Im Vorfeld des Europa League Qualifikationsduells zwischen dem SK Rapid Wien und Asteras Tripolis wurde immer wieder vor den Griechen gewarnt. Doch wie stark... Man spricht Spanisch: Das ist die Mannschaft von Asteras Tripolis!

Fußball in GriechenlandIm Vorfeld des Europa League Qualifikationsduells zwischen dem SK Rapid Wien und Asteras Tripolis wurde immer wieder vor den Griechen gewarnt. Doch wie stark ist der in Europa unerfahrene Klub wirklich? abseits.at analysiert die Mannschaft, die Taktik und die Spielweise der Griechen, die Rapids erste und hoffentlich nicht letzte Europacuphürde 2013/14 darstellen.

Spielsystem und Pressing

Trainer Athanasios „Sakis“ Tsiolis hält nicht viel von systemtechnischer Flexibilität. Asteras Tripolis spielt unter ihm praktisch ausschließlich in einem 4-2-3-1-System, das auf defensiver Sicherheit und Überladung der Mittelfeldzentrale beruht. Die Außenspieler im Mittelfeld sind keine typischen Flügel, sondern spielen zumeist stark nach innen versetzt (speziell rechts), was das Asteras-Mittelfeld vor allem in der offensiven Zentrale sehr massiv macht. Die Außenverteidiger nehmen eher tiefe Grundpositionen ein, spielen nicht im „Dani Alves“-Stil.

Das Pressing im Spielaufbau der gegnerischen Mannschaft erfolgt zumeist nicht mannschaftlich geschlossen, sondern vorsichtiger: Die offensiven Mittelfeldspieler setzen die Innenverteidigung nur wenig unter Druck, pressen von innen nach außen auf die gegnerischen Außenverteidiger, während die eigenen Außenverteidiger abwartend agieren und Passwege zustellen bzw. die gegnerischen Flügel abdecken. In der Vorsaison zeigte sich das Pressing der offensiven Asteras-Mittelfeldspieler allerdings sehr energisch und fordernd. Es nehmen also nicht viele Spieler am Pressing teil, diejenigen, die es tun, machen es aber sehr kraftvoll und im vollem Sprint. Die offensiven Mittelfeldspieler schrecken dabei auch vor größerer Härte nicht zurück.

Der Torhüter

Rechtzeitig vor der neuen Europacupsaison verpflichtete Asteras Tripolis leihweise den venezolanischen Teamtorhüter Dani Hernández. Der 27-Jährige kommt von Real Valladolid, das stattdessen Torhütertalent Diego Mariño von Villarreal verpflichtete. Der 197cm große Keeper gilt als athletisch und ist vor allem auf der Linie sehr stark. Immer wieder konnte er mit tollen Reflexen überzeugen. Er besitzt die Stärken eines Handballtorhüters, macht sich im Eins-gegen-Eins sehr groß, ist dabei aber weniger bullig, sondern eher flink und schnell in seinen Bewegungen. Von den letzten sechs Elfmetern, die gegen ihn verhängt wurden, konnte er drei parieren, was ebenfalls beweist, dass er sehr schnell „unten“ ist und eine gute Körperbeherrschung aufweist. Schwächen findet man etwa bei Eckbällen: Gerade wenn die Corner in den Fünfmeterraum geschlagen werden, idealerweise kurz, bleibt Dani Hernández auf der Linie und wartet auf den Abschluss. Trotz seiner Größe ist er kein Keeper, der in seinem Strafraum bei viel Verkehr alles wegräumt was kommt – er agiert eher abwartend.

Der zweite Torhüter ist Giorgos Bantis. Der 28-Jährige war Zeit seiner Karriere noch nie Stammspieler bei seinen Klubs, ist unsicher bei Flanken und weist fußballerische Mängel auf. Dani Hernández ist klar über den Griechen zu stellen, der für Asteras in zwei Jahren elf Ligaspiele bestritt.

Die Innenverteidigung

Mit der Verpflichtung des Rumänen Goian steht die Innenverteidigung für die neue Saison. Der kraftvolle Senegalese Khalifa Sankaré wurde an Al-Arabi nach Kuwait abgegeben. Das neue Duo heißt somit Goian – Bartolini.

