Analyse: Salzburgs Niederlage gegen den FK Krasnodar
Europa League 16.September.2016 David Goigitzer 0
RB Salzburg traf gestern in der Europa-League-Gruppenphase auf den FK Krasnodar. Wir sehen uns die 1:0-Niederlage gegen die Russen genauer an!
Prinzipielle Ausrichtungen
Die Salzburger richteten ihr Mittelfeldpressing im 4-1-4-1 aus, Upamecano gab den alleinigen Sechser vor der Abwehr. Die dreifache Besetzung des zentralen Mittelfelds sollte die Zentrumshoheit Krasnodars mit ihrem 4-3-3 ausgleichen. Soriano orientierte sich meist an Kaboré oder stellte ihn zumindest in den Deckungsschatten. Wenn er nicht anspielbar war, rückte meist ein Achter dynamisch aus der Formation, um den ballführenden Krasnodar-Spieler zu attackieren. Dieses Aufrücken wurde jedoch nie wirklich balanciert oder aufgefangen, sodass Krasnodar durch zurückfallende Stürmer versuchte in die entstandenen Löcher Pässe zu fordern. Diese Bewegungen wurden mannorientiert von den Außenverteidigern verfolgt, was zwar auch seine Risiken birgt, jedoch nicht von Krasnodar genutzt wurde.
Im Aufbau stellte man sich in einem 4-2-3-1 auf, der Flügelfokus, den es im 4-4-2 oft gab, war nicht mehr so stark wie sonst. Dadurch, dass man mit Upamecano einen tieferen Sechser hatte, sah man sowieso öfters 4-3-3 Staffelungen. Minamino und Lazaro sind weniger geradlinige Spieler als zum Beispiel Wanderson, die beiden sind kombinativer, rücken ein und besitzen prinzipiell mehr Diagonalität in ihrem Spiel. Deswegen sah man nach Ballgewinnen der Salzburger zwar Schnellangriffe, jedoch weniger individuell fokussierte, sondern schnelle Kombinationen, bei denen Soriano immer wieder passend unterstützte.
Die Russen pressten ebenfalls im 4-1-4-1 und versuchten die Salzburger sehr früh am Spielaufbau zu stören. Mit Mannorientierungen im Mittelfeld und intensiven leitenden Läufen zu dritt auf die erste Salzburger Aufbaulinie konnte man die Gastgeber meist zum hohen Ball zwingen, oder zumindest sehr schnell auf die Flügel leiten, wo die Red Bull Spieler eingekesselt wurden und öfter als es ihnen lieb war den Ball verloren. Der erste Pressingwall Krasnodars war jedoch nicht immer optimal abgesichert, weshalb man nach Schnellangriffen der Salzburger Probleme hatte, wenn die erste Aufbauphase schadlos überstanden wurde.
Krasnodar baute meist im 3-4-3 auf, mit Kaboré zwischen die Innenverteidiger abkippend. Kam der Ball in höhere Zonen, dann rückte der alleinige Sechser wieder mit auf um anspielbar für Verlagerungen zu sein. Das Abkippen tat er jedoch nicht konstant sondern meist nur, wenn Salzburg intensiver mit einem Achter als zweite Spitze attackierte. Ansonsten zeigten die Krasnodar-Verteidiger ein gutes Aufbauspiel, die oft die vertikale Anspielstation suchten und bisweilen auch fanden. Oft kombinierte man sich zu Beginn auf die Flügel, um von dort wieder schnell auf die andere Seite zu verlagern und dort den Angriff fortzuführen.
Ausgeglichene erste Halbzeit
Krasnodar hatte prinzipiell mehr vom Ball und zeigte meist auch ein geordnetes Aufbauspiel. Die Innenverteidiger fanden immer wieder Pässe in den Zwischenlinienraum, auch Sechser Kaboré spielte einige starke Bälle auf seine Stürmer. Einige Male kamen jene Vertikalpässe jedoch unsauber, sodass Folgeaktionen schwer waren, der Dreiersturm Podberezkin, Smolov und Joaozinho hatte bisweilen Probleme bei der Ballkontrolle, dies lag auch an der mannorientierten Verfolgung der Salzburger. Bessere Gegner könnten die Folgeaktionen wahrscheinlich besser ausführen und Räume durch entstandene Mannorientierungen nutzen. So konnte Salzburg jedoch die Russen weitestgehend von ihrem eigenen Strafraum fern halten.
