Der FC Red Bull Salzburg konnte sich dank einer beeindruckenden Leistung und einem verdienten 2:1 Auswärtssieg in Dortmund eine sehr gute Ausgangsposition für das... Analyse: Wie Salzburg die Sensation in Dortmund gelang

Der FC Red Bull Salzburg konnte sich dank einer beeindruckenden Leistung und einem verdienten 2:1 Auswärtssieg in Dortmund eine sehr gute Ausgangsposition für das Rückspiel in einer Woche erarbeiten. Die Bullen schlugen die Mannschaft von Peter Stöger dabei mit ihren bekannten Werkzeugen: Aktivität und Aggressivität im Spiel gegen den Ball, hohe Intensität im Zweikampf, Mut und Geradlinigkeit im Ballbesitzspiel. Die Basis dafür: überlegene Physis und die unter Marco Rose deutlich spürbare Siegesmentalität. Diese Komponenten zusammen hievten die Salzburger wie schon gegen Real Sociedad auf ein Niveau, von dem aus sie die individuelle Überlegenheit des Gegners über sehr weite Strecken optimal kontrollieren können und sie in die Lage versetzt, die eigene Spielidee und Stärken auf den Platz zu bringen. Dabei passte Marco Rose und sein Trainerteam den eigenen Matchplan deutlich stärker an der Spielstruktur des Gegners an als gewohnt, um dann aber nach 35 Minuten das Experiment zu beenden und die gewohnte Struktur aufzuziehen, mit der man dann die entscheidende Griffigkeit und Durchschlagskraft zurückgewinnen konnte. Wir analysieren die Ideen hinter dieser Herangehensweise und erklären, warum die Rückkehr zur gewohnten Mittelfeldraute dem Spiel der Bullen in vielerlei Hinsicht gegen eine fahrige BVB-Elf guttat.

Grundordnungen und Personal

Wie bereits in der Einleitung angedeutet, setzte Marco Rose in Dortmund nicht auf seine gewohnte und erfolgreich praktizierte 4-3-1-2 Grundordnung, stattdessen schickte er seine Mannschat zu Beginn in einer asymmetrischen 3-1-4-2 / 5-3-2 Struktur aufs Feld. Das war in dieser Form so nicht unbedingt zu erwarten, vertraute Rose bisher doch sehr konsequent seinem 4-3-1-2 und passte innerhalb dieser Struktur meist die erste Pressinglinie (Stürmer und Zehner) sauber und effizient an die Aufbaustruktur des Gegner an, so gesehen auch im letzten Ligaspiel gegen Rapid. Die Grundordnung selbst bleibt dabei meist bestehen. Außer beim Auswärtsspiel in Hütteldorf gegen Rapid, auch dort schickte Rose seine Truppe in einer 3-4-3 / 5-4-1 Grundordnung auf den Rasen. In diesem Spiel ging es vor allem darum, die Wege im Pressing nach einer intensiven englischen Woche für seine Spieler kürzer zu halten als dies in der Raute (vor allem für die Achter) der Fall ist.

Personell konnte der Bullen-Coach de facto aus dem Vollen schöpfen, die personelle Zusammensetzung war deshalb keine allzu große Überraschung.
Vor Torhüter Walke begannen Ramalho, Caleta-Car und Ulmer als zentrales Verteidigungstrio der Fünferkette. Neben dem rechten Halbverteidiger ordnete sich wie gewohnt Stefan Lainer als rechter Außenverteidiger ein, sein Pendant auf der linken Seite war der vielseitig einsetzbare Xaver Schlager, wobei die Rollen und Aufgaben der beiden Außenverteidiger aufgrund der asymmetrischen Gesamtausrichtung nicht miteinander vergleichbar waren.
Das Mittelfeld-Band der Salzburger vor dieser dynamischen Fünferkette bestand aus Samassekou als zentralen Punkt zwischen den beiden Achtern Haidara und Berisha in den Halbspuren neben ihm.
Die Sturmlinie bildeten wie gewohnt die derzeit äußerst stark spielenden Dabbur und Hwang.

