Athletic Bilbao – Red Bull Salzburg 2:2 – Schiedsrichter klaut starken Bullen drei Punkte!
Europa League 21.Oktober.2011 Daniel Mandl 0
Elfter der spanischen Liga gegen den Dritten der österreichischen oder Athletic Bilbao gegen Red Bull Salzburg, besser gesagt FC Salzburg. Die Bullen trotzten den Spaniern nach starken 70 Minuten ein 2:2 ab. Doch nach einer 0:2-Führung hätten die Salzburger gewinnen müssen, wäre da nicht Schiedsrichter Ivan Bebek aus Kroatien gewesen.
Bevor allerdings die rot-weiß-rote Brille aufgesetzt wird, lohnt sich ein Blick durch die Taktikgläser. Marcelo Bielsa schickte seine Mannschaft in einem 4-1-4-1-System auf das Feld, welches in vielen Facetten dem der spanischen Nationalelf entsprach. Mit Fernando Llorente und Supertalent Iker Muniain war die baskische Version von Xavi und Messi am Feld. Gästetrainer Moniz setzte dem sein 4-3-3 entgegen, mit Martin Hinteregger über die linke und Christian Schwegler über die rechte Außenbahn, also die defensivere Variante. In der Innenverteidigung war Ibrahim Sekagya der Chef, Petri Pasanen war sein Nebenmann, davor sollte Franz Schiemer beißen, kratzen und grätschen. Simon Cziommer und Dusan Svento teilten sich das Mittelfeld, vorne sollten Gonzalo Zarate und Leonardo Mittelstürmer Wallner bedienen.
Hinein ins Spiel
Die Salzburger wollten zwar mitspielen, das Spiel machten aber in der Anfangsphase die Hausherren aus Bilbao. Die Verteidigung um Ibrahim Sekagya stand gut, wie es nicht anders zu erwarten war. Die Marschroute der Bullen konnte in Folge nur sein, über die schnellen Außenbahnspieler Zarate und Leonardo zum Erfolg zu kommen. Nach einer knappen halben Stunde setzte Ersterer Solospitze Wallner das erste Mal ideal ein, der scheiterte nur knapp. Das gab dem Spiel der Gäste Aufwind und sie wollten sich gleich in der Hälfte des Gegners festbeißen und das führte schneller als erwartet zum Torerfolg. Leonardo tanzte drei Spanier aus, passte zu Wallner und dieser erzielte das 1:0 (30.).
Die Reaktion der Basken, das Tor der Bullen
Diese fiel heftig aus. Die stolzen Gastgeber wollten die Anfangsphase, in der sie optisch überlegen waren, nicht unbelohnt lassen, Gustafsson musste in höchster Not klären. Ein großer Vorteil in dieser Phase war, dass Schiemer sich immer wieder aus dem defensiven Mittelfeld zurück in die Innenverteidigung fallen ließ und Cziommer und Svento in die Mitte rückten. Dadurch, dass Leonardo und Zarate ihre defensiven Aufgaben gut erfüllten, bildeten die Salzburger in Verteidigungssituationen ein 5-4-1-System. In der Offensive war es dann wieder ein 4-3-3, welches zum zweiten Tor führte. Diesmal bediente Wallner Leonardo (35.) nach einem Doppelpass. Und wieder musste Gustafsson unmittelbar nach dem Tor in höchster Not gegen drei Bilbao-Spieler klären.
Bilbao spielte, Salzburg traf
Ricardo Moniz wollte die vier Spiele dauernde sieglose Serie beenden und hatte bis hier hin einen tollen Job gemacht. Daran änderte auch der Umstand, dass Athletic meist das Spielgerät hatte, nichts. Im Großen und Ganzen war der erste Durchgang ein Lehrbeispiel, wie eine Auswärtsmannschaft aufzutreten hat: Hinten dicht machen, dann ganz schnell nach vorne kommen und aus wenig Chancen Tore machen.