Dorin Goian ist ein 52-facher rumänischer Teamspieler (auch aktuell) und spielte in den letzten 3 ½ Jahren für Spezia, die Glasgow Rangers und Palermo. Wären die Glasgow Rangers nicht zwangsabgestiegen, würde er wohl auch heute noch in Schottland kicken. Goian ist 194cm groß, 32 Jahre alt und strahlt vor allem Ruhe aus. Er zeigt einfaches Passspiel, baut das Spiel bedächtig auf, ohne schwierige Pässe zu schlagen. Seine größte Stärke: Man muss lange suchen, um ein verlorenes (direktes) Defensiv-Kopfballduell von Goian zu finden. Bevor er nach Palermo wechselte (davor spielte er bei Steaua Bukarest) galt er als bester Innenverteidiger der rumänischen Liga. Auch bei offensiven Standards ist Goian eine gefährliche Waffe und immer für ein Kopfballtor gut. Allerdings ließ in den letzten Jahren seine Reaktionszeit nach, er bewegt sich des Öfteren falsch, vernachlässigt in Rückwärtsbewegung gerne die Schnittstelle zu seinem Außenverteidiger. Obwohl Goian kein schneller Spieler ist, benötigt es Geschwindigkeit oder ausgezeichnete Technik, um an ihm vorbeizukommen.

Sebastián Bartolini ist ein 31-jähriger Argentinier, der weniger abwartend agiert als Goian. Bartolini, der auch einen italienischen Pass besitzt, rückt oft verfrüht aus der Viererkette um zu attackieren und begeht wesentlich mehr Fouls (Aufstützen!) als Goian. Operiert man mit hohen Bällen, sollte man eher Bartolini als Gegenspieler suchen, zumal er trotz solidem Kopfballspiel fehleranfälliger ist als Goian. Dafür ist der giftige, schwer zu umspielende Bartolini stärker als Goian, wenn er auf eine Außenposition ausweichen muss. Bartolini spielt in der Innenverteidigung auf beiden Seiten, bevorzugt aber auf der linken Position.

Ein möglicher Ersatzmann für Bartolini ist der 19-jährige Dimitris Kourbelis, der im Frühjahr mit einigen guten Leistungen überzeugen konnte. Der U21-Teamspieler ist noch ein Rohdiamant, punktet aber speziell durch seine Schnelligkeit und schnörkellose Spielweise. Sein Kopfballspiel ist in Ordnung, in Zweikämpfen präsentiert er sich ebenfalls gut, manchmal ist er aber noch zu überhastet bzw. bleibt nicht immer in der Linie. Mann gegen Mann ist Kourbelis ein guter junger Spieler, allerdings hob er in den letzten zwei Saisonen nicht selten das Abseits auf.

Eine Unbekannte stellt derzeit noch Christos Lisgaras dar. Der 27-Jährige kam vor der Saison von Levadiakos zu Asteras Tripolis und unterschrieb einen Vertrag bis 2016. Dies geschah aber vor dem Kauf von Dorin Goian, wonach Lisgaras in der Kaderhierarchie derzeit gleichauf mit Kourbelis sein dürfte. Theoretisch kann außerdem der Spanier Marc Castells in der Innenverteidigung aufgeboten werden. Der 23-Jährige ist für die Abwehr aber zu leichtfüßig, zumal er ein gelernter Achter ist und nur im Notfall in der Verteidigung aufgeboten wird. In Spanien spielte er praktisch nie als Innenverteidiger, erst in Griechenland wurde er phasenweise zweckentfremdet.

Der 25-jährige Dimitris Roussis (190cm) dürfte heuer kaum eine Rolle im Team spielen – was auch in der Vorsaison bereits der Fall war.

Die Außenverteidigung

Auf der rechten Abwehrseite kann man mit dem 27-jährigen Griechen Savvas Tsabouris rechnen. Der Rechtsverteidiger gilt als flexibel, kann auch als klassischer Sechser aufgeboten werden und spielte zu Beginn seiner Karriere häufig im rechten Mittelfeld (in der zweiten Liga bei Chaidari; 4-4-2). Für die Anforderungen von Asteras ist er aber fürs Mittelfeld ungeeignet und somit seit zwei Jahren als Rechtsverteidiger gesetzt. Für die Offensive macht Tsabouris nicht sonderlich viel, er deckt aber seinem etatmäßigen, stark nach innen ziehenden Vordermann Ximo Navarro gut den Rücken. Tsabouris ist schnell und laufstark, nimmt aber meist eine tiefe Grundposition ein, wodurch sein Aktionsradius gering bleibt. Dass ihm die Puste ausgeht, sollte man nicht erwarten. Er ist außerdem Kapitän von Asteras Tripolis.

