Der Schweizer Meister empfing den österreichischen Vizemeister im Achtelfinale der Europa League. Die Bullen konnten sich zuvor mit einer tollen Leistung gegen Ajax Amsterdam... Murat Yakins Umstellungen griffen: Torloses Unentschieden im Duell zwischen dem FC Basel und Red Bull Salzburg

Peter Gulacsi - Red Bull SalzburgDer Schweizer Meister empfing den österreichischen Vizemeister im Achtelfinale der Europa League. Die Bullen konnten sich zuvor mit einer tollen Leistung gegen Ajax Amsterdam durchsetzen, während Basel souverän gegen Maccabi Tel Aviv weiterkam. Vor diesem Spiel plagten die Basler viele Verletzungsprobleme, doch Murat Yakin und seine Mannschaften zeigten eine abgeklärte Leistung dank einer guten Umstellung.

Der FC Basel mit einer formativen Umstellung

Wie schon gegen Maccabi Tel Aviv formierten sich die Basler hinten mit einer Dreierkette und wichen von ihrem 4-2-3-1 ab. Gegen die Salzburger nutzten sie aber kein 3-1-4-2 oder 3-4-3, sondern ein 3-4-2-1/3-5-2. Delgado spielte zentral oftmals vor und zwischen den beiden Sechsern, rückte aber teilweise nach vorne heraus und positionierte sich dann neben Stocker, der etwas versetzt hinter dem alleinigen Mittelstürmer Sio agierte. Auch wenn Salzburg den vorderen Pressingwall überwand, half Delgado verglichen mit Stocker stärker mit nach hinten aus und erlaubte den beiden Sechsern so die Flügel zu unterstützen.

Dieses 3-4-2-1/3-5-2 verengte die zentralen Räume ungemein und die Passwege für direkte, lange Pässe aus der Abwehr auf die einrückenden Kampl und Mané waren für die Bullen oftmals versperrt. Ilsanker und Leitgeb kamen auch kaum ins Spiel, woraufhin Salzburg entweder über die nicht so kreativen Außenverteidiger oder lange Bälle nach vorne kommen musste. Mané und Kampl wurden außerdem auf die Seiten geschoben und konnten sich dort nicht wie üblich ins schnelle Kombinationsspiel mit zentralen Durchbrüchen einbringen.

Besonders lobenswert bei Basel war aber die genaue Spielweise der Flügelverteidiger.

Basel isoliert die Flügel

Oftmals lassen sich die Flügelverteidiger in der Defensivphase nach hinten zurückfallen und spielen im Endeffekt wie Innenverteidiger, wodurch eine Fünferkette entsteht. Bei Basel war dies eigentlich nur situativ bei mannorientierter Verfolgung der Flügelstürmer der Fall, sehr oft blieben die Flügelverteidiger jedoch im Defensivspiel im Mittelfeldband und verschoben mit diesem. Dadurch konnten sich die Außenverteidiger Salzburgs nicht nach vorne arbeiten und die Flügelstürmer waren nicht im Stande sich zurückfallen zu lassen, um sich weiter hinten die Bälle abzuholen.

Sowohl Mané als auch Kampl befanden sich darum oftmals in unangenehmen Situationen, wo sie von einem der Halbverteidiger angelaufen und gleichzeitig von einem der Flügelverteidiger rückwärtsgepresst wurden. Aus Stabilitätsgründen gab es zwar Mannorientierungen der Flügelverteidiger auf die Flügelstürmer Salzburgs, alles in allem war das Übergeben aber gut organisiert – ein Kompliment an Murat Yakin.

Theoretisch hätten die Salzburger entweder ihre Flügelstürmer breiter spielen und die Außenverteidiger vorderlaufen beziehungsweise sehr weit aufrücken lassen müssen, während die Flügelstürmer noch intensiver einrücken und tief gehen, um diesen Mechanismus der Basler zu bespielen, was aber wohl aus Angst vor zu weit geöffneten Räumen nicht gemacht wurde. Dennoch waren die Salzburger in der Anfangsphase klar über- und auch später nicht wirklich unterlegen. Das Spiel in Ballbesitz der Schweizer konnten sie weitestgehend neutralisieren.

Red Bull passt sich im Pressing an, doch Basel bleibt stabil

Die Dreierkette Basels sorgte nicht nur für Fragen in der Offensive bei den Bullen, sondern auch was die Defensive anging. Diese beantworteten sie aber deutlich besser. Mané und Kampl ließen sich nicht durch die gegnerischen Flügelverteidigern nach hinten drängen, sondern blieben höher und pendelten zwischen den Flügelverteidigern und Halbverteidigern der Schweizer. Immer wieder versuchten sie mit schnellen herausrückenden Bewegungen die Halbverteidiger Basels unter Druck zu setzen und sie zu langen Bällen zu zwingen.

