Analyse: Salzburg bezwingt Celtic
Europa League 5.Oktober.2018 Dalibor Babic 0
Am zweiten Spieltag der Europa-League-Gruppenphase empfing der österreichische Meister Salzburg den schottischen Titelträger Celtic zum Duell. Die Salzburger wollten dabei nach dem furiosen 3:2-Auswärtserfolg in Leipzig die nächsten drei Zähler einfahren und sich eine optimale Ausgangsposition für den Aufstieg in die nächste Phase verschaffen. Die Chancen standen im Vorfeld auch gut, denn der schottische Meister Celtic befindet sich aktuell in keiner guten Phase und hinkt in der Meisterschaft den eigenen Ansprüchen hinterher. Daher war der Ausflug nach Salzburg ein willkommener Anlass, um sich für die Meisterschaft Selbstvertrauen zu holen.
Celtic überrascht mit Formation
Der schottische Meister Celtic Glasgow spielt unter Trainer Rodgers alles andere als klassisch britisch. Im Gegenteil, Celtic pflegt sogar einen ziemlich ballbesitzorientierten Stil und versucht über einen gepflegten Fußball zum Erfolg zu kommen. Daher war es spannend im Vorfeld, ob man sich diese Spielanlage auch gegen das starke Pressing der Salzburger zumutet, oder ob man die eigene Spielphilosophie adaptiert und etwas davon abrückt. Letztendlich sollte es eine Mischform werden. Zunächst einmal präferieren die Schotten von der Grundordnung her grundsätzlich meist ein 4-2-3-1/4-3-3 System, mit nur einer Sturmspitze. Gegen Salzburg entschied sich Trainer Rodgers jedoch für zwei Stürmer, weshalb man annahm, Celtic würde mit einem 4-4-2 auflaufen, was auch in der Grafik vor dem Spiel so präsentiert wurde. Die Lage auf dem Feld stellte sich dann allerdings anders dar. Da der eigentliche Flügelspieler Forrest sehr tief verteidigte und sich zumeist in der Abwehr aufhielt, wurde aus dem 4-4-2 die meiste Zeit de facto ein 5-3-2.
Der Matchplan war dabei relativ klar, da man aus gutem Grund mit einer Fünferkette aufläuft. Die eigene Hälfte bzw. der Strafraum sollten dicht gemacht und den Salzburgern keine relevanten Räume gestattet werden. Mit der massiven Fünferkette und drei zentralen Mittelfeldspielern davor, hatte man von Haus aus bereits acht Feldspieler, die sich vordergründig auf die Arbeit gegen den Ball und das Verschließen der Räume konzentrieren sollten. Aber auch die beiden Stürmer standen nicht nur vorne herum, sondern beteiligten sich aktiv am Defensivverbund. Während Griffiths sich meist am Sechser der Salzburger Samassekou orientierte, versuchte der andere Angreifer Edouard den Passweg ins Zentrum zu verschließen und so verteidigten auch die beiden Stürmer sehr tief. Die Aufteilung der Schotten kann man beim ersten Bild gut erkennen:
Salzburg im Spielaufbau, Celtic formiert sich tief in der eigenen Hälfte zu einem kompakten und klaren 5-3-2 Block und versucht die Räume eng zu halten.
Das Verteidigungsmuster war dabei klar. Die Innenverteidiger der Salzburger wurden in Ruhe gelassen und nicht attackiert, stattdessen versuchte man den Sechser der Bullen aus dem Spiel zu nehmen, aber auch der ballnahe zentrale Mittelfeldspieler der Schotten sollte sich am nächsten Gegenspieler mannorientiert verhalten (was der gelbe Strich auf dem Bild symbolisiert), bzw. sollte man sich allgemein in Ballnähe an den Gegenspielern orientieren, aber dennoch die Position im Zentrum so gut es geht halten und sich nicht herausziehen lassen, um Salzburg auf den Flügel zu drängen. Der Fokus lag also darauf, den Zwischenlinienraum eng zu halten, die letzte Linie mit einer Fünferkette zu verschließen, aber auch aktiv aus der Abwehr mal herauszustechen und zu attackieren.
Interessant war aber auch, dass Celtic durchaus versuchte, sein Spiel dann doch gewissermaßen durchzuziehen und flach von hinten herauszuspielen. Um dies zu bewerkstelligen, formierte man sich im eigenen Ballbesitz zu einem 3-5-2 und baute mit einer Dreierkette auf, die sehr breit stand und auffächert. Dadurch hatte man schon nummerisch einen Vorteil gegen die nominellen zwei Angreifer der Bullen, den man auch ab und zu ausspielen konnte. Dass dies gelang, hing auch daran, dass sich auch die zwei Sechser recht tief fallen ließen und versuchten sich freizulaufen. Wenn aber durch das Pressing der Salzburger der Druck zu groß wurde, hatte man noch einen Plan B parat, der auch bereits nach wenigen Minuten aufgehen sollte.
