Die Wiener Austria bekommt es also im Playoff zur Europa League mit dem türkischen Spitzenclub Fenerbahce Istanbul zu tun. Damit zogen die Violetten wohl das mit Abstand härteste Los, ist die Mannschaft der Türken doch mit viel Qualität ausgestattet und wird darüber hinaus von der Trainerlegende Jorge Jesus betreut. Wir sehen uns den Fenerbahce im Detail an und zeigen, worauf die Austria in den beiden Duellen achten muss.
Im ersten Teil unserer großen Fenerbahce-Analyse sahen wir uns das aktuelle Standing des Vereins sowie den Kader ganz genau an. Nun blicken wir auf die taktische Ausrichtung.
Jorge Jesus bringt aggressiven Offensivfußball nach Istanbul mit
Kommen wir nun zur Spielanlage von Fenerbahce. Verfolger des europäischen Fußballs kennen Trainer Jorge Jesus sicherlich von seiner Zeit in Lissabon, wo er sowohl Benfica, als auch Sporting erfolgreich betreute. Er holte mit Benfica mehrere portugiesische Meisterschaften und in seiner Zeit bei Flamengo gewann er 2019 sogar die Copa Libertadores. Daher kann man es durchaus als Coup bezeichnen, dass es Fenerbahce gelang, den Portugiesen nach langwierigen Verhandlungen an den Bosporus zu lotsen. Jorge Jesus hat bei seinen Stationen bewiesen, dass er mit seinem Offensivfußball nicht nur attraktiven, sondern auch erfolgreichen Fußball spielen lässt. Gepaart wird das mit einem aggressiven Angriffspressing, weshalb die Spielphilosophie von Jorge Jesus darauf abzielt, die totale Kontrolle im Spiel zu erlangen und dominant aufzutreten.
Es braucht auch nicht viel Zeit, ehe man die Spielprinzipien von Jorge Jesus bei Fenerbahce klar erkennen konnte – was gute Trainer eben auszeichnet. Prinzipiell setzt Jorge Jesus auf ein sehr offensives und variables 4-1-3-2/4-4-2, was verschiedenste Ausprägungen haben kann. Im eigenen Ballbesitz und speziell im Aufbauspiel wird daraus meist ein 3-1-4-2, wo man zu einigen Rochaden greift. Der nominelle Sechser (meist Willian Arao) kippt kontinuierlich aus seiner Position im defensiven Mittelfeld zurück in die Abwehr und dadurch entsteht eine Dreierkette im Aufbau. Daher können einerseits die Innenverteidiger breiter stehen, andererseits die Außenverteidiger weit nach vorne schieben und Breite geben. Das ermöglicht wiederum den nominellen Flügelspielern Mor und Lincoln ins Zentrum zu rücken und die Halbräume im Mittelfeld zu besetzen.
Wie man also erahnen kann, setzte Fenerbahce auf ein klares Positionsspiel. In den Spielprinzipien von Trainer Jorge Jesus nimmt das Positionsspiel und die entsprechende Struktur eine wichtige Rolle ein und soll die Grundlage für das funktionierende Offensivkonzept sein. Das kann man auch auf dem Feld erkennen, wo alle Räume besetzt sind, sowohl in der Breite, als auch in der Tiefe.
Die 3-1-4-2 Aufbauformation von Fenerbahce im Ballbesitz.
Durch das gute Positionsspiel soll eine flüssige Ballzirkulation ermöglicht werden und der ballführende gleich mehrere Anspielstationen haben. Das funktioniert auch recht gut und die Akteure von Fenerbahce strahlen Spielfreude aus, da sie sich mit der Spielanlage identifizieren können. Beginnen tut das ganze schon beim Spielaufbau, wo man spielerische Lösungen und den kontinuierlichen Weg nach vorne sucht. Meist lässt man den Ball über einige Stationen hinten zirkulieren und bewegt die gegnerischen Ketten, ehe entweder Sechser Arao oder Innenverteidiger Szalai für die Spieleröffnung sorgen und versuchen, die erste Pressinglinie des Gegners zu überspielen.
