Erstmals seit den Europa League Duellen mit dem Rosenborg BK im Jahr 2012 trifft Rapid am Donnerstag wieder auf einen norwegischen Gegner. Der Spitzenklub... Teamanalyse: Das ist Rapid-Gegner Molde FK!

Erstmals seit den Europa League Duellen mit dem Rosenborg BK im Jahr 2012 trifft Rapid am Donnerstag wieder auf einen norwegischen Gegner. Der Spitzenklub Molde FK ist im heimischen Aker-Stadion Gastgeber und laut Quoten leichter Favorit gegen die Hütteldorfer. Wir haben uns die Norweger im Detail angesehen.

Molde war in den 2010er-Jahren ex aequo mit Rosenborg das erfolgreichste Team in der norwegischen Eliteserien und holte 2011, 2012, 2014 und 2019 vier Meisterschaften – die einzigen vier in der Klubgeschichte. Damit war man auch das Team, das die Jahrzehnte andauernde Vorherrschaft von Rosenborg aufbrach und dafür sorgte, dass die norwegische Liga wieder etwas spannender wurde.

Solskjaer machte Molde zum Spitzenteam

Treibende Kraft des großen Umschwungs war Ole Gunnar Solskjaer. Der heutige Coach von Manchester United machte selbst seine ersten fußballerischen Schritte bei Molde, wechselte direkt aus der 32.000-Einwohner-Stadt zu den Red Devils. 2011 beschritt er – wieder in Molde – seine erste Trainerstation und wurde prompt zweimal hintereinander Meister. Die Titelgewinne seiner athletischen, auf Tempo und Physis aufgebauten Truppe waren eine Sensation.

Platz 2 als Ziel für die Restsaison

In der laufenden Kalenderjahrsaison 2020 wird Molde von Erling Moe betreut, der den Klub im April 2019 übernahm. Mit dem Titel hat man aufgrund der Fabelsaison von Bodö/Glimt nichts zu tun. Der Underdog, der erst vor knapp drei Jahren den Wiederaufstieg in die höchste norwegische Spielklasse schaffte, führt die Tabelle mit 16 Punkten Vorsprung an. Molde ist aktuell, acht Runden vor Saisonende, Zweiter – mit einem soliden Punktschnitt von 1,95 und deutlich besseren Ergebnissen im eigenen Stadion, wo man eine Bilanz von 9-0-2 aufweist und heuer nur gegen Brann Bergen (1:2) und Sandefjord (0:1) verlor. Auswärts hält man derzeit bei einer Bilanz von 5-1-5.

Seit der ersten Quali-Runde dabei

Die Europacupsaison der Blau-Weißen dauert bereits lange: Molde stieg in der ersten Qualifikationsrunde zur Champions League ein, wo der finnische Vertreter Kuopio PS locker mit 5:0 aus dem Weg geräumt wurde. Eine Woche später gab es in der zweiten Runde einen 2:1-Auswärtssieg beim slowenischen Meister Celje. Gegen Qarabag Agdam aus Aserbaidschan musste man bis ins Elfmeterschießen, schaffte dort aber den Sprung ins Champions-League-Playoff.

Bitteres Playoff-Aus: Dundalk statt Barcelona

Das Playoff zur Königsklasse war eine extrem knappe Angelegenheit. Zu Hause gegen Ferencvaros gab es ein 3:3, auswärts nur ein 0:0, das wegen der Auswärtstorregel nicht zum Einzug in die Millionenliga reichte. Daher gab es im ersten Spiel der Gruppenphase das wenig glamouröse Duell mit dem irischen Klub Dundalk, während Ferencvaros tags zuvor im Camp Nou ran durfte. Nach einem 0:1-Pausenrückstand konnte Molde das Match gegen Dundalk noch auf 2:1 drehen, womit man mit drei Punkten im Gepäck ins zweite Spiel gegen Rapid geht.

4-2-3-1 und konservativ-klassische Herangehensweise

Die Spielweise von Molde ist überblicksmäßig recht einfach erklärt. Grundformation ist das 4-2-3-1 mit einer 6-8-10-Staffelung im zentralen Mittelfeld, das defensiv sehr passsicher agiert und offensiv nicht lange fackelt und stets schnelle, direkte Schlüsselpässe sucht. Die Spielweise an den Flügeln ist verhältnismäßig asymmetrisch: Rechts sind deutlich mehr Laufspiel und Einrückbewegungen zu beobachten, links forciert man Kurzpassspiel und baldige Flanken, auch aus dem Halbraum. Die Solospitze von Molde ist jeweils ein klassischer Zielspieler, weniger eine antizipative Spitze. Dadurch, dass der Zehner der Norweger tatsächlich noch wie ein Spielmacher klassischer Prägung agiert, beschränkt sich der Stürmer zumeist auf die unmittelbare Gefahrenzone und hat einen entsprechend geringen Aktionsradius.

