Analyse: Altach unterliegt gegen abwartendes Maccabi Tel-Aviv
Europa League 18.August.2017 Alexander Diridl 0
Im Hinspiel des Playoffs zur UEFA Europa League traf der SCR Altach auf den israelischen Spitzenverein Maccabi Tel Aviv. Entgegen der Papierform entwickelte sich ein offenes und ausgeglichenes Spiel, in dem sich die Vorarlberger im Laufe des Spiels immer mehr Vorteile erarbeiten konnten. Durch vergebene Torchancen und ein unglückliches Gegentor brachte man sich aber um den Lohn einer ansprechenden Leistung.
Altach startete personell im 4-2-3-1 mit Kobras – Lienhart, Zech, Netzer, Galvao – Salomon, Zwischenbrugger – Gebauer, Nutz, Dobras – Ngamaleu
Maccabi spielte in einem variablen 4-1-4-1. Defensiv gab es immer wieder auch Staffelungen im 5-4-1 zu sehen, die aber sehr flexibel interpretiert wurden.
Anfangsphase mit aggressiven Altachern
Von Beginn weg zeigten die Altacher eine engagierte Leistung. Maccabi war prinzipiell gewillt, dass Spiel flach zu eröffnen, aufgrund des aggressiven Angriffspressings im 4-4-2 war es ihnen aber kaum möglich bzw. griffen sie ohne Zögern zum langen Ball. Bei den vielen Duellen in der Luft konnte sich Altach aufgrund der körperlich sehr starken Doppel-Sechs Salomon und Zwischenbrugger sehr oft durchsetzen und auch viele zweite Bälle gewinnen.
Altachs Spiel im Ballbesitz
Aufgrund der eher abwartenden Israelis gab es für Altach mehr Möglichkeiten das Spiel kontinuierlich von hinten aufzubauen. Nutz zeigte sich als nomineller Zehner sehr umtriebig und kurbelte den Spielaufbau in tiefen Zonen an, teilweise sogar vor oder in einer Linie mit den Innenverteidigern. Salomon ging für ihn in die Spitze. Die Innenverteidiger Zech und Netzer zeigten eine gute Vorstellung im Spiel mit Ball, blieben auch unter Druck ruhig und scheuten sich nicht davor Tormann Kobras einzubinden. So gelang es den Altachern Mitte der ersten Halbzeit das vereinzelt hohe Anlaufen von Maccabi zu umspielen und gute Chancen vorzufinden.
Es gab auch weitere interessante Staffelungen auf der linken Seite zu beobachten. Galvao spielte links eher hoch und gab die Breite, Dobras kam tief in den linken Halbraum und versuchte im Zusammenspiel mit Nutz nach vorne zu gelangen. Der häufige Ballbesitz wurde durch ein starkes Gegenpressing, speziell in der gegnerischen Hälfte entsprechend abgesichert.
Maccabi verteidigt tief und geduldig
Maccabi agierte erstaunlich passiv und überließ den Altachern weitgehend die Spielkontrolle, in der eigenen Hälfte spielten sie sehr kompakt und diszipliniert. Interessant zu beobachten waren die verschiedenen Umformungen zum 5-4-1, das spätestens 30 Meter vor dem eigenen Tor praktiziert wurde. Oft entstand es dadurch, dass der linke Mittelfeldspieler sich als linker Verteidiger in die Fünferkette eingliederte. Teilweise verblieb der Sechser dann noch für zwei bis drei Pässe vor der Abwehr, wodurch man teilweise auch von 5-1-3-1-Staffelungen sprechen konnte. Das Entscheidende war aber, dass die Kompaktheit immer gegeben war, da stets klug Druck auf den Ball gemacht und versucht wurde, den Ball auf die Flügel zu lenken.
Altach gewinnt die Oberhand und geht als Verlierer vom Platz
Im Laufe des Spiels und speziell in der zweiten Halbzeit konnten die Altacher konstant längere Ballbesitzphasen verbuchen und sich immer wieder in der Hälfte der Israeli festsetzen. Speziell in der zweiten Halbzeit waren die Altacher am Drücker, dieser Umstand war sicher auch dem noch tieferen Abwehrverbund Maccabis geschuldet. Durch die grundsätzliche Aufbaustruktur mit zwei Innenverteidigern und einem Sechser wollte man die Israelis knacken, der Rest der Mannschaft positionierte sich sehr hoch, viele Spieler tummelten sich im Zwischenlinienraum. Im Umkehrschluss bedeute das aber auch, dass die Konterkontrolle nicht mehr vollständig gegeben war, genau so fing man sich dann auch den Gegentreffer ein. Nach einem technischen Fehler konnten drei Maccabi-Spieler auf die Altacher Innenverteidigung zulaufen und den so wichtigen Auswärtstreffer erzielen. Unmittelbar davor ließen die Vorarlberger zwei sehr gute Tormöglichkeiten aus.
Die letzte Viertelstunde war dann ein sehr heftiges Anrennen der Altacher um doch noch ein Unentschieden zu erzwingen. Maccabi blieb aber diszipliniert und ließ kaum Lücken in ihrem Block zu. Den Altachern fehlten die Mechanismen um flach in den Zwischenlinienraum zu kommen und so musste man trotz einer engagierten Leistung ohne Zählbares die Heimreise aus Innsbruck antreten.
Fazit und Ausblick aufs Rückspiel
Trotz der bitteren Niederlage als überlegene Mannschaft lebt weiterhin die Chance auf die Gruppenphase. Gegen die sehr defensive Truppe aus Tel-Aviv war ein Durchkommen schwer. Ob sie in Israel auch so abwartend agieren wird sich weisen. So nahmen sie den Altachern auf alle Fälle ihre größte Stärke – den schnellen Ngamaleu. Die Altacher haben bereits bewiesen, dass sie auswärts überraschen können, mit einem verbesserten Spiel im letzten Drittel und einem etwas günstigeren Spielverlauf ist die Möglichkeit aufs Weiterkommen definitiv gegeben.
Alexander Diridl, abseits.at
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