Salzburg ist heute im Auswärtsspiel gegen den Vorjahresvierten der portugiesischen Liga – Vitória Guimaraes – Favorit. Und das zu Recht. Das Heimteam wird eine... Noch nicht eingespielt, nicht gefährlich genug: Das ist Salzburg-Gegner Vitória!

Salzburg ist heute im Auswärtsspiel gegen den Vorjahresvierten der portugiesischen Liga – Vitória Guimaraes – Favorit. Und das zu Recht. Das Heimteam wird eine junge Mannschaft stellen, in der man die Routiniers an den beiden Enden des Feldes findet.

In den letzten Jahren exportierte Vitória seine besten Spieler immer wieder zu den Top-Klubs der portugiesischen Liga oder ins Ausland. Mensah wechselte um sechs Millionen zu Atlético Madrid, die Fiorentina holte Bruno Gaspar um vier Millionen, Cafú und Dalbert wechselten jeweils um zwei Millionen nach Frankreich und der FC Porto holte mit Soares, Hernani und André André gleich mehrere Spieler von Vitória. Das alles geschah alleine in den letzten drei Jahren.

Gezielte Transfer und sehr viel eigener Nachwuchs

Teure Neuzugänge waren in Vitórias Vereinsgeschichte dennoch Mangelware. Drei der vier teuersten Neuen kamen aber vor dieser Saison. Für Rincón, Estupiñán und Celis bezahlte der Klub insgesamt 2,9 Millionen Euro. Dies sollten im Laufe der Saison die unumstrittenen Leistungsträger des Teams werden – rundherum forciert der Klub aber die Jugend. Im Kader des heutigen Europacupgegners der Salzburger stehen zehn Spieler, die den Weg in die Kampfmannschaft über die B-Elf fanden.

Im 4-2-3-1 „gefangen“, Defensive als neue Baustelle

Das Team aus Guimaraes ist weiterhin in einem 4-2-3-1-System festgefahren, das so gut wie immer praktiziert wird. Wie schon vor zwei Jahren gegen Altach gibt es auch heuer noch einen ausgeprägten Flügelfokus. Die Robustheitsprobleme in der Offensive versuchte man mit entsprechender Transferpolitik abzustellen, was zumindest nominell funktionierte, aber gegen Salzburgs kampfstarke Zentrale dennoch nicht ausreichen dürfte. Zugleich verlor Vitória immer wieder seine besten Abwehrspieler und so wurde die Defensive zuletzt zu einer neuen Baustelle.

Brasilianische Abwehrzentrale

Das hat auch mit fehlender Eingespieltheit zu tun. Im Tor ist der 34-jährige Brasilianer Douglas Jesus derzeit gesetzt, allerdings hat er nicht die fixe Eins, sondern wird auch immer wieder vom zwölf Jahre jüngeren Miguel Silva vertreten. In der Abwehr ist nur das Innenverteidigerduo unumstritten: Die beiden 24-jährigen Brasilianer Pedrao und Jubal, wobei Ersterer auch Kapitän des Teams ist und der Einzige in der Viererkette, der bereits mehr als 50 Spiele für Vitória absolvierte. Jubal kam erst nach Saisonstart vom Zweitligisten Arouca und hat für sein neues Team erst zwei Spiele in den Beinen.

(Un)Gewissheit auf den Außenverteidigerpositionen

Links in der Abwehr wird der Ivorer Ghislain Konan starten. Der 21-Jährige spielte sich vergangene Saison aus der zweiten in die erste Mannschaft, war jedoch im Sommer verletzt, kam erst vor zwei Wochen wieder ins Team zurück. Rechtsverteidiger Victor García ist venezolanischer Teamspieler und eine Leihgabe des FC Porto. Er kam erst vor zwei Wochen zum Team, war in der Zwischenzeit aber bei der Nationalmannschaft und spielte erst einmal für Vitória. Bei dieser zusammengewürfelten Konstellation wäre es also nicht verwunderlich, wenn es zu Abstimmungsproblemen kommen würde. Speziell die rechte Seite mit Jubal und Garcia ist noch überhaupt nicht eingespielt, trainierte sogar nur selten miteinander.

Celis soll Zungu vergessen machen

Beim 1:0-Sieg über Boavista am vergangenen Sonntag spielten Wakaso und Kiko auf der Doppelsechs. Auch hier ist Vitória erst in einer Findungsphase, weil der Südafrikaner Bongani Zungu das Team vor drei Wochen in Richtung Frankreich verließ. Der wichtigste Mann in der Mittelfeldzentrale ist der Kolumbianer Guillermo Celis, der zuletzt zum Nationalteam beordert wurde und daher gegen Boavista auch eine Pause bekam. Gegen Salzburg ist er allerdings eingeplant. Am wahrscheinlichsten ist eine Variante mit Celis und dem kampfstarken Wakaso, eventuell ist gegen Salzburg aber auch der 33-jährige Brasilianer Rafael Miranda aufgrund seiner Passsicherheit eine Alternative.

