Am zweiten Spieltag der UEFA Europa-League-Gruppenphase, gastierte der österreichische Vizemeister LASK beim portugiesischen Pokalsieger Sporting Lissabon. Dabei wollten die Linzer nach dem gelungenen... Analyse: LASK verliert unglücklich in Lissabon

 

Am zweiten Spieltag der UEFA Europa-League-Gruppenphase, gastierte der österreichische Vizemeister LASK beim portugiesischen Pokalsieger Sporting Lissabon. Dabei wollten die Linzer nach dem gelungenen Auftakt gegen Rosenborg punktetechnisch nachlegen und sich eine gute Ausgangsposition für ein mögliches Überwintern im Bewerb sichern. Die Oberösterreicher trafen dabei auch auf einen krisengeschüttelten Gegner, der in dieser Saison bislang weit hinter den Erwartungen geblieben ist und mittlerweile zwei Trainerwechsel hinter sich hat. Daher rechnete sich der LASK auch Chancen aus, die Portugiesen besiegen zu können.

LASK-Pressing setzt Gastgebern zu

Der LASK bestritt das Auswärtsspiel bei Sporting Lissabon wie gewohnt mit einer 3-4-3/5-2-3-Grundformation, die sich wie gewohnt sehr flexibel und aggressiv präsentierte. Mit den technisch beschlagenen Gastgebern trafen die Linzer auch auf einen Gegner, gegen den die eigene Spielanlage und Stärken im Pressing natürlich wie angegossen passten. Sporting versucht trotz der unterschiedlichen Trainer, die eigene Vereinsphilosophie zu prologieren und einen gepflegten Ballbesitzfußball aufs Feld zu bringen. Für den LASK war dies natürlich ein gefundenes Fressen und dementsprechend richtete man den Matchplan aus.

Die Linzer positionierten sich zu Beginn mit den drei Angreifern im 5-2-3 gegen den Ball 30 Meter vor dem gegnerischen Kasten. Dabei passte man das eigene Anlaufverhalten präzise auf die gegnerische 4-2-3-1-Formation an, wobei der Spielaufbau der Portugiesen so seine Eigenheiten hatte. Sporting baute nämlich mit einer asymmetrischen Viererkette auf, wo der Rechtsverteidiger tief blieb, während Linksverteidiger Cuna nach vorne schob. Dadurch entstand situativ eine Dreierkette im Aufbauspiel, wobei diese sich über die gesamte Spielfeldbreite des Feldes erstreckte. So agierte Innenverteidiger Mathieu de facto als Linksverteidiger, während 20 Meter weiter im Zentrum sein Abwehrkollege Coates stand.

Der LASK stellte sich präzise darauf ein, indem Rechtsaußen Goiginger in der ersten Pressinglinie sehr breit stand und sich an Mathieu orientierte, während Raguz und Frieser bei der restlichen Dreierkette verblieben. Potenziell öffnete sich durch die sehr breite Positionierung von Goiginger der Passweg ins Zentrum und den Sechserraum der Portugiesen, weshalb von den beiden LASK-Sechsern Holland und Michorl Aufmerksamkeit gefordert war. Sie mussten nachschieben und den Raum füllen, damit Sporting nicht durch das Zentrum und über die Sechser nach vorne aufbauen konnte. Potenziell lauerte durch diese Vorgehensweise allgemein auch eine Gefahr für den LASK, da die zwei eigenen Sechser gegen die drei zentralen Mittelfeldspieler von Sporting in Unterzahl agierten. Speziell Sporting-Kapitän und Schlüsselspieler Bruno Fernandes bekam dadurch sehr viele Freiheiten und konnte sich ungestört im Zwischenlinienraum bewegen.

Die potenziellen Möglichkeiten von Sporting, wusste der LASK jedoch sehr geschickt zunichte zu machen. Die absurd breite und instabile Aufbaukette von Sporting nutzte man im Pressing aus, indem mit Goiginger und Ranftl auf der rechten Seite zwei Spieler bei gegnerischem Aufbau aggressiv attackierten und auf Ballgewinne spekulierten, um dann im Anschluss nach den Balleroberungen die großen Löcher der Gastgeber zu bespielen.

