Der SK Rapid trifft heute in der Europa-League-Gruppenphase auf den Premier-League-Verein West Ham United. Wir wollen uns die Voraussetzungen vor dieser Partie und den... Paradoxe Vorzeichen vor dem EL-Spiel zwischen West Ham und Rapid

Der SK Rapid trifft heute in der Europa-League-Gruppenphase auf den Premier-League-Verein West Ham United. Wir wollen uns die Voraussetzungen vor dieser Partie und den Gegner der Grün-Weißen genauer ansehen.

Schonen für Wattens?

Nach den schwachen Leistungen in der Meisterschaft könnte sich Trainer Didi Kühbauer dazu gezwungen sehen, dem einen oder anderen Stammspieler im Hinblick auf das kommende Meisterschaftsspiel gegen die WSG Tirol eine Pause zu gönnen, da in der Liga der Hut lichterloh brennt. Andererseits sollte ein Europacup-Spiel gegen West Ham United für jeden Spieler einer der Saisonhöhepunkte sein und es entspricht zudem nicht dem Leitbild des SK Rapid, dass man Partien im Vorhinein abschenkt.

Dennoch wird es Didi Kühbauer bewusst sein, dass er eher nicht an den Leistungen gegen West Ham United gemessen wird – außer es gibt ein wirklich empfindliches Debakel – sondern, dass die nächsten Meisterschaftsspiele entscheidend sein werden. Der Trainer steht unter Druck und in der Liga müssen schleunigst Punkte her, sodass die Priorität sicher auf dem kommenden Sonntag liegen wird.

West Ham United überrascht mit Aufstellung gegen Dinamo Zagreb

Dass West Ham United im Gegensatz zu manch anderen Premier-League-Mannschaften die Europa League durchaus ernst nimmt, sah man an der Aufstellung gegen Dinamo Zagreb. Trainer David Moyes warf viele Schlüsselspieler ins Rennen, wobei er diesen Bewerb sicherlich auch dafür nutzen wird, um einigen Spielern Einsatzminuten zu verschaffen, die in der Premier League seltener in der Startaufstellung stehen. Eine Rotation, wie sie Rapid-Gegner Arsenal im Vorjahr betrieben hat, wird man heute allerdings ganz sicher nicht beobachten können.

Formstarker Antonio abermals von Beginn dabei?

Es wird interessant zu sehen sein, ob abermals Michail Antonio, die Nummer Eins im Angriff der Hammers, von Beginn an spielen wird. Der pfeilschnelle Stürmer erzielte beim 2:0-Auswärtssieg gegen Dinamo Zagreb das Führungstor seiner Mannschaft und steht nach fünf Liga-Spielen bei ebenso vielen Toren! Die Kroaten hatten allerdings das Pech, dass der 31-Jährige aufgrund einer gelb-roten Karte im Premier-League-Spiel nach dem Gruppenauftakt in Zagreb ohnehin in der Liga gesperrt gewesen wäre und es dadurch klar war, dass Moyes seinen treffsichersten Angreifer aufbieten wird.

Zwei Rechtsverteidiger drohen auszufallen

Trainer David Moyes kann auf fast alle Stammspieler zurückgreifen. Der einzige fixe Ausfall betrifft den Rechtsverteidiger Ryan Fredericks, der sich im EFL Cup-Spiel gegen Manchester United verletzte. Der 28-Jährige spielte gegen Dinamo Zagreb durch, bekam aber in der Liga bis dato nur einen Kurzeinsatz. Fredericks hat in der Meisterschaft das Nachsehen gegenüber Coufal, der aktuell jedoch auch angeschlagen ist. Sein Fitnesszustand soll vor dem Spiel gegen den SK Rapid evaluiert werden. Sollte Coufal nicht spielen können, wird der 21-jährige Ben Johnson den Platz als Rechtsverteidiger einnehmen. Der junge Spieler hatte wie Fredericks ebenfalls nur einen Kurzeinsatz in der Liga, zeigte aber beim Cup-Sieg gegen Manchester United über 90 Minuten sein Können.

So erwarten wir West Ham United

David Moyes wird wie oben bereits angesprochen nicht allzu stark rotieren, dennoch wird der eine oder andere Spieler im 4-2-3-1-System zum Zug kommen, der sonst nicht immer die erste Wahl ist. Im Tor erwarten wir Alphonse Areola statt Lukasz Fabianski, da Erstgenannter beim Cup-Spiel gegen Manchester United eine gute Figur abgab und wohl mit einer weiteren Partie belohnt wird, ehe er in der Liga wieder in die zweite Reihe zurücktreten muss. Im Abwehrzentrum erwarten wir Craig Dawson und Issa Diop. Dawson bestritt bislang vier Liga-Spiele, bekam aber zuletzt gegen Leeds United eine Pause. Diop muss in der Liga noch auf seinen ersten Einsatz warten, machte aber über 90 Minuten gegen Dinamo Zagreb einen guten Job. Während wir die Position des Rechtsverteidigers oben besprochen haben, gibt es auf der linken Seite weniger zu diskutieren, da man davon ausgehen kann, dass Stammspieler Aaron Cresswell gegen den SK Rapid auflaufen wird.

