Seit 2007 hält der ukrainische Nationalspieler Evgen Konoplyanka Dnipro Dnipropetrowsk die Treue. Das Europa-League-Finale gegen den FC Sevilla wird voraussichtlich eines seiner letzten großen... Dnipros einziger Star: Der Vertragspoker um Evgen Konoplyanka

Ukraine FlaggeSeit 2007 hält der ukrainische Nationalspieler Evgen Konoplyanka Dnipro Dnipropetrowsk die Treue. Das Europa-League-Finale gegen den FC Sevilla wird voraussichtlich eines seiner letzten großen Spiele für diesen Klub sein, denn im Sommer ist der Flügelspieler ablösefrei zu haben und gilt als eines der heißesten Eisen am Transfermarkt. Dass er so lange bei seinem Verein blieb ist dem ukrainischen Oligarchen Ihor Kolomojskyj zu verdanken, der seinen Star trotz einer festgeschriebenen Ablösesumme nicht zum FC Liverpool wechseln ließ.

Über die Stärken des Evgen Konoplyanka schrieben wir bereits vor drei Jahren einen ausführlichen Artikel, der im Vorfeld zur Europameisterschaft 2012 entstand. Zusammengefasst lässt sich seine Spielweise ein wenig mit der von Arjen Robben vergleichen. Der beidbeinige Flügelspieler hat auch bei hohem Tempo eine hervorragende Ballbehandlung und zieht immer wieder gerne vom Flügel in die Mitte Richtung Strafraum. Hierbei ist er sogar ein wenig variabler als der Niederländer, da er sich öfters für den Weg bis zur Grundlinie entscheidet und aufgrund seiner Körpertäuschungen nur schwer für seine Gegenspieler ausrechenbar ist. Vorzuwerfen ist ihm lediglich seine manchmal etwas vernachlässigte Defensivarbeit auf seinem Flügel.

Dnipro Dnipropetrowsk galt in den letzten Spielen der Europa League als Außenseiter und lebte in erster Linie von der sehr gut organisierten Abwehr. Umso wichtiger ist die Rolle von Konoplyanka dann bei den Entlastungsangriffen, da er in den Umschaltmomenten häufig gesucht wird und die meisten gefährlichen Aktionen über den 25-Jährigen laufen. Der 43-fache Nationalspieler (acht Tore) avancierte innerhalb seiner Mannschaft zu einer absoluten Führungspersönlichkeit und entwickelte sich in den letzten Jahren auch in mentaler Hinsicht weiter.

Vertragsverhandlungen mit Liverpool gescheitert

Wer das Geld gibt, bestimmt die Musik. Das ist auch bei Dnipro Dnipropetrowsk nicht anders, wo Oligarch und Multimilliardär Ihor Kolomojskyj das Sagen hat. Viele ukrainische Klubs stehen am finanziellen Abgrund, bei Dnipro halten die zahlreichen Millionen Kolomojskyjs das Werk am Laufen. Der Oligarch versteht jedoch nur wenig von Fußball, gesteht sich dies jedoch auch selbst ein und trifft nur wenige Entscheidungen, die die sportliche Ausrichtung des Teams betreffen selbst. Hie und da spricht er aber ein Machtwort, was Konoplyanka im Jänner 2014 zu spüren bekam. Eine Delegation von Liverpool-Funktionären reiste gegen Ende des Wintertransferfensters nach Dnipropetrowsk und der Wechsel schien eine beschlossene Sache zu sein. Der Klub war bereit die fixe Ablösesumme von knapp 20 Millionen Euro zu bezahlen und der Spieler wollte unbedingt in die Premier League wechseln, da er von dieser bereits als Kind träumte. Ihor Kolomojskyj schaltete aber auf stur und unterschrieb den fertig ausgearbeiteten Vertrag einfach nicht. Er wollte zum einen den Spieler auf keinen Fall ziehen lassen, zum anderen wünschte Liverpool angeblich eine Ratenzahlung, was für Kolomojskyj nicht in Frage kam.