Soviel zur grundsätzlichen, insgesamt eher konservativen Herangehensweise der Norweger. In weiterer Folge wollen wir auf die einzelnen Mannschaftsteile eingehen und erklären, wie sie das Spiel der kompakten und vor allem physisch starken Norweger prägen.

Torhüter

Im Tor steht der Schwede Andreas Linde (27), der manchmal der einzige Legionär in der Startelf von Molde ist. Der 196cm große Keeper gilt als einer der besseren Torleute in der norwegischen Eliteserien, die allerdings momentan keine echten Klassetorhüter beherbergt. Mit hohen Bällen in den Strafraum, etwa bei Standards, hat Linde kaum Probleme und verfügt über eine gute Strafraumbeherrschung, je höher der Ball vors Tor kommt. Bei halbhohen Flanken und flachen Hereingaben ist er jedoch manchmal anfällig auf Fehler, auch in der Kommunikation mit seiner ohnehin eher unsicheren Innenverteidigung. Auf der Linie ist Linde ein durchschnittlicher Keeper, der manchmal nicht außerordentlich schnell „nach unten“ kommt. Zudem kassiert er überdurchschnittlich viele Treffer von außerhalb des Strafraums. Stärken hat er wiederum mit dem Fuß und in der Genauigkeit von weiten Bällen.

Lindes Ersatzleute sind der Belgier Alex Craninx (25) und Mathias Eriksen Ranmark (25), die allerdings beide kaum Chancen auf Einsätze bekommen, zumal Linde die klare Nummer Eins im Tor von Molde ist.

Die Innenverteidigung

In der zentralen Abwehr Moldes spielen zwei Rechtsfüße, die ihre Stärken eindeutig im physischen Bereich haben. Abwehrchef ist Martin Björnbak (28), 193cm groß, 90 Kilogramm schwer und ein schwer überwindbarer Spieler, wenn der Ball im zweiten Stock ist. Hohe Bälle zur Mitte räumt Björnbak zumeist souverän weg und zudem gewinnt er den Großteil seiner Zweikämpfe in und um den Strafraum. Mit dem Ball am Fuß hat Björnbak jedoch offensichtliche Schwächen, weshalb Molde strikt mit abkippendem Sechser agiert. Für einen Innenverteidiger spielt er relativ wenige Pässe, zumeist einfach und relativ selten lang. Auch die Spielhöhe des Teams kommt Björnbak nicht immer entgegen und wenn Molde hochsteht, um im Mittelfeldzentrum Dominanz aufzubauen, ist er anfällig auf Bälle hinter die Abwehr. Bei ihm wäre anzuraten, dass sich der schnellere der Rapid-Stürmer regelmäßig in seine Richtung orientiert.

Neben Björnbak spielt Stian Gregersen (25), dessen Stärken ähnlich gelagert sind, wie die von Björnbak. Gregersen ist am Boden der bessere Zweikämpfer und mit seinen 191cm ebenfalls ein guter Kopfballspieler. Im Gegensatz zu Björnbak rückt er häufiger weiter aus der Viererkette heraus, attackiert durchschnittlich etwas höher und energischer. Damit fängt er zwar mehr Bälle ab als Björnbak, begeht aber auch mehr Fouls und ist in seinem Positionsspiel anfälliger. Da Gregersen häufiger als linker Part der Innenverteidigung ran muss, ist auch sein Aufbauspiel noch einmal extra erschwert und die meisten Passmuster verbinden ihn mit dem abkippenden Sechser Aursnes und seinem Linksverteidiger Haugen.

