Die Mannschaft von Legia Warschau ist mit routinierten Kickern auf zentralen Positionen, sowie hungrigen Talenten gespickt. Der Star des Teams ist der erst 19-jährige... Stark, aber mit gruppentaktischen Schwächen: Das ist Rieds Europacupgegner Legia Warschau

Die Mannschaft von Legia Warschau ist mit routinierten Kickern auf zentralen Positionen, sowie hungrigen Talenten gespickt. Der Star des Teams ist der erst 19-jährige Rafal Wolski, der allerdings gegen die SV Ried ausfallen dürfte. Doch wenn man Kicker wie Zewlakow, Vrdoljak, Gol oder Saganowski in seinen Reihen hat, kann man so manchen Ausfall verschmerzen!

Solider slowakischer Torhüter

Der Torhüter von Legia Warschau ist der Slowake Dusan Kuciak (27). Er kam im Sommer 2011 vom FC Vaslui und gilt als sicherer Rückhalt, der allerdings in den letzten Monaten hie und da seine Aussetzer hatte. Er spielte zuvor für den MSK Zilina, von wo aus er ein halbes Jahr an West Ham United verliehen wurde, für das er aber kein Spiel machte. Der 195cm große Keeper ist vor allem bei Flanken sehr gut und präsent, glänzt mit starken Paraden und war im Herbst 2011 auf jeden Fall der beste Torhüter der polnischen Liga. Dies wurde mit einer Torsperre von fast 700 Minuten untermauert. Im Frühjahr 2012 machte er Fehler, vor allem in seinem Positionsspiel.

Sein Ersatzmann ist der nervöse und unsichere Pole Wojciech Skaba (28), der keine Chance hat an Kuciak vorbei zu kommen.

Routinierter Innenverteidiger mit 102 Länderspielen

Der Kapitän und Abwehrchef des Teams ist der routinierte Michal Zewlakow (36). Der 183cm große Innenverteidiger spielte 102mal im polnischen Nationalteam und kehrte im Sommer 2011 nach Warschau zurück, nachdem er zuvor für Ankaragücü, Olympiakos, Anderlecht, Mouscron und Beveren spielte. Zewlakow ist ein zweikampfstarker Innenverteidiger alter Schule: Er rückt nicht weit aus der eigenen Abwehr heraus, spielt nicht spektakulär heraus. Seine kurzen Pässe sind scharf, aber nur durchschnittlich präzise – trotz seiner Routine ist er immer wieder für einen Abspielfehler gut. Auch sein Kopfballspiel ist durchschnittlich, dafür glänzt Zewlakow aber mit seiner Ruhe und guter Kommunikation.

Spanischer Spätzünder oder slowenischer Unruheherd?

Der Spanier Iñaki Astiz (28) ist nach zwei durchwachsenen Jahren mit einigen Verletzungen nun wieder in der Innenverteidigung der Polen gesetzt. Der Mann aus dem Nachwuchs von Osasuna übernimmt den arbeitenden Part in der inneren Abwehr von Legia. Er ist schnell, sprungkräftig und arbeitet hart. Allerdings macht er unter Druck Fehler und hat Probleme in der Ballannahme und Weiterverarbeitung.

Aktuell ist er noch erste Wahl, aber Legia verpflichtete Marko Suler (29) von Hapoel Tel Aviv. Der Slowene soll mannschaftsinternen Druck auf Iñaki Astiz ausüben. Ob er dafür der richtige Mann ist, sei dahingestellt, denn Suler gilt ebenfalls als zu hektischer und fehleranfälliger Spieler, der zudem langsamer als Astiz ist. Mit seiner größeren Routine wird er zwar punkten, andererseits hat man mit Zewlakow bereits einen äußerst routinierten Mann in der Abwehr und Legia hätte sich eher auf die Suche nach einem jüngeren, passsicheren und schnellen Innenverteidiger machen müssen. Insgesamt ist die Innenverteidigung also routiniert, aber auch spielerisch limitiert. Dickson Choto (31) aus Zimbabwe hat mittlerweile keinen Platz mehr in der Mannschaft.

