Am dritten Spieltag der Europa League traf die Wiener Austria im Heimspiel auf den kroatischen Meister HNK Rijeka und musste sich letztlich mit 1:3... Analyse: Weshalb die Austria gegen Rijeka verlor

Am dritten Spieltag der Europa League traf die Wiener Austria im Heimspiel auf den kroatischen Meister HNK Rijeka und musste sich letztlich mit 1:3 geschlagen geben. Dabei präsentierten sich die Gastgeber von Anfang an mutlos und nur auf Sicherheit bedacht, aber auch in der Defensive immer wieder unkonzentriert und nachlässig. So lagen die kroatischen Gäste ohne viel für das Spiel getan zu haben relativ schnell mit 2:0 in Front, konnten dann die Austria kommen lassen und sich auf das Spiel gegen den Ball konzentrieren. Auch in der zweiten Halbzeit konnten die Veilchen nicht genügend zulegen, auch wenn man nach dem späten Anschlusstreffer kurz wieder Hoffnung auf einen Punktegewinn schöpfte. Allerdings spielte der Gegner dabei nicht mit, denn Rijeka konnte nochmal nachlegen und gewann letztlich verdient mit 3:1.

Wichtiger Rückkehrer und ein verändertes System

Nach der bitteren 0:3-Niederlage gegen Sturm, blieb den Veilchen wenig Zeit sich großartig darüber Gedanken zu machen, da bereits das nächste wichtige Spiel vor der Tür stand. Klar war jedoch, dass eine massive Leistungssteigerung von Nöten sein würde, um gegen Rijeka zu bestehen. Immerhin konnten die Wiener wieder auf Routinier Westermann bauen, welcher rechtzeitig fit wurde und Stabilität in die Defensive bringen sollte. Das ermöglichte Trainer Fink wieder mehr Optionen in der Aufstellung und dies machte er sich auch durchaus zunutze. Zunächst wechselte man wieder zur 4-1-4-1 Anordnung zurück, in der Serbest eine Position vorrückte und den alleinigen Sechser gab. Holzhauser sollte dadurch eine höhere Rolle ermöglicht werden, nachdem er in letzter Zeit meist defensiver agieren musste. Etwas überraschend durfte Monschein gemeinsam mit Friesenbichler von Anfang an ran. Jedoch nicht als Doppelspitze, sondern Monschein sollte eine spezielle Rolle einnehmen, die man schon im Spiel gegen AEK Athen zu sehen bekam.

Trainer Fink kündigte im Vorfeld der Partie bereits an, wieder zu einer aktiveren Spielweise zurückkehren zu wollen, nachdem man die letzten Spiele eine defensivere Spielanlage wählte, auch aufgrund der angespannten Personalsituation. Das setzte er dann auch in die Tat um. Holzhauser wurde wie bereits erwähnt weiter vorgezogen und sollte den linken Achter geben, mit mehr Freiheiten nach vorne. So tauchte er überall auf dem Feld auf und versuchte das Offensivspiel in höheren Zonen anzukurbeln. Stattdessen übernahm Serbest seine Rolle als Sechser und kippte dementsprechend immer wieder nach hinten ab, machte dies jedoch wesentlich balancierter und passte seine Bewegungen besser auf den Gegner an. Die Außenverteidiger bekamen ebenfalls wieder die Anweisung, mutiger zu agieren als zuletzt. Klein übernahm dabei die klassische Rolle und sollte als sichere Anspielstation im Aufbauspiel agieren, also nicht zu weit vorrücken, während sein Gegenüber Salamon sehr oft im Zentrum aufzufinden war und einkippte.

Die interessanteste Rolle bekam wohl Monschein zugewiesen. Für viele war dessen Aufstellung überraschend und zum Teil unverständlich, jedoch war dies mehr oder weniger die Fortsetzung einer Idee, welche das Trainerteam bereits im Spiel gegen AEK Athen auspackte, nur mit einer anderen Besetzung. Damals wie auch gegen Rijeka sollte einem Flügelspieler eine höherstehende Positionerung ermöglicht werden, um im Umschalten mehr Tiefe im Spiel zu haben bzw. mehr Präsenz in Richtung Strafraum, ohne dass man die Seite völlig entblößt. Deshalb sollte De Paula die Rolle von Monschein ausbalancieren und wenn nötig auch auf die Seite ausweichen, damit Rechtsverteidiger Klein bei Gegenangriffen nicht auf sich alleine gestellt ist.

