Manche Rechnungen sind einfach. Am letzten Spieltag musste Red Bull Salzburg gegen Slovan Bratislava gewinnen, um zum zweiten Mal nach 2009 im Sechzehntelfinale der... Salzburg torkelt ins Sechzehntelfinale – der zweite Anzug sitzt eher zufällig

Manche Rechnungen sind einfach. Am letzten Spieltag musste Red Bull Salzburg gegen Slovan Bratislava gewinnen, um zum zweiten Mal nach 2009 im Sechzehntelfinale der Europa League zu stehen. Paris St.-Germain hätte indes gegen Athletic Bilbao aufführen können, was sie wollten, Ibrahim Sekagya, Jakob Jantscher und Dusan Svento sei’s gedankt.

Startaufstellungen:
Slovan Bratislava: Hrosso – Pauschek, Dobrotka, Had, Kolcak – Kladrubsky, Guede – Lacny, Halenar, Zofcak – Sebo
Red Bull Salzburg: Walke – Hierländer, Pasanen, Hinteregger, Ulmer  – Lindgren, Svento – Jantscher, Leonardo, Zarate – Maierhofer

Sowohl Ricardo Moniz als auch Vladimir Weiss schickten ein 4-2-3-1 auf das Spielfeld. Obwohl es für die slowakischen Hauptstädter in der Europa League nicht mehr um viel ging, wollten die Slowaken gewinnen. Fünf-Jahres-Wertung, Punkteprämien und letztlich der auf Deutsch geschriebene Spruch der Fans gegen Kommerzfußball. Es gab also genug Gründe, den Bullen eins auszuwischen.

Fehlstart in Rot-Weiß-Rot

Nachdem die Herrschaften in Bratislava es mit Akkreditierungen nicht ganz so genau nehmen, kommt abseits.at erst beim Stand von 0:2 ins Stadion. Milos Lacny hatte in der 3. und 6. Minute eingenetzt. Es waren erst sechs Minuten gespielt und ein enttäuschter Richard Kitzbichler starrte nebenan auf das Spielfeld. Allerdings konnte der Ex-Kicker durch den Spielstand aus Paris beruhigt werden, Aurtenetxe hatte Bilbao in Front gebracht. Die Bullen nahmen in Folge das Heft mehr und mehr in die Hand, Slovan zog sich tief in die eigene Hälfte zurück. Die Viererkette der Gäste rückte weit auf, das ergab grundsätzlich Raum für Konter.

Bullen kämpfen sich zurück

Nach einem Freistoß spielte Guede den Ball im Strafraum (zudem wurde Maierhofer gefoult) mit der Hand und Referee Johannesson zeigte auf den Punkt. Jakob Jantscher trat an und hämmerte den Ball von sich aus gesehen ins linke Eck. Hrosso erriet dies, konnte den Verlusttreffer aber nicht verhindern. In den Jubel um den Anschlusstreffer erreichte das Stadion die Nachricht, dass Paris‘ Superstar Javier Pastore in Minute 21 ausgeglichen hatte. Um 19:21 war also Paris in der Runde der letzten 32. Drei Minuten später tanzte Salzburgs Teilzeit-Edelzangler Leonardo fünf Gegner aus und bezwang Hrosso – 2:2 und damit hatten die Bullen wieder die Nase vorne.

Spannung pur

Dennoch offenbarte die Abwehr um Martin Hinteregger und Petri Pasanen die altbekannten Schwächen. Das lag auch am Spiel: Viel Ballbesitz, hoch stehen, Druckaufbau. Das führte wiederum dazu, dass die Bullen zwar das Spiel kontrollierten, aber auch konteranfällig waren. Wie etwa in der 29. Minute, als Hintereggers verlorenes Kopfballduell drei Slowaken den Weg zum Tor ebnete. Zum Glück stellte man einen von ihnen ins Abseits.  Wenig später klärte Ulmer schlecht und schon rollte wieder ein Konter aufs Tor der Bullen (31.). Halenar prüfte in der 35. Minute Goalie Alexander Walke mit einem Schuss vom Sechzehner. Das Spiel gewann in der letzten Viertelstunde vor der Pause an Härte und somit litt der Spielfluss darunter. Weitere Konterchancen wie durch Zofcak (40.) sorgten für mehr Gefahr als die zeitweilige Neunmannoffensive der Salzburger. Vladimir Weiss hatte seine Hausaufgaben gemacht und zog den Bullen weitgehend die Schneidezähne. Kurz vor der Pause hatte Bodmer noch dazu die Franzosen wieder in Front gebracht und Salzburg ging es mit einem 2:2 in die Pause – noch dazu in der Gewissheit, ausgeschieden zu sein.