Durch die zwei Stürmer an vorderster Front, hatten die Schotten nämlich gegen die pressenden Salzburger Gleichzahl mit den beiden Innenverteidiger. Die Bullen haben zwar Erfahrung mit solchen Situationen und können dies auch verteidigen, doch beim 0:1 sah man die Gefahr bei eben solchen Situationen, wie das nächste Bild trefflich zeigt:
Szene im Vorfeld des 0:1, Salzburg versucht vorne Druck auszuüben, geht also ins Pressing und rückt auf, weshalb die beiden Innenverteidiger gegen die beiden Stürmer in Gleichzahl geraten. Celtic schlägt einen langen Ball nach vorne, Ramalho begeht einen Stellungsfehler und schon steht es 1:0 für Celtic.
Mit der Führung im Rücken konnten sich die Schotten nun klarerweise nach hinten zurückfallen und den österreichischen Meister kommen lassen. Die Salzburger übernahmen dann auch die Kontrolle über das Spiel und kamen auf viel Ballbesitz. Man begann mit der gewohnten 4-3-1-2 Formation, da man die Schotten wohl auch eher mit dem klassischen 4-2-3-1 erwartete. Das merkte man speziell beim Anlaufen des Gegners, da die beiden Stürmer der Salzburger sich an den nominellen beiden Innenverteidigern orientierten, aber auch Abwehrspieler Lustig in seiner umfunktionierten Rolle als dritter Innenverteidiger tief blieb und Celtic dadurch in der Aufbaulinie Überzahl hatte. Es kam jedoch rasch die Anpassung und das Trainerteam der Bullen reagierte entsprechend, weshalb sich nun die beiden Stürmer in den Schnittstellen zwischen den Halb- und Innenverteidiger positionierten und dann im Bogen nach innen anliefen, sobald der mittlere Innenverteidiger den Ball bekam.
Doch da man die meiste Zeit sowieso im Ballbesitz war, war die Arbeit gegen den Ball meist nur in Form vom Gegenpressing gefragt, die wie gewohnt sehr griffig und stabil vonstatten ging. Gegen den tiefstehenden Block der Schotten galt es daher Lösungen zu finden, um gefährlich in den Strafraum einzudringen. Doch die Salzburger taten sich im ersten Durchgang sichtlich schwer damit. Es gab zwar viele Positionswechsel, man versuchte sehr variabel zu agieren, probierte es sowohl über den Flügel, als auch das Zentrum und speziell Wolf agierte sehr umtriebig und tauchte überall auf, um sich als Kombinationspartner anzubieten, jedoch konnte man das Abwehrbollwerk des Gegners dennoch kaum knacken. Einerseits lag es daran, dass die Schotten ihre Sache gut machten und viele Situationen bereinigen konnten, andererseits gab es bei der offensiven Dreierreihe der Bullen noch Abstimmungsprobleme im Positionsspiel. Man versuchte sich viel fallenzulassen und auszuweichen, um sich den Ball zu holen und anspielbar zu werden, jedoch passte das Timing nicht immer und das ging oft auf Kosten der Präsenz in der letzen Linie des Gegners. Die besten Szenen hatten die Salzburger meist, sofern sich die Dreierreihe in der letzten Linie geduldig aufhielt und die Fünferkette nach hinten drückte, somit Platz frei wurde für die Mitspieler dahinter. Doch die waren zu selten, weshalb man mit einem 0:1 Rückstand in die Halbzeit ging.
Salzburg brennt ein Feuerwerk ab
Nach dem Wiederanpfiff zur zweiten Halbzeit gab es auf Seiten von Celtic durch die 1:0-Führung klarerweise keinen Grund Umstellungen vorzunehmen und etwas am Matchplan zu ändern. Auf der anderen Seite legten aber die Salzburger sichtlich noch einen Gang zu und Trainer Marco Rose schien die richtigen Worte in der Kabine gefunden zu haben. Dadurch konnte man von Anfang an einen unheimlichen Druck auf Celtic aufbauen und den Gegner in der gegnerischen Hälfte einschnüren und unaufhörlich bespielen. Man hatte daher kurz nach Wiederbeginn bereits die Riesenchance durch Dabbur auf den Ausgleich, jedoch scheiterte der Israeli am Torhüter der Gäste. Kleine Anpassungen wurden darüber hinaus auch ersichtlich, so rückte Kapitän Ulmer nicht mehr beständig ganz nach vorne, sondern hielt sich etwas tiefer auf, während stattdessen die drei Angreifer abwechselnd viel auf die linke Seite auswichen. Darüber hinaus versuchte man nun auch die Präsenz in der letzen Linie des Gegners zu erhöhen und diese nach hinten zu drücken, agierte beim fallenlassen etwas geduldiger und achtete auf das richtige Timing, damit der Gegner diese Bewegungen nicht so einfach verteidigen konnte, attackierte aber auch vermehrt die Tiefe und versuchte dadurch Räume für die Mitspieler zu öffnen.
