Villarreal gehört zurzeit zu den stärksten Mannschaften in Europa, keine der großen Mannschaften in Spanien konnte diese Saison im „El Madrigal“ gewinnen. Auch Liverpool kam mit leeren Händen wieder nach Hause. Wie Villarreal dieses knappe Spiel gewann, in der Analyse.
Prinzipielle Ausrichtungen
Liverpool agierte sowohl im Pressing, als auch bei eigenem Ballbesitz in einem teilweise sehr breiten 4-3-3. Lucas Leiva war Ankerpunkt im Mittelfeld und sollte als alleiniger Sechser das Spiel mit den breit auffächernden Kolo Touré und Dejan Lovren aufziehen. Die Flügelstürmer waren diesmal von Mittelfeldspielern besetzt, weshalb auch viel rochiert wurde, vor allem zwischen Allen und Milner gab es teilweise Positionswechsel, wo Milner auf den Flügel lief und diesen überlud. Vertikalität war oberstes Gebot, man suchte stets den Pass in die Tiefe, was ein, zwei Mal in den ersten paar Minuten auch gelang und man Villarreals prinzipiell dichtes Konstrukt bespielen konnte, wenngleich keine großen Chancen dabei rauskamen.
Im Pressing agierte man wie bereits gewohnt mit situativen Mannorientierungen um den Zugriff zu erleichtern. Ballfern rückte der Flügelstürmer oft auf die Höhe der Mittelfeldreihe, ballnah schob er natürlich nach vorne. In tiefen Zonen presste man meist in einem klaren 4-5-1.
Villarreal trat im gewohnten 4-4-2 an, welches vor allem im Pressing wie so oft schon sehr rigide ausgeführt wurde. Die Stürmer sollten den Weg zum Sechser abdecken, was größtenteils auch gelang, weshalb Lucas Leiva öfter auch abkippte. Man wollte Liverpool auf die Seite drängen und dort einkesseln, weshalb man immer wieder mit Pressingfallen agierte, wo einer der Innenverteidiger für eine Verlagerung bewusst frei gelassen wurde, damit er dann zum Außenverteidiger spielen würde. So konnte man ein paar Mal den Ball gewinnen oder zumindest den Ballvortrag erheblich erschweren.
Im eigenen Ballbesitz schoben die Außenverteidiger breit und meist auf eine Höhe mit den beiden Sechsern, die sich oft auf gleicher Höhe im Zentrum anboten. Diese Bewegungen von Sechser und Außenverteidiger boten Räume für die Flügelstürmer, die sich der Situation entsprechend, entweder breit oder einrückend positionierten. Zum Beispiel, wenn die ballnahen Achter nach vorne pressten und sich somit ein Raum ergab, in dem man sich anbieten konnte.
Villarreals verlässliche Viererkette
Die Defensive ist Villarreals Prunkstück, und gegen Liverpool bot vor allem die Abwehrkette eine herausragende Leistung. Die Liverpooler konnten sich nämlich öfters mit schnellen, kurzen Kombinationen durch das Mittelfeld spielen, am Strafraum war jedoch Schluss. Die vielen versuchten Hereingaben und Flanken konnten durch die hervorragende Strafraumverteidigung meist entschärft werden. Das Deckungsverhalten von Victor Ruiz und Bailly war herausragend, trotz der schwierigen Aufgabe mit einer falschen Neun als Gegenspieler löste man diese vortrefflich im Zusammenspiel mit den Vordermännern, die natürlich auch die Passwege in den Zwischenlinienraum immer wieder geschickt abzudecken wussten. Villarreal zeigte sich mit Fortlauf der Spielzeit als die kontrollierende Mannschaft, wenngleich Liverpool mit hohem Tempo in ihren Angriffen und Kombinationen, sowie vielen Flanken zumindest optisch gefährlich war.
