Im ersten Europacupspiel der Saison 2017/2018 und der 3. Qualifikationsrunde gastierte die zypriotische Mannschaft AEL Limassol bei der Wiener Austria. Die Veilchen hatten nach... Analyse: Austria beißt sich an Limassol die Zähne aus

Im ersten Europacupspiel der Saison 2017/2018 und der 3. Qualifikationsrunde gastierte die zypriotische Mannschaft AEL Limassol bei der Wiener Austria. Die Veilchen hatten nach der deutlichen Niederlage gegen Altach einiges wiedergutzumachen und wollten sich eine gute Ausgansposition für das Rückspiel erarbeiten. Die Zyprer schafften es jedoch die Veilchen in Schach zu halten, wobei diese mit ihrem statischen Spiel – speziell in der ersten Halbzeit- es dem Gegner auch nicht allzu schwer machten. Erst nach einer Systemumstellung zur Halbzeitpause wurde es etwas besser, jedoch reichte es nicht mehr für einen Treffer und eine noch bessere Ausgansposition.

Limassol bringt FAK-Motor von Beginn an zum Stottern

Bei den Violetten kehrte Denker und Lenker Holzhauser nach einer Sperre zurück in die Mannschaft und man formierte sich im gewohnten 4-1-4-1 System. Die Gäste aus Zypern haben den Gastgeber augenscheinlich eingehender analysiert und sich dementsprechend einen passenden Matchplan zurechtgelegt. Man formierte sich gegen den Ball in einer 4-4-2/4-1-2-3 Mischformation, die manchmal sogar wie ein 4-2-4 wirkte. Dabei verzichteten die Gäste auf das anpressen der ersten Aufbaulinie der Austria, zogen sich stattdessen im Umkreis der Mittellinie zurück und lauerten grundsätzlich in einer Raumorientierung auf den Gegner. Dabei ging man durchaus klug und überlegt vor, indem sobald die Veilchen versuchten über das Zentrum das Spiel aufzubauen, sofort die Spieler von hinten angepresst wurden und unter Druck bzw. einem eingeschränkten Sichtfeld zum Rückpass greifen mussten.

Der Fokus lag also klar darauf, das Spiel der Austria über das Zentrum zu verhindern und sie auf die Seite zu locken. Sobald dies geschah, streute Limassol immer wieder klassische Mannorientierungen in ihr Spiel ein, um die Gastgeber auf den Außen festzusetzen und zum Fehler zu zwingen. Aber nicht nur da nutze man die Manndeckung, auch die beiden Achter Holzhauser und Grünwald wurden sehr oft eng verfolgt und hatten damit sichtlich zu kämpfen. Im Ballbesitz formierten sich die Zyprer in einer 4-2-1-3 Anordnung, interessanterweise mit sehr hohen und breiten Flügelstürmern und einem Spielmacher hinter der Spitze. Dabei wirkte das Ballbesitzspiel alles andere als gut strukturiert und stabil, da die Mannschaft quasi in zwei Teile zerrissen wurde. Während die Verteidigung und die beiden zentralen Mittelfeldspieler sich um das Aufbauspiel kümmerten, klaffte zum restlichen Offensivteil der Mannschaft ein großes Loch und offenbarte die schlechten Verbindungen zwischen den Mannschaftsteilen. Aus eben diesem Grund verzichtete die Austria womöglich auf das hohe Attackieren, da man die hohen Bälle auf den großgewachsenen Stürmer und folgende Ablagen mehr fürchtete, als das Kurzpassspiel von Limassol. Sobald sich die Zyprer jedoch mal in höheren Zonen befanden, lautete die Devise – Ab durch die Schnittstelle. Die Flügelstürmer starteten permanent in die Tiefe und lauerten auf die Lochpässe der Mitspieler- woraus auch letztlich die größte Chance der Gäste resultierte. Dies war jedoch recht eindimensional und für eine taktisch gut geschulte Mannschaft insgesamt relativ problemlos zu verteidigen.

Motto der Austria – Vorsicht zuerst!

Die violetten Gastgeber agierten von Beginn weg an diesem Abend wesentlich konservativer und etwas abwartender als gewohnt. Dabei schien in erster Linie ein sauberer Kasten das primäre Ziel zu sein und darauf richtete sich dementsprechend auch das eigene Spiel aus. Man verzichtete auf die einkippenden Außenverteidiger und spielte auch wesentlich seltener vertikal oder diagonal aus der Abwehr heraus als gewöhnlich. Serbest übernahm den Part als abkippender Sechser, der jedoch zu Beginn einige Probleme hatte ins Spiel zu finden und ungewohnte Nachlässigkeiten offenbarte. Dadurch verzichtete man auch relativ bald überwiegend auf das Spiel durch das Zentrum und versuchte über die Flügel nach vorne zu kommen oder auf den Umschaltmoment zu lauern. Aus diesem Grund sollte Spielgestalter Holzhauser auf die Seite ausweichen und enge Situationen mittels seiner technischen Klasse auflösen, oder Räume schaffen bzw. Mitspieler wie Pires freischieben. Doch die Umsetzung haperte und das lag vor allem an der Abwesenheit von einer der üblichen Stärken der Austria- nämlich das Spiel in die Tiefe.