Dortmund-Trainer Peter Stöger sortierte seine vorhandene individuelle Klasse wieder in einer 4-2-3-1 Grundausrichtung.
Aus personeller Sicht gab es bei den Dortmundern ebenso wenige Überraschungen wie beim Konkurrenten aus Salzburg. Roman Bürki hütete wie gewohnt das Tor, unmittelbar vor ihm postierten sich Sokratis und Toprak in der Innenverteidigung. Gonzalo Castro kam aufgrund von Verletzungssorgen auf der rechten Außenverteidigerposition zum Zug, auf der linken Seite übernahm Kapitän Marcel Schmelzer diesen Part.
Die Doppelsechs bestand wieder aus Weigl und Dahoud, wobei gemäß den Spielercharakteristiken Weigl den Fixpunkt im Zentrum gab und Dahoud wesentlich höher und umtriebiger agierte als Weigl und Verbindungen zu den Offensivakteuren herstellen sollte.
Diese Offensivreihe setzte sich wie schon in den letzten Spielen aus den DFB-Akteuren Schürrle, Reus und Götze sowie aus dem belgischen Winter-Neuzugang Batshuayi zusammen. Bedeutet im Umkehrschluss auch, dass die dynamischen Außen Philipp und Pulisic wieder auf der Ersatzbank Platz nehmen mussten.

Pendelnde Viererkette gegen Dortmunds Offensivpower

Die Wahl der Grundordnung und die daraus abgeleiteten Systeme und Mechanismen von Salzburg waren vorab die größten Überraschungen und Variablen in dieser Europacup-Partie. Zu Beginn war es gar nicht so leicht eine Grundstruktur zu erfassen, war die Dynamik in den Anfangsminuten doch sehr hoch und das Bewegungsspiel der Bullen auf den jeweiligen Positionen sehr weiträumig. Hätte man in den Anfangsminuten sich noch auf ein flaches 4-4-2 mit Schlager im linken Mittelfeld festlegen können, wurde dann aber immer deutlich erkennbarer, dass Andreas Ulmer sich an der Position von Marco Reus orientieren sollte und dafür auch recht weit ins Zentrum neben Caleta-Car einrücken musste, woraufhin Schlager sich in die letzte Linie fallen ließ und den abzudeckenden Raum von Ulmer übernahm und dabei immer ein Auge auf Gonzalo Castro warf.

Grafisch lässt sich Grundstruktur der Salzburger zu Spielbeginn aber besser zusammenführen als in Worten:

Bevor wir auf die einzelnen individual- und gruppentaktischen Aufgaben in diesem Konstrukt eingehen werden und die damit verbundenen Probleme erläutern, vorher noch die entscheidendere Frage, warum Salzburg eine solch unkonventionelle Herangehensweise wählte.

Der Versuch, beide Flügelzonen zu kontrollieren

Ein Ansatzpunkt könnte gewesen sein, dass Dortmund vor allem mit Dahoud von der Sechs und Götze von der Zehn häufig die linke Seite überlädt und anschließend mit diagonalen Spielverlagerungen das Spiel öffnet und die eigenen ballfernen Spieler (Flügelspieler und Außenverteidiger) in aussichtsreiche Konstellationen bringt, um zum Abschluss zu kommen oder hinter die letzte Linie des Gegners durchzubrechen. Unterstützend kommt hinzu, dass der BVB für solche Angriffsvorträge das nötige Spielermaterial zur Verfügung hat. Einerseits um kleinräumige Aktionen auf dem linken Flügel stabil bespielen zu können und Drucksituationen aufzulösen, andererseits um auf der ballfernen Seite dank der Schnelligkeit und Qualität im 1 gegen 1 der Offensivspieler zum Abschluss und zu Torchancen zu kommen.

Mit dieser Struktur wollten die Bullen vermutlich auf solche Angriffsvorträge der Dortmunder reagieren und die individuelle Qualität des BVB durch Überzahlsituationen eindämmen und verteidigen.
Sichtbar wurde dies unter anderem an den Positionen der drei Mittelfeldspieler während den diagonalen Verschiebebewegungen. Während auf der linken Seite in der Regel Xaver Schlager herausrückte und den ballführenden Außenverteidiger Castro attackierte, war es auf rechts nicht Stefan Lainer sondern der rechte Achter Haidara, der rausrückte und Schmelzer stellte. Samassekou und Berisha schoben ebenfalls nach und stellten einen kompakten Block am linken Flügel des BVB her. Stefan Lainer blieb derweil tief und orientierte sich meist an der Position von Andre Schürrle (später dann an jener von Marco Reus). Durch die hohe Dichte in diesen Ballungsräumen des BVB konnten die Bewegungen und Überladungen von Dahoud und Götze meist recht gut kompensiert und geschluckt werden und der Zugriff in den direkten Duellen war gegeben. Wirkliche Durchbrüche gelangen den Mannen von Peter Stöger dadurch praktisch nie.

