Rapid bekommt es heute zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte nach 2008 mit dem zyprischen Klub Anorthosis Famagusta zu tun. Wir werfen vor der Partie einen Blick auf die Vereinshistorie der Zyprer und das Standing des Klubs im In- und Ausland.
Es war diese verflixte Saison 2008/09, in der Rapid bereits im ersten – und schließlich leider auch letzten – Europacupduell des Jahres auf Anorthosis traf. Mit dem 0:3 auswärts und einem 3:1 in Wien-Hütteldorf schied Rapid bereits beim ersten Europacup-Auftritt aus – und Anorthosis feierte später die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte. Nachdem die Mannschaft auch noch Olympiakos Piräus ausschaltete, ging’s in die Gruppenphase der Königsklasse, wo man erneut aufzeigen konnte. Ein Sieg gegen Panathinaikos, zwei Remis gegen Werder Bremen und ein spektakuläres 3:3 gegen Inter Mailand standen am Ende auf der Habenseite.
13 Meistertitel und der Cup-Sieg mit Österreich-Beteiligung
Monate zuvor feierte Anorthosis den 13. Meistertitel in Zypern. Und auch heute noch ist das 1911 in Famagusta gegründete Team 13-facher Titelträger. Die Blau-Weißen sind europaweit eindeutig nicht das einzige Team, denen eine einmalige Champions-League-Teilnahme am Ende eher schlechter als besser tat. Einen der elf zyprischen Cupsiege holte Anorthosis übrigens unter einem österreichischem Trainer: Lukas Aurednik spielte dreimal für Rapid – einmal in der Vorkriegszeit, einmal in den Kriegsjahren und dann unmittelbar nach dem Krieg. Er führte den damals amtierenden Meister 1964 zum Pokal.
Amtierender Cupsieger, aber deutlich von der Spitze entfernt
In den letzten Jahren zählte Anorthosis zwar immer noch regelmäßig zur Spitze des Teilnehmerfeldes in der zyprischen A Katigoria, verlor aber dennoch den Anschluss zu den absoluten Top-Teams, wie vor allem APOEL Nikosia oder zuletzt auch wieder Omonia. Pech hatte man 2019/20, als die Meisterschaft Corona-bedingt abgebrochen wurde, als Anorthosis gerade gleichauf mit Omonia Nikosia in Front lag. In den letzten gewerteten Meisterschaften wurde Anorthosis Vierter, Siebter, Dritter und Sechster. In der vergangenen Saison gewann Anorthosis mit einem 2:1 n.V. über Olympiakos Nikosia den zyprischen Cup.
Knappe Klub-Rettung im Jahr 2013
2013 wäre der Klub beinahe in den Konkurs geschlittert und wurde vor allem durch die Hilfe der Fans gerettet. Der Schuldenberg des Klubs betrug trotz der Champions-League-Teilnahme wenige Jahre zuvor 13,5 Millionen Euro, was den damaligen Präsidenten zu einem Spendenaufruf unter den Fans veranlasste, um die Spieler bezahlen zu können. Das Stadion von Anorthosis, das in Larnaca stehende Antonis Papadopoulos, wurde übrigens bereits vor dem Duell mit Rapid in den 2000er-Jahren in drei Schritten renoviert.
Kvilitaia als letztjähriger Torgarant
In der abgelaufenen Saison war der Top-Torjäger von Anorthosis übrigens ein alter Bekannter grün-weißer Fans: Giorgi Kvilitaia, der von 2016 bis 2018 für Rapid spielte, verbrachte leihweise ein Jahr bei Anorthosis und steuerte in 37 Spielen 15 Tore bei. Vor der neuen Saison wechselte er nun fix nach Zypern – allerdings zum Top-Klub APOEL Nikosia, der 600.000 Euro Ablöse für den mittlerweile 27-jährigen Georgier nach Gent überwies.
Nur ein europäischer Auftritt in acht Jahren
Auf europäischer Ebene war nun schon länger kein Ausrufezeichen von Anorthosis in Sicht. Letztes Jahr schied das Team mit einer 2:3-Niederlage beim kriselnden FC Basel im ersten Spiel der Europa-League-Qualifikation aus. Es war das erste Antreten in einem europäischen Bewerb seit acht Jahren und zumeist hatte Anorthosis davor das Problem, sehr viele Qualifikationsrunden überstehen zu müssen. 2012/13 schaltete man Levadia Tallinn aus, scheiterte dann aber an Dila Gori. 2011/12 wurde der FC Gagra besiegt, danach gab’s das Aus gegen Rabotnicki Skopje. Und noch ein Jahr zuvor wurden mit Banants Yerevan, Sibenik und Cercle Brügge sogar drei Gegner ausgeschaltet, im Europa-League-Playoff war aber gegen ZSKA Moskau deutlich Endstation. Somit hatte Anorthosis in den letzten genau zehn Jahren nur neun europäische Gegner.
Europas One-Hit-Wonder
Das Erreichen der Champions-League-Gruppenphase im Jahr 2008 ist weiterhin die einzige Teilnahme an einer europäischen Gruppe in der Vereinsgeschichte der Zyprer. Darüber hinaus war das erfolgreiche Duell mit Rapid im selben Jahr das einzige Aufeinandertreffen mit einer österreichischen Mannschaft. Die nächstgrößte Sensation fand 2005 statt, als man im Zuge der Champions-League-Qualifikation Trabzonspor ausschaltete, was aufgrund des griechisch-türkischen Zypern-Konflikts und der Lage Famagustas im Norden der Insel auch als äußerst prestigeträchtig zu bezeichnen war. Danach war jedoch gegen die Glasgow Rangers Endstation. So könnte man durchaus konstatieren, dass der heutige Rapid-Gegner bisher ein europäisches One-Hit-Wonder war. Allerdings aus Rapids Sicht genau in der falschen Saison…
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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