Im Playoff der Europa League bekam die Wiener Austria ein interessantes Los und kämpft nun gegen den kroatischen Vertreter NK Osijek um den Einzug... Austria-Gegner Osijek und der bemerkenswerte Weg durch Europa

Im Playoff der Europa League bekam die Wiener Austria ein interessantes Los und kämpft nun gegen den kroatischen Vertreter NK Osijek um den Einzug in die Gruppenphase. Dabei wird der Verein NK Osijek wohl nur eingefleischten Fans des kroatischen Fußballs ein näherer Begriff sein. Nach jahrelangen eher durchwachsenen Saisonen, in welchen man fast traditionell den achten Tabellenrang einnahm, gelang es Trainer Zoran Zekic seine Mannschaft in der Saison 2016/17 auf den vierten Tabellenplatz zu führen und qualifizierte sich damit mal wieder für den Europacup, was für den Verein eher Ausnahme als die Regel ist.

Dabei wird das Erfolgsgeheimnis der Mannschaft bei einem Blick auf die Tabelle sofort ersichtlich. In 36 Ligaspielen erhielt man lediglich 37 Gegentreffer und konnte aufgrund der guten Defensive viele knappe Spiele für sich entscheiden. Im Folgenden wollen wir uns das Team aus der viertgrößten Stadt Kroatiens näher ansehen und werfen in zwei Teilen einen Blick sowohl auf den Erfolgslauf, als auch auf die Stärken und Schwächen von Osijek.

Euphorie dank guter Leistungen in der Europacup-Qualifikation

Nach nur etwas mehr als vier Wochen Pause zwischen Saisonende 2016/17 und Saisonstart 2017/18 startete für NK Osijek das Abenteuer Europa bereits in der ersten Runde der Qualifikation gegen Santa Coloma aus Andorra, welches man relativ mühelos (a 0:2/h 4:0) bewältigte.

In der zweiten Runde bekam man als ungesetztes Team den FC Luzern aus der Schweiz zugelost und erwischte damit bereits einen wesentlich stärkeren Gegner, der im Vorfeld als Favorit in die Partie ging. Für Osijek kam der Gegner jedoch zur richtigen Zeit, da man selber bereits im Rhythmus war, während die Schweizer das erste Pflichtspiel bestreiten und darüber hinaus auf Topstürmer Juric verzichten mussten, der mit Australien beim Confed-Cup weilte. Diese Faktoren wirkten sich deutlich aus und Osijek wirkte wesentlich frischer und körperlich weiter als Luzern. Dementsprechend gestaltete sich auch diese Partie relativ einseitig und Gastgeber Osijek erarbeitete sich ein deutliches Chancenplus, während die Schweizer kaum in der Offensive anzutreffen waren. Letztlich gewann Osijek das Spiel mit 2:0 und konnte sich somit eine hervorragende Ausgangsposition für das Rückspiel erarbeiten.

Luzern-Trainer Markus Babbel versprach für das Rückspiel eine wesentlich fittere und besser vorbereitete Mannschaft, da man auch körperlich nun eine Woche weiter sei – und er sollte Recht behalten. Angetrieben vom zurückgekehrten Stürmer Juric, der einen Doppelpack schnürte, lag Luzern bereits 2:0 voran und egalisierte damit das Ergebnis aus dem Hinspiel. Man war nun die wesentlich bessere Mannschaft und kontrollierte die Partie weitestgehend. Darüber hinaus hatte man wenige Minuten nach dem 2:0 Pech mit dem Schiedsrichter, der ein klares Foul im Strafraum übersah und Luzern damit einen fälligen Elfmeter und die Chance auf das 3:0 vorenthielt. Dies sollte sich für die Schweizer bitter rächen, denn wenige Minuten später konnte der Mittelstürmer von Osijek Ejupi nach einem schnell vorgetragenen Angriff das wichtige 2:1-Auswärtstor erzielen und schoss damit seine Mannschaft in die nächste Runde der Qualifikation.