Richtig interessant in solchen Spielsituationen war das Verhalten von Xaver Schlager. Er ließ sich in diesen Szenen wie oben beschrieben meist nach hinten fallen und füllte die Kette zu einer Fünferkette auf. Dabei stimmte er sich mit Ulmer ab und behielt immer Gonzalo Castro im Blick, wodurch sich Ulmer an Reus orientieren konnte und eine potentielle Unterzahlsituation auf dem eigenen linken Flügel vermieden werden konnte. Wie wir in der nachfolgenden exemplarischen Szene sehen können, war neben Valon Berisha relativ viel Raum unbesetzt, der allerdings von den Dortmundern nie konstruktiv bespielt worden ist. Bewegte sich Reus ansatzweise in diesen Raum, folgte ihm Ulmer, der dank der tiefen Position von Schlager die notwendige Absicherung dafür hatte.

Hier sieht man exemplarisch den Ballungsraum auf der linken Seite des BVB mit den überladenden Bewegungen von Dahoud und Götze sowie den kompakten Staffelungen der Salzburger auf dieser Seite. Gut zu sehen auch die balancierenden Positionen von Ulmer und Schlager auf der ballfernen Seite. Zusammen sollten beide dadurch die rechte Seite des BVB mit Castro und Reus im Griff behalten.

Andere Anlaufwinkel im Pressing

Gemäß der Identität von Red Bull Salzburg war es aber nicht ihr einziges Ziel, die Angriffe des BVB zu neutralisieren und das eigene Tor zu verteidigen. Vielmehr wollten sie auch in Dortmund Aktivität ausstrahlen und den Gegner mittels aktiven Pressingbewegungen unter Druck setzen. Bedingt durch die andere Initial-Staffelung ergaben sich für die Bullen auch in dieser Hinsicht andere Laufwege und Mechanismen als im gewohnten 4-3-1-2.

Interessant und auffallend waren dabei die beiden gesehenen Pressingbewegungen samt deren Auslöser auf der besagten linken Seite von Schlager und Ulmer.
Eine Variante davon war, dass der rechte Außenverteidiger des BVB, Gonzalo Castro, in der ersten Aufbauphase des BVB zunächst bewusst frei gelassen wurde. Xaver Schlager positionierte sich dafür tiefer und unterstützte Ulmer, bevor er nach dem provozierten Pass von Sokratis (oder aus dem Sechserraum von Weigl) aggressiv nach vorne auf Castro schob und diesen unter Druck setzte. Situativ entstand dadurch immer wieder ein 4-4-2 mit einer flachen horizontalen Kette im Mittelfeld.
Will man diese Bewegungen bzw. die gruppentaktische Ausrichtung von Salzburg in einen etwas größeren Zusammenhang stellen, könnte man die Verschiebemechanismen der Salzburger in der hintersten Linie auch als pendelnde Viererkette bezeichnen. Rene Maric, mittlerweile ja Co-Trainer von Marco Rose, beschrieb die pendelnde Viererkette vor Jahren auf abseits.at mal so:

„Bei der pendelnden Viererkette werden in gewisser Weise Elemente der Dreierkette, der Viererkette und der Fünferkette vermischt. Grundsätzlich stehen die fünf Verteidiger hier in einer Linie (oder wie in einer Sichel geformt), aber die jeweiligen Außenspieler sind bereit aus der Kette zu rücken, sobald der Gegner auf eine Seite spielt.
Der ballnahe Flügelverteidiger verschiebt dann nicht mehr im Kollektiv mit den anderen Spielern, sondern rückt aus der eigentlichen Fünferlinie heraus und presst dann auf Höhe des Mittelfelds. Meistens wird dies über Mannorientierungen auf den Flügeln erreicht. Die verbliebenen Spieler der Abwehr rücken nicht mit ihm heraus, sondern bleiben auf einer Linie und verschieben als nunmehr verbliebene Viererkette ballorientiert.“
Rene Maric zur pendelnden Viererkette

Genau dies praktizierte Xaver Schlager. Er löste sich aus der tiefen Position in der Fünferkette und schob in das Mittelfeld vor, um Castro zu attackieren. Dadurch entstand das häufig zu sehende 4-4-2.

Diese pendelnden Bewegungen waren bei den Salzburgern aber wie bereits beschrieben nur auf einer Seite zu beobachten. Auf der rechten Seite löste man dies aufgrund der Überladungen des BVB etwas konservativer und es schob nicht Stefan Lainer auf Marcel Schmelzer heraus, sondern der Achter Haidara, wodurch sich Lainer tiefer positionieren konnte und keine Räume freigab.