Durchschnittlicher Rechtsverteidiger mit „Schwegler-Fähigkeit“

Auf der Position des rechten Verteidigers ist Artur Jedrzejczyk (24) gesetzt. Der 189cm große Rechtsfuß ist ein solider Außenverteidiger, der selten auch im defensiven Mittelfeld zum Einsatz kam. In der letzten Saison machte er zwar einen großen Schritt nach vorne und etablierte sich als Stammspieler in der Mannschaft, allerdings liefert er keine außergewöhnlichen Leistungen. Sein Kurzpassspiel ist durchschnittlich, besonders schnell ist er ebenfalls nicht und sein Drang in die Offensive überschaubar. Dafür ist er bei Standards ein wertvoller Spieler für sein Team und ist aufgrund seiner weiten Einwürfe eine weitere Waffe im Offensivspiel.

Sein Ersatzmann ist Jakub Rzezniczak (25), der in den Saisonen zuvor Stammspieler auf der rechten Seite war, dann aber seinen Platz an Jedrzejczyk verlor.

Stellungsschwaches Zweikampfmonster auf der linken Abwehrseite

Der interessantere der beiden Außenverteidiger spielt auf der linken Seite: Jakub Wawrzyniak (29) wäre beinahe mit Polen zur EM gefahren, absolvierte bisher 26 Länderspiele und ist auf der linken Seite vor allem defensiv eine Bank. Er ist der deutlich zweikampfstärkere Außenverteidiger als Jedrzejczyk und macht körperlich einen monströsen Eindruck. Dazu passend: Im Jahr 2009 wurde er wegen Dopings gesperrt. So gut er allerdings im effektiven Zweikampfverhalten ist, so schwach ist er in seinem Stellungsspiel. Pässe in die Schnittstelle zwischen Wawrzyniak und Zewlakow/Astiz/Suler sind meistens von Erfolg gekrönt. Weiters ist Wawrzyniak ein guter Distanzschütze und etwas offensiver ausgerichtet als sein Pendant auf der rechten Seite.

Sein Back-Up heißt Tomasz Kielbowicz (36), der bereits seit Frühling 2001 für Legia spielt, aber nun wohl seiner letzten Saison entgegensieht. In der vergangenen Spielzeit absolvierte er nur fünf Spiele.

Ambitionierter Lukasik wird wieder vom Chef als „6er“ abgelöst

Eine zentrale Rolle im etatmäßigen 4-1-4-1-System von Legia Warschau nahm in den letzten Wochen überraschend der junge Daniel Lukasik (21) ein. Obwohl er in der Liga noch kein einziges Spiel von Beginn an machte, ist der laufstarke und recht passsichere defensive Mittelfeldspieler als alleiniger Abräumer hinter dem offensiven Vierermittelfeld gesetzt.

Es ist jedoch anzunehmen, dass er wieder durch den Kroaten Ivica Vrdoljak (28) ersetzt wird, sobald dieser wieder 100%ig fit ist. Beim Rückspiel gegen Metalurgs Liepaja saß der Kroate wieder auf der Bank, kam aber noch nicht zum Einsatz. Der teuerste Einkauf der Klubgeschichte ist der Chef im Mittelfeld von Legia Warschau und wird daher Lukasik schon bald wieder ersetzen. Was wiederum schade für Ried ist, da Vrdoljak ein absoluter Taktgeber, guter Schütze und durchaus schnell ist. Wenn er energisch unter Druck gesetzt wird, macht er allerdings Fehler – und da es keinen defensiveren Mittelfeldspieler im Team gibt, sind diese nicht selten folgeschwer.

Der dritte Mann für diese Position ist Dominik Furmann (20), der gegen Metalurgs Liepaja zweimal eingewechselt wurde, in der Liga aber noch nie zum Einsatz kam.