Vor allem Szalai hat hier einen sehr großen Passradius und ist der wichtigste Aufbauspieler bei den Türken, ist er doch in der Lage sowohl vertikal, als auch diagonale Passfenster zu treffen. So sind für ihn sowohl der ballnahe Lincoln, als auch der ballferne Mor im Mittelfeld anspielbar, sofern das Passfenster offen ist. Gerne streut Szalai aber auch punktgenaue scharfe Spielverlagerungen auf den aufgerückten Rechtsverteidiger Osayi-Samuel ein, der quasi als Flügelstürmer agiert. Das passiert vor allem, wenn der Gegner zum Ball verschiebt und versucht, die vertikalen und diagonalen Passwege ins Zentrum für den ungarischen Teamspieler zu verschließen, was mit diesem Stilmittel quasi gekontert wird.
Die andere Alternative in der Spieleröffnung auf der rechten Seite geht über den Sechser Willian Arao, der zu Ähnlichem in der Lage ist und ebenfalls immer wieder die Linien überspielt. Ganz so präzise wie Szalai ist der Brasilianer zwar nicht, aber vertikale Zuspiele und Spielverlagerungen spielt auch er recht sauber. Das ermöglicht Fenerbahce, im Spielaufbau recht variabel zu agieren und das komplette Spielfeld zu öffnen. Der zweite Innenverteidiger Gustavo Henrique fällt hier doch deutlicher ab und übernimmt nur wenig Verantwortung im Spielaufbau, weshalb seine Pässe meist in die Breite auf den rechten Außenverteidiger gehen. Durch das Abkippen von Willian Arao kann man das aber recht gut kaschieren, da dieser nicht nur zwischen die Innenverteidiger, sondern auch ganz rechts hinter den Außenverteidiger abkippen kann, je nachdem, was der Gegner für einen Plan verfolgt.
Doch man ist nicht nur auf den flachen Aufbau beschränkt, man hat auch kein Problem, zu langen Bällen in die Spitze zu greifen. Das tut man vor allem dann, wenn die gegnerische Abwehr höher steht und es Räume in deren Rücken gibt. Hier versucht man mit Bällen in die Tiefe, die schnellen Stürmer ins Spiel zu bringen und die Abwehrspieler in Stresssituationen zu versetzen, um Fehler zu erzwingen. In dem Fall rückt auch das Mittelfeld aggressiv nach und geht auf den zweiten Ball, um in der gegnerischen Hälfte zu bleiben. Durch diese Vielseitigkeit im Aufbau hat man gegen Fenerbahce das Gefühl, ständig unter Druck zu sein. Das ist auch in der Tat so, denn man muss de facto das gesamte Spielfeld verteidigen und hellwach sein. Die Türken können sowohl über das flache Kombinationsspiel, als auch über präzise lange Bälle einen Defensivverbund knacken.
Dreiecksbildung in der Offensive und ausweichende Stürmer
Dadurch verfügen die Türken über ein gutes Übergangsspiel und sind im Aufbauspiel schwer zu greifen. Sie anzupressen fällt auch schwer, da sie die eigene Formation auffächern und das Spiel breitmachen, aber auch präzise lange Bälle hinter die Abwehr auf ihre pfeilschnellen Stürmer spielen können. Gelangt Fenerbahce in die gegnerische Hälfte, sind die Schlüsselakteure die beiden Halbraumspieler, zuletzt Emre Mor und Lincoln. Sie starten meist die Kombinationen und interagieren sowohl mit den Außenverteidigern am Flügel, als auch mit dem Sturmzentrum, wo sie als Kombinationspartner wichtig für die Dreiecksbildung sind. Dabei interpretieren sie auch ihre Positionen unterschiedlich, denn Mor spielt auch gerne weit draußen auf dem Flügel und zieht dann von der rechten Seite mit seinem starken linken Fuß ins Zentrum, wo er in der Lage ist Dynamik zu entwickeln und mit seinen Dribblings die gegnerische Defensivstruktur des Gegners zu destabilisieren.
