Das ist die Esbjerg fB (2): Eine junge Mannschaft mit guten Spielern auf den Außenbahnen
Europa League 2.Oktober.2013 Stefan Karger 1
Im ersten Teil der Gegneranalyse sahen wir uns die Geschichte des Vereins, sowie seine Bedeutung in Dänemark und Europa an. Nun wollen wir uns dem Kader der dänischen Mannschaft widmen und analysieren die Stärken und Schwächen der einzelnen Spieler. Was erwartet Red Bull Salzburg, auf welche Spieler wird man besonders aufpassen müssen?
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Die mögliche Aufstellung
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Die Torhüter
Der 14-fache finnische Nationalspieler Lukas Hradecky war in der vergangenen Saison der Stammtorhüter und einer der absoluten Leistungsträger bei Esbjerg fB. Zu Beginn dieser Saison wechselte er jedoch zu Brøndby IF, wo er in der bisherigen Spielzeit in allen zehn Meisterschaftspartien von Beginn an zum Einsatz kam. Als Ersatz für den Finnen verpflichtete der Verein den erst 21-jährigen Frederik Rønnow, der aktuell Stammtorhüter in der dänischen U21-Nationalmannschaft ist und vergangenes Jahr beim AC Horsens spielte, wo er zum besten Spieler des Vereins gewählt wurde. Es lag also nicht an ihm, dass sein ehemaliger Klub nur den 11. Platz erreichte und in die zweithöchste Spielklasse abstieg. Sein Manager wollte seinen Schützling nicht in der zweiten dänischen Liga sehen und drängte auf einen Wechsel.
Rønnow verfügt über schnelle Reflexe und zeigte in der Vergangenheit auf der Linie immer wieder einige schöne Paraden. Ebenfalls stark ist er bei Eins-gegen-Eins-Situationen, bei denen er schnell aus dem Tor stürmt und den Winkel geschickt verkürzt. Weiters verfügt er über eine passable Technik und wird von seinen Abwehrspieler immer wieder ins Aufbauspiel miteingebunden. Am ehesten hat er noch Probleme bei hohen Bällen, insbesondere wenn sich mehrere Spieler dicht vor ihm tümmeln. Mit seinen 1.88 Metern verfügt er zwar über eine passable Körpergröße, allerdings fehlt ihm noch die Physis, um die gegnerischen Spieler aus dem Weg zu räumen. Rønnow unterschrieb einen Vertrag bis zum 30.06. 2017 und ist eine der Zukunftsaktien des Vereins.
Seine Ersatzleute sind Mathias Rosenörn und Jeppe Höjbjerg – die beiden sind noch ein Stück jünger als Rønnow und betritten noch kein einziges Spiel für den Verein– dies wird auch nach der Partie gegen Red Bull Salzburg aller Voraussicht nach so bleiben.
Die Innenverteidiger
In der vergangenen Saison gelang es dem 24-jährigen Kian Hansen sich im Abwehrzentrum einen Stammplatz zu erkämpfen, wobei er von der Verletzung des damaligen Kapitäns Nicolai Høgh (mittlerweile bei Valerenga) profitierte. Der Abwehrspieler legte in den vergangenen Jahren eine tolle Entwicklung hin und wurde vergangene Saison sogar zum ersten Mal ins dänische Nationalteam einberufen, wo er allerdings keine Minute gegen Georgien spielen durfte. Der Innenverteidiger ist zwar nur 1.84 Meter groß, gilt aber als bissiger und schneller Verteidiger, der seine Tacklings gut einsetzt. Weiters kommen seine langen Bälle nach vorne recht präzise.
Neben Hansen wird voraussichtlich Jens Berthel Askou im Abwehrzentrum gegen Red Bull Salzburg spielen. Der 31-Jährige stieß Anfang August von Vejle Kolding zu seinem neuen Verein und bildet eine gute Ergänzung zu seinem Kollegen in der Innenverteidigung. Der ehemalige Norwich-City-Legionär verfügt zwar über eine schlechtere Technik und ist im Aufbauspiel schwächer als Hansen, dafür kann er dessen Defizite in den Luftzweikämpfen ausgleichen.
Eine Alternative ist der ehemalige St.Pauli-Spieler Davidson Drobo-Ampem, der auf allen Positionen in der Abwehr-Viererkette zum Einsatz kommen kam, am liebsten aber links hinten, oder im Zentrum spielt. Im vergangenen Jahr stoppte den gebürtigen Ghanaer, der auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, eine Bänderverletzung und er verlor seinen Stammplatz an den linken Außenverteidiger Jonas Knudsen.
