An zwei guten Tagen zu packen: Das ist Admira-Gegner Slovan Liberec!
Europa League 28.Juli.2016 Daniel Mandl 0
Die Admira bekommt es heute mit der nordböhmischen Mannschaft aus Liberec zu tun. Der relativ junge Verein spielte erst ab Mitte der 90er-Jahre eine ernstzunehmende Rolle in Tschechien, ist aber dennoch mittlerweile ein Aushängeschild des tschechischen Nordens. Wir haben uns den Verein, seine Erfolge und die aktuelle Mannschaft genauer angesehen.
2002, 2006 und 2012 holte Slovan Liberec die tschechische Meisterschaft. In den letzten zehn Jahren exportierte Liberec zahlreiche Toptalente in die Fußballwelt oder auch zu direkten Ligakonkurrenten. Spieler wie Filip Holosko, Theodor Gebre Selassie, Borek Dockal, Lukas Vacha, Jan Polak oder früher auch Jiri Stajner und Martin Jiranek schnürten hier ihre Fußballschuhe, bevor es zu größeren Klubs ging. Eine gewisse Parallele zur Admira.
Auf gesunden Beinen
Eine andere Sache verbindet die beiden Vereine allerdings nicht. Slovan Liberec ist ein Verein, der finanziell sehr gut dasteht und auch sehr hohe Ablösesummen für seine Spieler verlangt. Der Background des Vereinsvorsitzenden und Unternehmers Zbyněk Štiller ermöglicht dies bereits seit längerem. Trotzdem wirtschaftet der Verein nicht fahrlässig und der Einkauf von Jan Polak vor mittlerweile 14 Jahren um umgerechnet 750.000 Euro war der teuerste Transfer der Vereinsgeschichte.
Abstiegsgefahr und Cupsieg
Die mühsame Saison 2014/15, in der die Mannschaft gegen den Abstieg spielte, machte aber einiges zunichte und läutete einen Neustart ein. Erleichtert wurde dieser allerdings durch den gleichzeitigen Cupsieg, der das Team wieder in die Europa League Qualifikation hievte. Nachdem man sich über Hapoel Kiriat Shmona und Hajduk Split für die Gruppenphase qualifizierte, war die Planungssicherheit so schnell zurück, wie sie gegangen schien.
Achtungserfolge in der Europa League
Liberec bediente sich nun ausschließlich bei einheimischen Klubs und baute eine Mannschaft aus bisherigen Stammspielern anderer tschechischer Erstligisten und Perspektivspielern zusammen. Damit besann man sich auf das erfolgreiche Konzept von Anfang der 2010er Jahre. In der Europa League Gruppenphase verpasste man zwar mit sieben Punkten den Aufstieg, allerdings setzte die neu formierte Mannschaft Duftmarken, besiegte Olympique Marseille auswärts mit 1:0 und blieb gegen den FC Groningen (1:0 a, 1:1 h) ungeschlagen.
Liberec will in der Kaderbreite stärker werden
Den routinierten Angreifer Marek Bakos (33), der in der vergangenen Erstligasaison 12 Tore erzielte, verlor Liberec in der laufenden Transferzeit an Viktoria Pilsen. Ansonsten schaffte man es aber, die Mannschaft zusammenzuhalten und auch in der Breite zu verstärken. Der dritte Platz aus der Saison 2015/16 war nach der schwachen Vorsaison ein erfreuliches Ereignis, aber nun möchten die Nordtschechen einen breiteren Kader aufbauen, um Sparta Prag und Viktoria Pilsen, die in den letzten Jahren enteilten, wieder zumindest ärgern.
Zahlreiche Neue
Zu diesem Zweck ersetzte man einen Angriffsroutinier durch einen anderen: Milan Baros folgt auf den ein Jahr jüngeren Bakos. Der eigentliche Ersatzmann bzw. neue Einserstürmer soll aber der 21-jährige Russe Nikolai Komlichenko sein, der leihweise aus Krasnodar kommt. Auch der 20-jährige Filip Lesniak, ein zentraler Mittelfeldspieler, wurde von Tottenham ausgeliehen. Die Defensive wurde mit Dúbravka (SVK, TW, 27) und Nitriansky (CZE, RV, 25) verstärkt. Hinzu kommt mit Jan Navratil ein echter Hoffnungsträger für die linke Außenbahn und mit Petr Sevcik ein polyvalenter Spieler für mehrere Mittelfeldpositionen.