Auf der anderen Seite hat der Brasilianer Lincoln ein anderes Fähigkeitsprofil. Er ist stärker im Zentrum bzw. im linken Halbraum zu finden und fühlt sich da auch am wohlsten, da er in engen Räumen zurechtkommt und kein klassischer Tempospieler auf dem Flügel ist. Daher hält er sich auch die meiste Zeit im Zwischenlinienraum auf und versucht in weiterer Folge, die beiden Stürmer in Szene zu setzen. Dank seiner starken Technik und seinem begnadeten linken Fuß, braucht er hier auch nicht viel Platz, um aktiv zu werden und findet trotzdem spielerische Lösungen. Das ist auch ein Grund, warum er recht schnell seine Rolle in der Mannschaft fand, ist er im Mittelfeld wesentlich präsenter als der direkte Diego Rossi, der gerne in den Strafraum stößt und selber gefährlich wird. Lincoln ist dagegen mehr der Typ Spielmacher, der als Kombinationspartner fungiert und seine Mitspieler einsetzt.
Seine einrückende Rolle wird durch die beiden beweglichen Stürmer wiederum ausgeglichen. Sowohl Valencia, als auch King verfügen über einen großen Aktionsradius und sind mitspielende Stürmer, die auch gerne auf den Flügel ausweichen. Sie bewegen sich sehr oft in der Schnittstelle zwischen Innen- und Außenverteidiger und entziehen sich klug dem Sichtfeld der Abwehrspieler, was eine hohe Aufmerksamkeit der Verteidiger erfordert. Durch das Fallenlassen schaffen sie auch Räume für nachrückende Mittelfeldspieler wie etwa Zajic oder Rossi, die gerne dynamisch in den Strafraum stoßen. Zajic ist in dem ganzen Konstrukt als Verbindungsspieler und Bindeglied zu sehen, der sich als Kombinationspartner anbietet und selber gerne in den Strafraum geht.
Dadurch hat Fenerbahce auch eine starke Strafraumbesetzung und sind immer mindestens drei bis vier Spieler in der gegnerischen Box, um Präsenz auszustrahlen und Tore nach Flanken zu erzielen. Meist starten dabei die Angriffe über den Flügel und man sucht horizontale und diagonale Wege ins Zentrum, weshalb man nicht so häufig mit Flankenläufen bis zur Grundlinie durchbricht, sondern sich eher durch die Mitte kombinieren will.
Hohe Intensität und aggressives Pressing gegen den Ball
Gegen den Ball zielt das Verhalten von Fenerbahce schlicht darauf ab, das Spielgerät so schnell wie möglich wiederzuerlangen, um wieder selber das Spiel zu gestalten. Die Gegner werden im Spielaufbau einem hohen Angriffspressing ausgesetzt und die gesamte Mannschaft rückt als Block weit in die gegnerische Hälfte auf. Meist setzt man hier auf eine 4-4-2/4-1-3-2 Pressingformation, mit der man lange Bälle und Ballverluste beim Gegner erzwingen möchte. Selbst für spielstarke Teams wie Dynamo Kiew bedeutet das auf einen schmalen Grat zu wandern, denn durch die athletischen Stürmer und das aufrückende Mittelfeld, hat man nur wenig Zeit und Raum, um Lösungen zu finden. Der schmale Grat ist es deswegen, weil das Angriffspressing der Türken nicht perfekt ist und durchaus Möglichkeiten bietet, allerdings verfügt Fenerbahce eben über aggressive und schnelle Spieler in den Reihen, die rasch Zugriff herstellen können. Strukturelle Löcher können hier durch individuelle Qualität ausgeglichen werden.
Lange Bälle erscheinen hier als probates Mittel, sind allerdings gegen die kopfballstarken Innenverteidiger wenig erfolgsversprechend und kommen meist wie ein Boomerang postwendend zurück. Am ehesten kann man das Angriffspressing von Fenerbahce noch über den Flügel knacken, wo sie ja, wie im ersten Teil erwähnt, über defensiv nicht so starke Akteure verfügen.