Das gelang dem LASK beim 1:0-Führungstreffer auf mustergültige Art und Weise, als man Innenverteidiger Mathieu unter Druck setzte und zu einem Fehlpass zwang, wodurch man Raguz völlig freistehend im Zentrum freispielen konnte und dieser wunderschön zum 1:0 traf. Dieses Muster sah man in der Anfangsphase dieses Spiels öfter und der LASK konnte mehrmals den Gegner erfolgreich auf den Flügel leiten, wo man speziell Innenverteidiger Mathieu zu einigen Fehlern zwang und dadurch zu sauberen Ballgewinnen in der gegnerischen Hälfte kam. Des Weiteren kam Sporting-Kapitän Bruno Fernandes überhaupt nicht ins Spiel, da es der LASK verstand, die flachen Passwege zu ihm durch das geschickte Anlaufverhalten und die Positionierung der fünf „offensiveren“ Spieler bereits im Vorhinein zuzustellen und ein Bespielen des Zentrums nicht zu ermöglichen.

Der LASK belohnte sich damit für eine gute Anfangsphase, in der man für viele gute Ballgewinne sorgte und zu einigen guten Torchancen kam, weshalb Sporting überhaupt nicht ins Spiel fand. Im Gegenteil, die Portugiesen streuten mit Fortdauer immer mehr lange Bälle ein und rückten von ihrer eigenen Spielanlage aufgrund der Unterlegenheit ab, die gegen die kopfballstarke Verteidigung der Linzer natürlich ein gefundenes Fressen waren. Dadurch konnten die Oberösterreicher die Angriffsversuche der Gastgeber einfach verteidigen und ließen bis auf einige Standards nichts auch nur in der Nähe des Tores zu.

Auch in der Offensive tat der LASK den Gastgebern fortlaufend weh, da man vor allem über die Flügel immer wieder Durchbrüche kreieren konnte. Durch die weitaufrückenden Flügelverteidiger Ranftl und Potzmann konnte man gegen die portugiesischen Außenverteidiger konstant eine Überzahlsituation kreieren und diese dann auch einige Male zu gefährlichen Situationen nutzen.

Einzig die Verwertung dieser Situationen ließ etwas zu wünschen übrig, denn der LASK hätte bei mehr Genauigkeit wesentlich mehr Kapital daraus schlagen können. So blieb es letztlich bei der knappen 1:0-Halbzeitführung, auch wenn der LASK das Spiel klar dominierte.

Fünf Minuten des Schreckens

Nach dem Wiederanpfiff ging es für den LASK in einer ähnlichen Tonart weiter. Man presste weiterhin gut und kam auch in der Offensive zu einigen guten Gelegenheiten, um die Führung weiter auszubauen. Sporting reagierte bereits in der Halbzeitpause und stellte um, weshalb man u.a. von der Harakiri-Aufbautaktik Abstand nahm und den Unsicherheitsfaktor Neto aus der Abwehr herausnahm. Man stellte sich nun etwas genauer auf den LASK ein, versuchte kompakter zu stehen und eine bessere Positionierung im Kampf um den ersten und zweiten Ball zu gewährleisten. Sporting-Kapitän Bruno Fernandes blieb enger an der eigenen Sturmspitze dran, um die Abpraller aufzusammeln und wich mehr auf den Flügel aus, um dadurch besser in das Spiel zu finden.

Durch die kompaktere Formation und die vermehrten langen Bälle, lud Sporting die Linzer nicht mehr ins Pressing ein, wodurch der LASK zu weniger hohen Ballgewinnen kam. Das war jedoch kein großes Problem, da man durch die eigene Lufthoheit nicht Gefahr lief, von Sporting bedroht zu werden. Doch dieser Rückschluss sollte sich letztlich als falsch erweisen und dem LASK letztlich teuer zu stehen kommen. Die Gastgeber sollten innerhalb von nur fünf Minuten das Spiel vollkommen auf den Kopf stellen und es zu ihren Gunsten drehen. Zunächst erzielte Sporting nach einem Eckball den überraschenden Ausgleichstreffer, der aus dem sprichwörtlichen Nichts kam.