In dieser Szene bekam Castro den Ball von Sokratis zugespielt, daraufhin löste sich Schlager aus der Kette und sprintete ins Mittefeld vor, um Castro zu stellen und ihn unter Druck zu setzen. Dadurch, dass sich Ulmer an Reus orientierte und dieser häufig etwas eingerückt agierte, war das Mittelfeld-Band meist breiter und gestreckter als die Abwehrkette dahinter.

Es gab aber noch eine Variante, mit der die Salzburger den Spielaufbau des BVB stören wollten. Dabei schob Valon Berisha aus seiner Position im halblinken Mittelfeld situativ nach vorne und lief den rechten Innenverteidiger Sokratis aktiv an. Dieses Anlaufen von Berisha verlangte wieder, dass Schlager nach vorne rückte und Castro zustellte, während sich eine Linie dahinter Ulmer um Reus kümmerte. Dadurch waren meist schon alle unmittelbaren Optionen für Sokratis zugestellt, der häufig auf den langen und schlecht vorbereiteten (im Kampf um den zweiten Ball) langen Ball zurückgreifen musste.

Einen solchen Pressingmechanismus konnte man zum Beispiel in der 17. Spielminute beobachten:

Trotz dieser Versuche im Pressing war den Salzburgern anzumerken, dass sie in einem derartigen Konstrukt heuer noch nie zusammen gespielt haben, was in einigen Phasen zu Lasten der Aktivität und Selbstverständlichkeit ging. Vor allem zwischen der fünften und 25. Minute hingen die Bullen recht passiv in der eigenen Hälfte fest und der BVB konnte den Ballbesitz kontrollieren und problemlos über die erste Pressinglinie der Salzburger kommen. Auch wenn Marco Rose seine Mannschaft immer wieder verbal nach vorne trieb, kamen sie selten in aussichtsreiche Pressingsituationen.

Diese Passivität führte noch zu einem anderen Problem:

Aussichtslose Umschaltmomente durch tiefere Grundpositionierung

Durch diese tiefere Grundpositionierung hatten die Salzburger zwar auch Ballgewinne, allerdings waren sie häufig in anderen Zonen als dies die Bullen gewohnt sind. Der Weg zum gegnerischen Tor war logischerweise weiter und durch die flache Anordnung im Mittelfeld fehlte es den Stürmern (vor allem Dabbur) an Optionen für deren Ablagen und Kombinationen. Dadurch verpufften in dieser Spielphase mehrere Umschaltaktionen in aussichtlosen Unterzahlsituationen oder ungünstigen Positionen auf dem Feld. Der Druck des BVB wurde demnach größer und die Entlastung für die Salzburger immer weniger. Man merkte den Offensivbemühungen der Salzburger deutlich an, dass der Zehner als Anspielpunkt in den zentralen Spielfeldzonen fehlte. Auch die Offensivaktionen von Ulmer wurden vermisst, der mit seinen aufrückenden Bewegungen vor allem den ausweichenden Dabbur unterstützt und ihm eine Anspieloption anbietet.

Marco Rose erkannte dies aber bereits frühzeitig und stellte nach etwa 35 Minuten auf die bewährte Mittelfeld-Raute um und setzte so den entscheidenden Wendepunkt für diesen historischen Sieg.

Besserer Zugriff und höhere Grundpositionierung im 4-3-1-2

Nach dieser schwierigen Phase Mitte der ersten Halbzeit stellte Rose um und beförderte Xaver Schlager wie vor Spielbeginn eigentlich erwartet auf die Zehner-Position hinter die beiden Spitzen. Die pendelnde Viererkette war damit ebenfalls Geschichte und es sortierte sich wieder die gewohnte Viererkette mit Ulmer auf der linken Seite und den beiden Innenverteidigern Ramalho und Caleta-Car.

Diese Umstellung tat den Bullen in allen Spielphasen gut, sowohl im Pressing wie auch bei eigenem Ballbesitz. Wobei das eine ja das andere bedingt. Die Mannschaft fand sich im Pressing sofort besser zurecht und positionierte sich wieder wesentlich höher und aktiver als zuvor. Xaver Schlager kontrollierte dabei wieder den gegnerischen Sechserraum, die Achter schoben auf die Außenverteidiger Castro und Schmelzer heraus. Es war das, was man bisher von den Salzburgern in dieser Saison zu sehen bekam und was sie gegen Real Sociedad nochmals auf ein anderes Niveau hoben. Bereits noch in den zehn Minuten vor der Halbzeit konnten sie sich in der Hälfte des BVB festsetzen und sich zwei Topchancen durch Dabbur und Hwang erarbeiten.