Leicht ist das aber auch nicht, verschiebt Fenerbahce mit dem ganzen Block recht ballorientiert und hat kurze Abstände zwischen den Mannschaftsteilen, womit der Ballführende wenig Zeit hat und technisch ungemein sauber agieren muss. So auch beim Gegenpressing, welches sehr aggressiv ist und wo man gleich von mehreren Spielern attackiert wird. Trainer Jorge Jesus versucht seiner Mannschaft ein aktives Gesicht zu verpassen und in jeder Phase präsent zu sein. So ein starkes Gegenpressing und generell diese Intensität gegen den Ball sind für türkische Mannschaften kein Standard und hier ist Fenerbahce eher die Ausnahme.
Allerdings ist dies ein ständiger Ritt auf der Rasierklinge. Die Abwehrreihe steht nicht selten auf Höhe der Mittellinie und fast in jeder Phase des Spiels sehr hoch, um den Balldruck hochzuhalten und den Zwischenlinienraum zu verschließen. Das gelingt zwar oft und speziell wenn der Gegner einen Pass zurückspielt, schieben die Mannschaftsteile sofort nach und diszipliniert nach vorne, um die Lücken klein zu halten. Sofern man sich jedoch aus der Umklammerung befreit hat oder hinter das Mittelfeld kommt, finden die Offensivspieler des Gegners große Rückräume vor, die sie ansprinten können. Speziell die ballfernen Flügelspieler können einen großen Schaden anrichten, wenn man es schafft, diese in Szene zu setzen.
Dynamo Kiew verpasste etwa mehrmals diese Möglichkeit es noch öfter zu nutzen, während Aufsteiger Ümraniyespor beim 3:3 das wunderbar demonstrierte und mehrmals über die Flügel durchbrach und Fenerbahce in große Bedrängnis brachte. Auch Slovacko hatte mehrere solcher Szenen, wo man wesentlich mehr Kapital daraus hätte schlagen können. Diese Balanceprobleme und wacklige Konterabsicherung versuchte zuletzt auch Trainer Jorge Jesus zu verbessern, weshalb man nicht mehr ständig das 4-1-3-2 sieht, sondern zunehmend auch im klassischen 4-4-2 agiert. Dennoch merkt man in einigen Details noch, dass Jorge Jesus erst seit kurzem die Mannschaft übernommen hat und man in einigen Bereichen noch die richtige Mischung und eine bessere Abstimmung finden muss.
Man kann sicherlich konstatieren, dass man in vielen Bereichen die Handschrift von Jorge Jesus deutlich erkennen kann und die Mannschaft auch schon recht viel davon umsetzt. Allerdings es nach wie vor ein schmaler Grat und man ist immer für ein Gegentor gut. Es gelingt auch noch nicht, diese Intensität und das Konzentrationslevel über 90 Minuten aufrechtzuerhalten, weshalb man speziell im letzten Abschnitt des Spiels viel Schaden bei Fenerbahce anrichten kann. Das bewies das erwähnte Spiel gegen Ümraniyespor, wo der Aufsteiger nach 60 Minuten und einigen Wechseln das Kommando übernahm. Hier verlangt Jorge Jesus viel von seinen Spielern und nicht jeder Akteur ist auf dem Fitnesslevel, um die Intensität wie etwa Salzburg die gesamte Spielzeit über durchzuziehen. Deswegen kann es auch immer wieder Phasen geben, wo man auf ein 4-4-2 Mittelfeldpressing setzt, was in den bisherigen Spielen aber nicht oft der Fall war und von Jorge Jesus auch nicht gewollt wird, sondern eher ein Kompromiss ist.
Wie sollte es die Austria anlegen?
Zunächst stellt sich natürlich die Frage, mit welcher Aufstellung Fenerbahce auflaufen wird. Man hat jetzt doch einige englische Wochen hinter und noch vor sich und am Montagabend empfängt man mit Adana Demirspor den aktuellen Tabellenführer. Klar ist auch, dass man unbedingt in die Europa League will und dieses Ziel sehr ernst nimmt. Da man auch auf der Bank keinen großen Qualitätsabfall hat, könnte Trainer Jorge Jesus mit Spielern wie Yüksek, Rossi, Bruma oder Luan Peres einige frische Akteure auf das Feld schicken. Emre Mor wird mit einer Gelbsperre das Hinspiel definitiv verpassen. Dafür kehrt Kahveci wieder in den Kader zurück, der auf seiner Position zuvor gesetzt war. Für die Startelf wird es allerdings wohl noch nicht reichen. Am wahrscheinlichsten ist wohl die Nominierung von Diego Rossi, der zu Saisonbeginn noch gesetzt war.