Der stärkste Linksverteidiger im Team ist der Argentinier Lautaro Fórmica. In jungen Jahren spielte der heute 27-Jährige in den Nachwuchsauswahlen Argentiniens und galt in der argentinischen Liga (Newell’s Old Boyd, Godoy Cruz, Huracán) als eher offensiver Außenverteidiger. Im Juniorennationalteam spielte er dafür eine tiefere Position, weil seine Vorderleute prinzipiell höher standen, was auch der heutigen Grundordnung Asteras‘ entspricht. Deshalb wird Fórmica auch bei Asteras eine eher defensive Rolle einnehmen und nicht zu hoch attackieren. Im Laufspiel Eins-gegen-Eins ist er defensiv wie offensiv ein unangenehmer Gegenspieler, der gut von innen nach außen verteidigt und seine Gegenspieler gerne abdrängt. An Fórmica kommt man eher mit technischer Finesse vorbei, als mit Dynamik, da er Laufduelle dankend annimmt. Ähnlich wie Tsabouris kann er sich seine Kräfte aufgrund des eher geringen Aktionsradius‘ gut einteilen. Fórmica ist außerdem durchaus kräftig und hat keine klare Linie in seinem Passspiel, er spielt entweder kurze Pässe auf Sechser und Achter, oder aber weitere Pässe auf seinen vorgelagerten Flügel, zumal durch seine tiefe Grundposition keine direkte Bindung mit dem Vordermann besteht. Fórmica gilt als verletzungsanfällig.

Die Neuverpflichtung Giannis Zaradoukas stellt auf dieser Position die Unbekannte dar. Der kleine (171cm), aber kräftige Linksverteidiger kam von Olympiakos Piräus, wo er sich nie durchsetzen konnte. Zuletzt war er an Aris Saloniki verliehen. Bei Asteras unterschrieb er diesen Sommer einen Dreijahresvertrag. Zaradoukas ist kein außergewöhnlicher Techniker, dafür aber sehr kraftvoll und hart.

Auch Christos Pipinis ist eine Alternative für die linke Abwehr, doch der 28-Jährige wird es schwer haben an Fórmica und Zaradoukas vorbeizukommen. Auch Pipinis ist ein stark defensiv ausgerichteter Außenverteidiger, der oft zu hart in Zweikämpfe geht und zahlreiche Fouls produziert.

Ein Mann für praktisch alle defensiven Positionen ist außerdem Giannis Kontoes. Der 27-Jährige ist eigentlich Rechtsverteidiger und spielt seit einem halben Jahr für Asteras. Als Rechtsverteidiger zeigt er einen starken Hang zur Offensive, was im System von Asteras nicht immer erwünscht ist. Daher ist er in der Kaderhierarchie klar hinter Tsabouris zu stellen – eine Alternative stellt er trotzdem dar. Zahlreiche Beobachter beschreiben Kontoes als in der Innenverteidigung besser, weil er die Merkmale eines streng manndeckenden Kettenhundes mitbringt. Auch auf die linke Abwehrseite könnte er ausweichen, was aber aufgrund der großen Dichte auf dieser Position (Fórmica, Zaradoukas und Pipinis) unwahrscheinlich ist. Auch als defensiver Mittelfeldspieler ist Kontoes denkbar.

Das zentral-defensive Mittelfeld

Die Position des Achters ist klar vergeben: Der 29-jährige Spanier Fernando Usero ist ein Schlüsselspieler im Mittelfeld der Griechen. Usero spielte lange Jahre in der spanischen Segunda División (Córdoba, Elche, Ejido) und ist seit zwei Jahren der Box-to-Box-Midfielder bei Asteras Tripolis. Dabei legt aber sein Hauptaugenmerk auf die Offensive und gilt vor allem als enorm schussgewaltig. Usero verfügt über eine gute Technik, speziell Schusstechnik und ist für seine Außenristschüsse und -pässe bekannt. In der Offensive ist der Mann aus Puertollano eine gefährliche Waffe, defensiv zeigt er jedoch Schwächen im Umschaltspiel. Er kommt oft nicht rechtzeitig hinter den Ball, gerade bei schnellen Gegenstößen hinterlässt er dadurch eine Lücke im zentral-defensiven Mittelfeld der Griechen. Der vor einigen Wochen abgewanderte Álvarez stopfte immer wieder defensive Lücken für Usero, trotzdem kassierte Asteras einige Gegentore, wenn der Ball vom Flügel flach hinter die Abwehr gespielt und Usero seine Idealposition noch nicht eingenommen hatte.

