Rekordmeister mit eindrucksvoller Jugendarbeit – das ist Rapids erster Gruppengegner Rosenborg BK!
Europa League 19.September.2012 Daniel Mandl 0
Rapid trifft morgen zum Auftakt der Europa League im leeren Happeloval auf den Rosenborg BK aus Trondheim. Wir haben wieder eine dreiteilige Teaminfo für euch, die wir traditionsgemäß mit den Vereinsinformationen starten. Morgen gibt es dann die beiden ausführlichen Kaderanalysen zu Defensive und Offensive des norwegischen Rekordmeisters!
Name: Rosenborg Ballklub (Rosenborg BK)
Gegründet: 19.Mai 1917
Vereinsfarben: Schwarz-Weiß
Stadt: Trondheim
Stadion: Lerkendal
Fassungsvermögen: 21.166 Plätze
Präsident: Terje Svendsen
Trainer: Jan Jönsson
22 x norwegischer Meister
9 x norwegischer Cupsieger
1 x norwegischer Supercupsieger
Standing in Norwegen
Ganz klar: Der Rekordmeister ist DAS Aushängeschild des norwegischen Fußballs. Speziell in den 90ern strotzte die norwegische Tippeligaen vor Langeweile, weil Rosenborg zwischen 1992 und 2004 dreizehnmal in Folge Meister wurde. Danach wurde das Team weitere dreimal Meister, aber vier Titel gingen an Valerenga Oslo, Brann Bergen, Stabaek und Molde. Interessanter Nebeneffekt: In den vier erfolglosen Saisonen spielte Rosenborg jeweils nicht mal um den Meistertitel mit, wurde einmal Dritter, zweimal Fünfter und einmal Siebenter.
Aktuelle Ligasaison
Dennoch weiß man in Norwegen, dass der Titel immer über Rosenborg führt. So auch heuer: Titelverteidiger Molde hält sich tapfer und liegt derzeit punktegleich mit Tabellenführer Strömsgodset Drammen am zweiten Rang. Rosenborg liegt mit einem Punkt Rückstand auf Platz 3 und auch Tromsö hält sich mit sieben Punkten Rückstand bei einem Spiel weniger wacker.
Auffällig ist, dass Rosenborg der Unentschiedenkönig der laufenden Saison ist und in 22 Spielen zehnmal remisierte. Allerdings verlor der Rekordmeister erst ein Spiel (0:1 gegen Honefoss) und ist auswärts bei fünf Siegen und fünf Remis ungeschlagen. Die letzte Auswärtsniederlage in einem Pflichtspiel setzte es am 20.November 2011 bei Tromsö (1:3). Demnach ist Rosenborg seit 14 Auswärtsspielen unbesiegt. Bei 16 Gegentoren in 22 Ligaspielen verfügt man eindeutig über die beste Abwehr der Liga.
Die letzten Ligaspiele
Die beiden bisherigen September-Spiele gewann Rosenborg recht souverän: 3:0 daheim gegen ein strauchelndes Team von Valerenga Oslo, davor ein 2:0 beim abgeschlagenen Tabellenletzten Stabaek. Allgemein spielt Rosenborg seit der Sommerpause (23.Mai – 24.Juni) sehr souverän und verlor keines seiner 19 Pflichtspiele seit Wiederbeginn. Genau vor der Pause hatte man Probleme – im Mai wurden vier Spiele hintereinander nicht gewonnen.
Standing in Europa
Lange Zeit war Rosenborg Trondheim Stammgast in der UEFA Champions League. Vor dem norwegischen Vertreter – dem einzigen, der auf internationaler Bühne für Furore sorgte, hatten auch große internationale Klubs großen Respekt. Zwischen 1995 und 2003 war Rosenborg jedes Mal dabei und es gelangen sogar Siege gegen Teams wie Real Madrid oder Milan. In der Saison 1996/97 schaffte es Rosenborg bis ins Viertelfinale der Champions League: Man wurde in der Gruppe Zweiter hinter Porto, warf Milan und Göteborg aus dem Turnier. Im Viertelfinale gab es dann das Aus gegen den späteren Finalisten Juventus Turin.