Doch auch bei der Austria gibt es einige Fragezeichen und wollte sich Trainer Manfred Schmid nicht wirklich in die Karten blicken lassen mit der Aussage, niemand der Angeschlagenen sei bereit für 90 Minuten (aber vielleicht für 70 Minuten?). Gut möglich, dass Routinier Holland nach seiner Außenbandzerrung in die Startelf zurückkehrt.
Problematischer ist hier eher die dünne Personaldecke in der Innenverteidigung und das Abwehrspieler Handl nicht bereit ist. Dadurch entfällt die Option einer Fünferkette, die ein gutes Mittel gegen die hohe Durchschlagskraft von Fenerbahce wäre. Damit ist es wahrscheinlich, dass man auf das gewohnte 4-2-3-1 setzt oder auf ein 4-1-4-1 mit Holland als Solosechser und mit zwei laufstarken Achtern. Die beiden letzten internationalen Gegner von Fenerbahce setzten auf auf die jeweiligen Systeme, weshalb man hier auch schon gute Erkenntnisse hat, wie diese gegen die Türken funktionieren.
Szalai aus dem Aufbauspiel nehmen
Wichtig wäre es für die Austria, sich nicht nur hinten reinzustellen und darauf zu warten, dass Fenerbahce ihren Rhythmus findet. Man sollte auch mal höher attackieren und zwischen Angriffs- und Mittelfeldpressing wechseln, um die Türken vor verschiedenen Herausforderungen zu stellen. Die oberste Prämisse sollte dabei sein, dass man den Spielaufbau von Szalai weg leitet, indem man ihn entweder zustellt, oder durch kluges Anlaufen auf die rechte Seite lockt. Man muss zwingend verhindern, dass Szalai linienbrechende Pässe spielt oder das Spiel auf den breitstehenden Rechtsverteidiger verlagert. Wenn es gelingt, mit nur zwei anlaufenden Stürmern die Dreierkette von Fenerbahce zu beschäftigen, hätte man nummerisch ein gutes Übergewicht in der Defensive. Was man auf keinen Fall machen sollte ist, einen Sechser zusätzlich nach vorne zu ziehen wie gegen Altach, da man im Zentrum große Probleme hatte und das würden die Türken sofort bestrafen.
Angreifer Huskovic wird eine wichtige Rolle dabei spielen, ist er gegen den Ball aktuell wohl einer der besten Austrianer. Schon gegen Salzburg lief er sehr intensiv den Gegner an und gab keine Ruhe, was den Spielaufbau für den Serienmeister erschwerte. Auch bei Kontermöglichkeiten wäre er wohl die beste Option im Sturmzentrum. Allerdings ist die Personaldecke auf dem Flügel bei den Wienern aktuell etwas dünn, denn Keles und Gruber kehren erst langsam in die Mannschaft zurück, weshalb die Startelf für beide eher unwahrscheinlich ist.
Daher ist davon auszugehen, dass Huskovic erneut auf dem rechten Flügel aufgestellt wird, was aber keine schlechte Sache sein muss. Er könnte hier Szalai unter Druck setzen und ihn zustellen, aber auch Kadioglu aggressiv bearbeiten und seine körperlichen Vorteile ausspielen bzw. dessen defensiven Defizite ausnutzen.
Die beiden Stürmer sollten in den Schnittstellen zwischen dem abkippenden Sechser und den beiden Innenverteidigern stehen. Wenn Szalai an den Ball kommt, läuft man ihn direkt an, damit er nur in die Breite spielen oder zurückspielen kann. Es muss gelingen, das Geschehen von Fenerbahce auf die rechte Seite zu leiten und die Verbindung zu Szalai zu kappen. Damit hätte man schon ein Etappenziel erreicht. Wenn es dann auch noch gelingt, auf der rechten Seite die Passoptionen ins Zentrum zu verschließen, könnte Fenerbahce nur in die Breite spielen oder zu langen Bällen greifen. Hier müssen speziell die violetten Innenverteidiger hellwach sein und lieber den Rückraum sichern, statt zu eng an den schnellen Stürmern zu kleben und anschließend die Laufduelle zu verlieren.
