St.Pölten-Gegner Botev Plovdiv: Routiniert und stabil, aber auswärtsschwach
Europa League 17.Juli.2014 Daniel Mandl 0
Der SKN St.Pölten trifft in der heute stattfindenden 2. Qualifikationsrunde zur Europa League auf Botev Plovdiv und gilt gegen die Bulgarien als Außenseiter. Doch wie stark ist die hierzulande unbekannte Truppe aus Osteuropa wirklich? abseits.at analysiert den Gegner des zweitklassigen Europacupteilnehmers aus Niederösterreich.
Botev Plovdiv etablierte sich zuletzt als nicht unwesentliche Kraft im bulgarischen Fußball. Das Maß aller Dinge ist derzeit der neureiche Verein Ludogorets Razgrad. Traditionsgemäß folgen mit ZSKA Sofia und Litex Lovetch zwei Klubs mit langer, erfolgreicher Geschichte. Botev belegte in der abgelaufenen Saison den vierten Platz und verlor im Cup erst das Finale gegen Doublegewinner Ludogorets. Auch in der vorangegangenen Saison war Botev Vierter geworden.
Neustart vor wenigen Jahren
So stabil stand der Verein aber schon lange nicht mehr da, denn speziell in den 90ern und den 2000er-Jahren hatte Botev große Probleme finanzieller Natur, die durch regelmäßige Fanausschreitungen nicht gerade erleichtert wurden. Während der Saison 2009/10 wurde der Verein aus der höchsten bulgarischen Spielklasse ausgeschlossen. Daraufhin änderte man die Organisationsstruktur und startete in der dritten Liga neu. Der neue Vereinseigentümer sorgte auch für infrastrukturelle Veränderungen – das Botev-Stadion soll Ende 2014 in neuem Glanz erstrahlen. Der Umbau kostet etwa zehn Millionen Euro.
Europäische Duftmarken im letzten Jahr
Mit gestandenen Spielern schaffte Botev den direkten Weg zurück in die höchste Spielklasse und ist dort – vor allem zu Hause – eine gefestigte, gefährliche Mannschaft. Das zeigte man zuletzt auch in Europa: 2013/14 besiegte man in der Qualifikation zur Europa League zuerst den FC Astana aus Kasachstan (1:0 a, 5:0 h) und Zrinjski Mostar (1:1 a, 2:0 h), ehe man auf den scheinbar übermächtigen VfB Stuttgart traf. Zu Hause gab’s ein 1:1, auswärts ein 0:0 – Botev schied wegen der Auswärtstorregel aus. In der diesjährigen Qualifikation setzten sich die Bulgaren gegen Libertas aus San Marino durch: 4:0 im Heimspiel, 2:0 auswärts.
Polnischer Keeper, rumänischer Abwehrchef
Zwei der interessantesten Spieler Botevs spielen im Tor und in der Innenverteidigung. Der polnische Torhüter Adam Stachowiak gilt als zuverlässiger Rückhalt, der in jüngeren Jahren im U21-Nationalteam Polens spielte. Seit 1 ½ Jahren ist der 27-Jährige nun schon die Nummer Eins bei Botev. Abwehrchef ist der Rumäne Alexandru Benga, der erst seit einem halben Jahr bei Botev spielt und davor mit Petrolul Ploiesti Europacuperfahrung sammelte.
Tschechische Kampfsau als Sechser
Das Prunkstück des Klubs ist aber das variantenreiche Mittelfeld, das sich auf der Zentralachse durch hohe Stabilität auszeichnet. Zwar verlor Botev erst vor wenigen Tagen den Achter Georgi Sarmov an Levski Sofia, allerdings gibt es in der defensiven Mittelfeldzentrale noch immer den Tschechen Tomás Jirsak, der als routinierter Kämpfer bekannt ist. Auch im offensiven Mittelfeld wanderte zuletzt mit Luis Pedro ein wichtiger Mann zu Levski ab, aber auch die offensive Dreierreihe im 4-2-3-1-System Botevs kann sich weiterhin sehen lassen.
Starker rumänischer Rechtsaußen
Zentral spielt mit Mariyan Ognyanov ein torgefährlicher Akteur, der speziell in den letzten zwei Jahren einen merklichen Schritt nach vorne machte, nachdem er sich bei Levski Sofia nie durchsetzen konnte. Der 25-Jährige spielt die Rolle eines klassischen Zehners, weicht aber auch immer wieder auf die Flügel aus. Der 27-jährige Rumäne Alexandru Curtean wird als Rechtsaußen auflaufen und gilt ebenfalls als einer der torgefährlichsten Spieler Botevs. Bevor Curtean vor einem halben Jahr zu Botev wechselte, war er Fixstarter bei Dinamo Bukarest.
Chance für den Nachwuchs am linken Flügel
Notstand herrscht hingegen am linken Flügel: Der Niederländer Romario Kortzorg wechselte vor wenigen Tagen zu Erzgebirge Aue, der Vertrag des torgefährlichen, aber auch schwierigen Brasilianers Vander wurde nicht verlängert und der exzentrische, trickreiche Madagasse Anicet Andrianantenaina wechselte zum Meister aus Razgrad. Somit wird man am linken Flügel wohl einen jungen Spieler ins kalte Wasser werfen. Gute Karten hat etwa der 19-jährige Bohomir Karafilov. Es ist einer der wenigen Posten, auf denen der Nachwuchs in der sonst sehr routinierten Elf Botevs eine realistische Chance auf regelmäßige Einsätze hat.
Routinierter Angreifer
Im Angriff setzt Botev Plovdiv auf Routine: Der 34-jährige Ivan Tsvetkov wird zumindest vorerst als Solospitze gesetzt sein, weil der Kongolese Férébory Doré wohl keine Rolle mehr spielt und der tunesische Neo-Teamstürmer Hamza Younés nur kleine Teile der Vorbereitung mitmachte und es noch nicht sicher ist, ob der 28-Jährige dem Team aus Plovdiv erhalten bleibt. Tsvetkov ist durchschlagskräftig und mit großem Torriecher ausgestattet, antizipiert dafür nur wenig.
Hinspiel in Burgas
Die solide Mannschaft von Botev Plovdiv kann man vor allem in Heimspielen überraschen. Die „Kanarienvögel“, wie sie wegen ihrer gelb-schwarzen Trikots genannt werden, gelten seit jeher als auswärtsschwach. Dafür sind die Bulgarien in deren Stadion sehr schwer zu spielen, was sich in tollen Statistiken in der Liga niederschlägt. Heute wird allerdings am Schwarzen Meer in Burgas gespielt, was sicher kein Nachteil für St.Pölten ist. Botev ist durchaus klar zu favorisieren, aber wenn den Niederösterreichern heute ein Auswärtstor gelingt, ist gegen die auswärtsschwachen Bulgaren nächste Woche noch einiges drin.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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