Hier die Szene, die zuletzt zum 2:1 gegen Strömsgodset führte. Gregersen rückt aus der Kette heraus, verliert den Zweikampf im Mittelfeld und der Gegner läuft zwischen dem langsamen Björnbak und Linksverteidiger Risa durch. Keine Seltenheit. [Video]

Im Schnitt gewinnt Gregersen mehr Zweikämpfe als Björnbak, was allerdings an seiner etwas umtriebigeren Arbeit gegen den Ball liegt. Der 25-Jährige ist dennoch der filigranere Verteidiger, sofern man das bei 190cm+ Verteidigern überhaupt so benennen kann. Er ist derjenige, den man aktiv körperlich beschäftigen muss und damit im Idealfall ein Gegenspieler für Ercan Kara. Auch deshalb, weil Gregersens Pass- und Aufbauwerte schwächer sind, als die von Björnbak und er damit einer der Spieler ist, die man zuerst anlaufen sollte. Dabei sollte man auch ausnützen, dass beide Innenverteidiger Rechtsfüße sind, was die Anlaufseite bzw. allgemeine Anlaufmuster bestimmen könnte.

Im Grunde sind die beiden Innenverteidiger aktuell alternativlos. Einzig Linksverteidiger Birk Risa wäre noch eine Alternative für die zentralen Abwehrpositionen. Er dürfte aber nur einspringen, falls sich einer der etatmäßigen Verteidiger verletzt. Auch der Sechser Fredrik Sjölstad wäre eine – ebenso unwahrscheinliche – Option.

Die linke Verteidigung

Der soeben angesprochene Birk Risa (22) kam erst am Ende der Transferzeit von Odd Grenland und debütierte zuletzt beim 2:1-Sieg über Strömsgodset am vergangenen Spieltag der Eliteserien in der linken Verteidigung. Allerdings geschah das nur, weil Trainer Erling Moe seinem etatmäßigen Linksverteidiger Kristoffer Haugen (26) eine Pause verschaffen wollte. Der 188cm große Haugen ist nicht nur ein sehr solider Außenverteidiger, sondern auch eine wichtige Aufbauinstanz im Spiel von Molde. Häufig wird der Spielaufbau auf die linke Seite gelenkt, wo Haugen mit seinem soliden Kurzpassspiel durch die Linien kommen soll. Haugen kommt durchschnittlich auf genauso viele Kurzpässe, wie seine Innenverteidiger, was relativ unüblich ist. Das liegt auch am System, in dem Haugen einen typischen Außenverteidiger gibt und keinen Flügelverteidiger, wie etwa Maximilian Ullmann bei Rapid, der stärker auf Laufspiel ausgerichtet ist.

Haugen kann durch das 4-2-3-1 relativ sicher hochschieben und stets eine Absicherung für seinen vorgelagerten Flügelspieler bleiben. Sein Aktionsradius beschränkt sich klassisch auf die Flügelzone und man wird von ihm kaum Einrückbewegungen sehen. Was man allerdings häufig beobachten kann, ist seine Direktheit. Haugen ist einer der fleißigsten Flankengeber der norwegischen Liga und schlägt die Bälle auch mal gerne aus dem Halbfeld zur Mitte. Dabei handelt es sich aber auch um eine Qualität von Haugen und in der laufenden Saison sammelte er bereits fünf Assists.

Die rechte Verteidigung

Auf der rechten Abwehrseite dürfte der junge Marcus Holmgren Pedersen (20) zum Einsatz kommen, der anders als Haugen lieber mit dem Ball läuft, Dribblings und intensive Läufe sucht und über 90 Minuten für gewöhnlich auch deutlich weniger Pässe spielt als sein Gegenüber. Weil die rechte Seite Moldes allgemein ein wenig anders funktioniert als die linke und speziell Flügelstürmer Hestad sehr häufig zur Mitte einrückt, sieht Pedersen in Rückwärtsbewegung schon mal schlecht aus. Die linke Seite mit dem zurückhaltenderen Haugen ist wohl die stabilere, während die rechte Seite für mehr Unordnung beim Gegner sorgen kann. Hier sieht man aber auch weniger Flanken aus dem Halbfeld, sondern mehr Grundlinienfußball. Pedersen ist aktueller norwegischer U21-Teamspieler und durchaus talentiert, könnte aber auf hohem Tempo noch so seine Probleme bekommen.

Die Alternative anstelle des Youngsters wäre der US-Amerikaner Henry Wingo (25). Der Rechtsfuß aus Seattle ist etatmäßiger Mittelfeldspieler und wird eher gebracht, wenn Molde das Spiel etwas offensiver aufziehen will, was gegen Rapid weniger zu erwarten ist. Wingo rückt noch etwas stärker ein als Pedersen, sucht noch häufiger Dribblings und auch selbst Abschlüsse. Wenn er allerdings gegen technisch gleichwertige oder stärkere Teams als Rechtsverteidiger aufgeboten wurde, ging das nicht selten schief.

