Rapid trifft am Donnerstag im Hinspiel in Wien-Hütteldorf auf Anorthosis Famagusta. Der zyprische Cupsieger und Vorjahresvierte der höchsten Spielklasse ist gegen die Wiener Außenseiter und kommt mit einer routinierten Mannschaft in die Bundeshauptstadt. Wir sehen uns die Spielanlage und die einzelnen Akteure der Zyprer im Detail an.
Wie schon beim letzten Aufeinandertreffen dieser beiden Teams ist auch heuer wieder der Georgier Temuri Ketsbaia Coach von Famagusta. Der wohl erfolgreichste Coach der Vereinsgeschichte musste zuletzt den Kader umbauen, weil im Sommer mehrere Schlüsselspieler abhandenkamen. Er tat dies vor allem mit Hilfe zusätzlicher Routine und versucht derzeit eine gefestigtere Mannschaft aufzubauen, Junge nur punktuell einzubauen.
Fünf echte Schlüsselspieler verloren
Die schmerzhaftesten Abgänge waren zuletzt – unter anderem – drei Georgier. Der Ex-Rapidler Giorgi Kvilitaia war in der Vorsaison bester Torschütze bei den Zyprern, erzielte in seinem Leihjahr 15 Pflichtspieltore. Hinzu kommt der schwer verkraftbare Abgang von Tornike Okriashvili, der neun Saisontore beisteuerte. Weiters verließ auch noch der wichtige Sechser Murtaz Daushvili den Klub. Alle drei wechselten zum Großklub und einstigen Serienmeister APOEL Nikosia. Zudem verlor Anorthosis mit dem Kroaten Branko Vrgoc seinen Abwehrchef und mit dem Israeli Dor Micha ein wichtiges und vor allem spielintelligentes Bindeglied im Mittelfeld. Anorthosis reagierte mit der Verpflichtung von acht Neuen, von denen gleich sechs älter als 30 Jahre sind.
Viele Neuerungen, viele Fragezeichen
Es handelt sich hier um eine Mannschaft, die im Umbruch begriffen ist und sich sicher noch nicht hundertprozentig finden konnte. Außerdem absolvierte Anorthosis in der laufenden Saison erst ein Pflichtspiel: Vor drei Wochen verlor man das Supercup-Finale gegen Omonia Nikosia nach Elfmeterschießen. Dabei standen vier Neue in der Startelf, aber es ist zu erwarten, dass sich noch mehr Neue in der ersten Elf etablieren werden. Deshalb und aufgrund der fehlenden Pflichtspiele ist es demnach sehr schwierig diesen Gegner und seine Spielweise vorauszuahnen. Nicht nur für uns, sondern sicher auch für Rapid.
Supercup-Finale bisher einziges Pflichtspiel
Da die Saison in Zypern erst in knapp drei Wochen startet, musste Anorthosis einige Testspiele einschieben, um sich bestmöglich auf Rapid vorbereiten zu können. Zuletzt gab es einen 4:1-Sieg gegen Aufsteiger PAEEK, davor ein 2:0 gegen den Mittelständler Doxa Katokopia und ebenfalls ein 2:0 gegen Ethnikos Achna, ebenfalls ein Abstiegskandidat in Zypern. Das Supercup-Finale gegen Omonia vor drei Wochen war also der erste und bisher einzige Härtetest. Omonia verlor kurz danach in der 2. Qualifikations-Runde zur Champions League mit 0:2 und 0:1 gegen Dinamo Zagreb und trifft nun in der Europa-League-Qualifikation auf Flora Tallinn.
Sehr direkt, viele Abschlüsse, zahlreiche Flanken
Was sich angesichts des vorhandenen Spielermaterials bereits sagen lässt, ist, dass Ketsbaia das 4-3-3 bzw. mögliche Abwandlungen davon als Grundordnung für Anorthosis wählen dürfte. In den letzten Testspielen kristallisierte sich vor allem heraus, dass der georgische Coach stark auf Routine setzen wird. Auch die bzw. der größte Schlüsselspieler waren deutlich erkennbar – ebenso wie die Asymmetrie an den Flügeln und der Fokus auf zahlreiche Abschlüsse, auch aus der Distanz, sowie viele Halbfeldflanken. Läufe an die Grundlinie haben bei Anorthosis eher Seltenheitswert, man sucht eher einen direkteren Weg in den Strafraum oder zum Abschluss.
Kvilitaias Abgang verändert das Spielziel
Diese Direktheit war in der vergangenen Saison auch der Grund dafür, dass Giorgi Kvilitaia so gut eingebunden war. Insgesamt kam der Ex-Rapidler auf 19,79 Expected Goals + Expected Assists. Die Suche nach dem Stoßstürmer war im Spiel von Anorthosis zentral. Dadurch waren auch die xG und xA Werte der Flügelspieler Okriashvili und Kaltsas sehr hoch. Die Besetzung Famagustas auf diesen Positionen ist nun aber völlig anders und es finden sich andere Typen als Kvilitaia wieder, weshalb sich die Art der Hereingaben deutlich verändern könnte. Auch der Unterschied zwischen dem Hin- und dem Rückspiel dürfte groß sein. Anorthosis wird auswärts deutlich destruktiver spielen, zu Hause aber auf Dynamik und Direktheit aus sein.