Ausgeschiedene atmeten durch

Es funktionierte so viel, wie schief ging. Vorne entfalteten die Gäste ihr an sich gefälliges Spiel, hinten brannte der Hut. Die Viererkette mit Ulmer, Hinteregger, Pasanen und Hierländer war alles andere als sicher. Zwar standen sie gut, aber durch den Zwang zum Sieg musste aufgerückt werden. Vor allem nach dem Ausgleich häuften sich die Unachtsamkeiten. So musste Moniz in der Halbzeit die richtigen Worte suchen, um das abzustellen.

Glückliche Führung

Beide Teams kamen hoch motiviert aus der Kabine. Hinteregger versuchte sich gleich einmal aus der Distanz. Ansonsten wirkten sich die Kabinenansprachen am ehesten auf die Konzentration der Hintermannschaften aus. Doch auch diese war schnell verflogen, zum Glück für die Salzburger auch bei den Hausherren. Leonardo setzte in der 52. Minuten Jakob Jantscher ein, der gab den Ball flach und an sich sehr ungefährlich in die Mitte. Unter kräftiger Mithilfe von Goalie Hrosso und vor allem Marian Had hüpfte der Ball in die Maschen (51.). Vier Minuten später ging ein Raunen durch den gut 800 Menschen umfassenden Auswärtsblock: Lopez hatte in Paris ausgeglichen. Salzburg war damit doppelt abgesichert weiter.

Spiel flachte ab

Damit war der Widerstand der Slowaken mehr oder weniger gebrochen. Das machte die Partie für die Salzburger aber auch nicht unbedingt einfacher, denn die Räume für Konter, die sich normalerweise nun auftun, wurden nicht effektiv genug genutzt. Skurrile Szene in Minute 67: Jantscher war ganz alleine frei gespielt worden, brachte den Ball aber aus ein paar Metern nicht im Tor unter. Aufregend wurde es gut zehn Minuten später, als nach einem Corner im Strafraum der Bullen ein Handspiel begangen worden sein soll. Referee Johannesson sah es anders, das Spiel ging weiter – zu Recht, denn Lindgren hatte den Ball per Kopf geklärt.

Die letzten Minuten

Je länger das Spiel dauerte, umso unsicherer wurden die Gäste. Moniz wechselte zum ersten Mal: Rasmus Lindgren verließ das Spielfeld, für ihn kam Ibrahim Sekagya. Kurzfristig sorgte das aber für erneute Verwirrung vor Walke. Der Coach brachte Schiemer für Ulmer, Svento übernahm dessen Platz. Sekagya und Schiemer sollten vor Hinteregger und Pasanen wegräumen, der Rest kontern. Soweit die Theorie. In der Praxis war Bratislava feldüberlegen und unterband Konter recht gut. In der Endphase gab es nur eine Devise: Den Ball vom Tor fernhalten! Perez hatte Paris in Minute 85 durch ein Eigentor in Front gebracht, Hoarau das 4:2 erzielt. Aber die Salzburger schafften es, das Spiel ohne weiter Gegentore zu Ende zu bringen und stiegen auf.

Der Knopf ist im Kopf

Red Bull Salzburg hätte, so ehrlich muss das gesagt werden, den Aufstieg beinahe noch verspielt. Die ganze Mannschaft verschlief den Start, Stefan Maierhofer war auf die gesamte Einsatzzeit gesehen eine Vorgabe, die Verteidigung war mehr als verunsichert. Das Spiel ist nach wie vor auf Glück ausgelegt: Sind die Kreativspieler gut aufgelegt und schaffen es die Verteidiger, Fehler auszubügeln, gewinnt Salzburg. Wenn nicht, dann nicht. Ein Offizieller von Red Bull meinte nach dem Spiel: „Hätte der Gegner Klasse gehabt, wäre das zweistellig ausgegangen.“ Und Recht hat er!

Klarerweise fehlten heute mit Alan, Leitgeb, Schwegler, Mendes, Douglas und Cziommer die eigentlichen Stützen der Mannschaft. Aber in so einem Spiel zu verschlafen und auf Zufall bedacht aufzutreten, ist fahrlässig. Aus dem Umfeld der Mannschaft ist immer wieder zu hören, dass die Mannschaft ein mentales Problem hat, die Trainingsleistungen umzusetzen. Im Alpenland ein bekannter Satz. Doch würde ein Skifahrer ohne Helm in eine Abfahrt starten? Warum wird in Salzburg an alles gedacht, aber nicht an den Kopfschutz?

Klarerweise ist diese Kritik eine Raunzerei auf hohem Niveau. Stünde der gesamte Kader zur Verfügung, wären wohl nur Svento, Leonardo und Jantscher als Feldspieler übrig geblieben. Eine Ausrede für international erfahrene Spieler wie Lindgren, Pasanen oder Ulmer darf das aber nicht sein. Denn Red Bull belebt bekanntlich Körper UND Geist.

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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