Durch den Abgang von Álvarez ist die Position des Sechsers noch unklar. Es gibt aktuell drei Kandidaten für den defensivsten Posten im Asteras-Mittelfeld.

Die besten Karten hat voraussichtlich Giorgos Zisopoulos. Der 29-Jährige war langjähriger Stammspieler bei Levadiakos und wechselte nun für drei Jahre nach Tripolis. Er ist ein klassischer Abräumer, der sich viel bewegt und körperbetont spielt. In seinem Passspiel orientiert er sich aber auch nach vorne, wenn auch zumeist mit einfachen Pässen. Da Zisopoulos neu im Team ist, lässt sich über seine konkrete Rolle nichts Genaues sagen. Es ist aber zu erwarten, dass er mit kurzen Pässen den direkter spielenden Usero suchen wird. Zwar ist der 182cm große Mittelfeldspieler ein verlässlicher, gut kämpfender Defensivmann, über eine herausragende Technik verfügt er aber nicht.

Ähnliches gilt für den zweiten Sechserkandidaten, den 29-jährigen Argentinier Sebastián Setti. Er kam im Februar von Apollon Limassol, nachdem er zuvor bereits für Chornomorets Odessa, Antwerpen und in Paraguay, China und Argentinien spielte. Setti ist ein harter Abräumer, der in Rückwärtsbewegung phasenweise bis zwischen die Innenverteidiger schiebt. Sein Passspiel nach vorne ist zumeist riskant und, obwohl von Ideen geprägt, eher unpräzise. Seine Grundtechnik ist zwar gut, aber insgesamt lebt Settis Spiel von seiner Physis und Schnelligkeit auf den ersten Metern. Er antizipiert in Ballbesitz, speziell nach seinen eigenen Pässen, die nächsten Schritte sehr gut. Trotzdem ist der defensiv effizientere Zisopoulos eher ein Kandidat für die erste Elf. Eine Kombination aus Usero und Setti wäre praktisch eine Doppelacht.

Außenseiterchancen auf einen Einsatz hat ein weiterer Argentinier: Juan Munafo, 25 Jahre alt, kam vor einigen Wochen von Panthrakikos. Der 171cm große Mittelfeldspieler ist technisch solide und vor allem ein unermüdlicher Arbeiter, der viel läuft und einen großen Aktionsradius abdeckt. Dabei beschränkt er sich aber stark auf die Defensive und hilft der Innenverteidigung verstärkt im Spielaufbau.

Der zentral-offensive Mittelfeldspieler

Wenn Trainer Tsiolis sein System möglichst defensiv anlegen will, ist Fernando Usero ebenfalls ein Kandidat für die Zehnerposition. Für gewöhnlich spielen dort aber andere. Wie bereits erwähnt verließ Rayo den Verein, wodurch eine enorm wichtige Personalie wegfiel.

Die besten Karten für einen Einsatz hat der 25-jährige Argentinier Pablo de Blasis, der in der Vorsaison – seiner ersten für Asteras Tripolis – auf mehreren Positionen im Mittelfeld aufgeboten wurde, zumeist aber als Zehner. De Blasis ist nur 164cm groß und andauernd unterwegs. Er verrichtet wenig aktive Defensivarbeit, kommt aber in hoher Feldposition dennoch recht schnell hinter den Ball und ist vor allem ein unangenehmer Pressingspieler. Der Südamerikaner ist schnell, sehr beweglich und schwer vom Ball zu trennen, zumal er einen tiefen Schwerpunkt hat und das Spiel gerne verschleppt. Da er sehr häufig zum Dribbling ansetzt, sollte er bereits vor der Ballannahme vehement gestört werden. Ist er erst in vollem Lauf, wird es gefährlich, auch weil er es versteht präzise Kurzpässe in vollem Lauf zu spielen. Dabei erwischt er auffällig oft die Schnittstellen in der gegnerischen Abwehr und steuerte so schon einige Assists bei. Ergibt sich die Möglichkeit eines Ballgewinns Rapids in der Defensive, nachdem Usero und De Blasis gemeinsam an einer Offensivaktion beteiligt waren, gilt es sehr schnell umzuschalten, zumal sich in derartigen Situationen im zentralen Mittelfeld von Asteras Löcher bilden werden.

