So kann Rapid Inter Mailand im San Siro ärgern!
Europa League 21.Februar.2019 Daniel Mandl 0
Rapid muss heute Abend in Mailand, wo sich etwa 5.000 Fans aus Wien befinden sollen, auf ein Fußballwunder hoffen. Mit der Hoffnung allein wird dieses Wunder natürlich nicht eintreten, aber die Hütteldorfer können ihr Glück mit der einen oder anderen Maßnahme erzwingen.
„Italiener“ Schwab muss vorneweg gehen
Das Spiel gegen den Ball war bereits in Wien stark. Dabei überzeugten vor allem die in der Antizipation starken Innenverteidiger, aber auch Heimkehrer Srdjan Grahovac, der im defensiven Mittelfeld eine kampfstarke, aber auch insgesamt umsichtige Partie abspulte. Etwas mutiger und auch kämpferischer als im Hinspiel muss Stefan Schwab werden, der in der ersten Hälfte mit zu viel Respekt vor den Italienern attackierte. Gerade im San Siro – für Schwab wird es in „seinem“ Land sicher eine besondere Partie – muss der Kapitän vorneweg gehen.
Mehr Ruhe im Spiel nach vorne
Die Ausrichtung der gesamten Mannschaft wird natürlich auch in Mailand defensiv sein. Nach Ballgewinnen darf Rapid aber nicht so hektisch sein wie in Wien. Im Hinspiel suchte man praktisch permanent die Tiefe, obwohl die Mannschaft offensiv gar nicht für zielgerichtete Tiefgänge aufgestellt war. Anders als im Hinspiel werden Thurnwald und Ivan wohl nicht an den Flügeln beginnen, Berisha ist ohnehin gesperrt. Eine Offensivkonstellation wie beim Cup-Erfolg über Hartberg ist trotz des Auswärtsnachteils wahrscheinlicher.
Stabilitätsfindung im Mittelfeld
Über die Flügel gefährlich werden ist eine der enorm schwierigen Aufgaben Rapids, im Sturmzentrum für Entlastung zu sorgen die andere. Pavlovic wird sich gegen De Vrij und Skriniar natürlich sehr schwer tun und sicher Probleme in der Ballweiterverarbeitung bekommen. Umso wichtiger wäre es, dass Rapid dahinter eine höhere Stabilität erlangt. Wenn Bälle gewonnen werden, darf es nicht nur in die Tiefe gehen – stattdessen wird es darauf ankommen, sich seine technischen Stärken zunutze zu machen und auch mal im Mittelfeld den Ball zirkulieren zu lassen. Und sei es nur, um sich Sicherheit und kleine Erfolgserlebnisse zu holen, anstatt den Ball durch eine zu direkte Herangehensweise gleich wieder zu verlieren.
Keine Lucky Punches, sondern in die Partie finden
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Rapid dies zumindest phasenweise gelingt. Inter wird nach dem 1:0 aus dem Hinspiel schon ein wenig auf Energiesparmodus schalten. Auch weil Rapid im ersten Spiel nur ein einziges Mal gefährlich wurde, wird Inter sicher sein, dass im Giuseppe-Meazza-Stadion eigentlich nichts mehr schiefgehen kann. Das birgt für Rapid sicher eine kleine Chance in sich, aber es wäre vermessener zu glauben, dass sich Inter durch explosives Umschaltspiel auskontern lässt, als dass man sich mit sauberem, präzisen Passspiel nach Ballgewinnen Stück für Stück in die Partie kämpfen könnte.
Chancen müssen sitzen!
Klar ist aber auch, dass die Hütteldorfer in Mailand keine Vielzahl an Chancen vorfinden werden. Effizienz ist also im Rückspiel der „Round of 32“ das A und O. Dass Rapid gerade im letzten Spiel gegen Hartberg fünf Treffer erzielte wird da natürlich kein Nachteil sein. Gegen die Steirer konnte man jedoch mehrere Treffer nach Eigenfehlern des Gegners erzielen und diesen Gefallen wird Inter Rapid sicher nicht machen.
Das Glück liegt an den Halbpositionen, nicht an den Flügeln
Dementsprechend ist es vor allem wichtig wie Rapid zum Torerfolg kommen möchte. Hier bietet sich ein inverses Spiel mehrerer Mannschaftsteile an. Nur aufgrund des Pavlovic-Doppelpacks gegen Hartberg vermehrt mit Flanken zu spielen, wäre gegen Innenverteidiger wie De Vrij und Skriniar verwegen. Die kleine Erfolgschance liegt viel mehr auf den Halbpositionen. Die offensiven Flügelspieler Rapids müssen in Ballbesitz zur Mitte einrücken, um die Zentrale in Ballbesitz präsenter und massiver zu machen und Anspielstationen zu schaffen. Mit Flügelläufen wird Rapid in Mailand nicht reüssieren – dadurch kommt aber auch viel Arbeit auf die Außenverteidiger zu. Einerseits müssen sie defensiv harte Arbeit verrichten, andererseits werden sie auch vorne als Ausweichstation im Passspiel gebraucht. Flügeldoppel wären angesichts der zu erwartenden Aufstellung Inters vergebene Liebesmüh. Im Offensivspiel muss Rapid also stärker aufs Zentrum bzw. die Halbpositionen fokussiert sein und die Flügel zwar besetzen, aber spielerisch dennoch vernachlässigen.
Personelle Fragezeichen vor allem in der Zentrale
Neben der Frage, welche Außenverteidiger für das Auswärtsspiel am besten geeignet sind, wird auch die Wahl des Zehners interessant. In Wien ließ Kühbauer mit Schwab als offensivsten, zentralen Mittelfeldspieler in einer 6-8-8-Anordnung spielen. Dahinter machten Ljubicic und Grahovac die Räume dicht. Es ist durchaus denkbar, dass Kühbauer dies erneut so macht, aber statt Ljubicic den – zumindest aktuell – etwas vertikaler agierenden Martic bringt. Auch die physische Komponente spricht für den Ex-St.Pöltner. Gleichzeitig ist aber auch die Nominierung von Knasmüllner als Zehner vor Schwab und Grahovac und damit eine 6-8-10-Staffelung denkbar, zumal dessen Einwechslung im Heimspiel einen leichten Ruck durch die Mannschaft brachte.
Erstmals seit 1973 im San Siro
Rapid steht also vor einer vermeintlichen Mission Impossible, hat aber dennoch einige kleine Waffen, um den Riesen aus Mailand doch noch ins Wackeln zu bringen. Die Phrase, dass vieles vom Spielverlauf abhängen wird, sparen wir uns an dieser Stelle. Anpfiff ist heute Abend um 21 Uhr. Für Rapid ist es das erste Spiel im San Siro seit 46 Jahren – damals gab es mit Walzer, Hof, Krankl und Co. ein 0:0 gegen den AC Milan. Das letzte Spiel gegen Inter Mailand im Jahr 1990 wurde im Bentegodi-Stadion von Verona ausgetragen.
Daniel Mandl, abseits.at
Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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