Wirbel um den Präsidenten

Der Milliardär gründete 1992 die PrivatBank, die mittlerweile das größte Geldinstitut der Ukraine ist. Die dazugehörige Privat Group machte profitable Geschäfte in der Energie-, Chemie- und Ölindustrie. Überdies ist der Ukrainier, der auch die israelische und zypriotische Staatsbürgerschaft besitzt, an einigen Fluggesellschaften beteiligt. Kolomojskyj machte sich nicht immer Freunde, so bezeichnete er etwa bei seinem Amtsantritt als Gouverneur seiner Heimatregion den russischen Präsidenten Putin als schizophren. Putin nannte daraufhin Kolomojskyj einen Betrüger und Schurken. Vergangenes Jahr lief ein Strafverfahren gegen Kolomojskyj, es wurde ihm unter anderem vorgeworfen rechtsradikale Todesschwadronen finanziell unterstützt zu haben. Als nach einer Gesetzesnovelle Kolomojskyjs Einfluss auf Ukrnafta, den größten Erdöl- und Gasproduzenten des Landes, beschnitten wurde, besetzte er mit seiner Privatarmee das Firmengelände. Vergangenes Jahr wurde dieses Telefonat zwischen ihm und dem prorussischen Präsidentschaftskandidaten Oleg Zarjow mitgeschnitten, der nur wenig später überfallen und krankenhausreif geprügelt wurde:

Konoplyankas Zukunft

Dass Konoplyanka nach Ende seines auslaufenden Vertrags diesen Sommer in eine Top-Liga wechselt, wird aller Voraussicht nach auch sein einflussreicher Präsident nicht verhindern können. Dennoch scheint Kolomojskyj noch nicht aufgegeben zu haben und Konoplyanka soll auch ein Angebot seines jetzigen Vereins vorliegen haben. Kolomojskyj wird seinen Star mit einem großen Gehaltssprung locken und einer fixen Ablösesumme, an die er sich diesmal halten dürfte. Dass Konoplyanka noch einmal verlängern wird, gilt jedoch als äußerst unwahrscheinlich.

Der Flügelspieler entschuldigte sich vor einigen Tagen beim FC Liverpool für den geplatzten Wechsel und es ist nicht ganz auszuschließen, dass er in naher Zukunft doch noch an der Anfield Road landet, auch wenn seine Position nicht unbedingt ganz oben auf der Prioritätenliste der Reds stehen dürfte. Auch der Arnautovic-Klub Stoke City bemühte sich in den letzten Wochen intensiv um den ukrainischen Nationalspieler, dessen Forderungen jedoch diesen Wechsel unwahrscheinlich machen dürften. Neben einem Handgeld von drei Millionen Pfund wünscht der Flügelspieler ein Wochengehalt von 100.000 Pfund. Trainer Mark Hughes will sich zwar gezielt verstärken und setzt auf Qualität, statt auf Quantität, doch laut seinen Aussagen sprengen die Forderungen Konoplyankas das Gehaltsgefüge innerhalb der Mannschaft, was der Verein vermeiden will. Auch die Hotspurs und West Ham United zeigten sich in der Vergangenheit interessiert am Flügelstürmer, der im Jänner 2015 zudem fast bei der AS Roma gelandet wäre. Doch auch dieser Deal platzte in letzter Sekunde, nicht zuletzt da Konoplyanka einen Wechsel in die Premier League bevorzugt. Interessenten gibt es jedenfalls zu Genüge und da es nicht viele Spieler seines Kalibers gibt, die im Sommer ablösefrei zu haben sind, sollte sich ein Verein finden, der die Gehaltsforderungen Konoplyankas erfüllen wird. Im Europa-League-Finale heute Abend kann der Spieler jedenfalls noch einmal kräftig Werbung für sich machen.

Stefan Karger, www.abseits.at

Stefan Karger

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