Zum Leidwesen von Trainer Erling Moe fehlt Kristoffer Haraldseid (26) aufgrund eines Kreuzbandrisses noch das ganze Jahr. Der Stammspieler aus der Vorsaison wäre der ideale Konterpart zu Linksverteidiger Haugen und würde für mehr Stabilität und Symmetrie in der Abwehr von Molde sorgen.

Allgemeine Abwehrprobleme

In den letzten Wochen und Monaten ließ sich häufig beobachten, dass die recht asymmetrische Abwehrzusammensetzung zu Schwierigkeiten bei Molde führt. Einerseits funktioniert der Spielaufbau nicht ideal und man ist stark auf das zentrale Mittelfeld angewiesen, andererseits kann auch die Spielhöhe zum Problem werden. Wenn die Offensive weiter nach vorne schiebt und die Viererkette nachschieben muss, ist sie mit ihren großen, etwas behäbigen Innenverteidigern extrem anfällig auf Bälle hinter die Abwehr. Derartige Kontersituationen sind vor allem aufgrund von Spielern wie Fountas, Kitagawa oder auch Arase relativ wahrscheinlich und es könnte auch zu Notbremsensituationen kommen.

Molde versucht zu Hause bei Gleich- und Rückstand dominant und direkt aufzutreten, gibt die Initiative erst im Zuge einer Führung aus der Hand und lässt den Gegner anlaufen. Wenn Molde in Führung gehen sollte, wird die tieferstehende Abwehr zur Geduldsprobe für Rapid werden. Sollte Rapid in Führung gehen oder das Spiel lange offenhalten, wird die Durchschnittsposition der Viererkette speziell aufgrund besagter Innenverteidiger und der Asymmetrie zu einer großen Chance für die Hütteldorfer.

Das zentrale Mittelfeld

Das Mittelfeldzentrum ist eindeutig das Prunkstück im Team des Molde FK. Wie bereits beschrieben, sehen wir hier eine klare 6-8-10-Staffelung, in der weitgehend dieselben Spieler starten. Der rechtslastig agierende Sechser ist Fredrik Aursnes (24), der zuletzt gegen Strömsgodset eine Pause bekam, weshalb das Spiel auch außerordentlich mühsam für Molde wurde. Aursnes ist das Passmetronom und der wichtigste Aufbau- und Verbindungsspieler im System Moldes. Kein Spieler in der gesamten norwegischen Liga spielt mehr Pässe als der 24-Jährige und als abkippender Sechser ist er eine enorm wichtige Entlastung für die aufbauschwache Innenverteidigung der Norweger. Aursnes hat stets eine Passquote über 80%, hatte alleine gegen Dundalk 118 Ballaktionen, wenngleich er hier progressiver arbeitete als sonst und demnach mehr Fehler machte. In erster Linie ist er aber der Passhafen im defensiven Mittelfeld und somit auch der Spieler, den man isolieren muss, um den Aufbau des norwegischen Meisters weiter zu erschweren.

Die Achterposition nimmt der Linksfuß Etzaz Hussain (27) ein. Der pakistanisch-stämmige Norweger galt einst als riesiges Talent, spielte im Nachwuchs von Manchester United und zündete erst vor einem Jahr so richtig. Der technisch starke Mittelfeldspieler sucht statistisch betrachtet in genau zwei von drei Fällen den Passweg nach vorne und versucht auch immer wieder mit kurzen, progressiven Läufen hinter die nächste gegnerische Linie zu kommen. Hussain, der naturgemäß linkslastiger agiert, ist ein wichtiger Passpartner für Linksverteidiger Haugen und versucht auch immer wieder schnell abzuschließen. Insgesamt hat der Achter seine Stärken im Offensivbereich und wenn er von Aursnes gut in Szene gesetzt wird, kann es durchaus schnell nach vorne gehen.

Im offensiven Mittelfeld spielt mit dem routinierten Magnus Wolff Eikrem (30) der Kapitän des Teams. Der Spielmachertyp war stets einer der wichtigsten Schützlinge von Ole Gunnar Solskjaer, wurde 2011 von ihm aus dem Manchester-United-Nachwuchs zurück nach Molde geholt. Später kickte Eikrem für Heerenveen, Cardiff und Malmö, sowie in den USA, ehe er vor zwei Jahren zu Molde zurückkehrte. In der laufenden Saison hält er nach 25 Pflichtspielen bei sieben Treffern und 13 Assists.