Der 19-jährige Jacob Nielsen kann sowohl in der Innenverteidigung, als auch im defensiven Mittelfeld spielen, bestritt aber noch keine Partie für seinen Klub und wird auch gegen Red Bull Salzburg nicht zum Zug kommen.
Die Außenverteidiger
Nachdem sich der 23-jährige Peter Ankersen bei Rosenborg Trondheim nicht durchsetzen konnte, wechselte er zum Beginn der vergangenen Saison nach Esbjerg. Wenn sein ehemaliger Klub gewusst hätte, wie sich der rechte Außenverteidiger entwickelt, dann hätten sie ihn wohl nicht ziehen lassen, denn Ankersen spielte letztes Jahr eine hervorragende Saison und schaffte sogar den Sprung ins dänische Nationalteam, wo er vor ein wenig mehr als zwei Wochen sein Debüt gegen Polen gab. Peter Ankersen ist der Zwillingsbruder von Jakob Ankersen, der bei Esbjerg im rechten Mittelfeld, also direkt vor ihm spielt – Verwechslungsgefahr ist also gegeben!
Ankersen macht viel Druck über seine Seite und erzielte im vergangenen Jahr drei Meisterschaftstore. Nach zehn Runden stellte er heuer seinen Rekord vom Vorjahr bereits ein und traf dazu zweimal beim 4:3-Sieg gegen Saint-Etienne! Seinen schönsten Treffer erzielte er am 10. August 2013 gegen Aarhus GF, als ihm ein Tor gelang, das an Marco van Bastens Treffer im Finale der Europameisterschaft 1988 erinnert:
Der gebürtige Kalifornier Ryan Laursen besitzt die dänische Staatsbürgerschaft und wechselte Anfang September von Lyngby BK zu Esbjerg. Der Außenverteidiger kam schon im U21-Nationalteam Dänemarks zum Einsatz und kann auf beiden Außenbahnen spielen, hat im Moment allerdings keine Chance an Peter Ankersen vorbeizukommen.
Auf der linken Abwehrseite nutzte Jonas Knudsen, wie bereits oben erwähnt, die Verletzung von Davidson Drobo-Ampem und spielte sich in der ersten Mannschaft fest. Der 21-Jährige debütierte bereits 2009 für Esbjerg und ist damit der jüngste Spieler, der jemals in der Kampfmannschaft des Vereins eingesetzt wurde. Dem Stammpersonal gehörte er allerdings erst seit der vergangenen Saison an, wo er 32 Mal von Beginn an eingesetzt wurde. Bekannt ist der Außenverteidiger für seine weiten und scharfen Einwürfe, die wie Flanken in den gegnerischen Strafraum fliegen. Knudsen ist zwar nicht so torgefährlich wie sein Peter Ankersen, kann aber hie und da einen richtigen Kracher mit seinem rechten Fuß loslassen, wie wir hier sehen können:
Die Mittelfeldspieler
Esbjerg spielt mit einem flachen 4-4-2-System, bei dem der defensive Part im zentralen Mittelfeld auf den 25-jährigen Norweger Magnus Lekven fällt. Der vierfache Nationalspieler spielt seit der Saison 2012/13 bei Esbjerg und absolvierte vergangenes Jahr 23 Spiele von Beginn an. Heuer stand er in neun von zehn Meisterschaftsspielen in der Startaufstellung. Lekven spielte zuvor in seiner gesamten Karriere für Odd Grenland und absolvierte 127 Spiele für den norwegischen Klub. Nach seinem Wechsel machte er einen großen Entwicklungssprung und war einer der Stützen in der vergangenen Saison. Lekven ist ein guter Zweikämpfer, hat ein solides Stellungsspiel und muss deshalb selten zu unfairen Mitteln greifen In knapp 160 Meisterschaftsspielen sah er nur elf gelbe und keine einzige rote Karte, was für einen Spieler auf der Sechser-Position durchaus erwähnenswert ist.
Etwas offensiver ausgerichtet ist der zentrale Mittelfeldspieler Hans Henrik Andreasen, der mit 34 Jahren der älteste Spieler im Kader der Dänen ist. Andreasens Formkurve zeigt heuer nach oben, denn nach acht Meisterschaftsspielen erzielte er bereits drei Treffer und trug sich auch beim 4:3-Sieg über Saint-Etienne in die Schützenliste ein. Zwischen 1999 und 2005 spielte er bereits für Esbjerg fB und erzielte in 187 Spielen 25 Treffer. Nach einem zweijährigen Gastspiel bei Greuther Fürth (49 Spiele, 6 Tore) wechselte er zu Odense BK, wo er in 166 Partien 37 Treffer beisteuerte. Andreasen verfügt von allen Spielern über die meiste Erfahrung und soll dem Mittelfeld die nötige Ruhe und Stabilität geben. Er ist zudem für die Strafstöße zuständig.