Wenig „Praxis“ gegen den Ball und Aufbauprobleme
Dennoch ist es schwierig, Anorthosis anhand der letzten Testspiele zu analysieren, auch weil das Team in diesen Tests verhältnismäßig viel Ballbesitz hatte und recht ruhig herausspielen konnte. Omonia hatte im Supercup-Finale 60% Ballbesitz und störte Anorthosis höher, was somit eher als Maßstab für das kommende Spiel gegen Rapid genommen werden kann. Das Problem: Seitdem baute Ketsbaia mehrere neue Spieler ein, die sich in den Tests noch nicht systematisch gegen den Ball beweisen mussten. Die Abläufe gegen den Ball sind also eine Sache, die gegen Rapid möglicherweise noch nicht perfekt funktionieren wird – das Aufbauspiel gegen hoch pressende Gegner ist ein weiteres Problem, das dem Umbau der Innenverteidigung und dem Wegfall des bisherigen Abwehrchefs geschuldet ist.
4-3-3 definitive Grundordnung
Wenn wir nun auf die einzelnen Mannschaftsteile eingehen, müssen wir also auf mehreren Positionen Vergleiche zur Mannschaft des Vorjahres ziehen. Wir erwarten Anorthosis gegen Rapid auswärts in einem tief ausgerichteten 4-3-3/4-5-1-System und zu Hause je nach Hinspielergebnis in einem klassischen 4-3-3 oder sogar in einem 4-4-2.
Anorthosis-Keeper mit schlechten Erinnerungen an Rapid
Im Tor ist der 35-jährige Georgier Giorgi Loria gesetzt. Und dies stellt durchaus ein Kuriosum dar, denn Loria war der Torhüter, der im Sommer 2007 mit Dinamo Tiflis mit einem Gesamtscore von 0:8 gegen Rapid aus der UEFA-Cup-Qualifikation flog. Mittlerweile ist Loria aber ein echter Routinier und zählt insgesamt zu den besseren Torhütern der zyprischen Liga. Statistisch betrachtet läuft er allerdings genau erwartungsgemäß, macht keine unmöglichen Dinge, ist auf der Linie und bei Standards passabel, aber nicht fehlerfrei. Auffällig ist, dass er in der vergangenen Saison sehr viele – und sehr genaue – lange Bälle spielte, wobei er damals vor allem Kvilitaia als Abnehmer hatte. Ein solcher Abnehmer könnte diese Saison noch fehlen. Seine Ersatzleute Assaf Tsur (22), Christos Rossos (19) und Georgios Papadopoulos (30) haben derzeit keine Chancen auf Einsätze.
Nur ein (leicht zweckentfremdeter) Linksfuß für die Innenverteidigung
In der Innenverteidigung kämpfen derzeit vier Spieler um zwei Plätze. Die besten Karten hat wahrscheinlich die Neuerwerbung Marios Antoniadis (31), weil er der einzige Linksfuß unter den Innenverteidigern ist. Allerdings ist dies noch keine Ideallösung im Vergleich zur Vorsaison, zumal Antoniadis eher ein linker Innenverteidiger für eine Dreierkette ist, als einer für eine Viererkette. Der nur 182cm große Defensivspieler lernte ursprünglich die Position des Linksverteidigers, rückte im Laufe seiner Karriere nach innen und ist kein außergewöhnlicher Zweikämpfer, dafür aber ein solider Passspieler. Ihn physisch zu bearbeiten könnte ein Schlüssel im Offensivspiel der Hütteldorfer sein.
Nebenmann kommt über die Physis
Antoniadis’ Nebenmann wird nämlich mit Sicherheit körperlich mehr entgegensetzen. Gute Karten für den Platz rechts in der Innenverteidigung dürfte der Grieche Spyros Risvanis (27) haben. Dieser spielte schon letztes Jahr eine passable Saison und antizipiert weitgehend gut, ist aber in direkten Zweikämpfen und in Laufduellen mit seinen 196cm etwas behäbig. Auch er ist jedenfalls ein Spieler, vor dem man keinen allzu großen Respekt haben muss und im Gegensatz zu seinen bisherigen Nebenleuten fällt seine Leistung doch deutlich ab.
Den Abgang von Branko Vrgoc kann Anorthosis auf dieser Position schlichtweg nicht kompensieren. Dieser galt gleichzeitig als enorm zweikampf- und kopfballstark, sowie als einer der aufbaustärksten Innenverteidiger Zyperns. Bis vor einem halben Jahr spielte mit Gordon Schildenfeld auch ein alter Bekannter für Anorthosis und auch dessen Aufbaustärke geht dem Team massiv ab.