Ein Dauerläufer und ein Tempodribbler im zentral-offensiven Mittelfeld

Vor dem „6er“ spielt ein Mann mit dem klingenden Namen Janusz Gol (26). Er ist der Defensivere der beiden zentral-offensiven Mittelfeldspieler im 4-1-4-1. Gol spielt nach dem „Box-to-Box“-Prinzip und ist derjenige, der absichert, wenn Vrdoljak nach vorne geht. Allgemein ist das zentrale Mittelfeld von Legia auf hohe Spontanrotation aufgebaut. Gol ist wohl einer der komplettesten Spieler im Team: Er ist enorm laufstark und ausdauernd, spielt solide Pässe und wird selbst torgefährlich. Es ist nicht verwunderlich, dass sich der 26-Jährige, der praktisch dauernd unterwegs ist, auch im Nationalteam vorstellen durfte. Sieben Länderspiele stehen momentan auf seinem Konto.

Sein Nebenmann ist der offensiv starke Serbe Miroslav Radovic (27). Der in Bosnien geborene, typische zentrale Mittelfeldspieler spielte fürs serbische U21-Nationalteam und steht seit 2006 bei Legia unter Vertrag, nachdem er davor auf dem Sprung in die erste Elf von Partizan Belgrad war. Mittlerweile erkundigte sich Partizan wieder mehrmals nach der Verfügbarkeit des Mittelfeldspielers, aber Legia lässt ihn nicht ziehen bzw. nur um viel Geld. Radovic ist ein technisch solider, aber vor allem sehr agiler, dynamischer und effizienter Mittelfeldspieler, der mit kraftvollen Tempodribblings aufwartet. Defensiv hat er zwar seine Schwächen, aber da rund um ihn Janusz Gol arbeitet ist dies im fluiden System von Legia zu verkraften. In den letzten beiden Jahren erzielte Radovic, der in manchen Spielmomenten wie eine hängende Spitze anmutet, 15 Ligatore. Radovic kam auch als Rechtsaußen zum Einsatz, wo er seine Stärken aber nicht ideal ausspielen kann.

Supertalent Wolski noch verletzt

Eigentlich ist der neue Shooting Star für alle denkbaren Offensivpositionen im Mittelfeld der dribbelstarke und technisch enorm versierte Rafal Wolski (19), der bereits mit zahlreichen internationalen Topklubs in Verbindung gebracht wird. Wolski laboriert allerdings aktuell an einer Fersenverletzung und stand gegen Metalurgs Liepaja in beiden Spielen noch nicht im Matchkader. Sein Saisondebüt in der Startelf gegen die SV Ried ist ebenfalls unwahrscheinlich, was für Ried kein Nachteil ist.

Flinker Kosecki links mit besten Karten

Ein weiteres Toptalent ist jedoch an einem der beiden Flügel gesetzt: Jakub Kosecki (21) spielt als Linksaußen, wie als Rechtsaußen gleichermaßen stark. Ein Einsatz am linken Flügel ist wahrscheinlicher, da er als Rechtsfuß den Robben-Stil verkörpert, zur Mitte zieht und Abschlüsse sucht. Seine größten Stärken sind dabei seine Schnelligkeit und seine flinken Finten und Richtungswechsel. Außerdem arbeitet er solide nach hinten mit, was einer der Gründe ist, warum er sich in der ersten Elf durchsetzen kann. Kosecki ist allerdings noch zu hektisch, unpräzise und vor allem technisch etwas überbewertet. Was diese Attribute angeht, hängt er Rafal Wolski noch weit hinterher.

Flexibler Kucharczyk als Rechtsaußen, Zyro als Back-Up

Auf der rechten Flügelposition wird Michal Kucharczyk (21) zum Einsatz kommen. Der fünffache polnische Teamspieler ist ein enorm flexibler Spieler, der auch links, zentral-offensiv und als Stürmer eingesetzt werden kann. Auch er ist dribbelstark und sucht Abschlüsse eher als den Weg zur Grundlinie, aber er ist in seinem Spiel präziser und abgebrühter als der womöglich noch schnellere Kosecki auf der anderen Seite. Kucharczyk hat seine Stärken jedenfalls im offensiven Bereich und spult einen geringeren Aktionsradius ab als Kosecki.