Defensives Rijeka und viel Abtasten in der Anfangsphase

Das Spiel war zunächst von Vorsicht geprägt und die Gäste überließen der Austria den Ball und sahen sich an, was diese damit so vorhatte. Rijeka entschied sich für eine defensivere Ausrichtung als sonst und lief in einem 4-2-3-1 auf, wobei das Zentrum quasi mit drei Sechsern besetzt wurde und das Augenmerk ganz klar auf Stabilität gelegt wurde. Man verzichtete ebenfalls auf Angriffspressing und ließ den Gastgeber im Spielaufbau in Ruhe den Ball zirkulieren, formierte sich dabei in einem 4-4-2 und versuchte die Passwege nach vorne durch geschicktes Stellungsspiel zu verschließen. Zunächst orientierte sich einer der beiden ersten Angreifer immer auf den Sechser Serbest, um diesen aus dem Spiel zu nehmen und die Innenverteidigung zur Spieleröffnung zu zwingen. Diese Verhaltensweise lässt sich beim nächsten Bild gut nachvollziehen:

Serbest wird auf Schritt und Tritt verfolgt von Misic und soll abgeschnitten werden.

Sobald sich Serbest nach hinten fallen ließ, formierten sich die beiden Stürmer eng zueinander und versuchten die Austria auf die Flügel zu leiten, weg vom Zentrum. Wenn die Innenverteidiger der Wiener den Ball seitlich empfingen, stellte sich ihnen folgendes Bild dar:

Rijeka verschob daraufhin gut zur Seite und hielt die Abstände zueinander eng, wodurch der Ballführende Austrianer meist keine einfachen Anspielmöglichkeiten mehr hatte. Da man kein Risiko eingehen bzw. Ballverluste vermeiden wollte, spielte man immer wieder zurück und versuchte von neuem aufzubauen. Einzig Westermann löste ab und zu die Situation mit guten Pässen nach vorne, während sich Kadiri nur auf Zuspiele zurück oder auf die Seite beschränkte. Hier auch auf dem nächsten Bild gut zu sehen:

Das Mittelfeld der Austria verschwindet hinter dem Netz von Rijeka. Kadiri traut sich nicht den Rijeka-Block anzulaufen, um einen Gegner zum Attackieren zu zwingen und dadurch Löcher zu ermöglichen. Staffelung der Austria-Spieler ebenfalls mangelhaft. RV Klein versucht den Raum hinter der Abwehr zu attackieren.

So blieb der Austria oft nur das Spiel in die Breite und es ging kaum über das Zentrum, was Rijeka genauso wollte. Das lag aber auch daran, dass die Staffelung im Aufbauspiel überhaupt nicht passte und immer wieder ein zu großes Loch zwischen den aufbauenden Verteidigern und dem Rest klaffte. Und selbst wenn die Veilchen mal etwas weiter nach vorne kamen, verstanden es die Kroaten außerordentlich gut, mit der Abwehr rauszuschieben und so die Räume eng und den Druck hoch zu halten. Nicht nur das, man unterband auch immer wieder geschickt die Spielverlagerungen der Austria, indem der ballferne Außenverteidiger etwas breiter blieb und sobald ein Violetter zum Wechselpass ausholte, man bereits einen kurzen Weg hatte, um den Ball abzufangen oder gut zu stören. Durch diese geschickten Anpassungen legte Rijeka das Offensivspiel des Gegners de facto auf Eis. Holzhauser kam überhaupt nicht ins Spiel, da er kaum Bälle bekam und orientierte sich mit Fortdauer immer öfter nach hinten, um auf Ballkontakte zu kommen. De Paula war sichtlich überfordert und leistete sich viele Fehler, wodurch das Zentrum verwaist blieb.

Der Plan, Monschein als Umschaltspieler ins Spiel zu bringen und für passenden Tiefgang zu sorgen, ging ebenfalls nicht auf. Rijeka war auch auf das Umschaltspiel der Austria eingestellt und versuchte bereits im eigenen Ballbesitz die Angriffe passend abzusichern, indem man meist mit mindestens vier bis fünf Spielern hinter dem Ball verblieb, um in keine Konter zu laufen. Dadurch mussten die Veilchen selbst nach Ballgewinnen immer wieder die Angriffe abbrechen und nach hinten spielen, da der Gegner schnell wieder formiert und auf dem Posten war.