Der ehemalige U21-Nationalspieler Emil Lyng spielt im linken Mittelfeld und scheint in dieser Saison voll durchzustarten, nachdem er im vergangenen Jahr bloß auf einen Einsatz kam. Der heute 24-Jährige wechselte bereits in der Saison 2008/09 zum OSC Lille, wo er sich aber nie durchsetzen konnte und immer wieder verliehen wurde, beziehungsweise in der Amateurmannschaft zum Zug kam. Dem linken Mittelfeldspieler wurde immer viel Talent attestiert, er konnte es nur nie konstant abrufen. Gestoppt wurde er zudem im Jahr 2009 von einem Kreuzbandriss, der seine Karriere ins Stocken brachte. Heuer zählt der technisch starke Lyng jedoch erstmals zur Stammformation und lieferte schon einige sehenswerte Spiele ab. In der zweiten Meisterschaftsrunde gegen Aalborg BK erzielte er einen schönen Treffer mit seinem starken rechten Fuß. Während der rechte Mittelfeldspieler Jakob Ankersen immer wieder weit ins Zentrum rückt, entfernt sich Lyng seltener von der Seitenoutlinie und macht das Spiel der Dänen auf der linken Seite breit.
Jakob Ankersen spielt vor seinem Zwillingsbruder im rechten Mittelfeld, rückt dabei aber, wie gerade erwähnt, oft ins Zentrum und schafft so Räume für die Vorstöße seines Bruders. Ankersen ist ein torgefährlicher Mittelfeldspieler, der letzte Saison sieben Treffer erzielte und auch heuer bereits dreimal traf. Zudem glänzt er auch immer wieder als Vorbereiter auf der rechten Seite. Eine kuriose Szene aus einem Meisterschaftsspiel wollen wir euch nicht vorenthalten, auch wenn sie nicht sein wahres Können wiederspiegelt. Jakob kommt zwar nicht ganz an das Talent seines Bruders Peter heran, ist aber dennoch ein gefährlicher Spieler, auf den Salzburg ein Auge werfen muss.
Der Neuzugang im offensiven Mittelfeld, Mohammed Fellah, bleibt den Gegnern in der Europa-League-Gruppenphase erspart, da ein Esbjerg-Mitarbeiter vergaß, ihn für die Europa League anzumelden. Damit fehlt den Dänen ihr Spieler mit der besten Technik, der mit seiner individuellen Stärke Partien entscheiden kann.
Der 21-jährige Jesper Rasmussen spielt überwiegend im zentralen Mittelfeld, kann aber auch auf der rechten Außenbahn auflaufen. In den bisherigen zehn Meisterschaftspartien stand er zweimal von Beginn an am Feld und kam sieben Mal als Joker in die Partie. Dabei erzielte er drei Tore, zwei davon gleich in der dritten Runde beim 2:0-Auswärtssieg gegen Bröndby IF. Rasmussen verfügt über eine gute Technik und hat einen starken linken Fuß. Spielt er rechts im Mittelfeld zieht er gerne nach innen und schließt mit links ab.
Ebenfalls im zentralen Mittelfeld auf der Warteposition ist Jeppe Andersen, der in dieser Saison von Vejle BK zur Mannschaft stieß. Bei seinem neuen Verein brachte er es bislang allerdings erst auf fünf Kurzeinsätze in der Meisterschaft. Auf sein Debüt in der Europa League wird der 20-Jährige noch warten müssen.
Ein wenig bessere Chancen auf einen Einsatz hat der ehemalige FC-Kopenhagen-Spieler Martin Bergvold. Der 29-Jährige wechselte während der vergangenen Saison zu seinem neuen Arbeitgeber und stand bisher dreimal in der Startaufstellung. Gegen Saint-Etienne und Standard Lüttich reichte es nur zu zwei Kurzeinsätzen in den letzten Minuten und auch gegen Red Bull Salzburg wird er wohl nur von Beginn an spielen, falls Magnus Lekven aus irgendwelchen Gründen ausfallen würde.
Der defensive Mittelfeldspieler Jerry Lucena kam in der heurigen Saison bloß in der ersten Runde zum Einsatz und absolvierte seither keine einzige Minute für den Klub. Der 33-jährige Däne mit den philippinischen Wurzeln ist vielseitig einsatzbar und kann sowohl im defensiven Mittelfeld, als auch in der Innenverteidigung und als rechter Abwehrspieler zum Einsatz kommen. Er ist aber auf allen Positionen nur zweite oder dritte Wahl.
