einem Aufbäumen der Schweden rechnete, tankte sich der 34-Jährige im Strafraum durch, spielte den Ball scharf in den Fünfmeterraum, wo der irische Verteidiger Clark instinktiv versuchte mit dem Kopf zu klären und damit das Spielgerät unglücklich ins eigene Tor bugsierte. Der Rest des Abends bestand aus traurigen Gesichtern in grünen Outfits.
Eden Hazard zeigte im Spiel gegen Italien, dass er, trotz manch anders lautender Berichte, nichts von seiner Klasse eingebüßt hat. Der 25-Jährige war der beste Offensivspieler der Belgier: er versuchte immer wieder das Spiel an sich zu reißen, wechselte oft die Seiten und setzte seine Mitspieler gut ein. Einziger Haken: Auch Hazard gelang gegen die italienische Abwehr um Leonardo Bonucci kein Tor. Die abgeklärte Defensive der Italiener hatte über das gesamte Spiel keine größeren Probleme mit der hektischen, teilweise statischen und taktisch nicht sonderlich clever agierenden Offensive der Belgier. Bonucci bereitete zudem das 1:0 der Italiener per Traumpass mustergültig vor.
Ral, abseits.at
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