Sternstunde der Vereinsgeschichte gegen den großen PSV Eindhoven

In der 3. Runde bekam man nun ein wahres Hammerlos zugewiesen und durfte sich mit dem holländischen Vertreter PSV Eindhoven messen. Die vorangegangenen Leistungen und dieses attraktive Los lösten auch im ganzen Umfeld eine regelrechte Euphorie aus. So sprang zum Beispiel der Abo-Verkauf an und erreichte für die Verhältnisse von Osijek neue Dimensionen. Während man in der vergangenen Saison knappe 600 Dauerkarten anbrachte, vervielfachte sich die Zahl auf ganze 3.600 und lag damit sogar über dem Zuschauerschnitt, welcher in der vergangenen Saison bei 3.100 Zusehern lag.

Mit der Euphorie im Gepäck reiste man als krasser Underdog nach Eindhoven und wollte vor über 30.000 Zuschauer für die große Sensation sorgen. PSV befand sich noch mitten in der Vorbereitung und Trainer Cocu war selbstbewusst genug zu erklären, dass er die Vorbereitung auf den Saisonstart in der Liga auslege und keine Rücksicht auf den Europacup nehmen werde. Zunächst schien ihn das Spiel auch zu bestätigen, denn Eindhoven war die klar bessere Mannschaft und erarbeitete sich ein deutliches Übergewicht an Chancen.

Jedoch leistete man sich zwei Fehler, wovon einer in einen Elfmeter für Osijek mündete und die Kroaten damit 1:0 in Führung brachte. Danach lief man zwar verzweifelt an und es rollte ein Angriff nach dem anderen auf den Kasten von Osijek, jedoch baute die PSV mit Fortdauer der Partie körperlich merklich ab und die Kroaten konnten damit den 1:0-Sieg über die Runden bringen und somit für die große Sensation sorgen.

Der Sieg über den großen Favoriten aus Eindhoven löste nochmal eine zusätzliche Euphorie in Osijek aus und sorgte im Rückspiel mit 15.000 Zuschauern für eine rekordverdächtige Kulisse, womit die Fans auch die guten Leistungen ihrer Mannschaft honorierten. Auch in diesem Spiel war PSV Eindhoven die bessere Mannschaft und erarbeitete sich wesentlich mehr Chancen, jedoch tat man sich insgesamt schwerer als noch im Hinspiel und präsentierte sich ziemlich fahrig und ohne Nachdruck.

Ein wesentlicher Grund dürfte die relativ rasche Führung der Gastgeber gewesen sein, die per direktem Freistoß durch Bockaj in Führung gehen konnten, somit nochmal zusätzlich aufgezuckert wurden und die Sensation witterten. Letztlich brachte man die Partie erneut ohne Gegentreffer über die Runden und nach dem Schlusspfiff brach grenzenloser Jubel sowohl auf dem Feld, als auch auf den Tribünen aus. Der Einzug in das EL-Playoff als krasser Außenseiter war somit vollbracht und PSV Eindhoven musste frühzeitig die Segel streichen.

Die Europacup-Qualifikation wirkte sich auch auf die Meisterschaft aus und zeigte deutlich, wo die Prioritäten für den NK Osijek lagen. In den ersten drei Spielen remisierte man gegen die jeweiligen Gegner, da man ordentlich rotierte und die wichtigsten Akteure schonte. Erst am vierten Spieltag lief man gegen Meister Rijeka in Bestbesetzung auf und sorgte da für den ersten Sieg in der Meisterschaft, wobei der Spielverlauf relativ günstig war und man von einem Elfmeter-Geschenk und einer gelb-roten Karte für den Gegner profitierte. Letztlich blieb es beim knappen 1:0-Sieg über den Meister und der Erfolgslauf nahm damit weiterhin kein Ende.

Dalibor Babic

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