Heimmannschaft gefordert
Coach Bielsa brachte in der Pause mit Gabilondo für Ekiza einen neuen Mann, aber die Bullen wollten nachlegen, suchten sofort nach der Pause das 3:0 und damit die Entscheidung. Dies sollte über vermehrtes Stören des Spielaufbaus passieren. Dennoch hatte zunächst die Heimmannschaft mehr vom Spiel und kam am Anfang der zweiten Halbzeit zu mehreren Halbchancen. Das Spiel wurde hitziger, stand auf der Kippe. Würde Bilbao nun der Anschlusstreffer gelingen, wäre das Momentum auf Seiten der Spanier. Die Bullen waren auch nicht mehr so konzentriert wie in Halbzeit eins, Entlastung durch die Offensivkräfte fand so gut wie gar nicht statt. Gewonnene Bälle wurden unkontrolliert raus gedroschen oder schlecht weiter gepasst. Auch Moniz bemerkte das und brachte Lindgren statt Schiemer, der etwas angeschlagen war. Damit ging ein Ruck durch die Mannschaft, angeleiert auch durch eine mit Gelb gestrafte Härteeinlage des Schweden, der in der Folge eine tragische Rolle einnehmen sollte.
Wieder Konter
In der 65. Minute konnten die Gäste endlich wieder für Entlastung sorgen, auch wenn der Konter ausgebremst wurde. Eine weite Flanke fand keinen Abnehmer. Dem Aufkommen der Gäste wollte Bielsa gleich wieder einen Riegel vorschieben und brachte Herrera für Kapitän Iraola. Bei Bilbao war notgedrungen Hollywood angesagt, da Lindgren hinten wieder Feuer entfachen konnte und die Bullen wieder sicherer standen, Athletic wenige Ideen hatte. Die Flanken wurden von Sekagya, Pasanen und Lindgren gut herunter gepflückt. Kopf, Bein, Rücken oder Gustafssons Hände – irgendwas war immer im Weg und langsam waren die Spanier frustriert.
Elfmeter?
Ibrahim Sekagya sollte in der 67. Minute einen Elfmeter verursacht haben. Ungeschickt war die Aktion, aber nicht jeder Schiedsrichter hätte diesen Strafstoß gegeben. Es war aber wie es war und Llorente verwandelte sicher zum 1:2, auch wenn der Salzburg-Keeper die Ecke erriet. Salzburg war wieder gefordert und startete sofort Gegenangriffe. Moniz wurde nervös und mit ihm die ganze Mannschaft, so ließ Gustafsson etwa einen sicheren Ball ins Toraus springen. Im Zuge des fälligen Eckballs beobachtete der Spielleiter ein absichtliches Handspiel von Lindgren und zeigte ein zweites Mal auf den Punkt. Zwar wurde Lindgren von hinten gestoßen, seine Hände haben in dieser Höhe dennoch nichts verloren – eine ungeschickte Aktion des Schweden. Wieder trat Llorente an und schon stand es 2:2.
Heißer Tanz am Ende
Nach dem Ausschluss von Lindgren war Salzburg ratlos und desavouiert. Bilbao hatte unter kräftiger Mithilfe des Schiedsrichters ausgeglichen und eine 11-zu-10-Überzahl für die letzten 15 Minuten und nahm die Rolle des Favoriten komplett an. Red Bull war gezwungen, mit Mann und Maus zu verteidigen und auf den Lucky Punch zu hoffen. Coach Moniz versuchte kurz vor Schluss durch Reinschreien noch einmal Linie in das Spiel seiner Schützlinge zu bringen. Sein Gegenüber legte noch einmal nach, Toquero ersetzte Susaeta. Bilbao machte Druck auf den Ausgleich und Maierhofer sollte statt Wallner den Punkt festhalten. In Spekulation auf einen letzten Konter kam auch noch Hierländer für Zarate. Es blieb aber beim 2:2.
Ein nicht unverdienter Punkt in San Mames, aber die Elfmeter hinterlassen einen schalen Beigeschmack. Die gelben Karten für Gustafsson, Pasanen, Sekagya, Cziommer, Leonardo und Wallner könnten in den folgenden Spielen noch wichtig werden, da ist sogar Lindgrens gelb-rote Karte verschmerzbar. Die Ausgangslage ist nicht einfacher geworden. Zunächst muss Athletic am 3. November daheim geschlagen werden, danach gastieren die Pariser. Aus diesen beiden Partien müssen vier Punkte her. Doch die Konstellation ist gefährlich. Gewinnt Salzburg daheim gegen Bilbao und PSG gleichzeitig gegen Slovan, haben alle drei Teams sieben Punkte. Mit den fix eingeplanten drei Punkten gegen die Slowaken sollte sich das ausgehen (trotzdem wird Bratislava kein Zuckerschlecken, zumal Slovan gestern ein 0:0 gegen Paris St.Germain erreichte).
Georg Sander, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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