Eikrem ist der Freigeist im Spiel von Molde. Der technisch starke Zehner ist einer der Spieler, die ligaweit die meisten Torchancen einleiten, Schlüsselpässe spielen und zudem auch noch selbst torgefährlich werden. Am Defensivspiel seines Teams beteiligt er sich eher passiv und positioniert sich für gewöhnlich in der zweiten Pressinglinie, aber offensiv und in Ballbesitz ist er eine echte Waffe und der Spieler, der am ehesten den Unterschied ausmachen kann.

Besonders gefährlich sind Eikrems Standards. Eckbälle zieht der 30-Jährige perfekt vor das gegnerische Tor und auch Freistoßflanken und direkte Freistöße sind immer eine Gefahrenquelle. Die Standards des Norwegers sind mit jenen von Wolfsbergs Michael Liendl zu vergleichen, durchschnittlich womöglich sogar noch etwas akkurater und schärfer getreten. Hier sollten bei Rapid also die Alarmglocken schrillen und man sollte nicht nur Fouls in Flügelzonen, sondern im Idealfall auch Eckbälle tunlichst vermeiden.

Die drei zentralen Mittelfeldpositionen sind jeweils doppelt besetzt, allerdings jeweils mit klassischen Spielern aus der zweiten Reihe. Anstelle von Aursnes kann der physisch stärkere Gambier Sheriff Sinyan (24) spielen, aber auch Fredrik Sjölstad (26) ist eine Option für die Sechs, sowie für die Innenverteidigung. Hussains Ersatzmann wäre Martin Ellingsen (25), der allerdings beim 2:1 über Strömsgodset am vergangenen Wochenende sogar neben Hussain und anstelle von Aursnes spielte, womit Molde mit einer 8-8-10-Staffelung im zentralen Mittelfeld auflief. Eikrems Ersatz wäre der talentierte Tobias Christensen (20), der allerdings kaum Chancen gegen den Kapitän hat, wenngleich er auch als Rechtsaußen eingesetzt werden kann.

Am wahrscheinlichsten wäre ein Einsatz von Martin Ellingsen, der als Achter den größten Radius abdecken könnte. Sjölstad und Sinyan wären eher Kandidaten für späte Einwechslungen bei einem Vorsprung. Grundsätzlich sollte aber das zentrale Mittelfeld Moldes ohnehin in Stein gemeißelt sein.

Die Flügelpositionen

Fix gesetzt ist nur der rechte Flügel Eirik Hestad (25). Der 183cm große Eigenbauspieler, der seine gesamte Karriere ausschließlich bei Molde verbrachte, ist ein inverser Winger, rückt sehr häufig zur Mitte ein und schließt gerne und häufig mit seinem stärkeren linken Fuß ab. Diese Einrückbewegungen bringen zwar immer wieder seinen jeweiligen Hintermann in Bedrängnis, allerdings kann Hestad durch sein Einrücken und auch Schnittstellenläufe in die Tiefe für Unordnung beim Gegner sorgen. Sein Stil könnte allerdings der Dreierkette Rapids entgegenkommen, weil Hestad in seiner Durchschnittsposition im letzten Drittel wie ein zweiter Angreifer agiert und die Schnittstellen zwischen den Verteidigern attackiert. Wenn hier zentral mehr Masse vorhanden ist, sollte Hestad einfacher zu verteidigen sein.

Wer auf der linken Flügelseite spielt ist allerdings völlig offen. Vermutlich ist der Einsatz des einstigen Deutschland-Legionärs Mathis Bolly (29) am wahrscheinlichsten. Der Ivorer, der 5 ½ Jahre in Düsseldorf und Fürth verbrachte, bringt einerseits ausreichend Tempo, andererseits aber vor allem die in der Europa League wichtige Routine mit. Die bringen aber auch die Alternativen mit: Erling Knudtzon (31) und Eirik Andersen (28) wären ebenfalls potentielle Starter auf der „sicheren“ Seite der Norweger. Knudtzon gilt eher als Techniker, Andersen kommt über die Physis ins Spiel. Der unberechenbarste Starter als Linksaußen wäre aber Ola Brynhildsen (21), der als unbekümmerter, inverser Winger gilt, der sehr häufig abschließt und immer wieder direkte Aktionen oder die Grundlinie in Tornähe sucht. Der schwedische Routinier Mattias Moström (37), der seit über zwölf Jahren für Molde spielt und auf beiden Seiten eingesetzt werden kann, ist hingegen keine ernsthafte Option von Beginn. Auch wenn er zuletzt gegen Strömsgodset erstmals in dieser Saison von Beginn an spielte.

