Der SK Rapid trifft heute Abend auf den Arsenal FC und es ist zu befürchten, dass die Engländer unter dem spanischen Coach Mikel Arteta die Europa League ernster nehmen, als so mancher andere englische Klub.
Allgemein ist das „Desinteresse“ englischer Klubs an der Europa League ein kleiner Mythos. Zwar stellten spanische Klubs, allen voran der FC Sevilla, in den letzten Jahren die Top-Mannschaften des Bewerbs, aber in den letzten acht Jahren gab es dennoch immerhin fünf englische Finalisten und drei Turniersieger.
Topbesetzung oder bessere B-Elf?
Fakt ist aber auch, dass englische Teams in der Gruppenphase gerne rotieren – teilweise sogar in einem ähnlichen Ausmaß, wie in den diversen englischen Cup-Bewerben. Der Aufstieg ins Sechzehntelfinale sollte für praktisch jeden Premier-League-Klub auch mit besseren B-Teams machbar sein. Darauf könnte auch Arsenal in der diesjährigen, verhältnismäßig leichten Gruppe spekulieren.
Özil aus allen Kadern gestrichen
Ein Mann dürfte hier aber einen Strich durch die Rechnung machen. Der 38-jährige Coach Mikel Arteta will Arsenal wieder homogener machen. Die traditionell feine, technische Spielweise der Gunners wurde unter Arteta nach und nach durch mehr Dynamik abgelöst. Der deutsch-türkische Topstar Mesut Özil wurde nicht nur nicht für die Europa League berücksichtigt, sondern auch dauerhaft aus dem Premier-League-Kader gestrichen. Für feine Techniker ist unter dem spanischen Trainer offenbar nur noch wenig Platz.
Viel Talent auf der „B-Liste“
Aber auch Rackerer haben’s derzeit nicht leicht. Der Grieche Sokratis Papastathopoulos wurde ebenso wie Özil aus allen Kadern gestrichen. Arteta nominierte für die Europa League einen 25-Mann-Kader mit vier Torhütern, sowie eine B-Liste, auf die er allerdings auch zurückgreifen kann. Auf dieser Liste stehen ausschließlich Eigenbauspieler, unter anderem Kapazunder wie Bukayo Saka, Joe Willock, Eddie Nketiah oder Top-Talent Miguel Azeez.
Hauptkader
Tor: Bernd Leno, Rúnar Rúnarsson, Matt Macey, James Hillson
Abwehr: Hector Bellerin, Gabriel, Rob Holding, Cedric, Shkodran Mustafi, Calum Chambers, Pablo Mari, David Luiz, Sead Kolasinac, Kieran Tierney
Mittelfeld: Dani Ceballos, Ainsley Maitland-Niles, Thomas Partey, Mohamed Elneny, Granit Xhaka
Angriff: Willian, Alexandre Lacazette, Pierre-Emerick Aubameyang, Nicolas Pepe
B-Liste
Tor: Karl Hein, Arthur Okonkwo
Abwehr: Joel Lopez, Ryan Alebiosu
Mittelfeld: Bukayo Saka, Ben Cottrell, Miguel Azeez, Jordan McEneff, Joe Willock, Emile Smith Rowe
Stürmer: Reiss Nelson, Eddie Nketiah, Folarin Balogun
Mehrere Verletzungen und Fragezeichen
Einige Kaderspieler sind gegen Rapid noch nicht einsatzbereit – dies betrifft vor allem die Abwehr. Rob Holding und Pablo Mari werden wegen kleinerer Verletzungen voraussichtlich ausfallen. Shkodran Mustafi und Calum Chambers sind beide fraglich. Stürmer-Jungstar Gabriel Martinelli, derzeit ebenfalls verletzt, wurde im Europa-League-Kader nicht berücksichtigt. Auch das französische Abwehrtalent William Saliba steht nicht im Kader und auf dem Abstellgleis.
Ceballos und Willian nicht mit in Wien
Zwei wichtige Stammspieler blieben ebenfalls fix zu Hause: Mittelfeldstratege Dani Ceballos und Angreifer Willian reisten Medienberichten zufolge nicht mit nach Wien und konzentrieren sich auf einen möglichen Einsatz am Wochenende gegen Leicester City.
Isländischer Keeper vor Debüt
Im 4-3-3 von Mikel Arteta betrifft die wahrscheinlichste fixe, klassische Rotation die Torhüterposition. Hier dürfte Bernd Leno eine Pause bekommen und Rúnar Rúnarsson eine Chance bekommen. Der 25-jährige isländische Teamtorhüter kam vor der Saison aus Dijon.