Das war schon eine große Überraschung, da der LASK nahezu keine Gegentreffer aus Eckbällen erhält und die Raumverteidigung mit den vielen kopfballstarken Spielern normalerweise exzellent funktioniert. Doch in dieser Situation kam Kapitän Trauner einen Schritt zu spät, weshalb Luiz Phellype frei zum Kopfball kam und das 1:1 erzielte. Doch es sollte noch dicker für die Linzer kommen: Nach einem langen Ball gewannen die Portugiesen den Kampf um den zweiten Ball, Sporting-Kapitän Bruno Fernandes konnte sich auf den Flügel davonstehlen und via Innenstange nur wenige Minuten nach dem Ausgleich das 2:1 für die Gastgeber besorgen.

Für den LASK war das verständlicherweise ein großer Schock, denn obwohl man weite Teile dieses Spieles klar dominierte und kontrollierte, musste man zwei Gegentreffer aus Situationen hinnehmen, die normalerweise die Paradedisziplin der Linzer darstellen. Damit war der österreichische Vizemeister nun gefragt, gegen einen tiefstehenden Gegner für spielerische Lösungen zu sorgen. Sporting zog sich nämlich mit der Führung im Rücken in die eigene Hälfte zurück und verteidigte mit Mann und Maus den eigenen Strafraum, um auf mögliche Konter zu lauern und das Ergebnis über die Zeit zu bringen.

Der LASK warf natürlich alles nach vorne und versuchte mit dem Mute der Verzweiflung zumindest den Ausgleich zu erzielen, um nicht mit leeren Händen die Rückreise antreten zu müssen. Man agierte nun konstant aus der 3-4-3-Formation heraus, wobei diese öfter den Anschein einer 3-2-5-Anordnung hatte, da die beiden Flügelverteidiger weit aufrückten und Breite gaben, womit man versuchte das Spielgeschehen in der gegnerischen Hälfte zu halten. Das gelang auch und die Oberösterreicher konnten sich in der zweiten Halbzeit ein klares Plus in der Ballbesitzstatistik erarbeiten und die Portugiesen unter Druck setzen. Eine Chancenflut kam zwar dabei nicht heraus, aber dafür einige gefährliche Situationen. Die beste Möglichkeit vergab der eingewechselte Klauss, der freistehend aus wenigen Metern zu schwach und zu zentral aufs Tor schoss, weshalb der Torhüter diesen Ball festhalten konnte.

In der Schlussphase fehlte es dem LASK an der letzten Genauigkeit beim letzten Pass und der allgemeinen Durchschlagskraft, weshalb man einige aussichtsreiche Situationen leichtfertig liegen ließ und nicht in mehrere Torchancen ummünzen konnte. Daher blieb es bei der bitteren 1:2-Niederlage und der LASK stand letztlich mit leeren Händen da.

Fazit

Es war zweifellos ein äußerst bitterer Abend für den LASK. Man legte im schwierigen Auswärtsspiel beim portugiesischen Traditionsverein zwar eine tolle Vorstellung ab, dominierte weite Strecken der Partie und kam zu zahlreichen Torchancen, nur um letztlich doch als Verlierer vom Platz gehen zu müssen. Ausschlaggebend dafür waren nur fünf Minuten, in denen man unachtsam agierte und sich mehr oder weniger mit den eigenen Waffen besiegen ließ, was einen besonders bitteren Nachgeschmack hinterlässt. Nichtsdestotrotz kann der LASK auf diese Leistung aufbauen und mit Zuversicht in die nächsten Aufgaben gehen. Wenn man in den kommenden Spielen erneut so eine Leistung auf den Platz bringt, stehen die Chancen auf ein Überwintern in der Europa League recht gut.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic