Die Taktik des FC Basel (2) – Wechselwirkungen im Spiel mit Red Bull Salzburg
Europa League 13.März.2014 Rene Maric 1
Heute steigt am Vorabend das Europa-League-Spiel zwischen dem FC Basel und Red Bull Salzburg. Der amtierende Schweizer Meister und letztjährige EL-Halbfinalist ist der nächste aussagekräftige Prüfstein für die Bullen. In diesem Zweiteiler wollen wir uns zuerst die Spielweise Basels unter Murat Yakin ansehen, bevor wir auf die Wechselwirkungen mit den Salzburgern und die speziellen Begebenheiten eingehen. Abschließen wollen wir die Serie mit den möglichen Vor- und Nachteilen Basels gegen den dynamischen Pressingfußball der Salzburger Bullen.
Instabilität durch das Pressing möglich – auf beiden Seiten
Wie im Mannschaftsporträt von Basel erwähnt pressen die Schweizer oftmals in einem hohen Mittelfeld- oder gar Angriffspressing, in welchem es viele Mannorientierungen gibt. Als Basisformation dafür dient meistens ein 4-1-4-1, wobei dies an den Gegner angepasst werden könnte. Das hohe Pressing und die Mannorientierungen sorgen zwar für viel Zugriff, doch es öffnet auch Räume innerhalb der eigenen Formation. Die Salzburger sind mit ihren schnellen Angriffen, der hohen Beweglichkeit und ihrem hervorragenden Bespielen enger Räume eigentlich prädestiniert dazu dieses Pressing auseinanderzunehmen.
Auf der anderen Seite könnte es ähnlich aussehen, obgleich dies unwahrscheinlich ist. Basel spielt – wie Ajax – auf Ballbesitz, ist dabei aber etwas pragmatischer und im Angriffsvortrag aus der Abwehr ins Mittelfeld bzw. aus dem Mittelfeld in den Angriff jeweils etwas dynamischer. Das hohe 4-4-2-Pressing der Salzburger könnte bewusst angelockt werden, um dann über Diaz und Frei ins Mittelfeld zu gelangen und dann schnelle Angriffe über die Flügel zu versuchen. Das erscheint in Anbetracht der aktuellen Stärke der Salzburger zwar fast unmöglich, auf dem Papier haben die Basler in Bestbesetzung aber durchaus das Spielermaterial dafür. Beide Seiten könnten somit entweder ihre Spielweise perfekt aufziehen oder damit, pardon, auf die Schnauze fallen.
Entscheidend werden auf beiden Seiten jeweils zwei Schlüsselspieler und ihre speziellen Fähigkeiten sein.
Salzburg: Mané, Kampl und das Gegenpressing spielentscheidend?
Im Normalfall sollte es den Bullen in der aktuellen Form wenig ausmachen, wenn Basel mit einem hohen Pressing spielt.
Einerseits haben die Salzburger mit den einrückenden Kampl und Mané sowie dem starken Leitgeb die Möglichkeit für riskante raumgreifende Flachpässe aus der Abwehr direkt in die Mittelfeldräume, wo sie dann sofort kombinative Durchbrüche in Richtung Tor versuchen können. Sie könnten die offenen Räume eines hohen Pressings sowie auch die Mannorientierungen innerhalb der gegnerischen Defensivspielweise optimal bespielen – wenn sie es versuchen.
Andererseits reagieren die Bullen auf ein hohes gegnerisches Pressing oftmals schlicht mit langen Bällen und gehen dann auf die zweiten Bälle. Durch ihr tolles Gegenpressing erobern sie die Bälle dann weit vorne und können konterähnliche Angriffe aus hohen Zonen versuchen. Das hohe Angriffspressing des Gegners könnte dann zu einem Kamikazeunternehmen werden; man rückt auf, öffnet Räume in der Mitte, Salzburgs Innenverteidiger bolzen in den Raum und die Offensivabteilung holt sich diese Bälle ab. Ajax hatte damit ebenfalls einige Probleme und kam nie wirklich ins Pressing.
Problematisch könnte am ehesten noch sein, dass die Basler diese langen Bälle provozieren, ihre Flügelstürmer etwas zocken lassen und direkt durch die pressingresistenten Diaz und Frei nach vorne spielen. Basel würde dann plötzlich kontern und Salzburg wäre instabiler als in den letzten Wochen. Generell sind Frei, Diaz und ihre Pressingresistenz womöglich entscheidend.
Basel: Frei, Diaz und die Pressingresistenz spielentscheidend?
Ob nach abgefangenen langen Bällen und folgenden Kontern, oder beim Bespielen des gegnerischen Pressings, zwei Spieler werden überaus wichtig sein, wenn Basel versuchen sollte konstruktiv und durch Flachpassspiel den Salzburger Pressingwall zu durchspielen. Frei als alleiniger Sechser, der auch nach hinten zwischen die Innenverteidiger abkippt, könnte wichtig sein, damit er sich zwischen den beiden Stürmern und vor dem Mittelfeld der Bullen freiläuft. Schafft er es sich dort anspielbar zu machen und beim Herausrücken der gegnerischen Sechser den Ball zu behaupten, kann er mit den beiden anderen Achtern Überzahl erzeugen. Allerdings spielte Frei auch oft als Achter oder gar als Zehner in einem 4-2-3-1 oder 4-3-2-1, womöglich könnten also Elneny oder Serey Die als Sechser spielen.
Marcelo Diaz wiederum ist dazu da, um Verbindungen zwischen Frei und anderen Spielern zu schaffen, Frei und die Innenverteidiger zu unterstützen und sich anzubieten. Der Chilene ist außerdem noch deutlich pressingresistenter und beweglicher als Frei, wodurch er sich auch aus schwierigen Pressing- oder Unterzahlsituationen befreien kann. Diese beiden dürften entscheidend sein, ob eine konstruktive Spielweise gegen das hochintensive 4-4-2-Pressing der Salzburger zu massiven Ballverlusten oder überfallartigen Angriffen führt. Da dies jedoch ein riskantes und wenig erfolgsversprechendes Unterfangen ist, könnte es eine Veränderung in der Ausrichtung der Basler geben.
Umstellungen durch Yakin möglich
In Anbetracht der pragmatischen Umstellungen Yakins und des verfügbaren Spielermaterials könnte Basel auch von der Ballbesitz-Spielweise abrücken und sich klar auf ein tiefes Spiel mit Konterfokus konzentrieren. Mit Streller als Mittelstürmer haben sie einen passenden Zielspieler für lange Bälle. Die Flügelstürmer würden dann einrücken und die Ablagen von ihm sowie einem Zehner suchen, um möglichst schnell versuchen in die Tiefe zu kommen. Ballnah könnten der Außenverteidiger und der zentrale Mittelfeldspieler in einem möglichen 4-2-3-1 aufrücken, der Rest sichert diese Angriffe ab.
Passend dazu könnte man ein tiefes Pressing im 4-4-1-1 versuchen, in welchem der hängende Stürmer eng am Mittelfeld agiert und versucht Druck auf die beiden Sechser Salzburgs aufzubauen. Eine solche Spielweise würde Basel wohl stabiler machen und Salzburg weniger Raum geben, doch es erscheint unwahrscheinlich, dass die Schweizer vor heimischem Publikum so defensiv spielen möchten; auch der Torerfolg wäre wohl überaus schwer gegen die im Gegenpressing und Herausrücken starken Salzburger zu erreichen.
Marcelo Diaz, weitere Verletzte und ein möglicher Fokus auf die Liga
Die mögliche Verletztenliste könnte zu einem großen Problem für die Basler werden. Ivanov und Voser beispielsweise werden sicher ausfallen. Ivanov laboriert an einem Kreuzbandriss und kann somit für längere Zeit nicht als Innenverteidiger auflaufen. Mit dem talentierten jungen Fabian Schär ist noch ein weiterer Innenverteidiger angeschlagen. Rechtsverteidiger Kay Voser hat eine Muskelzerrung, sein Gegenüber Behrang Safari auf links ist ebenfalls angeschlagen und fehlt womöglich. Der in der Liga als Stammspieler agierende Rechtsaußenstürmer Davide Callà ist nicht für die Europa League spielberechtigt und fehlt somit ebenfalls.
Mit Taulant Xhaka, Marcelo Diaz und Serey Die sind gleich drei zentrale Mittelfeldspieler verletzt und hinter ihrem Einsatz steht ein großes Fragezeichen. Sogar Mittelstürmer Marco Streller droht auszufallen. Es könnte sogar sein, dass nicht Yakin über die Spielweise und Taktik seiner Mannschaft entscheiden darf, sondern die medizinische Abteilung des Vereins und welcher Spieler grünes Licht erhält. Für Streller könnte Giovanni Sio vorne auflaufen, Stocker auf links und Degen auf rechts dürften die offensiven Flügel geben. Mohamed Elneny, Fabian Frey und Matías Delgado könnten das Dreiermittelfeld geben, Delgado dürfte dann als Zehner vor ihnen agieren, falls Diaz oder Die nicht fit werden.
Fabian Schär dürfte einsatzbereit sein und mit Marek Suchy die Innenverteidigung bilden, Philipp Degen kommt wohl auf die Position des Rechtsverteidigers, bei einem Fehlen Safaris ist der junge Arlind Ajeti eine Option auf links. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, aber aufgrund der zahlreichen Ausfälle und der angespannten Personalsituation spekulieren einige Fans, dass Trainer Murat Yakin sich dafür entscheidet Kräfte zu schonen und sich in erster Linie auf die Liga zu konzentrieren. In diesem Fall könnte es sogar ein Kantersieg für die Bullen werden. Ansonsten verspricht die Partie überaus viel Spannung – und womöglich ein neues Bullenopfer.
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