Austria gegen den Ball immer wieder mit fehlendem Zugriff

Die violetten Gastgeber versuchten im Gegensatz zu den letzten Wochen wieder vermehrt auf Angriffspressing zu setzten und den Gegner früher unter Druck zu setzten. Ab und an klappte dies auch und man konnte das Aufbauspiel von Rijeka verhindern bzw. den langen unkontrollierten Ball erzwingen. Man attackierte jedoch nicht immer ganz vorne, sondern ließ sich auch mal etwas fallen und überließ dem Gegner der Ball. In dem Fall formierte man sich in einem klaren raumorientierten 4-1-4-1, wie man auf dem nächsten Bild gut sehen kann:

Rijeka schien jedoch nicht nur in der Defensive gut vorbereitet zu sein und hatte sich im Ballbesitz ebenfalls einen Plan zurechtgelegt. Zunächst waren vor allem die drei zentralen Mittelfeldspieler für die sichere Ballzirkulation zuständig und leisteten sich aufgrund ihrer Ballsicherheit auch wenige Fehler, wodurch man trotz wenigen aufgerückten Spielern in der Offensive immer wieder den freien Mann fand. Jedoch war dies eher dazu gedacht, für Entlastung zu sorgen und nicht unbedingt um mit viel Tempo auf das gegnerische Tor zu marschieren. Dafür hatte man eine andere Komponente gewählt, nämlich die Spielverlagerungen. Immer wieder wurden die Seiten gewechselt und die Austria-Defensive in Bewegung gebracht.

Bei diesem Plan sollte das Ex-Veilchen Gorgon eine große Rolle spielen. Die Austria sollte auf die Seite gelockt werden und Gorgon dann mit seiner Physis in die Mitte ziehen und enge Situationen auflösen, um einen der zentralen Mittelfeldspieler freizuspielen. Sobald dies geschah, passierte folgendes, wie man beim nächsten Bild sieht:

Gorgon spielt Males frei, der im Umkreis keinen Gegenspieler in der Nähe hat, da Holzhauser zögert und den Angriff verschleppen will. Flügelspieler Acosty steht sehr breit und lauert bereits auf die Spielverlagerung, die dann auch prompt folgt. Im Anschluss daran fällt das 0:1 für die Gäste. Nach genau demselben Muster bekam man bereits gegen Sturm große Schwierigkeiten und auch Rijeka bediente sich diesem Mittel. Dabei gehört es zu den Grundprinzipien eines Abwehrspielers, dass man sobald der Gegner eine offene Stellung einnimmt und Zeit hat aufzuschauen bzw. sich den Ball herzurichten, sich die Abwehr fallen lässt und den Rückraum verteidigt. Die Abwehr der Austria verabsäumte dies in dieser Situation und wurde dafür bestraft. Auch dem 0:2 ging einer dieser Spielverlagerungen voraus, diesmal leistete sich jedoch Salamon einen Stellungsfehler und agierte auch im Anschluss etwas unbeholfen.

So führte Rijeka nach den ersten beiden Möglichkeiten bereits komfortabel mit 2:0 und präsentierte sich eiskalt im Verwerten der Torchancen. Daraufhin konnten sich die Kroaten endgültig auf die Defensive konzentrieren und auf Konterchancen lauern, da die Gastgeber nun kommen mussten. Die Austria fand auch nach den Gegentreffern keine Lösungen gegen die hervorragend organisierte Abwehr der Gäste und kam auch zu fast keinen im Ansatz gefährlichen Szenen. Einzig kurz nach dem 0:1 hatte Monschein nach Klein-Flanke die hundertprozentige Möglichkeit auf den Ausgleich, schoss jedoch Torhüter Sluga aus kurzer Distanz an. Fink rückte nach dem 0:2 auch von dem Plan mit Monschein ab und beorderte diesen ins Sturmzentrum, Friesenbichler dahinter und De Paula auf die rechte Flanke. Auswirkungen auf das Spiel hatte dies keine, so ging es mit einem 0:2 Rückstand in die Halbzeitpause.

Austria verlagert das Spiel etwas mehr in die gegnerische Hälfte

Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit blieb man bei der Aufstellung. Holzhauser rückte wieder etwas weiter nach hinten und bildete mit Serbest die Doppelsechs, während Monschein und Friesenbichler im Sturmzentrum agierten. Dies war jedoch augenscheinlich nicht optimal eingeübt und löste das Problem im Zentrum nicht, sondern verstärkte es in manchen Zonen sogar. Dadurch mangelte es im Spielaufbau an Anspielstationen und man musste nach wie vor frühzeitig über die Flügel angreifen oder Holzhauser spielte lange Bälle auf die Flügel. Dabei bot Rijeka speziell ballfern immer wieder Räume an, da Rechtsaußen Acosty immer wieder sehr breit stand, wie man beim nächsten Bild gut sehen kann:

Passweg in ballfernen Halbraum offen, wird jedoch nicht besetzt.

