Szenenanalyse: Rapids mangelnde Abstimmung im Zentrum gegen HJK Helsinki
Europa League 22.August.2014 Alexander Semeliker 0
Im Hinspiel der Playoffs zur UEFA Europa League unterlag der SK Rapid Wien am Donnerstag dem finnischen Vertreter HJK auswärts mit 1:2. In der 58. Minute brachte Louis Schaub die Hütteldorfer zwar in Führung, danach fingen sich diese jedoch zwei Gegentore. Probleme hatte man vor allem im Zentrum. In einer Szenenanalyse abseits.at setzt sich mit diesen Problemen auseinander.
Das Spiel von Rapid im Sonera Stadion erinnerte über weite Strecken an die 0:1-Niederlage gegen Altach vom Wochenende. Trotz hohen Ballbesitzes konnten sich die Grün-Weißen kaum Torchancen herausspielen. Dass das einzige Tor nach infolge eines vermeidbaren Ballverlusts von HJK am eigenen Strafraum und der anschließenden Einzelaktion von Schaub fiel, ist bezeichnend.
Früher Fokus auf die Außen
Das Aufbauspiel der Wiener war erneut sehr träge. Mit Brian Behrendt anstelle von Thanos Petsos auf der Sechserposition nahm Zoran Barisic zudem etwas Kombinationspotenzial aus der Mannschaft. Der Grieche ist zwar keineswegs für seine Kreativmomente bekannt, bewegt sich aber taktisch sauber und kann so den Kombinationsfluss aufrechterhalten. Mit Dominik Wydra als Achter und Stefan Schwab als nominellen Zehner sowie den vom Flügel einrückenden Steffen Hofmann hätte es potenziell noch genügend Kombinationsmöglichkeiten gegeben, allerdings sah man bei Rapid mehr oder weniger dasselbe Muster wie man es aus den bisherigen Saisonspielen kennt.
Der Ball wurde früh auf die hochgezogenen Außenverteidiger gespielt, was deren Gefahr deutlich eindämmte. Sie konnten nicht mit Tempo hinter- oder vorderlaufen, mussten ihre versuchten Vorstöße früh mit Halbfeldflanken oder Pässen ins Zentrum abbrechen. Schaffte es Rapid, auf der Seite durchzubrechen, fehlte in der Gefahrenzone die Präsenz. Robert Beric war meist auf sich alleine gestellt, da die Mittelfeldspieler kaum unterstützend nachrückten.
Schwabs schlechte Freilaufbewegungen
Ein wichtiger Grund dafür, dass Rapid früh auf die Seiten spielen musste, waren die schlechten Freilaufbewegungen von Schwab, der weiterhin schlecht integriert scheint. HJK musste sich nicht großartig bemühen, um den Neuzugang aus dem Spiel zu nehmen, da ihnen dieser selbst den Gefallen tat und sich in nicht anspielbare Positionen bewegte. Ein Beispiel wollen wir uns genauer ansehen.
Rapid befindet sich hier im Aufbauspiel, Wydra (schwarz) führt den Ball. Nach vorne hin gibt es quasi nur Schwab (weiß) als Anspielstation. Dieser bewegt sich jedoch direkt in den Deckungsschatten eines Gegenspielers, sodass Wydra wieder nach hinten spielen muss. Zwar öffnet Schwab mit seiner Bewegung scheinbar den Raum, würde Wydra nach vorne gehen, könnte HJK aber von jeder Seite Druck auf ihn ausüben.
Nach dem Rückpass ergibt sich die obige Konstellation mit einer klaren Staffelung von Wydra und Schwab. Wydra lässt sich zurückfallen, wodurch es für den Ballführenden hypothetisch zwei Möglichkeiten eröffnen würde: er könnte direkt auf Wydra spielen oder durch bzw. in den von Wydras Lauf geöffneten Raum auf Schwab. Dieser orientiert sich allerdings ins Sturmzentrum. Nachdem Rapid frühe lange Bälle vermeiden will, wird der Ball wieder zu Wydra gespielt.
Dieser steht nun vor einem kompakten finnischen Defensivblock. Schwab und Beric stehen an der Abseitslinie. Im Zwischenlinienraum steht zwar Hofmann, ein Pass auf den Deutschen wäre aufgrund des großen Abstands und der Gegenspieler in seiner Umgebung wohl gleichbedeutend mit einem Ballverlust. Wydra entschließt sich zunächst mit dem Ball am Fuß nach vorne zu gehen, wird aber über den rückwärtspressenden Stürmer zu einem Pass auf den Linksverteidiger gedrängt. Es folgt eine Flanke, die der Tormann der Finnen abfängt.
Mangelnde Kompaktheit im Pressing
In unserer Teamanalyse wurde HJK als zielgerichtete Kontermannschaft beschrieben. Von diesem Plan wichen die Finnen auch in diesem Spiel nicht ab und mussten nur selten das Spiel selbst aufbauen. In den Szenen, in denen sie dies machen mussten, hatten sie aber kaum Probleme nach vorne zu kommen, da dem Pressing von Rapid zuweilen die Kompaktheit fehlte. Auch hier waren die Zentrumsspieler entscheidend beteiligt. Zwei beispielhafte Aktionen sehen wir uns an.
In dieser Szene attackieren die beiden ballnahen Spieler auf der rechten Außenbahn, dahinter fehlt jedoch jegliche Rückendeckung. HJK kann in der Folge über die Mitte problemlos auf die ballferne Seite verlagern. Eine weitere Szene, in der man diese Abstimmungsprobleme erkennen konnte, sieht man im nachstehenden Bild.
Hier gehen erneut die Spieler in der Nähe des Balls energisch auf diesen, während sich die Abwehrlinie und der Sechser nach hinten orientieren. HJK hat viel Platz zwischen den Linien und kann sich einfach vom Druck lösen.
Unsicherheit aufgrund von Unterzahl?
Zum Abschluss sehen wir uns noch die Entstehung des Ausgleichs an. Rapid war zu diesem Zeitpunkt in Unterzahl, da Christopher Dibon verletzungsbedingt außerhalb des Spielfelds behandelt wurde. Behrendt ging währenddessen in die Innenverteidigung, Schwab und Wydra bildeten die Doppelsechs. Auch hier gab es Abstimmungsprobleme im Pressing.
Rapid hat hier trotz numerischer Unterzahl eine lokale Überzahl in Ballnähe, attackiert aber nicht mit letzter Konsequenz an der Seitenlinie, sondern lässt einen Querpass zu. Dieser wäre zunächst kein großes Problem, da aus der Mitte gut nachgeschoben wird. Allerdings fehlt dabei erneut die Rückendeckung. Wieder ist die Positionierung von Schwab (weiß) nicht ideal. Er ist zu weit aus dem Zentrum zur Seite herausgerückt, sodass er nicht schnell genug auf den Pass vor den Strafraum reagieren kann. Ein weiteres Problem ist das zögerliche Verhalten von Wydra (schwarz), der den zurückfallenden Angreifer nicht verfolgt. So kann auch er die Ablage nach hinten nicht verhindern. Kurze Zeit später zappelte der Ball im Netz.
Alexander Semeliker, abseits.at
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Alexander Semeliker
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