Teilweise entstanden dabei für kurze Zeit 4-3-3-artige Anordnungen, wo der ballnahe Flügelstürmer nach vorne rückte und den Halbverteidiger presste, während der ballnahe Flügelstürmer sich zurückfallen ließ oder beide höher standen und einer der zentralen Akteure sich nach hinten orientierte. Diese Spielweise zeigten sie auch schon im Testspiel gegen die Bayern im Winter, welche ebenfalls mit einem 3-4-2-1 agierten, wenn auch mit deutlich anderen Abläufen als die Basler.

Die Hausherren ließ sich jedoch nicht darauf ein und wichen von ihrer eigentlichen Linie mit viel Ballbesitz ab. Stattdessen versuchten sie mit vielen langen Bällen aus dem Aufbauspiel heraus und Schnellkombinationen im Mittelfeld durchzubrechen, was wegen Salzburgs guter Defensivleistung aber nur ein paar Mal erfolgreich funktionierte. Am gefährlichsten waren hierbei die ausweichenden Bewegungen von Serey Die in den Halbraum beziehungsweise sogar ganz auf den Flügel, wo er das Herausrücken der Salzburger Flügelstürmer bespielte und mit einigen guten Dribblings für den Angriffsvortrag sorgte.

Diese Wechselbewegungen wurden aber zu selten genutzt; Gefahr konnten die Basler spielerisch nicht konstant erzeugen. Dennoch war das 3-5-2/3-4-2-1 gut gewählt, da sie nach Ballverlusten immer eine dreifache Absicherung hatten. Konterversuche der Bullen oder auch deren lange Bälle aus dem Aufbauspiel heraus konnten in der strategisch wichtigen Mitte immer wieder abgefangen werden.

Damit lässt sich das Spiel für die Salzburger auch auf ein paar einzelne, grundlegende Aspekte herunterbrechen.

Fazit: Die Salzburger Grundprobleme zusammengefasst

Obwohl an der mannschaftstaktischen und strategischen Ausrichtung keine Probleme bei den Bullen erkennbar waren, so konnten sie dennoch in der Offensive nicht ihre übliche Leistung abrufen. Wichtig war dabei auch die Leistung beziehungsweise die Spielweise der beiden Außenverteidiger. Svento auf links und der zur Halbzeit für den angeschlagenen Schwegler auf rechts eingewechselte Klein waren im Offensivspiel kaum eine Hilfe – Schwegler sollte wegen seiner Verletzung fairerweise nicht bewertet werden.

Die Anzahl ihrer Vorstöße, das Timing im Hinterlaufen und ihre Entscheidungsfindung im Kombinationsspiel waren schwach. Besonders Svento „glänzte“ eher durch Flanken aus ungünstigen Zonen ins Nirgendwo. Diese mangelnde Breite führte dazu, dass Basel in den zentralen Zonen eine extreme Kompaktheit und Dynamik herstellen konnte, gegen selbst die spielstarken Mané und Kampl kaum ankommen konnten.

Der dritte eigentliche Ersatzspieler, Robert Zulj, konnte sich ebenfalls nicht für die Stammelf empfehlen. Seine Laufwege waren teilweise suspekt, er zeigte kaum ausweichende oder zurückfallende weiträumige Bewegungen, wodurch er Soriano teilweise blockierte, der sonst vom dynamischen Wechselspiel mit Alan lebt. Auch im Pressing war Zulj kaum überzeugend und spielerisch enttäuschte er. Nur 39% seiner Pässe kamen an; davon war einer eine erfolgreiche Verlagerung in der 54. MInute, welche aber einen vielversprechenden Angriff der Salzburger abwürgte.

Zusätzlich unterbanden noch einige sehr gut gesetzte Fouls der Basler bei Dribblings bzw. Kombinationen von und mit Mané drei bis vier weitere potenziell gute Szenen der Bullen. Diese Mischung, etwas Pech in puncto Präzision und eine gute eingestellte Yakin-Elf sorgten für das Unentschieden. Im Rückspiel steht man nun zuhause vor einer undankbaren Aufgabe; ein Auswärtstor und Unentschieden würde den Schweizern ausreichen. Sie bewiesen in dieser Partie, dass sie physisch, taktisch, strategisch und von der Intensität zumindest mithalten können.

René Maric, www.abseits.at

Rene Maric

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