Immerhin wurden die Spieler in der Spieleröffnung scheinbar nun angewiesen, auch mal mit dem Ball nach vorne vorzustoßen, wenn sich der Raum ergibt. Dadurch wurde der Übergang ins zweite Drittel besser, jedoch mangelte es auch nach wie vor an den passenden Anschlussaktionen. Über das Zentrum ging zu wenig, auch wenn Pires quasi nur noch durch das Zentrum driftete und auf der Suche nach Löchern war. Jedoch erwischte der Brasilianer keinen guten Tag und wirkte in seinen Aktionen meist fahrig. Erst nach der Einwechslung von Tajouri wurde das Spiel nach vorne etwas strukturierter und brachte mehr Dynamik in das Spiel der Austria. Der Flügelspieler kam dann auch zur besten Torchance der zweiten Halbzeit, jedoch lenkte Torhüter Sluga den Distanzschuss mit einer tollen Parade an die Innenstange. Rijeka verteidigte im letzten Drittel gut und blieb auch weiterhin nahezu fehlerlos, auch wenn sich die Austria nun in der gegnerischen Hälfte festsetzte. Bis auf einige Flanken und Eckbälle kam jedoch zu wenig dabei raus und brachte die Kroaten kaum in Bedrängnis.

Cheftrainer Fink versuchte nochmal mit der Einwechslung von Prokop neue Impulse zu setzen und für den Umschwung zu sorgen. Dieser versuchte auch das Spiel nochmal anzukurbeln, allerdings musste er sehr weit zurückkommen und fehlte damit in höheren Zonen. Rijeka bekam nun durch das immer höhere Aufrücken der Gastgeber mehr Konterchancen, ließ diese jedoch zunächst liegen. Stattdessen kam die Austria nach einer Standardsituationen und dem Treffer von Friesenbichler auf 1:2 heran und brachte die Spannung zurück in das Spiel. Jedoch währte die Hoffnung nur kurz, Rijeka nutzte wenig später eine Konterchance und setzte mit dem Treffer zum 3:1 den Schlusspunkt in dieser Partie.

Fazit

Die Austria muss sich letztlich verdient mit 1:3 gegen Rijeka geschlagen geben. Dabei war sicherlich der ausschlaggebende Punkt, dass man mit der ersten gegnerischen Torchance rasch zurücklag und damit dem Gegner und dessen Spielweise in die Karten spielte. Der Knackpunkt der Partie war sicherlich auch die große Möglichkeit auf den Ausgleich durch Monschein, die man jedoch liegen ließ. Stattdessen fing man sich fast im Gegenzug das 0:2 und damit rückte ein Punktegewinn in weite Ferne. Der Matchplan von Fink ging im Gegensatz zum Athen-Spiel diesmal nicht auf, da er scheinbar den Gegner nicht so defensiv erwartete und sich dadurch kaum Räume für Monschein ergaben, um in die Tiefe zu gehen. Aber auch die bekannten Probleme in der Spieleröffnung und im Spiel gegen den Ball trugen ihren Anteil an der schwachen Darbietung der Wiener. Letztlich wäre es aber auch mit einem anderen Plan wohl eher schwierig geworden, diesen Gegner zu knacken. Rijeka wurde wie schon gegen Salzburg sehr gut eingestellt und präsentierte sich als hervorragend organisierte Mannschaft, die schwer zu bespielen ist. Der Austria mangelte es durch die vielen Ausfälle letztlich auch an Qualität, um auf diesem Niveau bestehen zu können. Spieler wie Salamon, Kadiri oder De Paula sind zweifellos brave Kaderspieler, bekommen jedoch auf internationalem Niveau augenscheinlich Probleme, vor allem wenn eine Mannschaft durch viele Ausfälle und Umstellungen nicht gefestigt ist. Durch die Niederlage rückt ein Aufstieg in weite Ferne und wird zunehmend unwahrscheinlich. Holt man im nächsten Spiel auswärts in Rijeka keinen Sieg, ist der Zug endgültig abgefahren.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic

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