Eines der Ursachen für den mangelnden Tiefgang ist natürlich die Abwesenheit von Venuto und speziell Torjäger Kayode. Letzterer wäre nämlich nahezu prädestiniert für dieses Spiel gewesen. Durch die Mannorientierungen bei Limassol ergaben sich immer wieder riesige Löcher zwischen den Schnittstellen in der Abwehr, die jedoch oft von niemandem angelaufen wurden. Und wenn es doch mal versucht wurde, hatten die Zyprer wenige Probleme Grünwald oder Holzhauser zu verfolgen, da diese nicht gerade zu den schnellsten Spielern gehören. Sie versuchten aber immerhin, die nicht vorhandenen Laufwege von Friesenbichler zu kompensieren, der völlig in der Luft hang und auf verlorenem Posten stand. Durch diese Problematik waren jegliche Versuche Räume zu öffnen eine Herausforderung, welche letztlich in ein statisches Spiel der Veilchen mündete. In Kombination mit der abwartenden Haltung, war das natürlich Gift für das eigene Offensivspiel. Hier und da gab es nämlich die Möglichkeit im ballfernen Halbraum den Gegner aufzureißen, jedoch wäre dafür ein gewisses Risiko von Nöten gewesen, da diese Räume nicht leicht zu bespielen sind und es die Gefahr birgt, nach einem Fehlpass ausgekontert zu werden.

Von daher verwundert es nicht, dass das Offensivspiel der Austria aufgrund der genannten Aspekte nicht in Fahrt kam. Stattdessen häuften sich die langen, aussichtslosen Bälle nach vorne oder man verzichtete gänzlich auf den Ballbesitz und formierte sich geschlossen hinter dem Ball. In dem Fall wurde die Anordnung gegen den Ball zu einem 4-4-2, in welchem sich Grünwald und Holzhauser in der Spitze abwechselten und man meist erst nach der Mittelauflage begann aggressiver zu attackieren. Jedoch war auch die abwartende Spielweise nicht wirklich von Erfolg gekrönt, da die Gäste meist mit vier oder fünf Spielern ihre Angriffe absicherten und dem Umschaltspiel der Veilchen damit vorbeugten. Dadurch plätscherte die Partie in der ersten Halbzeit lange Zeit vor sich hin, da beide Mannschaften nicht in der Lage waren bzw. das Risiko nicht eingehen wollten ein vernünftiges Offensivspiel aufzuziehen. Wesentlich gefährlicher blieben dabei in der ersten Hälfte die Gäste aus Limassol, die zu zwei, drei guten Torchancen kamen.

Umstellung zur Pause verschafft Austria Kontrolle über das Spiel

Nach der Halbzeit nahm Trainer Fink eine Systemumstellung vor und wechselte zur „alten“ 4-2-3-1 Formation. Holzhauser und Serbest sollten von hinten den Spielaufbau ankurbeln, während Grünwald offensiv viel unterwegs war und versuchte die Mannorientierungen der Zyprer auszuhebeln. Dabei wollte man augenscheinlich vor allem die beiden Flügelspieler Pires & Tajouri freischieben, damit diese dann für gefährliche Aktionen und Durchbrüche in der Offensive sorgen konnten. Auch der Spielaufbau wurde angepasst und wesentlich breiter ausgelegt. Die Außenverteidiger rückten etwas weiter nach vorne, während das Quartett Westermann-Filipovic-Serbest-Holzhauser für die tiefe Ballzirkulation zuständig war. Dadurch wurde es für Limassol auch schwerer, den Aufbau der violetten Gastgeber zu stören. Deshalb rückte man auch nach und nach etwas weiter nach hinten und machte die eigene Hälfte dicht. Die Veilchen versuchten nun im kontrollierten Modus nach vorne zu kommen und für den Lucky Punch zu sorgen. In dieser Phase war man dann auch klar überlegen, auch wenn das Abwehrbollwerk der Zyprer schwer zu durchbrechen war und man nicht zu vielen Torchancen kam. Die beste hatte noch Pires, der die hundertprozentige Gelegenheit jedoch kläglich vergab. Die Gäste schienen nun körperlich auch nicht mehr völlig auf der Höhe zu sein und konnten kaum mehr für Entlastung sorgen. Die Austria war zwar bemüht, aber wollte auch nicht das letzte Risiko gehen. Somit blieb es dann auch wenig überraschend bei dem 0:0 Unentschieden.

Fazit

Die Austria tat sich auch im dritten Pflichtspiel der laufenden Saison erneut schwer beim Tore schießen und verpasste damit die Gelegenheit, für eine noch bessere Ausgangsposition im Rückspiel zu sorgen. Dabei versuchte man in ähnlicher Manier wie noch in der vergangenen Saison im Europacup zu agieren, jedoch machte sich die Abwesenheit zweier wichtiger und temporeicher Puzzleteilchen in der Offensive deutlich bemerkbar. Zwar wurde das Spiel nach der Halbzeit etwas besser, jedoch noch lange nicht auf jenem Niveau, das man von den Violetten in der vergangenen Saison öfters zu sehen bekam. Somit erwartet die Veilchen ein im wahrsten Sinne des Wortes „heißes“ Rückspiel in der Hitze auf Zypern, welches definitiv eine Herausforderung sein wird. Allerdings präsentierte man sich gerade auswärts wesentlich stärker im Europacup, weshalb die Chancen auf den Aufstieg ins EL-Playoff nach dem Hinspiel wahrscheinlich auch nicht gesunken sind.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic

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