Nachdem im ersten Gruppenspiel der Europa League das „Familienduell“ gegen Leipzig mit einem 3:2-Auswärtssieg erfolgreich bestritten wurde wartet auf Salzburg heute Abend der schottische... Ballbesitz statt Kick and Rush: Das ist Salzburg-Gegner Celtic

Nachdem im ersten Gruppenspiel der Europa League das „Familienduell“ gegen Leipzig mit einem 3:2-Auswärtssieg erfolgreich bestritten wurde wartet auf Salzburg heute Abend der schottische Serienmeister Celtic. Wir sehen uns die aktuelle Form, den Spielstil und den Kader des Gegners an.

Viel Tradition und noch mehr Titel

Der 1887 gegründete Klub gewann bis dato 49 nationale Meistertitel, 38 Mal den heimischen Cup und 17 Mal den Scottish League Cup. In der Saison 1966/67 gewannen die Schotten als erstes britisches Team den Europapokal der Landesmeister. 1970 stand der Klub abermals im Finale, musste sich jedoch Happels Feyenoord mit 2:1 geschlagen geben. Der Österreicher Franz Hasil stand damals übrigens in der Aufstellung der Niederländer. Zum letzten Mal stand Celtic im Jahr 2003 in einem Europacup-Finale – damals verlor man erst in der Nachspielzeit gegen den FC Porto. Seit der Gründung der Champions League nahm Celtic immerhin zehnmal an diesem Bewerb teil. Während man sich in den Saisonen 2016/17 und 2017/18 jeweils qualifizierte, scheiterte man heuer in der Qualifikation an AEK Athen.

Gemeinsam mit den Rangers dominierte man über mehr als ein Jahrhundert den schottischen Fußball. Obwohl der Erzrivale nach einer Insolvenz im Jahr 2012 mehrere Jahre unterklassig spielte, haben die Rangers mit 54 Meistertiteln immer noch die Nase vorne.

Aktuelle Formkurve

Von dieser Dominanz ist heuer bis dato jedoch noch nichts zu spüren. Nachdem Celtic vergangenes Jahr die Meisterschaft noch mit neun Punkten Vorsprung auf Aberdeen und zwölf auf die Rangers gewann, befinden sich die beiden Serienmeister nach sieben Spieltagen nur auf den Plätzen 5 und 6 der Tabelle. Zudem konnte sich Celtic dieses Jahr nicht für die Champions League qualifizieren, da man nach dem Weiterkommen gegen Rosenborg gegen den griechischen Meister AEK Athen mit einem Gesamtscore von 3:2 ausschied. In der ersten Runde der Europa League-Gruppenphase traf man abermals auf Rosenborg und ging mit einem 1:0-Sieg als Gewinner aus diesem Duell hervor. Die Fans, die sowohl die Tabellenführung als auch die Teilnahme an der Champions League von ihrem Verein erwarten, sind demnach nicht zufrieden mit ihrem Team, was auch am Spielstil von Trainer Brendan Rodgers liegt.

Celtic in der Liga ausrechenbar

Celtic scheint momentan ein ähnliches Dilemma zu haben wie der SK Rapid, wenn auch aktuell auf einem etwas höheren Niveau. Beim SK Rapid wurden zuletzt Stimmen laut die meinten, dass sich in der heimischen Liga die Gegner perfekt auf die oftmals eindimensionale Spielweise einstellen würden. Während man in den internationalen Spielen die Duelle gegen Slovan Bratislava, Steaua Bukarest und Spartak Moskau für sich entschied, gewann man nach neun Spieltagen erst zwei Partien in der heimischen Meisterschaft und liegt auf dem achten Tabellenplatz. Nach der 1:2-Niederlage gegen Kilmarnock vom 23. September 2018 fasste Kilmarnock-Stürmer Kris Boyd die Probleme des Gegners zusammen:

„Only Rangers fans will demand that their team comes out and takes Celtic on head-to-head. The rest of the clubs know there is a way to play against Celtic now. We’ll sit in, we’ll frustrate them. If you give Celtic space in behind they are going to hurt you. But if you make the pitch as narrow as you possibly can, drop off the game and let Celtic have the ball, it’s very difficult for them to break you down. They don’t have that big, physical, strong striker a lot of successful teams do. That’s because Brendan won’t change it. So teams understand how to play against Celtic now and they don’t have the confidence to try things. The Celtic players look as if they are scared to give the ball away.”