Die Salzburger hingegen fanden Upamecano nur selten und mussten oft zum hohen Ball greifen, der meist nichts einbrachte. Effektiver Aufbau war jedoch selten, außer wenn man schnelle Verlagerungen über die Abwehrkette spielte und die kompakt verschiebenden Russen auf der ballfernen Seite erwischen konnte. Jene Verlagerungen wurden jedoch selten oder gar nicht gespielt, weshalb man sich oft auf einer Seite festspielte und keinen richtigen Angriff fahren konnte. In Minute 37 kamen dann die dominanten Gäste aus Krasnodar zu ihrer ersten Großchance, welche sie auch sofort nutzten. Ein Einwurf von Krasnodar wurde nicht richtig abgewehrt, sprang am Boden auf und über beide Salzburger Verteidiger, Joaozinho nutzte diese Verwirrung und traf aus 15 Metern ins Tor. Die Defensive der Mozartstädter hatte hier einen Aussetzer gezeigt.
Bis zur Halbzeit verlief das Spiel wieder schleppend, so wie es auch vor dem 1:0 war.
Aktivere Salzburger
Nach der Pause agierten die Salzburger deutlich höher, zwar presste man generell noch eher im Mittelfeld, baute jedoch immer wieder klug einige Druckphasen ein und konnte Krasnodar deutlich besser stören als dies noch in der zweiten Halbzeit der Fall war. Vor allem Berisha unterstützte nun mehr im Pressing, weshalb man öfter das bekannte 4-4-2 im Pressing der Salzurger sah. Die Angriffe wurden nun auch direkter vorgetragen, man suchte schneller die Vertikale. So fand man zwar öfter freie Räume vor, jedoch agierte man als Mannschaft weniger kohärent als in Halbzeit eins, zu oft gab es keine Absicherung der Angriffe, weil die Abwehr nicht mit aufgerückt war und deswegen das Gegenpressing leicht auszuspielen war. Dennoch war man nun die spielbestimmende Mannschaft und Krasnodar kam zwar aufgrund der erwähnten fehlenden Absicherungen immer zu Kontern, die sie jedoch selten fertig zu spielen wussten. Zudem blieb Salzburg meist mit zumindest vier Leuten hinten und konnte so den Strafraum effektiv verteidigen.
Die großen Torchancen fanden die roten Bullen dennoch nicht vor. Es fehlten, wie schon seit letzter Saison, die letzte Durchschlagskraft, zu oft ließ man sich auf die Flügel lenken und die Hintermannschaft der Russen konnte geschickt das Tempo aus den Angriffen nehmen.
Eine große Chance ergab sich für die Salzburger jedoch auf andere Art und Weise: In Minute 72 erhielt Petrov aufgrund eines zu langsam ausgeführten Einwurfes die Gelb-Rote Karte. García reagierte sofort und brachte Dabbur für Samassekou. Der Israeli sollte für mehr Druck und Durchschlagskraft in der Offensive sorgen, er situierte sich meist im rechten Halbraum. Die Russen, die nun auf 4-4-1 umgestellt hatten, blieben jedoch kompakt in Horizontale und Vertikale und verschlossen die Mitte, sodass Salzburg keine Chance mehr hatte den Ausgleich zu erzielen.
Fazit
Wie immer unter García: Salzburg defensiv zwar mannorientiert, jedoch prinzipiell fehlerlos und man konnte den Gegner weitestgehend vom eigenen Tor fern halten. Fehler wie vor dem 1:0 Krasnodars dürfen zwar nicht passieren, jedoch war dies ein zu großer Zufall, um dies jetzt hochzustilisieren. Wichtig zu erwähnen ist jedoch die offensive Harmlosigkeit Salzburgs, die sich schon seit Monaten hinzieht und ihnen in solch wichtigen Spielen öfters noch den Zahn ziehen wird, sofern dieses Problem nicht behoben wird.
David Goigitzer, abseits.at
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David Goigitzer
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