Nachdem die Hessen zuletzt vier Spiele in Folge verloren, stellte Trainer Armin Veh kurzerhand das System von einem 4-2-3-1 auf ein 4-4-2 mit Mittelfeldraute... Spätes Goldtor und fixierter Aufstieg: Eintracht Frankfurt im Spiel gegen Bordeaux

Eintracht FrankfurtNachdem die Hessen zuletzt vier Spiele in Folge verloren, stellte Trainer Armin Veh kurzerhand das System von einem 4-2-3-1 auf ein 4-4-2 mit Mittelfeldraute um. Damit trotze der Tabellenfünfzehnte der deutschen Bundesliga schon am letzten Spieltag Schalke 04 ein Unentschieden ab, und sicherten sich am Donnerstag durch einen 1:0 Sieg gegen Bordeaux den Einzug in die K.O.-Phase der Europa-League. Wie die Mannschaft grundsätzlich agierte, was bereits gut klappte und wo es noch Probleme bei der Frankfurter Eintracht gibt, lässt sich ganz gut an der ersten Halbzeit gegen Girondins Bordeaux darstellen.

Die Mannschaft von Bordeaux und ihre Spielweise

Bordeaux, das dieses Spiel unbedingt hätte gewinnen müssen, begann defensiv mit einem 4-1-4-1 System, aus dem immer wieder ein 4-4-2 wurde, wenn Girondins aus dem Mittelfeldpressing ins Angriffspressing schob, das sie recht passiv und leitend spielten.

Im Spielaufbau setzte Trainer Gillot mit Faubert und Poundjé auf zwei offensivstarke Außenverteidiger, die immer wieder weite Wege nach vorne gingen, um das Spiel mit dynamischen Läufen ins letzte Drittel breit zu machen. Im Offensivbereich hatte Bordeaux eher inverse Akteure und mit Stürmer Diabate einen schnellen Mann der gerne ausweichend agierte, was gut zur Staffelung im Mittelfeld mit zwei Achtern und einem Sechser passte. Dabei kippte Sechser Sané gelegentlich zwischen die Innenverteidiger ab.

Das Offensivspiel der Frankfurter in der Anfangsphase

Zu Beginn des Spiels funktionierte der Spielaufbau der Frankfurter und das Spiel nach vorne gut. Schwegler, der alleinige Sechser vor der Abwehr ließ sich im Spielaufbau konsequent zwischen die Innenverteidiger fallen, wenn Girondins ins Angriffspressing schob, und blieb hoch, bzw. kippte nur zur Seite neben Diabate heraus, wenn die Franzosen im 4-1-4-1 standen.

Gegen das 4-4-2 hatten die Frankfurter insofern Vorteile, als dass sie ihre Außenverteidiger im Aufbau leicht nach vorne schieben konnten, was Räume für die beiden Achter Rode und Flum öffnete, die sich neben den Stürmern von Bordeaux die Bälle abholen konnten. Obwohl Bordeaux geschickt auf die Frankfurter Dreierkette im Aufbau schob, und Schwegler oft im Deckungsschatten der Stürmer stand, konnte sich Frankfurt immer wieder spielerisch aus diesen Situationen befreien. Geschah dies konnten die Außenverteidiger Jung und Oczipka dynamisch mit aufrücken und den freien Raum vor sich anlaufen, was zu einigen Flanken in der Anfangsphase führte. Dabei schoben sie nie ganz nach vorne, um Raum für ausweichende Bewegungen der Stürmer zuzulassen und im späteren Verlauf des Angriffs dynamisch nach vorne zu kommen. Durch die Stellung der Achter wurden sie für den defensiven Umschaltmoment auch gut abgesichert. Rode und Flum konnten aus ihrer Stellung im Halbraum aber auch gut verbindend wirken und von dort aus das Spiel verlagern.