Die Solospitze

Der Angreifer und Zielspieler ist der nigerianisch-stämmige Osloer Ohi Omoijuanfo (26). Der 188cm große Stürmer ist bullig und durchsetzungsstark und speziell auf weite Distanzen ein schneller Angreifer, hat aber außerdem auch technische Mängel, weshalb er im Kurzpassspiel zumeist die allereinfachste Variante auf Eikrem oder den ballnahen Flügel wählt und sich dann wieder in die Gefahrenzone begibt. Die Flankenlastigkeit des Molde-Spiels, sowie auch die starke Unterstützung durch Eikrem bringen Omoijuanfo regelmäßig in gute Abschlusspositionen. Der Stürmer hat normalerweise mehrere Chancen pro Spiel, gilt aber trotz seiner insgesamt guten Torstatistik auch ein wenig als Chancentod. Was den Expected Goals Wert betrifft, läuft Omoijuanfo zumeist unter Erwartung und bringt zu wenige Schüsse aufs Tor – was aber keineswegs heißt, dass er deshalb ungefährlich ist. Der 26-Jährige bringt viel Präsenz mit, speziell aufgrund seines kleinen Aktionsradius und seines Körpers. Den Rechtsfuß sehr konsequent abzumontieren, wird eine der Kernaufgaben für die Rapid-Defensive sein.

Der Ersatzmann für Omoijuanfo ist der Nigerianer Leke James (27), der in der laufenden Saison sogar bei mehr Treffern hält als der Einserstürmer. Omoijuanfo traf in Liga und Europacup bisher neunmal und bereitete vier Tore vor, James hatte bisher weniger Einsatzminuten, traf aber elfmal und steuerte einen Assist bei. Der 27-Jährige ist auf den ersten Metern schneller als Omoijuanfo, ist aber in der Luft schwächer und strahlt nicht dieselbe körperliche Präsenz aus, weshalb er immer wieder nur ins zweite Glied rutscht. Dennoch ist James an guten Tagen ein unangenehm zu verteidigender Stürmer, der allerdings nicht so körperlich und „dreckig“ arbeitet, wie Omoijuanfo.

Eine mögliche Variante wäre auch, dass Omoijuanfo als Linksaußen aufgeboten wird, während James die Solospitze gibt. Da es sich hierbei aber um eine sehr offensive Variante handelt, ist sie für das Spiel gegen Rapid eher unwahrscheinlich.

Mögliche Aufstellung

Weitgehend stellt sich die Mannschaft von Molde von selbst auf. Einzig die Linksaußenposition ist völlig offen und kleinere Fragezeichen betreffen andere Positionen, auf denen Molde theoretisch mehr auf die Spielanlage Rapids eingehen könnte. Wir gehen aber nicht davon aus, dass es viele Überraschungen geben wird, zumal Molde mit drei Punkten im Gepäck im vorweggenommenen Duell um Platz Zwei in der Gruppe einen psychologischen Vorteil hat und relativ entspannt und ohne großen Siegzwang drauf los spielen kann. Zudem hat die Mannschaft die letzten vier Pflichtspiele allesamt gewonnen, zuletzt einige Spieler geschont und so gibt es auch kaum Gründe für Experimente.

Fazit

Rapid muss um alles in der Welt Standardsituationen verhindern oder diese endlich wieder gut verteidigen. Jede Ecke und jede Freistoßflanke von Magnus Wolff Eikrem ist eine potentielle Großchance und allgemein müssen die Kreise des Kapitäns gut eingegrenzt werden. Auch aus dem Spiel heraus arbeitet Molde mit zahlreichen, variablen Hereingaben, aber dass Rapid diese besser verteidigt, bewies man bereits gegen Arsenal. Zudem gilt es den wichtigsten Passspieler Aursnes im Spielaufbau bestmöglich zu isolieren und die Asymmetrie der Viererkette und die Schwächen der beiden Rechtsfüße in der Innenverteidigung richtig zu bespielen.

Wenn Rapid diese wichtigsten Hebel im Auswärtsspiel in Molde richtig betätigt und eine ähnliche Leistung wie in den letzten Wochen abrufen kann, dann steht den ersten drei Punkten in der Gruppenphase der UEFA Europa League 2020/21 nichts im Wege!

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen