Der SK Rapid Wien behielt vor 24.000 Zuschauern im Micheil-Meschi-Stadion in Tiflis die Nerven und setzte sich nach einem 3:0-Auswärtssieg mit einem Gesamtscore von... SK Rapid Wien nach 3:0-Auswärtssieg gegen Dila Gori in Europa-League-Gruppenphase

Steffen HofmannDer SK Rapid Wien behielt vor 24.000 Zuschauern im Micheil-Meschi-Stadion in Tiflis die Nerven und setzte sich nach einem 3:0-Auswärtssieg mit einem Gesamtscore von 4:0 am Ende doch noch deutlich gegen den FC Dila Gori durch. Ein Treffer von Louis Schaub in der Nachspielzeit der ersten Hälfte entschied die Partie, die in den zweiten 45 Minuten recht locker nach Hause gespielt werden konnte.

Verletzungssorgen in Grün-Weiß

Im Vorfeld der Partie mussten die Hütteldorfer, die mit Deni Alar, Michael Schimpelsberger, Dominik Wydraa und Dominik Starkl ohnehin einige Langzeitverletzte zu beklagen haben, auch noch Branko Boskovic vorgeben. Der Montenegriner trat den Flug nach Georgien erst gar nicht an, da ihn ein grippaler Infekt außer Gefecht setze. Dafür stand Angreifer Terrence Boyd wieder im Kader, doch der Stürmer sollte nach seiner Schulterverletzung nur im Notfall eingesetzt werden.

Harald Pichler ersetzte den montenegrinischen Teamspieler im defensiven Mittelfeld und machte seine Sache ganz ordentlich, da er sich von den manchmal überhart spielenden Georgiern wie erwartet nicht den Schneid abkaufen ließ und seine Kämpfer-Qualitäten gut ins Spiel einbrachte. Wichtiger war jedoch, dass Steffen Hofmann und Louis Schaub eine Reihe davor im Laufe der Partie immer besser ins Spiel fanden und zum entscheidenden Faktor avancierten. Gerade beim Kapitän der Hütteldorfer sah man eine große Leistungssteigerung, denn er bereitete nicht nur zwei Treffer vor, sondern war auch wie gewohnt zweikampfstark und alleine vom unermüdlichen Einsatz ein Vorbild für seine Kollegen. Louis Schaub hatte zwar über die 90 Minuten kleinere Leistungsschwankungen und leistete sich hin und wieder einen Fehlpass, seine Performance war aber für einen 18-Jährigen in diesem wichtigen Spiel überragend und wenn es gefährlich wurde, hatte er meist seine Beine im Spiel. Nach einigen Torschuss-Assists war er in der Nachspielzeit der ersten Hälfte selbst an der Reihe und erzielte nach Hofmann-Pass mit einem satten Schuss eiskalt das 1:0:

Dila Gori nur nach individuellen Fehlern der Rapid-Abwehr gefährlich

abseits.at-Chefredakteur Daniel Mandl meinte unmittelbar nach dem Heimspiel, dass die Partie in Tiflis für Rapid Wien einfacher werden wird, da die Georgier große Probleme haben das Spiel zu machen und am liebsten aus einer gesicherten Abwehr heraus Konterangriffe starten. In den ersten 45 Minuten schienen sie noch über weite Strecken an dieser Taktik festzuhalten, denn die Spieler besitzen einfach nicht die Qualität das Spiel gegen eine Mannschaft wie Rapid zu gestalten. Die Wiener hielten im Mittelfeld gut dagegen und der FC Dila Gori kam nur dann zu Chancen, wenn die Hintermannschaft des SK Rapid sich individuelle Fehler leistete. Im Aufbauspiel der Georgier fehlte einfach die Präzision und zielführende Kombinationen bekam man nur selten zu sehen, da das Rapid-Mittelfeld recht kompakt stand. So mussten sie auf Fehler der Rapid-Abwehr warten,  die in einigen Situationen alles andere als sattelfest stand.

Die größte Schrecksekunde erlebten die Rapid-Fans, als Thomas Schrammel nicht konsequent in ein Laufduell mit Grigol Dolidze ging und diesen dann im Strafraum zu Fall brachte. Der rumänische Schiedsrichter Pavel Cristian Balaj ließ das Spiel zu Recht weiterlaufen, aber es ist völlig unverständlich, weshalb der linke Außenverteidiger, der auch im Aufbauspiel nicht immer konzentriert wirkte, diesen Zweikampf so lasch führte. Einige Unparteiische hätten sich in dieser Szene wohl täuschen lassen, was zu einem Elfmeter und einem Ausschluss geführt hätte, womit die Partie einen anderen Verlauf genommen hätte. Nur wenige Sekunden nach Wiederanpfiff musste Jan Novota erneut klären, nachdem Innenverteidiger Christopher Dibon bei einem weiten Pass hinter die Viererkette zu spät reagierte. In der Gruppenphase wird der SK Rapid Wien auf Mannschaften treffen, die solche Geschenke dankbar annehmen werden. Jan Novota verhinderte in einigen Szenen ein Gegentor und hinterließ einen ausgezeichneten Eindruck, auch was seine Körpersprache anging. Unverständlich, weshalb der Slowake so lange hinter Lukas Königshofer die Nummer 2 war.

Georgier zu langsam beim Umschalten

Schon in der ersten Hälfte sah man, dass Dila Gori große Probleme beim Umschalten hatte, sowohl von der Defensive in die Offensive, als auch umgekehrt. Bei Ballgewinn brachten sie zu wenig Spieler schnell nach vorne, sodass der quirlige und etwas wehleidige Solo-Stürmer Giorgi Iluridze auf sich alleine gestellt war, wobei er dank seiner Dribbelstärke dennoch einige Male Gefahr ausstrahlte. Herbert Prohaska meinte in der Halbzeitanalyse, dass die Außenverteidiger der Fünfer-Abwehrkette zu hoch standen und sich deshalb nach Ballverlusten Lücken in der Abwehr der Georgier auftaten. Dies war allerdings nichts Neues, denn schon im Hinspiel standen die Außenverteidiger bei Ballbesitz sehr hoch. Entscheidend war allerdings, dass die Mannschaft im Laufe der Partie konditionell einbrach, da sie mehr Laufarbeit verrichten musste, als im Hinspiel in Wien. Dieses forderte bald seinen Tribut und man sah immer wieder, dass die Mittelfeldspieler und Außenverteidiger nach Ballverlusten nicht mehr die Kraft hatten, um rechtzeitig hinter den Ball zu gelangen. So bekam Rapid Wien bei den Gegenstößen immer mehr Raum, den insbesondere Steffen Hofmann und Louis Schaub zu nutzen wussten. Beim 2:0 durch Marcel Sabitzer machten sich die meisten Georgier nicht mehr die Mühe zurückzulaufen – solche Tore erzielt man sonst nur in Trainingspartien:

Noch deutlicher wurde dies beim dritten und letzten Treffer der Partie. Der eingewechselte Brian Behrendt nahm den Ball ohne große Gegenwehr von Iluridze ab und marschierte durch die georgische Abwehr, wie ein Messer durch die warme Butter. Man muss sich nur Iluridze nach dem Ballverlust ansehen – die Georgier waren zu diesem Zeitpunkt stehend k.o..

Fazit

Am Ende fiel der Sieg dann doch ganz deutlich aus und der SK Rapid erwies sich als eine Nummer zu groß für den FC Dila Gori. Das taktische Korsett der Georgier wird durcheinander geworfen, wenn sie selbst etwas fürs Spiel machen müssen und die konditionelle Unterlegenheit forderte am Ende ihren Tribut und führte zu dem deutlichen Endergebnis. Während die Rapid-Abwehr bis auf Christopher Trimmel keinen sicheren Eindruck hinterließ, ist es erfreulich zu sehen, dass Steffen Hofmann wieder im Aufwind ist. Louis Schaub gab ein weiteres Mal eine große Talentprobe ab und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis lukrative Angebote für den Mittelfeldspieler bei Helmut Schulte eintrudeln werden.

Die möglichen Gegner in der Gruppenphase

Aufgrund eines akuten Favoritensterbens in den Playoff-Spielen rutschte der SK Rapid Wien erfreulicher Weise in den dritten Topf hinein:

Topf 1: FC Valencia, Olympique Lyon, Tottenham, Dinamo Kiew, PSV Eindhoven, Girondins Bordeaux, Rubin Kasan, FC Sevilla, Standard Lüttich, Lazio Rom, AC Fiorentina, AZ Alkmaar

Topf 2: APOEL Nicosia, PAOK Saloniki, Red Bull Salzburg, KRC Genk, Dinamo Zagreb, Dnipropetrovsk, Trabzonspor, Anzhi Makhachkala, Real Betis Balompié, Wigan Athletic, Swansea, SC Freiburg

Topf 3:  Eintracht Frankfurt, Vitória de Guimarães, Legia Warschau, Maccabi Haifa, Rapid, Paços de Ferreira, GD Estoril Praia, Sheriff Tiraspol, Tschornomorez Odessa, NK Maribor, Kuban Krasnodar, IF Elfsborg

Topf 4: Maccabi Tel-Aviv, Slovan Liberec, FC Thun, Zulte-Waregem, Apollon Limassol, Tromsø IL, St. Gallen, Esbjerg fB, HNK Rijeka, Pandurii Targu Jiu, Ludogorez Rasgrad, Shakhter Karagandy

Lasst die Spekulationen beginnen! In einigen Stunden werden wir dann wissen, mit wem es die österreichischen Vertreter in der Gruppenphase zu tun bekommen!

Stefan Karger, www.abseits.at

Stefan Karger

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