Liverpools Mannorientierungen bescherten ihnen vor allem auf den Flügeln Probleme, die Außenverteidiger oder die zentralen Mittelfeldspieler vorderliefen Denis Súarez und Jonathan dos Santos immer wieder, woraufhin die Liverpooler Flügelstürmer verfolgen mussten. Dies gab den Flügelstürmern Platz für diagonale Dribblings, in der Phase um Minute 21-22 herum wurde dies besonders deutlich. Hier zeigte Villarreal immer wieder Freilaufbewegungen, die die Mannorientierung ausnutzten. Um mehr Stabilität zu bekommen passte Klopp dann Mitte der zweiten Halbzeit auch auf ein 4-1-4-1 an. Villarreal versuchte mit vielen hohen Verlagerungen das Einrücken der ballfernen Flügelstürmer zu bespielen, durch das gute Timing der Liverpooler Außenverteidiger war dies jedoch selten von Erfolg gekrönt. Die Gäste konnten im nachfolgenden Gegenpressing ihre Entwicklung zeigen und in manchen Situationen auch den Ball wieder zurück gewinnen. Die Angriffe mussten jedoch meist über die Außen vorgetragen werden, da wie oben bereits beschrieben, die Spanier den Zwischenlinienraum geschickt zu versperren wussten.
Egal wie dicht du bist, Villarreal ist dichter: Milner hat keine passenden Anspielstationen
Allen, Coutinho, Lallana und Firmino boten sich zwar immer wieder an, kamen jedoch in dieser Zone kaum zur Geltung. Auf der Gegenseite liefen die Kombinationen zwar flüssiger, Bakambu kam jedoch kaum hinter die Abwehr, Liverpools Viererkette verteidigte geschickt und ließ Bälle in die Tiefe gar nicht erst ankommen. So blieb die erste Halbzeit komplett torlos.
Der zweite Durchgang
Auch in Halbzeit zwei hatte Liverpool Durchbruchsprobleme, Ibe konnte die wenigen Durchbrüche, die Coutinho mit Dribblings generierte, nicht duplizieren. Villarreal wurde zunehmend gefährlicher über Konter, aus ihrer recht tiefen Abwehrposition konnten sie nach Ballgewinnen mit dem schnellen Bakambu umschalten, Suárez und dos Santos boten sich mit Läufen in den Halbräumen ebenfalls oft in die Tiefe an. Vor allem ersterer machte immer wieder mit klugen Pässen und starken Dribblings auf sich aufmerksam. Mit letzterem versuchte man die sehr stabilen Strukturen im Scouse-Mittelfeld öfter zu bespielen, da man ebenfalls nur schwer in die Zwischenlinienräume kam und den Ball oft über hinten von einer Seite auf die andere verlagern musste. Liverpool hingegen versuchte es weiterhin mit Flanken, bei denen der Strafraum durch die nachrückenden Flügelstürmer und Achter dynamisch besetzt wurden.
Marcelino brachte innerhalb von wenigen Minuten drei neue Spieler, dos Santos, Soldado und Bailly verließen das Feld rund um die 70. Minute herum. Suárez war nun auf rechts gewechselt, die Gastgeber versuchten nun Durchbrüche auf den Flügeln und Hereingaben zu fokussieren. In Minute 87. hatte Liverpool eine große Chance, Moreno vergab diese jedoch, als er allein aufs Tor zulief, jedoch einen sehr weiten Weg zu sprinten hatte und im letzten Moment eingeholt wurde. Nur wenige Minuten später zeigte Villarreal ihre spielerische Klasse, vor allem Suárez war der Protagonist dieses Tors.
Suárez blickt über seine Schulter, sieht Adrián und leitet den Ball direkt weiter.
Nach dem Abspiel räumt er im Halbraum in die Tiefe, wo er einen hohen Ball passend mitnimmt..
…damit er dann im Strafraum ablegen und das Siegtor auflegen kann.
Fazit
Villarreal ist eine dieser Mannschaften, die dich kontrollieren ohne dass du es merkst. Liverpool konnte nur dort hinspielen, wo es Villarreal zuließ. In der Offensive bestach man durch schlaue Kombinationen und kluge Freilaufbewegungen, um die Mannorientierungen der Gäste auszuhebeln. Zwar hätte Liverpool durchaus mit etwas Glück das Führungstor erzielen können, Villarreal war dennoch die stärkere Mannschaft.
David Goigitzer, abseits.at
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