Interessante doppelte Abwehrbesetzung
In der Abwehr ist Arsenal trotz der Verletzungen weitgehend doppelt besetzt. Für die Innenverteidigung kommen derzeit Gabriel und Routinier David Luiz in Frage. Auch Mustafi oder Chambers könnten noch ins Team rutschen, riskieren will man aufseiten der Gunners aber nichts. Links matchen sich Tierney und Kolasinac, wobei hier Spielpraxis für den Deutsch-Bosnier wahrscheinlich ist. Auf der rechten Seite stehen mit Cédric Soares und Héctor Bellerín zwei offensiv geprägte Außenverteidiger zur Verfügung. Bellerín gilt als einer der schnellsten Spieler weltweit, könnte aber ebenfalls Soares weichen.
Thomas-Debüt und Zurückgreifen auf die B-Liste im Mittelfeld
Während der Angriff von Tempo und Dynamik geprägt ist, besticht das Mittelfeld vor allem durch Kompaktheit. Der 50-Millionen-Euro-Neuzugang von Atlético Madrid, Thomas Partey, wird gegen Rapid debütieren. Der ghanaische Teamkapitän gilt als physisch starker Box-to-Box-Midfielder. Herz und Hirn des Mittelfelds ist der 24-jährige Spanier Dani Ceballos, der in der neuen Saison zum Breiten- und Taktgeber avancieren dürfte, gegen Rapid aber bekanntlich fehlt. Mit Granit Xhaka und Mohamed Elneny verfügt man zudem über zwei weitere klassische Sechser. Wenn man für etwas mehr Tiefgang sorgen möchte, sind die beiden Eigenbauspieler Maitland-Niles und Saka (derzeit nur im B-Kader gelistet) weitere Optionen. Hier ist eine 6-8-8 bzw. 6-6-8-Staffelung zu erwarten, die mit schnellen Bällen in die Schnittstellen die Dynamik der offensiven Dreierreihe aktiveren soll. „Zehner“ war bei Arsenal gestern.
Wie viele Stars dürfen im Angriff ran?
Die Besetzung des Angriffs ist jedenfalls das Prunkstück der diesjährigen Gunners-Elf. Im Kader stehen Willian, Aubameyang, Lacazette und Pépé. Auch die beiden Nachwuchskicker Reiss Nelson und Eddie Nketiah, sowie Saka, der als Linksaußen eine Option sein könnte, dürfen nicht außer Acht gelassen werden, aber es ist so gut wie sicher, dass Arteta einen oder mehreren seiner „echten“ Stars aufbieten wird. Pépé ist für rechts vorgesehen, Kapitän Aubameyang zumindest als Joker für links und in der Zentrale gibt entweder Lacazette den klassischen Neuner oder der ablösefreie Neuzugang Willian einen antizipativen Stürmer. Willian fehlt allerdings verletzungsbedingt, weshalb hier speziell Nketiah die Alternative zu Lacazette sein dürfte.
Wie viele Spieler rücken von der B-Liste nach?
Unterm Strich stellt sich aber dennoch die praktisch unmöglich zu beantwortende Frage, wie stark Mikel Arteta auf seine „B-Liste“ zurückgreifen wird. Da hier ausschließlich Nachwuchs- bzw. Eigenbauspieler notiert sind, kann Arteta ganz normal mit dieser Liste planen. Aufgrund der zahlreichen Verletzungen werden zumindest einige dieser Nachwuchstalente dabei sein. Im EFL Cup griff Arteta beim 2:0-Sieg bei Leicester auf vier Spieler dieser Liste zurück, beim darauffolgenden Duell mit Liverpool, das im Elfmeterschießen gewonnen wurde, drei. Wirklich sicher wird das Ausmaß der Arsenal-Ernsthaftigkeit aber erst sein, wenn heute gegen 18 Uhr die Aufstellung veröffentlicht wird.
Mögliche Aufstellung
Im schlimmsten Fall fehlt Mikel Arteta eine vollständige Mannschaft. Am 4-3-3-System wird der Spanier wohl nichts ändern und es ist anzunehmen, dass – trotz all der „Ernsthaftigkeits-Bekundungen“ – einige Junge zum Einsatz kommen werden. Dass aber auch diese über enorme Qualität verfügen, steht natürlich auch außer Frage. Wir wagen uns an einen Aufstellungtipp:
Arsenal (4-3-3): Rúnarsson; Cédric Soares, Gabriel, David Luiz, Kolasinac; Elneny, Thomas, Maitland-Niles; Pépé, Nketiah, Saka.
Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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