Wurde der Ball von einem der Innenverteidiger geschlagen, was Frankfurt situativ bewusst einstreute, hatte Frankfurt mit Kadlec und Joselu zwei Zielspieler im Sturm und konnte immer wieder gut auf die zweiten Bälle gehen. Diese Art der Spieleröffnung war ein Mittel, wenn Bordeaux Mannorientierungen im Zentrum herstellte. Dabei gab es in Verbindung mit den beiden Stürmern und dem Schweizer Barnetta auf der Zehn in solchen Situationen, wie auch in Umschaltmomenten viele vertikale Bewegungen. Ansonsten arbeitete Barnetta ehe horizontal, besetzte die Halbräume und versuchte Verbindungen herzustellen, die letztlich ein Freispielen der Außenverteidiger ermöglichen sollten.

Bordeauxs Umstellung stellt Frankfurt vor Probleme

Mitte der ersten Halbzeit fiel Bordeaux defensiv immer wieder in ein 5-3-2/5-3-1-1, als Variante des 4-1-4-1. Letztlich wollte Gillot mit dieser Umstellung die Breite des Platzes besser verteidigen, ohne das Zentrum zu öffnen, was ihm auch gelang. Durch das situative Zurückfallen Sanés konnten die Innenverteidiger weiter zum Flügel schieben, und die Außenverteidiger weiter nach vorne rücken, sodass sie die Räume in denen Jung und Oczipka ihre oft diagonalen Zuspiele erhielten, schließen konnten. In der Folge erhielten zwar Rode und Flum ihre Bälle in den Halbräumen mit weniger Gegnerdruck, im Zentrum gab es allerdings keine passenden Bewegungen um dort Räume zu öffnen und diese dann zu bespielen, wodurch Frankfurt immer wieder dort stecken blieb, und die Situationen nicht lösen konnte, außer den langen Ball zu wählen.

Defensiv sicher im Zentrum, aber Probleme beim Verteidigen der Breite

Durch die Stellung der Achter, die sich schon im Spiel mit dem Ball in absichernden Positionen aufhielten, hatte Frankfurt im defensiven Umschaltmoment relativ wenige Probleme. Kapitän Schwegler verließ selten seine Position im Zentrum und durch ein schnelles Einrücken der Achter entstand bei Ballverlust eine Dreierkette vor der Abwehr, die durch den später zurückkehrenden Barnetta eine Viererkette wurde. Generell schafften es die Achter in beruhigten Situationen gut in 2-gegen-1-Situationen am Flügel mit den Außenverteidigern zu kommen. Was aber problematisch war, war wenn Bordeaux schnell nach vorne kam, oder die Außenverteidiger mitmarschierten. In diesen Situationen konnte Frankfurt die Breite des Feldes nicht verteidigen, sodass Bordeaux immer wieder über die Halbräume aus denen sie entweder diagonal nach innen oder eben die Linie herunter spielten, zu Chancen kam. Dass Barnetta oft etwas vorgezogen agierte, und die Defensivformation der Frankfurter dann eher einem 4-3-1-2 ähnelte, verstärkte diesen Effekt noch.

Ansonsten gab es auch Veränderungen zu früheren Zeiten in der Wahl der Pressingformation und den Abläufen. Zu Beginn der Saison konnte man oft eine 4-4-2-Defensivformation beobachten, in der die beiden Sechser eher das Zentrum hielten, und die Flügelspieler situativ in 3-3-Stellungen am Flügel schoben. Generell spielt Frankfurt dieses System immer noch so, allerdings werden abkippende Sechser jetzt von Barnetta verfolgt und die Achter schieben mit ins Pressing. So entsteht oft ein 4-1-2-3 oder ein 4-1-3-2 gegen den Ball.

Fazit

Das Spiel gegen Bordeaux zeigte sicherlich einige gut funktionierende Ansätze bei der Eintracht, generell gibt es aber sicherlich noch viel Arbeit für Armin Veh und seinen Trainerstab. Besonders die fehlenden Lösungsmöglichkeiten im Spiel nach vorne nach Bordeauxs Systemwechsel und die Problematik, dass die Breite des Platzes augenscheinlich noch nicht gut genug verteidigt werden kann, sind Punkte, an denen Frankfurt noch arbeiten muss und mit denen Veh sicherlich noch nicht zufrieden ist, wie seine Systemumstellung in der zweiten Halbzeit auf das alte 4-2-3-1 auch nahe legt.

Tobias Robl, abseits.at

Tobias Robl

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