Der Ersatzmann für beide Positionen ist der noch jüngere Michal Zyro (19), ein aktueller polnischer U21-Teamspieler. Er ist ein typischer, beidbeiniger Flügelspieler, der dafür bekannt ist, nach Einwechslungen für frischen Wind zu sorgen.

Vollblutstürmer Saganowski setzt sich gegen Ljuboja durch

Die Solospitze von Legia Warschau ist ein wahrer Weltenbummler: Marek Saganowski (33) spielte bereits in acht Ländern und für insgesamt elf Profiklubs, unter anderem für Feyenoord, den Hamburger SV, Southampton, Troyes – und eben auch 2 ½ Jahre für Legia Warschau. Zwischen Winter 2002 und Sommer 2005 erzielte er dabei 41 Tore für den Hauptstadtklub und kehrte nun im Sommer 2012 an seine alte Wirkungsstätte zurück. Saganowski ist ein schneller Angreifer, der im gegnerischen Strafraum sehr hart arbeitet, allerdings kein typischer Teamplayer ist. Er arbeitet wenig nach hinten, hat nur selten das Auge für besser postierte Mitspieler, sondern versucht abzuschließen. Er stand lange Zeit in der Kritik, weil er die „Einfachen“ nicht machte, dafür aber spektakuläre Tore in geringer Anzahl erzielte. Saganowski bewegt sich stets an der Grenze zum Abseits und punktet mit seinem guten Timing und seiner Schnelligkeit. Vor seinem Kopfballspiel oder seinen Antizipationsfähigkeiten muss man aber keine Angst haben. Gegen Metalurgs Liepaja erzielte er im Rückspiel beim 5:1-Sieg drei Treffer.

Sein Ersatzmann ist der Serbe Danijel Ljuboja (33), der noch als Problemboy aus der deutschen Bundesliga bekannt sein sollte. Beim VfB Stuttgart, dem Hamburger SV und dem VfL Wolfsburg sorgte er für viele Schlagzeilen – aber eher aufgrund von Undiszipliniertheiten. Für Legia erzielte er in der Saison 2011/12 elf Saisontore in 30 Spielen und überzeugte dabei mit seiner außergewöhnlichen Schusstechnik und tollen langen Pässen. Allerdings ist er ein fauler Spieler, der nicht zu viel läuft und auch eher schwach im Spiel nach hinten aushilft. Saganowski ist aus verschiedenen Gründen, vor allem aber aufgrund seiner größeren Konstanz und insgesamt größerer Torgefahr, gegenüber Ljuboja gesetzt.

So kann man Legia Warschau knacken

Legia Warschau ist ein harter Brocken mit großer offensiver Power und insgesamt sicher über die SV Ried zu stellen, aber dennoch hat das Spiel der Polen Schwächen. Diese sind vor allem in den Schnittstellen von Innen- und Außenverteidigung und im Umschaltspiel am rechten Flügel zu suchen. Durch die Mitte wird es gegen Legia sehr schwer sein, weil vor allem Gol sehr viel arbeitet und Vrdoljak ein absolut solider Mittelfeldorganisator ist. Wenn man es aber schafft zu kontern, speziell über die Seite von Kucharczyk, kann man dem Dritten der abgelaufenen Ekstraklasa-Saison zusetzen. Die Außenverteidiger sind kampfstark, machen aber Fehler im Stellungsspiel und die Unausgewogenheit der Innenverteidiger trägt ihr Übriges dazu bei, dass man mit präzisem, schnörkellosem Spiel Löcher in die Viererabwehrkette reißen kann.

Defensiv muss die SV Ried auf direkte Manndeckung gegen Saganowski setzen und sehr nah am Mann stehen. Dabei ist es gar nicht so wichtig, ihn weit vom Sechzehner wegzuhalten, sondern ihn spüren zu lassen, dass er auf Gegenwehr stößt. Gegen die offensiven Mittelfeldspieler ist es wichtig mit vielen Spielern hinter den Ball zu kommen.

Legia Warschau beim 2:2 bei Metalurgs Liepaja

Legia Warschau beim 5:1 gegen Metalurgs Liepaja

Mögliche Aufstellung gegen die SV Ried

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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