Besonders stark ist in West Hams 4-3-3-System die Mittelfeldzentrale Declan Rice und Tomas Soucek, über die man wohl keine Worte verlieren muss. Rice gehört weltweit zu den begehrtesten defensiven Mittelfeldspielern und hat mit Soucek einen genialen Mitspieler neben sich, der auch selbst viel Torgefahr entwickeln kann. Beide Spieler standen in der Startaufstellung gegen Dinamo Zagreb, da Moyes das Herzstück seiner Mannschaft nicht gerne auseinanderreißen möchte. Vor den beiden dürfte der quirlige und dribbelstarke Manuel Lanzini starten, der in der Liga aktuell nur zweite Wahl ist. Der fünffache argentinische Nationalspieler kommt aktuell nicht an Saïd Benrahma vorbei und soll sich in der Europa League empfehlen.

Auf den Flügelpositionen hat Coach Moyes zahlreiche Optionen. Wir rechnen mit einem fixen Einsatz der Neuverpflichtung Nikola Vlasic, der in der Liga drei Mal zum Zug kam und davon einmal in der Startaufstellung stand. Auf der anderen Seite könnten entweder Andriy Yarmolenko, Jarrod Bowen, der oben erwähnte Saïd Benrahma oder Pablo Fornals beginnen. Im Sturm rechnen wir erneut mit Michail Antonio.

West Ham United haushoher Favorit

Die Engländer treffen zum ersten Mal auf eine Mannschaft aus Österreich und wollen ihre starke Heimbilanz in Europacup-Spielen ausbauen. In den bisherigen 17 Partien setzten sich die Londoner bei drei Unentschieden zwölf Mal durch. Rapid wiederum verlor 18 von 26 Europa-League-Auswärtsspielen.

West Ham bestritt bislang acht Pflichtspiele in dieser Saison und ging nur im Premier-League-Spiel gegen Manchester United als Verlierer vom Platz, wobei nur drei Tage später die geglückte Revanche im EFL-Cup folgte. Am Wochenende setzte man sich im Auswärtsspiel gegen Leeds United mit 2:1 durch, wobei Antonio in der letzten Minute der entscheidende Treffer gelang.

Selbst wenn Didi Kühbauer seine beste Mannschaft ins Rennen werfen würden, trennen die Hütteldorfer und die Londoner aktuell Welten und ein Punktegewinn wäre eine Sensation, zumal West Ham United die Europa League augenscheinlich ernst nimmt. „I see Thursday as a really important game: our first home game back in Europe. It’s what we worked really hard for last season”, ließ Trainer Moyes verlautbaren.

Paradoxe Ausgangssituation

Die Ausgangssituation vor diesem Europacup-Spiel ist skurril. Im Normalfall würde es sich für das österreichische Team um das Spiel des Jahres handeln, während der Premier-League-Vertreter eine B- oder C-Mannschaft aufbietet, um die Spieler für die Liga zu schonen.

Jetzt sind aber die Vorzeichen genau umgekehrt. Aufgrund der katastrophalen Tabellensituation wird Trainer Kühbauer vermutlich nicht die stärkste Elf aufbieten, während der Gegner zwar ein wenig rotieren wird, aber voraussichtlich die wichtigsten Leistungsträger wie Declan Rice, Tomas Soucek und Michail Antonio von Beginn an bringen wird. Einer der beiden Trainer sagt, dass sie sich dieses Spiel hart erarbeitet haben und dass es sich um eine wirklich wichtige Partie handelt – und dieser Trainer ist nicht Didi Kühbauer, der aktuell eben eher andere Sorgen hat.

Die Londoner brennen dem erste Europacup-Heimspiel seit Ewigkeiten entgegen und das Spiel scheint für den Premier-League-Klub eine höhere Bedeutung als für den SK Rapid zu haben. Schade eigentlich.

Eine ausführliche Vorschau und Wetttipps zum Spiel zwischen West Ham United und dem SK Rapid Wien findet ihr bei wettbasis.com. Auf wettfreunde.net gibt es ebenfalls eine Vorschau und eine Prognose zu dieser Begegnung.

Stefan Karger