Im Mittelfeld darf die Austria in den Duellen nicht zurückstecken. Der Ballführende muss sofort in Zweikämpfe verwickelt werden und darf keine Zeit am Ball haben. Die Flügel gilt es konstant zu doppeln, damit es zu keinen Eins-gegen-Eins-Situationen kommt. Fest steht jedenfalls, dass die Austrianer gegen den Ball leiden werden müssen und es eine hohe Laufleistung brauchen wird. Doch das wird nötig sein, um die Räume eng zu machen und den ballführenden keine Zeit zu lassen, denn wenn die Türken beides vorfinden, geht das Böse für den Gegner mit ihrer Wucht und Durchschlagskraft aus.
Setzt auf die Flügel!
Wichtig wird aber nicht nur das Spiel gegen den Ball sein, auch mit dem Spielgerät muss man einen klaren Plan haben, wie man gegen Fenerbahce zum Torerfolg kommen will. Klar ist, man wird wenig Zeit am Ball und wenig Raum haben, um zu kombinieren, werden die Gäste doch auf ein aggressives Pressing setzen und versuchen, den Violetten ihre Dominanz aufzudrücken.
Daher gilt es, ein gutes Positionsspiel aufzubieten, eine gute Vororientierung zu haben und schnelle Entscheidungen zu treffen, um das Spielgerät mit Tempo zirkulieren zu lassen und die ballferne Seite zu suchen. Vor allem sollte man nicht nur zu langen Bällen greifen, sondern auch im Spielaufbau sich etwas zutrauen und Fenerbahce ins Angriffspressing und vor allem mit der Abwehrreihe nach vorne locken. Mit Tabakovic hat man hier einen kopfballstarken Angreifer, der die Bälle verarbeiten oder verlängern kann.
Hier kommen die Flügelspieler ins Spiel, die eine Schlüsselrolle einnehmen werden. Huskovic und Jukic werden kontinuierlich die Tiefe attackieren und viele Sprints hinter die Abwehr tätigen müssen. Hier ist Fenerbahce besonders anfällig, speziell auf der ballfernen Seite, wenn alle zum Ball verschieben. Ein Muster könnte auch sein, dass man versucht Tabakovic im Zentrum anzuspielen, der dann auf Fischer oder Braunöder prallen lässt und währenddessen die beiden Flügelspieler einlaufen und zum Sprint ansetzen, um Pässe hinter die Abwehr zu bekommen. Ergo ein klassisches Steil-Klatsch-Steil-Passmuster. Gelingt es einen guten Tiefgang zu entwickeln, wird man zu einigen Möglichkeiten kommen und Fenerbahce wehtun. Ohne Risiko wird man keinen Erfolg haben, weshalb ein gutes Gegenpressing nach Ballverlust ebenfalls elementar sein wird. Man muss die Intensität der Türken spiegeln und sie konstant in Zweikämpfe verwickeln, damit sie die Lust am Fußballspielen verlieren.
Schaffen es die Austrianer, diese Punkte umzusetzen, hat man eine Chance auf ein gutes Ergebnis. So gut Fenerbahce individuell bestückt ist und auch wenn man einen Top-Trainer an der Seitenlinie hat, gibt es einige Möglichkeiten, ihnen wehzutun. Die Mannschaft aus Kadiköy ist noch nicht gänzlich gefestigt, hat viele neue Spieler in ihren Reihen und einen unheimlichen Druck, unbedingt aufsteigen zu müssen. Gelingt es den Violetten, es unbequem und schwierig für Fenerbahce zu machen, kann man auch diesen Riesen zum Einstürzen zu bringen. Und dann wären wir wieder beim Pulverfass angelangt, welches sehr schnell und jederzeit explodieren kann.
Mögliche Aufstellung Austria
Dalibor Babic, abseits.at
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Dalibor Babic
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