Ganz so glanzvoll waren die letzten Jahre auf europäischer Ebene aber nicht. Im Jahr 2011 musste man sich nach einem Erfolg über den isländischen Vertreter Breidablik (5:0 h, 0:2 a) Viktoria Plzen geschlagen geben (0:1 h, 2:3 a) und flog im Europa-League-Playoff auch noch gegen AEK Larnaca raus (0:0 h, 1:2 a). Auch 2010 erreichte man die Champions League nicht: Linfield aus Nordirland (0:0 a, 2:0 h) und AIK Stockholm (1:0 a, 3:0 h) wurden in der Qualifikation ausgeschaltet, danach folgte aber das K.O. gegen den FC Kopenhagen (2:1 h, 0:1 a). In der darauffolgenden Europa-League-Gruppenphase war man in der Gruppe mit Bayer Leverkusen, Atlético Madrid und Aris Saloniki Kanonenfutter. Mit nur drei Punkten und einer Tordifferenz von 3:13 aus sechs Spielen schied das Team deutlich aus. In der Saison 2009 gab es gar das totale K.O. – in der zweiten Qualifikationsrunde zum UEFA Cup schied man gegen den aserbaidschanischen Vertreter Qarabaq aus (0:0 h, 0:1 a).
Die letzte Teilnahme an der Champions League gab es 2007/08, also mittlerweile vor fünf Jahren. Damals gewann man zwar überraschend zweimal gegen Valencia und knöpfte Chelsea einen Punkt ab, schied aber als Dritter aus, weil beide Spiele gegen Schalke 04 verloren wurden.
Aktuelle Europacupsaison
Nach den holprigen letzten Jahren scheint es im Europacup heuer wieder bergauf zu gehen. Die Qualifikation für die diesjährige Gruppenphase war für die Norweger kein großes Problem, obwohl man sogar in der ersten Qualifikationsrunde einsteigen musste. Es gab Siege über den nordirischen Verein Crusaders Belfast (3:0 a, 1:0 h), einen knappen Erfolg über Ordabasy aus Kasachstan (2:2 h, 2:1 a), einen ebenso heißen Tanz gegen Servette Genf (0:0 h, 1:1 a) und schließlich einen respektablen Erfolg über Ried-Bezwinger Legia Warschau (1:1 a, 2:1 h).
Beeindruckende Jugendarbeit
Rosenborg Trondheim ist ähnlich wie andere Ausbildungsvereine immer wieder von guten Spielergenerationen aus dem eigenen Nachwuchs abhängig. Kaum ein Verein im Norden arbeitet auf dem Gebiet des Nachwuchsfußballs so konsequent und nachhaltig wie Rosenborg. Das Interessante am Nachwuchssystem des norwegischen Rekordmeisters: Man verfügt zwar über eine B-Elf, eine C-Elf und eine U19, nicht aber über jüngere Nachwuchsmannschaften. Die diversen Nachwuchsteams wurden bereits vor Jahrzehnten ausgelagert. In ganz Norwegen gibt es kleine Klubs, die von Rosenborg mitfinanziert werden und dafür die Nachwuchsarbeit für den Erstligisten übernehmen. Rosenborg lässt seine Satellitenklubs, die oft in kleinen Orten ansässig sind, leben und im Gegenzug ist klar und abgeklärt, wohin das Supertalent aus der norwegischen Pampa wechselt. Die Nachwuchstrainer werden dabei von Rosenborg gestellt und haben klare Arbeitsvorgaben, die an eine mögliche höhere Aufgabe beim größten Klub Norwegens angepasst sind.
Spielweise und System
Das Grundsystem Rosenborgs ist das 4-4-1-1, das vor allem in Heimspielen auch als klassisches 4-4-2 praktiziert wird. Nur einmal in den letzten 40 Pflichtspielen wich man auf ein 4-2-3-1-System aus. In den Jahren zuvor spielte man eher in einem 4-3-3-System, das heuer jedoch gar nicht verwendet wird.
Rosenborgs Art zu spielen ist allgemein schnörkellos und zielgerichtet. Man könnte die Spielweise der Trondheimer als Gegenstück zum modernen Ballbesitzspiel bezeichnen. Das Team ist sehr explosiv, teilweise hektisch und hat auch gegen schwächere Gegner zumeist weniger Ballbesitz, was interessanterweise auch für Heimspiele gilt (Beispiele: 3:0 über Tromsö bei 46% Ballbesitz, 3:3 gegen Strömsgodset bei 39% Ballbesitz im eigenen Stadion).
