Der SK Rapid Wien ist aus der UEFA Europa League ausgeschieden. Die Grünweißen benötigten im Auswärtsspiel bei Dynamo Kiew einen Sieg um in die... Staffelungsprobleme im Mittelfeld und träge im Spielaufbau –  Rapid nach 1:3 in Kiew aus Europa League ausgeschieden

Zoran Barisic (SK Rapid Wien)Der SK Rapid Wien ist aus der UEFA Europa League ausgeschieden. Die Grünweißen benötigten im Auswärtsspiel bei Dynamo Kiew einen Sieg um in die KO-Phase aufzusteigen, verloren allerdings mit 1:3. Dabei starteten sie gut in die Partie. Die Hauptprobleme waren dabei die Staffelung im Mittelfeld sowie ein träges Aufbauspiel.

Rapid feierte einen Auftakt nach Maß, ging in der sechsten Minute durch Terrence Boyd in Führung. Überdies hinaus überzeugten die Wiener mit einer durchaus guten Defensivstrategie gegen Kiews starke Individualisten. Nach strategischen Umstellungen fanden die Ukrainer aber besser ins Spiel und gewannen dank den Toren von Jeremain Lens, Oleg Gusev und Miguel Veloso.

Tiefe Rapid-Defensivformation und hohe Kiew-Außenverteidiger

Rapid-Coach Zoran Barisic begann mit der nominell stärksten Elf. Im Zentrum starteten mit Branko Boskovic und Thanos Petsos zwei Ballverteiler, wobei vor allem der Grieche auch seine defensiven Qualitäten in den Vordergrund brachte. Er eroberte sieben Bälle in Zweikämpfen und fing vier Pässe ab – mehr Kombinationsunterbrechungen hatte kein anderer Spieler am Feld. Hinter Solostürmer Boyd zeigten Steffen Hofmann und Guido Burgstaller immer wieder Positionsrochaden, während Marcel Sabitzer links konsequent die Breite hielt. Im Spiel gegen den Ball formierten sich die Wiener tief, gingen insbesondere zu Beginn auch in ein breites 4-5-1 über.

Damit wollte Rapid die Verbindungen zu den beiden Kreativspielern bei Dynamo Kiew, Andriy Yarmolenko und Younes Belhanda kappen. Im Grunde genommen eine gute Strategie, die unter anderem auch schon Borussia Dortmund erfolgreich einsetzte. Auch in der Defensive zeigte sich die Elf von Oleh Blochin teilweise extrem zweigeteilt, da die Offensivspieler nicht entscheidend zurückkamen. Rapid konnte so einige Befreiungsschläge aufnehmen, spielte die anschließenden Aktionen aber nicht druckvoll genug zu Ende.

 Übergeben bei Yarmolenkos Einrücken

Auffällig bei Kiew waren zudem die hohen Außenverteidiger, was Vorteile und Nachteile mit sich brachte. Zum einen konnten sie dadurch die üblicherweise ebenfalls offensiv orientierten Christopher Trimmel und Thomas Schrammel zurückdrängen, andererseits bot dies für Rapid Räume im Umschaltspiel. Beim 1:0 konnte man das sehr gut sehen. Gusev war weit aufgerückt und kam nach dem Ballverlust nicht mehr rechtzeitig zurück, sodass Rapid den rechten Innenverteidiger zu zweit ausspielen und Boyd einsetzen konnte. Interessanter war aber die Balleroberung, die zu diesem Konter führte.

Yarmolenko (weiß) rückte, wenn Kiew über seine Seite aufbaute, ein. Dadurch wollte er Rapids Linksverteidiger aus seiner Position ziehen, um Platz für den hinterlaufenden Außenverteidiger zu machen. Schrammel (rot) folgte ihm aber nicht, sondern übergab ihn an Petsos (blau) und übernahm stattdessen den extrem hoch stehenden Gusev (schwarz). Dadurch wurde Burgstaller (gelb) frei und konnte auf Aktionen frei reagieren. Hier läuft er den Gegenspieler an, setzt ihn bereits bei der Ballannahme unter Druck, leitet dadurch den Konter ein und liefert abschließend nach einem langen Sprint auch die Torvorlage.

Kiews Sechser mit Freiräumen

Belhanda wurde entweder vom jeweiligen Innenverteidiger übernommen, wie in der obigen Szene, oder vom zweiten Sechser, wenn er sich tiefer fallen ließ. In einer Szene sah man sogar, dass Boskovic bewusst den Weg ins Zentrum öffnete, damit der nach außen driftende Marokkaner nicht anspielbar wurde. Die Ukrainer kamen so in den ersten circa 20 Minuten nicht wirklich ins Spiel. Die Sechser hatten zwar viel Platz, sind aber die falschen Spielertypen um Impulse zu setzen. Miguel Veloso ist ein hervorragender Pressingsspieler, Ognjen Vukojevic ein klassischer „Wadenbeißer“.

Nach der Führung, die vor allem auf die Kappe von Trimmel ging, stellte Kiew sein Offensivspiel aber etwas um. Sie kamen vermehrt über die linke Seite, wo Außenverteidiger Evgeniy Makarenko in der ersten Halbzeit sieben erfolgreiche Dribblings setzte. Lens positionierte sich ballnah sehr breit. Belhanda verschob dementsprechend ebenfalls dorthin, während Yarmolenko rechts breit blieb. Dadurch wurde die Rapid-Doppelsechs nach links gezogen, wie man im nachstehenden Bild sehen kann (schwarz).

Die Folge dessen war, dass die Sechser von Dynamo Kiew nicht mehr das Spiel machen mussten, sondern aus der Tiefe mit Tempo nach vorne stoßen konnten. Hier ist es Vukojevic (blau), der bereits zuvor auf ähnliche Weise zu einem Schuss kam und zehn Minuten später entscheidend an einer anderen gefährlichen Situation beteiligt war. Dafür, dass Sabitzer (rot) nicht entscheidend nachschiebt, sorgt Gusev (weiß), der ballfern zwar auch sehr breit, aber tiefer stand als zuvor.

Träger Spielaufbau kein Problem für Kiews Pressing

Aufgrund des Rückstands musste Rapid aktiver werden und das Spiel machen. In der ersten Halbzeit kam man noch zu der einen oder anderen guten Chance nach Umschaltmomenten, nach dem Seitenwechsel formierte sich Kiew jedoch tiefer und überließ den Wiener mehr den Ball. Diese konnten damit jedoch nichts anfangen.

Im obigen Bild erkennt man die Probleme. Rapid steht mit vier Spielern tief in der eigenen Hälfte mehr oder weniger auf einer Linie. Die Zentralachse davor ist fest in ukrainischer Hand und bei einem Seitenwechsel schoben die Gastgeber gut auf die ballfernen Aufbauspieler heraus. Die Folge waren lange Bälle, auf die Kiew besseren Zugriff hatte und aufgrund der gestreckten Rapid-Formation noch zu weiteren Chancen im Umschaltspiel kam.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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