Salzburger Rumpftruppe zu Gast bei Elfsborg: Welchen „Plan B“ präsentiert Schmidt nach zwei Niederlagen in Folge?
Europa League 28.November.2013 Daniel Mandl 2
Von allen Experten des Landes wird Red Bull Salzburg schon jetzt als das Team bezeichnet, das 2013/14 niemand aufhalten wird. Zwei Niederlagen gegen die Admira und Rapid dämpften die Salzburger Euphorie nun ein wenig. Vorsichtig, fast sanft versucht man nun der Schmidt-Elf eine Prise Verunsicherung anzudichten. Dies ist jedoch eher ein medialer Push, der die Roten Bullen kalt lassen sollte. Oder doch nicht?
Der Vorsprung auf den zweitplatzierten SK Rapid beträgt sieben Punkte und in der Europa League steht Red Bull Salzburg nach vier Gruppenspielen mit dem Punktmaximum da. Roger Schmidt hat trotz der Niederlagen vor und nach der Länderspielpause keinen Grund die Nerven zu verlieren. Das heutige Spiel gegen Elfsborg ist als Therapie zu werten, mit der Salzburg wieder zurück auf die Siegerstraße finden soll. Aber was, wenn dies nicht gelingt?
Salzburg auch in Schweden klarer Favorit
IF Elfsborg befindet sich bereits seit Wochen in der Winterpause. Für den Sechsten der schwedischen Meisterschaft geht es in der Europa League nur noch ums Geldverdienen. Dass die Gelb-Schwarzen den Salzburgern im eigenen Stadion Paroli bieten können, glaubt nach dem glatten 4:0 aus dem Hinspiel aber kaum jemand. Eigentlich ist das Spiel in Elfsborg eine typische Partie, in der Roger Schmidt rotieren könnte. Aber die meisten Rotationen werden unfreiwillig sein.
Personalsorgen
Wie schon gegen Rapid fehlen Vorsah, Hierländer, Rodnei, Soriano und Kampl. Gerade die Ausfälle des passsicheren Soriano und des unberechenbaren Kampl wogen im Auswärtsspiel in Wien schwer. Ebenfalls zuschauen muss nun auch der gelbgesperrte Ramalho, wodurch wohl Franz Schiemer in die Innenverteidigung rutschen wird. Die möglichen Ersatzspieler, die sich in Schweden für höhere Aufgaben empfehlen könnten: Florian Klein, Georg Teigl, Marco Meilinger und Havard Nielsen. Salzburg konnte in vergangenen Tagen bereits auf anderem Level rotieren bzw. mehr von der Bank bringen.
Vorteilhafte Kader- und Persönlichkeitsstruktur
Doch Schmidt hat insgesamt nichts zu befürchten. Der Aufstieg in die Gruppenphase steht bereits fest und in der Liga wird Salzburg trotz medialer Versuche „Verfolger“ auszumachen, keinen Einbruch erleiden. Frühere Red-Bull-Teams waren aufgrund der schwierigen Kaderstruktur gefährdet, in Flauten zu verfallen. Da sich im aktuellen Team des Tabellenführers aber hauptsächlich junge Spieler wiederfinden, die ob ihrer Entwicklungswilligkeit weniger „Raunzer“ oder „Owezahra“ sind, als so mancher vermeintlicher Star aus der Vergangenheit, muss Schmidt selbst schon sehr viel falsch machen, dass die Stimmung beim Vizemeister kippt.
Ausfälle haben gravierende Auswirkungen auf das Spiel des Teams
Doch Schmidt muss die schwierige personelle Lage auch ausnutzen, um aus taktischer Sicht aus der Not eine Tugend zu machen. Gegen Rapid mangelte es den Salzburgern an Passsicherheit und über weite Strecken der zweiten Halbzeit packte die Mannschaft ein Red-Bull-untypisches Spiel aus: Viele weite Bälle, kaum zusammenhängende Passstafetten, eher die Suche nach Einzelaktionen und Lucky Moments. Was Salzburg in Bestbesetzung auszeichnet, wird im Falle des Ausfalls der beiden Schlüsselakteure Soriano und Kampl vermisst.
Auf individuelle Spezialitäten konzentrieren
Doch der Kader des Ligakrösus ist gut genug, um diese Ausfälle abzufedern. Allerdings müssen die Automatismen ein wenig angeglichen werden. Explosives Offensivspiel ist ohne den enorm passsicheren und zugleich torgefährlichen Soriano, sowie dem dynamischen Kampl eben nicht so leicht möglich. Um die Stärken der einsatzfähigen Spieler in den Vordergrund zu rücken, anstatt sie ein unpassendes taktisches Korsett zu zwängen, könnte Schmidt etwa größeren Fokus auf Ballbesitz und Kurzpassspiel in etwas tieferen Regionen legen. Die Vielseitigkeit von Spielern wie Alan oder Berisha kann in solchen Fällen noch viel stärker forciert werden. Beispiel: Ein 4-2-3-1-System mit Alan auf der Zehnerposition und dem oft falsch eingesetzten Havard Nielsen als nominelle Sturmspitze. Dazu Berisha oder Leitgeb als taktgebender Achter hinter Alan und Ilsanker als Prellbock auf der Sechserposition.
Unangenehme Folgespiele, aber kein Grund zur Panik
Was passiert nach dem Spiel bei IF Elfsborg? Salzburg empfängt drei Tage später die SV Ried, muss schon drei Tage später zum Auswärtsspiel nach Wolfsberg. Dass die Bullen in diesen Partien Favorit sind, steht außer Frage – unangenehm werden die Duelle mit zwei der unangenehmeren Underdogs der Bundesliga dennoch. Aber selbst wenn die „Serie“ der Misserfolge in der heimischen Liga anhält, muss Schmidt auf Sicht keine besonders starke Konkurrenz befürchten. Die Austria kommt nur mühsam in die Gänge, Rapid ist für höhere Ziele noch nicht gefestigt genug – Salzburg bewies hingegen bis vor drei Wochen Beständigkeit über eine längere Zeitperiode.
Plan B
Allerdings geschah dies in einer Zeitspanne, in der das Werkl eben rannte. Soriano, Alan, Kampl und Mané mischten die Liga auf und feierten alleine in dieser Saison insgesamt neun Kantersiege in Pflichtspielen. Das Spiel gegen Elfsborg ist deshalb so interessant, weil es Roger Schmidt ein wenig dazu zwingt, seinen Plan B zu präsentieren. Den musste der Deutsche in der laufenden Saison bisher kaum auspacken und gegen die Admira und Rapid war er unsichtbar. Daher wird die heutige Europa-League-Partie – gerade weil ihr zwei Misserfolge vorangingen und ein bisschen Veränderung nötig ist – ein guter Gradmesser für das Spektrum sein, das Red Bull Salzburg auf spielerischer und taktischer Ebene anzubieten hat.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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