Neuzugang Rincón kommt rechtzeitig in Fahrt

Auf der Zehn wäre bis vor einer Woche der Peruaner Paolo Hurtado ein Fixstarter gewesen, aber gegen Boavista überzeugte der kolumbianische Neuzugang Sebastian Rincón in seinem ersten Spiel als Goldtorschütze. Einer der beiden wird also auf der Bank Platz nehmen, voraussichtlich eher Hurtado, der noch dazu körperliche Nachteile gegenüber Rincón hat.

Linksaußen als talentiertester Spieler

An den Flügeln finden sich die Zielspieler der portugiesischen Kontermannschaft zusammen. Hier handelt es sich jeweils um schnelle, zielgerichtete Winger, die den Weg zur Mitte suchen und schnörkellose Angriffe vortragen. Links ist der 20-jährige Brasilianer Raphinha gesetzt. Dieser wurde vor 1 ½ Jahren für die zweite Mannschaft verpflichtet und fand bereits in der Saison 2016/17 den Weg in die Erste. Der dribbelstarke Linksaußen steht bereits seit letzter Saison auf dem Zettel der größeren portugiesischen Klubs und könnte Vitórias nächster Export sein.

Eigenbauspieler als Rechtsaußen mit den besten Karten

Rechts dürfte der ebenfalls 20-jährige Eigenbauspieler Hélder Ferreira gute Karten auf einen Einsatz haben. Er bildet mit Raphinha ein gutes Gespann und dürfte sich durch seine Unbekümmertheit gegen den drei Jahre älteren Fábio Sturgeon durchsetzen, der seit einem halben Jahr für Vitória spielt, aber noch keinen bleibenden Eindruck hinterlassen konnte. Mit Xande Silva und Héldon gibt es weitere Alternativen, die gegen Salzburg jedoch keine Rolle spielen dürften.

Einserstürmer derzeit mit Ladehemmung

Im Angriff setzt Vitória – wie im Tor – derzeit auf Routine. Aber Angst müssen die Salzburger deswegen nicht haben: Der 28-jährige Rafael Martins ist recht robust und durchsetzungsstark, spielte für Setubal und Moreirense bereits sehr gute Erstligasaisonen mit 15 bzw. 16 Treffern, im Jahr 2017 bei Guimaraes ist er aber noch nicht angekommen. In seinen ersten 15 Partien für das Team von Trainer Pedro Martins traf er nur zweimal. Somit war es nicht verwunderlich, dass für die Position des Mittelstürmers noch einmal nachgerüstet wurde.

Mehrere Alternativen, für die Salzburg aber zu früh kommt

Der Ivorer Gadji Tallo (24), einst Nachwuchsspieler der AS Roma, ist vorerst noch kein Thema für die Startelf. Der 20-jährige Kolumbianer Oscar Estupiñán wäre eine Option, wurde aber in den letzten Wochen nur in der zweiten Mannschaft aufgeboten. Der 26-jährige Uruguayer David Texeira ist bereits seit einem Jahr im Team, hat aber derzeit nur die Reservistenrolle inne. Eine weitere Möglichkeit für den Angriff wäre somit der etatmäßige Zehner Rincón, der zu einem Thema werden könnte, wenn Hurtado doch auf der Zehn spielt. Allerdings ist es wahrscheinlicher, dass man auf Rafael Martins Robustheit nicht verzichten will und sich somit weitere Spieler für die Bank im Talon behält.

Fehlende Eingespieltheit und Ausstrahlung als größte Probleme

Torhüter Douglas Jesus ist der einzige potentielle Starter, der noch vor 2016 für Vitória auflief. Alle anderen Spieler sind ein bunt zusammengewürfelter Haufen, in dem zwar die Flügellastigkeit weiterhin Philosophie ist, der aber schlichtweg noch nicht gut eingespielt sein kann. Auch fehlt es an den echten Granaten für die Offensive. Teile des Teams sind bestimmt talentiert, aber dieser Mannschaft fehlt es zumindest vorerst an Ausstrahlung und echter Gefährlichkeit. Dass die Abwehr in der derzeitigen Konstellation noch lange nicht auf 100% sein kann, ist ein weiterer hinzukommender Faktor, der heute für Salzburg spricht. Kurzum: Salzburg bekommt es mit dem portugiesischen Fixstarter in der Gruppenphase mit einer Mannschaft zu tun, die vermutlich ein Playoff für diese Gruppenphase nicht überstanden hätte…

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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