Kühbauer coacht Spartak aus: Das waren die entscheidenden Schachzüge!
Europa League 29.November.2018 Daniel Mandl 1
Rapid dreht das Spiel in Moskau – in der Rapid-Viertelstunde. Nach der Partie, die Rapid ein „Endspiel“ um den Aufstieg gegen die Glasgow Rangers beschert, kann man konstatieren, dass Didi Kühbauer seinen Trainerkollegen Oleg Kononov auscoachte.
Kühbauer entschied sich für eine relativ asymmetrische 4-2-3-1-Formation, in der Schobesberger und überraschenderweise auch Schwab vorerst fehlten. Martic und Ljubicic sorgten dabei für eine relativ defensive und vor allem positionstreue Ausrichtung der Doppelsechs, was dem Rapid-Spiel gut tat. Auch deshalb, weil die Staffelungen zwischen den beiden Sechsern nur geringfügig waren. Schwere diagonale und horizontale Abspielfehler wie in den letzten Partien wurden dadurch schon von Beginn an unterbunden.
Solider Block vs. Bessere Tiefensicherheit
Dass Boli Bolingoli diesmal als Linksaußen auflief und somit eine gewisse defensive Zusatzstabilität gegeben war, spielte Rapid ebenfalls von Beginn an in die Karten. Berisha bekam am rechten Flügel dafür mehr Flexibilität zugeschanzt, rückte etwa viel häufiger ein als Bolingoli auf der anderen Seite. Dies war auch deshalb möglich, weil Maximilian Hofmann auf der halbrechten Seite recht hoch attackierte, wenn die Russen umschalteten. Jedenfalls deutlich höher als Barac neben ihm auf der halblinken Position. Man könnte sagen, dass Rapid rechts im Block besser funktionierte und links dafür besser gestaffelt und in der Tiefe etwas sicherer stand.
Über Kampf ins Spiel gekommen
Für Spartak war dies von Beginn an eine unangenehme Situation, denn es ließ sich keine klare Schwachstelle ausmachen. Weder gruppentaktisch, noch individuell. Barac besserte einen frühen Fehler schnell wieder aus, Hofmann und Martic waren federführend, wenn es um die Härte ging. Rapid beging über die 90 Minuten 26 Fouls und damit genau so viele wie in den letzten beiden Spielen gegen den LASK und Wolfsberg zusammen. Dies störte den Spielfluss der Spartak-Elf, die eindeutig noch nicht über ihre Krise hinweg ist.
Immer ein wenig an der Grenze
Zugleich eröffnete die aggressive Spielweise Rapids auch immer wieder unverhoffte Möglichkeiten und Überzahlsituationen. Häufig wurde man zwar vom polnischen Schiedsrichter zurückgepfiffen, aber wenn dieser ein hartes Einsteigen nicht ahndete, fand sich Rapid zumeist in Situationen wieder, die für unmittelbare Gefahr sorgen können. In der ersten Halbzeit machte man noch nicht viel daraus, aber die Grundausrichtung stimmt für selbstbewusstere Zeiten durchaus positiv.
Rückstand gut weggesteckt
Die Führung für Spartak Moskau entsprach nicht unbedingt dem Spielverlauf und war zwei Abstimmungsschwierigkeiten – zuerst im Mittelfeld, dann in der Viererkette – geschuldet. Positiv aus Rapids Sicht ist aber, dass man sich recht schnell wieder sammelte und Spartak keine Chance gab, sofort nachzulegen. Dazu waren einmal mehr Fouls nötig: Rapid schläferte das Spiel in der ersten Halbzeit ein, nutzte Solospitze Alar praktisch nur zum Binden der Innenverteidiger und versuchte einen Flügelfokus herzustellen. Gut spielte man dabei nicht, aber man blieb geduldig und schmiss die Nerven trotz des Rückstands nicht weg.
Solider Start in die zweite Hälfte
In der zweiten Halbzeit wäre eigentlich eher eine Steigerung von Spartak zu erwarten gewesen, die sie in den ersten Minuten auch zumindest andeuteten. Rapid blieb aber weiterhin sehr kompakt: Martic organisierte das defensive Mittelfeld stark, ließ sich auf keine größeren Ausflüge ein. Davor bewegte sich Knasmüllner zwischen den Linien und Alar schlichtweg ein wenig in der Breite bzw. den Innenverteidigern, um die gegnerische Abwehr vor mögliche Abstimmungsmöglichkeiten zu stellen. Der Fokus lag bei Rapid klar auf den Flügeln und in Ansätzen merkte man auch, dass dies funktionieren könnte. Zumeist scheiterten gefährliche Ansätze aber in der Präzision in Form zu weiter Pässe (auf Bolingoli) oder zu ungenauer, schlecht tempierter Pässe (die Berisha nicht stoppen oder mitnehmen konnte).