Die nächste argentinische Unbekannte: Neuverpflichtung Sebastian Grazzini. Der 32-Jährige kam von Atlético Raffaela, wo er als offensiver Mittelfeldspieler gesetzt war. Grazzini ist ein krasses Gegenstück zu De Blasis, mutet an wie ein klassischer Zehner, der sich nicht sonderlich schnell bewegt, sondern vorausschauender spielt und sich auf direktes Passspiel verlagert. Im Gegensatz zu De Blasis kommt er nicht sehr schnell hinter den Ball und konzentriert sich auf seine offensiven Aufgaben, was Asteras defensiv durchaus schwächen könnte. Mit Grazzini als Zehner und Usero als Achter würde Tsiolis die offensivste Variante im zentralen Mittelfeld wählen. Der technisch starke argentinische Routinier kam aber erst vor einer Woche nach Griechenland und spielte demnach noch nie für Asteras.

Ein Außenseiter für die Zehnerposition ist der Venezolaner Francisco Pol. Er stieß im Frühjahr von Panachaiki zu Asteras und machte bisher nur vier Partien als Einwechselspieler. Pol ist somit klar hinter De Blasis und den erfahrenen Grazzini zu stellen.

Die Außenpositionen im Mittelfeld

Rechts ist der Spanier Ximo Navarro gesetzt. Der 24-Jährige spielte auch immer wieder in der Zentrale, ist als rechter Mittelfeldspieler, der seine Rolle eher halbrechts anlegt, besser aufgehoben. Der 171cm große Spanier ist ein äußerst explosiver Spieler und ein guter Dribbler. Defensiv wird er vom kampfstarken Tsabouris abgesichert, wodurch er sich weitgehend auf seine offensiven Aufgaben konzentrieren kann. Ximo Navarro ist einer der effizientesten Spieler im Kader von Asteras Tripolis. Ähnlich wie Usero schießt er oft und gut – durch seine etwas nach innen gezogene Grundposition kommt er häufig in gute Schusspositionen. Trotz seiner geringen Körpergröße ist er außerdem ein guter Kopfballspieler und körperlich auch in vollem Lauf recht stämmig. Seine Schwächen liegen eindeutig im defensiven Bereich.

Nach dem Abgang von Rayo wird dessen angestammte Position als Linksaußen vom Argentinier Juan Pablo Caffa eingenommen werden. Der 28-Jährige ist erst seit einem halben Jahr bei Asteras, spielte davor in Argentinien bei Arsenal de Sarandi und in der ersten bzw. zweiten spanischen Liga, bei Betis Sevilla und bei Real Saragossa. Caffa ist ein technisch ausgesprochen talentierter Spieler, der exzellente Freistöße schießt und auch mit Distanzschüssen aus dem Spiel heraus gefährlich sein kann. Er legt seine Position auf der linken Seite nicht so weit nach innen gezogen an, wie sein Gegenüber Ximo Navarro. Caffa fühlt sich eher auf der Linie wohl, rückt aber aufgrund der Order von Trainer Tsiolis stärker zur Mitte. Das ist für den Argentinier nicht selbstverständlich, denn aus der Vergangenheit sind einige technische und taktische Meinungsverschiedenheiten mit Ex-Trainern bekannt. Caffa spielt sehr präzise Wechselpässe und flankt häufig schon aus dem Halbfeld, ohne der Grundlinie nahezukommen. Defensiv gilt er als faul, was durch den tief spielenden Linksverteidiger Fórmica abgefedert wird. Auch ohne Ball bewegt sich Caffa nicht sehr viel und wenn ihm einige Aktionen nicht aufgehen, merkt man das recht schnell an seiner Körpersprache. Er ist eher ein Individualist mit guter Ball- und Schusstechnik, den man nicht aufspielen lassen darf. Im letzten halben Jahr war er aus konditionellen Gründen nur Einwechselspieler, in der neuen Saison erwartet man ihn aber als Fixposten.

Der Angreifer

Die Frage nach der Solospitze ist schwer zu beantworten, weil einige Stürmer gleichauf sein dürften.