Diese Adaptionen des Trainerteams führten dann auch rasch zum Erfolg. Der Treffer zum 1:1-Ausgleich fiel bereits nach einer Koproduktion zwischen den drei Angreifern, die gemeinsam den Strafraum besetzen und in der letztlich Stürmer Dabbur nach einer Hereingabe von Wolf den Ball über die Linie beförderte. Dies war den dringend benötigte Dosenöffner und die Bullen erhöhten mit dem Rückenwind des Treffers noch einmal die Schlagzahl. Der Trainer der Gäste versuche noch gegenzusteuern und brachte mit Sinclair eine frische Offensivkraft, die für Entlastung sorgen sollte, doch auch dieser Wechsel änderte nichts am Schicksal der Celtic-Mannschaft. Es dauerte nämlich nicht lange , bis die Salzburger den nächsten Treffer nachlegten und damit das Spiel drehten. Ausschlaggebend dafür war eine weitere Adaption des Trainers der Gastgeber, die sich bezahlt machte. Durch die tiefere Rolle von Ulmer, konnte dieser immer wieder dynamisch von hinten nachstoßen und für Gefahr sorgen, was man im Vorfeld des Treffers zum 2:1 gut sehen konnte:
Szene unmittelbar vor dem 2:1, der Ball kommt zu Schlager, „Zehner“ Wolf weicht davor schon auf die linke Seite aus und startet aus einer breiten Position in die Tiefe und attackiert die Schnittstelle, weshalb der rechte Flügelverteidiger den Laufweg mitgeht, dadurch aus seiner Position gezogen wird und nun Kapitän Ulmer in den geöffneten Raum vorpirscht, um völlig freistehend die Flanke auf Minamino anzubringen, der das Tor erzielt.
Mit der Führung im Rücken ließ es sich für die Bullen naturgemäß nun noch leichter spielen und man zirkulierte den Ball in den eigenen Reihen und ließ den Gegner laufen, weshalb Celtic auch weiterhin keinen Zugriff auf die Partie bekam und nur selten in die gegnerische Hälfte vordrang. Wenig später kam es sogar knüppeldick für die Schotten, denn Flügelverteidiger Forrest brachte Ulmer nach einem simplen langen Ball in die Tiefe und einem Stoppfehler des Schotten im Strafraum zu Fall, weshalb der Flügelverteidiger mit Rot vom Platz flog. Dabbur übernahm die Verantwortung und stellte vom Elfmeterpunkt auf 3:1 und markierte damit die Vorentscheidung. Mit der komfortablen Führung und einer nummerischen Überzahl hatten die Salzburger dann klarerweise kein Problem mehr die Partie heimzuspielen, wobei auch bei Gleichzahl Celtic in der zweiten Halbzeit bereits völlig abgemeldet war. Der eingewechselte Junuzovic traf dann nach einer schönen Kombination noch die Stange, deshalb blieb es letztlich beim 3:1 und die Bullen fuhren die nächsten drei Punkte ein.
Fazit
Der Erfolgslauf der Salzburger geht auch gegen den zweiten Gruppengegner und schottischen Meister Celtic weiter. Dabei begann die Partie ziemlich ungünstig aus Sicht der Bullen und man musste quasi von Anfang an einem Rückstand hinterherlaufen. Nachfolgend schnürte man den Gegner bereits in der ersten Halbzeit hinten ein und ließ ihn kaum über die Mittellinie nach vorne kommen, jedoch haperte es noch an der letzten Durchschlagskraft und an zwingenden Torchancen. In der zweiten Halbzeit und mit einigen Anpassungen im Gepäck wurde dann auch dieses Problem gelöst und die Salzburger rollten wie eine Lawine über den Gegner, ließen ihm keine Luft zum Atmen und setzten Celtic unaufhörlich unter Druck, was auch ziemlich rasch belohnt wurde und man mit einem Doppelschlag das Spiel drehen konnte. Danach legte man sogar noch einen weiteren Treffer nach und mit dem 3:1 und der roten Karte war die Partie letztlich in trockenen Tüchern.
Die Bullen zeigten in diesem Spiel einmal mehr ihre Reife und ihre hohe Qualität. Man präsentierte sich anpassungsfähig und variabel, baute unheimlich viel Druck auf und agierte so dominant, wie man es von einer Spitzenmannschaft erwarten würde. Und dass die aktuelle Mannschaft mittlerweile zu den besten Teams in Europa zählt, ist spätestens seit der letzen Europa-League-Saison wohl eine Tatsache und zeigt sich bislang auch in dieser aktuellen Spielzeit. Daher könnten die Salzburger auch in dieser Saison weit in der Europa League kommen, das Potenzial dazu steckt zweifellos in der Mannschaft und ist nicht zuletzt dem tollen Trainerteam rundum Marco Rose zu verdanken.
Dalibor Babic, abseits.at
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