Richtig bezahlt machen sollte sich die Rückkehr aber noch in der zweiten Halbzeit mit den beiden Toren von Valon Berisha. Vor allem die Entstehung zum zweiten Tor steht exemplarisch für die Spielidee von Red Bull (lassen wir mal den Zweikampf zwischen Lainer und Schmelzer außen vor):

Der Ballgewinn vom dem 2:0 entstand aus etwas anderen Pressingbewegungen als sonst, was aber nur für die taktische Intelligenz und Anpassungsfähigkeit der Spieler spricht. Hwang setzte hier Toprak unter Druck, der den Pass auf den entgegenkommenden Dahoud spielte. Schlager orientierte sich im Dortmunder Sechserraum an der Position von Weigl. Haidara erkannte die geschlossene Stellung von Dahoud und sprintete vor, um ihn unter Druck zu setzen und den von Hwang gestarteten Pressingprozess fortzusetzen.

Stefan Lainer antizipierte die Spielfortsetzung und die günstige Pressing-Konstellation ebenfalls schon frühzeitig und rückte weit nach vorne um Marcel Schmelzer aggressiv anzulaufen (normal machen dies die herausrückenden Achter). Xaver Schlager bewegte sich währenddessen ebenfalls schon auf die ballnahe Seite und konnte so zusammen mit Haidara Dahoud sogar doppeln. Schmelzer spielte aufgrund der hohen Druckkomponenten einen schlampigen Pass auf Dahoud, den Schlager abfangen konnte und mit den ersten Kontakt perfekt in den Lauf von Haidara weiterleiten konnte.

Haidara dribbelte nach diesem Zuspiel von Schlager auf die verbliebene Abwehrkette des BVB zu und setzte den nachkommenden Lainer ein, der den offenen Raum von Schmelzer anlief. Mit den dazu stoßenden Schlager und Berisha hatten die Salzburger durch diesen Ballgewinn eine 6 gegen 4 Überzahl und kamen binnen weniger Sekunden zum erfolgreichen Torabschluss durch Berisha.

Fazit und Vorschau

Salzburg landete einen historischen Sieg in Dortmund, der noch lange in Erinnerung bleiben wird. Das Spiel war dabei aus taktischer Sicht äußerst abwechslungsreich und teilweise unkonventionell, was vor allem an der Herangehensweise der Bullen lag. Das 5-3-2 von Rose hatte einige interessante Facetten zu bieten, das detailliert auf die Spielcharakteristik des Gegners abgestimmt war. Nach den 90 Minuten kann man aber bilanzieren, dass die Rückkehr zum gewohnten 4-3-1-2 den entscheidenden Impuls darstellen sollte, mit dem die Salzburger den BVB regelrecht überforderten und die entscheidende Durchschlagskraft entwickeln konnten. Ein weiterer Beweis dafür, wie stabil das Salzburger-Konstrukt mittlerweile ist, egal gegen welchen Gegner.

Peter Stöger wird mit seinen Dortmundern naturgemäß nicht zufrieden sein können. Aus dem deutlichen Plus an Ballbesitz konnten seine Spieler einfach keine Durchschlagskraft und Torgefahr entwickeln. Neben äußerst überschaubaren individuellen Leistungen waren dafür die Strukturen im Ballbesitzspiel nicht gut genug. Häufig positionierten sich die vier Offensivspieler auf einer Linie, gruppentaktische Angriffszüge konnten aus diesen schwammigen Staffelungen selten bis gar nie gestartet werden. Die Offensivakteure um Götze und Reus agierten zwar sehr flexibel und beweglich, wirklich abgestimmt wirkten diese rochierenden Bewegungen aber nicht. Dazu kam, dass die Mannschaft im Aufbau häufig zweigeteilt war und die notwendigen Verbindungen in die offensiven Bereiche nicht gegeben waren. Weder Weigl noch Dahoud waren fähig, diese Aufgaben zu übernehmen.

Es wird also spannend zu beobachten sein, wie Peter Stöger und seine Mannschaft im Rückspiel reagieren werden. Fakt ist, dass der BVB derzeit gröbere Probleme im spielerischen und kreativen Bereich hat. Dabei wird wieder mal deutlich, dass ohne die notwendigen Strukturen und Verbindungen auch die größte individuelle Klasse nicht sein volles Potential ausschöpfen kann.
Salzburg hingegen hat wieder einmal das Feedback bekommen, dass sie mit ihrer Spielidee nicht nur gegen jeden Gegner bestehen, sondern diesen auch schlagen können. Das macht Mut für das Rückspiel!

Sebastian Ungerank, abseits.at

Sebastian Ungerank

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