Favorit auf die „Neuner“-Position ist aber die argentinische Neuverpflichtung Gerónimo Barrales. Der 26-Jährige kam vor etwa vier Wochen von Huracán, wo er in der Vorsaison zwölf Tore in der zweiten argentinischen Liga erzielte. Diese Saison war jedoch eher ein Ausreißer, denn Barrales war bei den Fans seiner bisherigen Vereine nie wirklich beliebt. Er ist ein typischer Strafraumstürmer, der den Ball abdecken kann und speziell im Kopfballspiel gefährlich ist. Seine Ballkontrolle ist durchschnittlich, seine Abschlüsse mit dem Fuß zumeist unpräzise und auch im Antizipationsspiel ist er keine Macht. Da die Dreierreihe hinter Barrales aber als technisch sehr gut und wendig agiert, könnte der bullige Stürmer eine Alternative darstellen, die sich – wenig modern – voll auf ihre Offensivaufgaben verlagert. Für 90 Minuten ist Barrales, der sogar während der Saison kaum ein Spiel ohne Schnaufen beendet, wohl kein Thema. Barrales ist außerdem ein Stürmer, der zu Disziplinlosigkeit neigt und sich leicht provozieren lässt.

Ebenfalls zwölf Tore für einen argentinischen Zweitligaklub (Patronato) erzielte Mauricio Carrasco, der als flinker, wendiger Stürmer das Gegenstück zu Barrales darstellt. Der 25-Jährige wurde aber erst gestern fix verpflichtet und es ist somit unwahrscheinlich, dass er gegen Rapid spielberechtigt ist.

Ebenfalls neu im Team ist der Spanier Juanma Delgado, genannt Juanma. Der 22-Jährige kam vor drei Wochen zum Klub und kickte zuvor für Alavés in der dritten spanischen Liga, wo er in der Vorsaison sieben Tore machte. Juanma verfügt über solide Technik, kann Bälle gut abdecken und gilt außerdem als kopfballstark. Allerdings nicht auf höchstem Niveau, sondern vergleichbar mit in Österreich angestellten Kickern wie Tomi, Segovia oder einst Guillem. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass er im wichtigen Spiel gegen Rapid die Solospitze abgibt, auch weil Barrales schon jetzt über den Spanier zu stellen ist.

Der Geheimfavorit auf den Posten im Angriff ist ein 20-jähriger Grieche. Anastatios Bakasetas ist bereits seit seinem 17.Lebensjahr im Kader von Asteras und wurde in der Vorsaison immer wieder gebracht, was er immerhin schon mit zwei Toren in der Liga dankte. Bakasetas ist ein beweglicher, technisch solider Angreifer, der Gegenspieler bindet und im Kopfballspiel gefährlich ist. In den griechischen U20- und U21-Auswahlen ist er zumeist Ersatz, kommt aber regelmäßig zu seinen Kurzeinsätzen. Ihm fehlt es noch völlig an Routine und Matchpraxis, aber man erwartet von ihm in der Saison 2013/14 einen deutlichen Schritt nach vorne. Dass Tsiolis ihn als „längstdienenden“ Asteras-Angreifer gegen Rapid ins kalte Wasser wirft, erscheint fast logisch…

Mögliche Aufstellung

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Fazit

Asteras wirkt weniger wie eine griechische Mannschaft, sondern wie eine argentinisch-spanische Truppe mit einigen griechischen Legionären… der kleine Klub aus Tripolis verfolgt zwar keine klare Spielphilosophie, verfügt aber über technisch starke Kicker, die als Team noch nicht hundertprozentig homogen sind.

Die Griechen starten erst in 2 ½ Wochen in die Meisterschaft und Asteras muss voraussichtlich fünf neue Spieler in die Startelf einbauen. Das sind die größten Vorteile Rapids. Aber mit strukturiertem Spiel und gutem Umschalten von Defensive auf Offensive kann man auch große Löcher in die Asteras-Elf reißen. Die Griechen sind insgesamt wendig, laufstark, technisch gut und vor allem mutig – aber kompakt sind sie nicht. Im Mittelfeld werden sich des Öfteren Räume ergeben, die es schnell auszunützen gilt.

Die offensive Dreierreihe im Mittelfeld muss mit Härte und frühem Generieren von Zweikämpfen gestört werden, der Angreifer wird weniger Gefahr ausstrahlen als seine drei Hintermänner. Den körperlich guten Innenverteidigern muss mit flachen Bällen und personellen Rochaden zugesetzt werden. Womöglich das Wichtigste wird aber sein, dass Rapids Außenverteidiger offensiv Vollgas geben, um die defensiv-faulen offensiven Flügel von Asteras zu binden. Auch das Überladen des zentralen Mittelfelds wird wichtig sein, wobei hier auch Spieler wie Burgstaller gefragt sein werden, die in Rückwärtsbewegung stärker nach innen ziehen müssen als sonst.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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