Abgänge von Pavelka und Sural schmerzen weiterhin
Die Probleme in der Kaderplanung stellen eher unerwartete Abgänge aus dem letzten Jahr dar. Der starke Rechtsaußen Josef Sural wechselte im vergangenen Winter zu Sparta Prag und mit David Pavelka verlor Liberec seinen Mittelfeldstrategen und Spieleröffner, der während der Saison zu Kasimpasa wechselte. Auf gewissen Positionen muss Trainer Jindrich Trpisovsky also weiterhin erfinderisch sein bzw. auf die Leistungsexplosion eines Spielers aus der zweiten Reihe hoffen.
Starker Abwehrchef
Viele bekannte Namen findet man aktuell in der Mannschaft von Slovan Liberec nicht. Zu beachten ist sicher der Kapitän und Abwehrchef Lukas Pokorny, der im Laufe des nächsten Jahres sicher ein Kandidat für einen Wechsel zu einem größeren Klub werden wird. Der bullige 23-Jährige ist ein Eigenbauspieler und gilt als Musterprofi und guter Spieleröffner.
Wer spielt auf der Doppelsechs?
Im letzten halben Jahr erwies sich zudem Neuerwerbung Radim Breite als sofortige Verstärkung. Er ist der abkippende Sechser im 4-2-3-1 der Tschechen und funktionierte auf Anhieb. Der laufstarke 26-Jährige ist im zentralen Mittelfeld auf jeden Fall gesetzt – die Frage wird sein, wer neben Breite spielen wird. Die bereits erwähnte Tottenham-Leihgabe Filip Lesniak hat über kurz oder lang natürlich gute Chancen, aber vorerst dürfte noch der Ghanaer Isaac Sackey bessere Karten haben. Der wiederum galt lange Zeit als Riesentalent, verpasste aber vor etwa einem Jahr den Absprung nach ganz oben.
Gute offensive Dreierreihe, Ex-Star (noch) als Solospitze
Dringend zu achten ist zudem auf Pilsen-Leihgabe Egon Vuch, der rechts und links im Mittelfeld zum Einsatz kommen kann. Diese Saison wird er eher rechts spielen, da Jan Navratil links auf Dauer gesetzt sein wird. Möglich ist auch, dass der 22-Jährige in die Mitte rückt und links Daniel Bartl zum Einsatz kommt. In der Spitze hat die Admira wohl das „Glück“, dass man es mit Milan Baros zu tun bekommt. Momentan sollte der Routinier noch gesetzt sein, aber im Laufe der Saison wird das Stürmer-Barometer eher in Richtung von Nikolai Komlichenko ausschlagen, der heuer die Chance hat, zu einer der großen Entdeckungen der tschechischen Liga zu werden. Erst vor vier Tagen kaufte Liberec zudem den Nigerianer Ubong Ekpai – ein 20-jähriger Stürmer, der gegen die Admira aber noch keine Rolle spielen wird.
Ein Gegner, den man packen kann!
Insgesamt hätte man Liberec auch schon in unangenehmerer Allgemeinverfassung erwischen können. Die Tschechen stellen derzeit eher eine No-Name-Truppe und haben sich auf mehreren Positionen – vor allem in der Offensive – noch nicht wirklich gefunden. Auch die Vorbereitung verlief eher mäßig, die Generalprobe gegen Dynamo Dresden ging mit 1:3 verloren. Liberec ist qualitativ über die Admira zu stellen, die Südstädter sind aber zum momentanen Zeitpunkt homogener, was die Chancen auf den Aufstieg wohl ausgleichen wird. Admira Wacker braucht mit Sicherheit zwei gute Tage, ist aber alles andere als chancenlos!
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Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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