Rosenborg operiert mit zahlreichen Pässen in die Tiefe, schaltet enorm schnell und ohne große Umschweife von Defensive auf Offensive um. Markant ist dabei, dass die zentrale Facette des Rosenborg-Spiels die Suche nach schnellen Abschlüssen ist. In der laufenden Saison verzeichnete Rosenborg nur in zwei Ligaspielen weniger als zehn Schüsse, in neun Ligaspielen waren es mehr als 20. Wenn es mit spielerischen Mitteln nicht geht, feuert man aus allen Rohren oder sucht – oft auch auf Verdacht – Pässe hinter die gegnerische Abwehrkette. Rosenborg 2012 ist auch dafür bekannt sehr häufig ins Abseits zu laufen.
Transfers
Rosenborg ist ein gesunder Klub, der auch mal Geld in die Hand nimmt, um neue Spieler an Land zu ziehen. Man kann es sich leisten, da die Infrastruktur im Verein straff durchplant ist und immer wieder große Talente ins Ausland verkauft werden. Wir beleuchten hier die finanziell aufwändigsten Transfers der letzten zehn Jahre.
Einkäufe:
- 2007 – Rune Almenning Jarstein von Odd Grenland (1,5 Millionen €)
- 2008 – Anthony Annan von Start Kristiansand (1,5 Millionen €)
- 2006 – Marek Sapara von Ruzomberok (1,3 Millionen €)
- 2008 – Trond Olsen von Bodö/Glimt (1,25 Millionen €)
- 2005 – Alexander Ödegaard von Sogndal (1,25 Millionen €)
- 2004 – Mikael Dorsin von Strasbourg (1,1 Millionen €)
- 2012 – Tarik Elyounoussi von Fredrikstad BK (1,1 Millionen €)
- 2012 – Tore Reginiussen von Odense BK (1,1 Millionen €)
- 2010 – Jim Larsen von Silkeborg (1,1 Millionen €)
- 2011 – Borek Dockal von Slovan Liberec (1 Million €)
- 2011 – John Chibuike von BK Häcken (1 Million €)
Verkäufe:
- 2009 – Alexander Tettey zu Stade Rennes (3,5 Millionen €)
- 2008 – Fredrik Stoor zum FC Fulham (3 Millionen €)
- 2011 – Mushaga Bakenga zum FC Brügge (2,6 Millionen €)
- 2012 – Jim Larsen zum FC Brügge (2,5 Millionen €)
- 2009 – Marek Sapara zu Ankaragücü (2,2 Millionen €)
- 2012 – Markus Henriksen zu AZ Alkmaar (2 Millionen €)
- 2010 – Anthony Annan zu Schalke 04 (2 Millionen €)
- 2010 – Kris Stadsgaard zu Málaga (2 Millionen €)
Die teuersten Transfers der Vereinsgeschichte – die auch mitverantwortlich dafür sind, dass man den Verein infrastrukturell auf die Füße stellen konnte, auf denen er heute steht – fanden allerdings in der erfolgreichen Champions-League-Zeit statt. Im Jahr 2000 wurde John Carew um 8,5 Millionen Euro zum FC Valencia verkauft, ein Jahr davor ging Sigurd Rushfeldt um 5 Millionen Euro zu Racing Santander, während auch Björn Otto Bragstad um 3 Millionen Euro zu Derby County wechselte. Ein weiteres Jahr davor ging Vegard Heggem um 5,2 Millionen Euro zu Liverpool und 1996/97 wechselte der damals 19-jährige Steffen Iversen um 3,3 Millionen Euro zu Tottenham Hotspur. Wohlgemerkt in Zeiten, in denen diese Geldbeträge noch wesentlich höher einzuschätzen waren als heutzutage.
Die Stadt Trondheim
Auswärtsfahrer kommen via Amsterdam bereits ab 250€ nach Trondheim. Die Stadt hat etwa 180.000 Einwohner und liegt am Fluss Nidelva. Nach Oslo und Bergen ist Trondheim die drittgrößte Stadt Norwegens. Die Stadt verfügt über ein reiches Kultur-Angebot, einen kleinen Hafen und ist vor allem ziemlich kalt. Der in Trondheim gemessene Tiefstwert liegt bei -26,1°C – just in dem Jahr als aus dem 1.Wiener Arbeiter Fußball-Club der SK Rapid Wien wurde (1899). Für all jene, die Skandinavien noch nicht kennen, ist eine Fahrt ins Landesinnere oder die Küste entlang anzuraten. Trondheim ist jedenfalls eine Auswärtsfahrt, für die sich vor allem der naturinteressierte Fußballfan länger als nur eine Nacht Zeit nehmen sollte.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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