Und dann kam Didis Auftritt!
Mit Ausnahme des Gegentreffers war nach einer Stunde praktisch nichts passiert. Nach 64 Minuten trat aber der offensivdenkende Kühbauer auf den Plan und brachte Schobesberger und Schwab anstelle von Ljubicic und Alar. Ein Schachzug, der in vielerlei Hinsicht genial war.
Die große Unbekannte Schobesberger sorgt für Unruhe
Schobesberger war für Spartak ein unbeschriebenes Blatt. Die Russen wussten angesichts seiner langen Verletzungspause wenig bis nichts über die Gefährlichkeit des etatmäßigen Linksaußen. Alar, der sich praktisch nie in die Tiefe bewegte, musste nach einer Stunde weichen und wurde Position-für-Position durch Schobesberger ersetzt, der seinerseits praktisch nur tief ging. Die eisigen Temperaturen ließen auch die Konzentration der Spartak-Defensive schwinden und plötzlich war man mit einem frischen Gegenspieler konfrontiert, der einen bis dato ungewöhnlichen Zug aufs Tor aufweist. Mit dieser Neuausrichtung kamen weder Dzhikiya noch Kutepov zurecht. Schon beim 1:1 war die Zuordnung der Russen beim Eckball vogelwild.
Schwab ohne die „schwere Schleife“ überragend
Dass Schwab nicht in der Startelf stand, kam für viele Beobachter überraschend – aber es war längst nötig. Schwab wirkt bereits seit längerer Zeit nicht spritzig, bekommt zu viele Staffelungsaufgaben zugeteilt, die er wegen seiner teils gruseligen Fehlpässe nicht zufriedenstellend ausüben kann. „Box-to-Box“ kann Schwab derzeit schlichtweg nicht. Als er nach dem 0:1 gegen den LASK der Erste in der Kabine war, ohne sich von den Fans zu verabschieden, wurde auch wieder seine Rolle als Kapitän massiv kritisiert – Minuten bevor Strebinger, in Moskau Kapitän, sich vom Block verabschiedete und dafür gefeiert wurde. Für Schwab wiegt die Kapitänsschleife momentan etwa 40 bis 50 Kilogramm – und entsprechend spielt er auch mit ihr. Diesmal durfte er ohne diese Last für eine halbe Stunde auflaufen und entschied das Spiel zugunsten Rapids.
Schwabs perfekte Aktion und Pass zum Siegtor
Schwab fand sich neben Martic sofort perfekt ein, zumal auch Letzterer richtig gut in der Partie war. Martic strahlte viel mehr Ruhe und Gefühl für die Räume aus als Ljubicic und so konnte sich Schwab freier bewegen. Dass Rapid etwa zur Rapid-Viertelstunde nach und nach mehr aufrückte, den Schwerpunkt des Spiels um mehrere Meter nach vorne verlagerte, kam Schwab ebenfalls zugute, weil er dadurch weniger quer spielen musste, dafür aber Key Passes suchen durfte. Ein ebensolcher gelang ihm in der Nachspielzeit, als er sich völlig stressfrei und überlegt aus einer engen Umklammerung durch mehrere Gegenspieler befreite und einen perfekten Pass auf den Siegtorschützen Schobesberger schlug. Auch Schwabs Körpersprache während und nach der Partie – so ganz ohne die herunterziehende Schleife – sprach Bände!
Befreiungsschlag?
Rapid gelingt damit ein Befreiungsschlag. Mal wieder. Man wiederholt sich, wenn man immer wieder betont, dass man sich das Prädikat des Befreiungsschlags erst verdienen muss. Eine Niederlage in Innsbruck und die Sache würde wieder aussehen wie vorher. Aber es gibt einige Dinge, die man Rapid nach dem 2:1 in Moskau nicht mehr wegnehmen kann: Das Endspiel gegen die Rangers, eine für den Winter sehr wertvolle Finanzspritze aus dem Turniertopf, eine beherzte und Rapid-würdige Kämpferleistung, die im Faktor Kampf als Messlatte für die nächsten Aufgaben gelten darf – und, last but not least, die erste Partie von Didi Kühbauer als Rapid-Trainer, in der er ausnahmslos alles richtig und noch besser gemacht hat.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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