Boyd beschreibt, dass sich bis auf die Rangers in der Liga jedes Team hinten hineinstellen kann und den Platz für den Gegner so eng wie möglich macht. Celtic würde ein körperlich starker Stürmer fehlen und zudem würde Brendan Rodgers nicht von seiner Spielweise abweichen. Der Trainer setzt auf viel Ballbesitz und die Spieler scheinen aktuell Angst zu haben den Ball zu verlieren.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Celtic aktuell die Durchschlagskraft im letzten Drittel fehlt. Ein wenig mehr Vertikalität täte dem Spiel des schottischen Meisters gut.

Alles anders gegen Salzburg?

Gegen Salzburg wird die Lage aber ganz anders aussehen, denn Marco Roses Mannschaft wird wie gewohnt äußerst dominant auftreten. Brendan Rodgers meint, dass seinem Team diese Spielweise entgegenkommen wird, da seine Truppe mehr Platz vorfinden dürfte. Laut seinen Aussagen freut er sich, dass die Celtic-Fans nun ihr Team von einer anderen Seite präsentiert bekommen. Der Trainer ist im Normalfall einem offenen Schlagabtausch nicht abgeneigt, stellt aber Überlegungen an defensiver als sonst aufzutreten, da er zwei bittere Europacup-Niederlagen im Hinterkopf hat.

2 mal 7

Brendan Rodgers gesteht, dass er die Debakel in der Champions League gegen Paris Saint-Germain und den FC Barcelona nicht vergessen hat. Gegen die Franzosen verlor man im November 2017 mit 1:7, gegen die Katalanen kassierte man am 13. September 2016 bei der 0:7-Niederlage ebenfalls sieben Gegentore. Der 45-Jährige sieht die Salzburger aktuell natürlich zwar nicht auf dem Niveau von PSG oder dem FC Barcelona, er schätzt die Österreicher aber dennoch als sehr stark ein und wird nicht ins offene Messer laufen wollen. Er meint, dass er nicht mehr Ballbesitz als der Gegner haben muss, aber dass sein Team Ballbesitz in gefährlichen Zonen forcieren soll. Es hört sich also durchaus danach an, als ob der Trainer den Salzburgern große Teile vom Spielaufbau überlassen wird. Wir gehen davon aus, dass Rodgers gegen die Salzburger ein 4-2-3-1-System beginnen lässt.

Der Kader der Schotten

Celtic verfügt über zwei 21-Jährige Top-Talente, denen viele den Sprung zu einem absoluten Spitzenklub zutrauen. Einer der beiden, Innenverteidiger Filip Benkovic, wird die Partie aufgrund einer Verletzung verpassen, der andere wird auf der linken Abwehrseite auflaufen. Kieran Tierney ist ein klassisches Eigengewächs, welches seit 2005 sämtliche Celtic-Nachwuchsmannschaften durchlief. Obwohl er seinen Vertrag erst unlängst bis 2023 verlängerte ist er im Blickfeld von zahlreichen Scouts, die jedoch eine achtstellige Ablösesumme für den pfeilschnellen Linksverteidiger hinlegen müssten.

Auf der anderen Abwehrseite steht mit Mikael Lustig ein erfahrener Mann, der 70 Länderspiele für Schweden vorweisen kann.