Zu guter Letzt haben die Dänen noch den 19-jährigen Casper Nielsen in der Hinterhand, der vor zwei Wochen zu seinem ersten Einsatz von Beginn an kam, nachdem er zuvor lediglich eine Handvoll Einsätze als Joker aufweisen konnte. Nielsen ist aktueller U19-Nationalspieler und spielt im zentralen Mittelfeld. Mit einem Einsatz von Beginn an ist gegen Red Bull Salzburg allerdings nicht zu rechnen.
Die Stürmer
Mit Jesper Lange und Martin Braithwaite gab Esbjerg zwei Angreifer ab, die vergangene Saison zusammen immerhin 13 Tore erzielten. Als Ersatz holte der Verein mit dem Norweger Mushaga Bakenga und dem Niederländer Mick van Buren zwei interessante, junge Neuzugänge, die sich in der kurzen Zeit bei ihrem neuen Verein gleich gut einlebten.
Mushaga Bakengas Eltern kommen aus der demokratischen Republik Kongo, er selbst wurde in Trondheim geboren und spielte auch zwei Jahre lang für Rosenborg. Nachdem er in einer Saison als 19-Jähriger zwölf Meisterschaftstore erzielte wechselte er zu Club Brügge nach Belgien, wo er sich aber nie richtig durchsetzen konnte. Im vergangenen Jahr ging er leihweise für Cercle Brügge auf Torjagd und erzielte immerhin sieben Treffer in 27 Meisterschaftspartien. Danach verliehen ihn die Belgier an Esbjerg, wo er sich gleich mit einem Tor beim 1:2-Auswärtssieg gegen Standard Lüttich in die Herzen der Fans schoss. In den letzten vier U21-Länderspielen gegen Polen, Schweden, Portugal und Mazedonien erzielte der Stürmer unglaubliche acht Tore, wobei vier davon aus Strafstößen fielen. Beim 4:2-Sieg über Polen erzielte er alle Treffer der Norweger! Bakenga ist momentan also gut drauf – in der Vergangenheit ließ er oft zu viele Chancen aus, auch wenn er sich immer gut bewegte und große Gefahr ausstrahlte. Wenn er seine Chancen in Zukunft besser nützt, dann ist ihm zuzutrauen, dass man noch öfters von ihm hören wird. Dann darf ihm so etwas aber nicht mehr passieren:
Hier ein paar seiner besseren Szenen:
Neben Bakenga ist der niederländische Stürmer Mick van Buren im Sturm gesetzt, der so wie der Norweger erst 21 Jahre alt ist. Der Angreifer erhielt seine Ausbildung in der gemeinschaftlichen Nachwuchsakademie von Feyenoord und Excelsior Rotterdam und bestritt später für Excelsior 30 Meisterschaftsspiele, in denen er 13 Tore erzielte. Der Niederländer stand bisher in allen Meisterschaftsspielen von Beginn an am Platz und erzielte dabei fünf Treffer in zehn Partien. Wie sein Sturmpartner Bakenga traf auch er beim 1:2-Auswärtssieg gegen Standard Lüttich.
Eine weitere Alternative im Angriff ist der senegalesische Flügelstürmer Pape Paté Diouf, der leihweise vom FC Kopenhagen kam. Der Angreifer hat eine sehr gute erste Ballannahme, einen starken Schuss und sucht Eins-gegen-Eins-Situationen. Hier könnt ihr euch einige seiner Treffer ansehen:
Fazit
Dass man Esbjerg fB nicht unterschätzen darf hat schon der Auswärtssieg gegen Standard Lüttich gezeigt, die acht Stammspieler in der Partie gegen die Dänen schonten und dafür bestraft wurden. Red Bull Salzburg verfügt über die eingespieltere Mannschaft und besitzt mit Soriano, Alan, Kampl und Mané Spieler, die über eine größere individuelle Stärke verfügen. Esbjerg hat die Abgänge allerdings geschickt ersetzt und bietet eine junge, hungrige Mannschaft in der Europa League auf. Die Spieler auf den Außenbahnen, sowohl in der Abwehr, als auch im Mittelfeld, besitzen durchaus Qualität – insbesondere Rechtsverteidiger Peter Ankersen. Dazu kommt ein neues Stürmerduo, das sich derzeit in blendender Form präsentiert und immer einen Treffer erzielen kann. Nichtsdestotrotz bleibt Red Bull Salzburg auch im Auswärtsspiel Favorit.
Stefan Karger, www.abseits.at
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