Vor dem 35-jährigen Torhüter Craig Gordon erwarten wir ein Innenverteidiger-Duo bestehend aus dem 23-Jährigen Jack Hendry und Dedryck Boyata, da neben Benkovic auch der norwegische Innenverteidiger Kristoffer Ajer angeschlagen ist. Der Kroate Jozo Simunovic war einige Zeit angeschlagen und befand sich bereits vor seiner Verletzung in einer Formkrise, sodass er momentan nur auf der Ersatzbank sitzen darf. Die Fans warfen ihm zuletzt immer wieder mangelnden Einsatz vor.

Das defensive Mittelfeld rund um Kapitän Scott Brown und Olivier Ntcham ist durchaus solide! Der 22-Jährige Ntcham bekam bei Manchester City keine Spielpraxis und wurde zum FC Genua verliehen. So richtig blüht er aber erst seit der Saison 2017/18 bei Celtic auf. Vergangenes Jahr steuerte er immerhin sechs Treffer in der Meisterschaft bei. Scott Brown spielt seit der Saison 2007/08 bei Celtic und kann als absoluter Dauerbrenner bezeichnet werden, der so gut wie immer die 90 Minuten durchspielt. Er bringt alle Voraussetzungen mit die ein Kapitän haben muss und ist ein toller Box-to-Box-Spieler, der jede Menge Einsatz und Leidenschaft mitbringt, wobei er manchmal mit seinen Härteeinlagen auch über das Ziel hinausschießen kann.

Der 27-Jährige James Forrest wird am rechten Flügel auflaufen. Das Eigengewächs steuerte vergangene Saison acht Treffer in der Meisterschaft bei, wartet aktuell aber seit dem 10. Juli auf ein Erfolgserlebnis.  Dennoch muss man sagen, dass Forrest jener Spieler ist, der am meisten von der Bestellung Brendan Rodgers´ profitierte. Der Trainer schätzt an ihm sein taktisches Gespür und behauptet, dass kaum ein anderer Spieler so stark in der Ballannahme ist.

Callum McGregor wird vermutlich im zentralen/offensiven Mittelfeld zum Einsatz kommen. Der 25-Jährige blüht meist in den wichtigen Spielen besonders auf und gilt als Europacup-Spezialist. Von seinen 33 Treffern, die er in den letzten vier Jahren in allen Pflichtspielen für Celtic beisteuerte, fielen immerhin neun Tore in Europacup-Partien. Mit Tom Rogic verfügt der Klub über eine interessante Alternative im offensiven Mittelfeld. Der 25-jährige australische Nationalspieler dürfte aber aktuell das Nachsehen gegenüber Callum McGregor haben.

Am linken Flügel wird mit Scott Sinclair ein Spieler starten, der über einiges an Premier-League-Erfahrung verfügt. Anfang dieses Jahrzehnts war er unumstrittener Stammspieler bei Swansea und wechselte anschließend zu Manchester City, wo er sich aber nicht richtig durchsetzen konnte. Seit 2016/17 steht er bei Celtic unter Vertrag und erzielte in insgesamt 74 Ligaspielen 32 Treffer.

Als Solostürmer erwarten wir den formstarken Leigh Griffiths, der in den letzten vier Spielen drei Treffer erzielte. Der 28-Jährige erzielte auch das Goldtor beim 1:0-Sieg im ersten Gruppenspiel gegen Rosenborg. In die internationalen Schlagzeilen kam er im Juni 2017, als er im Rahmen der WM-Qualifikation beim 2:2-Unentschieden gegen England die beiden Treffer für sein Heimatland beisteuerte. Die Alternative im Sturmzentrum ist der Franzose Odsonne Edouard, der jedoch in den vergangenen Wochen an einer Knieverletzung laborierte und vorerst auf der Ersatzbank Platznehmen dürfte.

So schätzt unser Kooperationspartner tipp3 die Lage ein:

 

Stefan Karger, abseits.at

Stefan Karger

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