Je nach Spielhöhe könnte es auch sein, dass die finnische Neuerwerbung Paulus Arajuuri (33) anstelle von Risvanis aufläuft. Der ist mit 193cm etwas kleiner als der Grieche, gilt aber als besserer Kopfballspieler. Gleichzeitig hat Arajuuri, der vor der Saison vom kleinen zyprischen Verein Pafos kam, ebenfalls Temponachteile. Seine Vorteile liegen hingegen bei defensiven und offensiven Standards, weshalb wir ihn auch im Hinspiel als Starter erwarten.
Der panamisch-stämmige Zyprer Pavlos Correa (23) ist die vierte Option, allerdings spielt er kaum in die Tiefe und verliert deutlich zu viele Zweikämpfe für ein derart wichtiges Duell. Er geht als Eigenbauspieler bereits in seine sechste Saison als Anorthosis-Spieler, war aber bereits zweimal verliehen und brachte es bisher nur auf zwölf Ligaeinsätze. Er dürfte hier die klare Nummer Vier sein.
Allgemein ist der Qualitätsverlust, den Anorthosis in den letzten knapp acht Monaten auf dieser zentralen Position hinnehmen musste enorm. Wenn man es schafft die Innenverteidigung zu beschäftigen, werden zwangsläufig Fehler passieren. Hier passt in der Abstimmung definitiv noch einiges nicht.
Sehr zielstrebiger Linksverteidiger
Ein Spieler, auf den man auf jeden Fall achten sollte, ist der linke Verteidiger der Zyprer. Anderson Correia (30) ist ein lauf- und kampfstarker brasilianischer Linksfuß, der auf seiner Position sicher zu den besten Spielern der zyprischen Liga zählt. Er ist auch hauptverantwortlich für die Asymmetrie an den Flügeln, denn anders als auf der rechten Seite, spielt Correia eher wie Ullmann bei Rapid. Correia zieht sehr hoch, sucht die Grundlinie, wirkt phasenweise wie ein Flügelstürmer und spielt in letzter Instanz auch sehr intelligente und genaue Pässe. Er ist ein solider Passspieler, der sich gut weiterbewegt, aber auch schnell wieder hinter den Ball kommt. Fraglich wird jedoch sein, wie er sich ins Spiel einbringt, wenn vor ihm nicht mehr der sehr umtriebige und dribbelfreudige Okriashvili spielt. Und: Im Gegensatz zum abgewanderten Ukrainer Yevgen Selin ist Anderson Correia ein Minuspunkt, was effektive Zweikämpfe betrifft.
Direkte armenische Flankenmaschine auf rechts
Auf der rechten Seite spielt mit Hovhannes Hambardzumyan (30) ein Armenier, der den spielerischen Gegenpart zu Correia darstellt. Der sofort ins Auge stechende Unterschied ist die durchschnittliche Spielhöhe der beiden Außenverteidiger, denn Hambardzumyan spielt tiefer, sucht nicht die Grundlinie und versucht Bälle schneller in den Strafraum zu bringen. Speziell seine zahlreichen Halbfeldflanken sind durchaus gefährlich, allerdings stellt sich hier wieder die Frage nach dem Abnehmer, nachdem Kvilitaia und auch Manios den Verein verließen. Hambardzumyan sucht aber auch selbst immer wieder Abschlüsse nach Einrückbewegungen oder direkte Pässe in die Schnittstellen. Allerdings hat er seine Problemchen im Passspiel, ist teilweise zu stark in den Aufbau miteingebunden und ist auch im Zurücklaufen schwächer als Correia auf links. Weiters hat er Probleme im Zweikampf, wenn er bei gegnerischen Angriffen nach innen rücken und einen Hybrid-Innenverteidiger spielen muss. Gesetzt ist er aber auf jeden Fall: Der erst 17-jährige Nikolas Chatzimitsis ist ein klassisches Backup.
Ballsicherer Kapitän als wichtiger Schlüsselspieler
Im zentralen Mittelfeld gibt es zwei besonders wichtige Stabilisatoren, um nicht zu sagen Schlüsselspieler. Einer von ihnen ist der Kapitän des Teams, der 28-jährige Kostakis Artymatas, der wiederum dem rechten Verteidiger Hambardzumyan mit seinem cleveren Stellungsspiel und seiner Ruhe sehr entgegenkommt. Artymatas ist ein sehr guter Passspieler und Taktgeber, auch aktueller zyprischer Nationalspieler und der Akteur, der im Mittelfeld von Anorthosis die wenigsten Fehler macht. Er ist ein leicht rechtslastiger Sechser, bewegt sich aber im Raum gut, rochiert immer wieder nach links, kann gegen den Ball auch tief auf Höhe der Viererkette zurückrücken. Für gewöhnlich ist er auch der Spieler, der die meisten Zweikämpfe gegen den Ball zieht und ist somit auch ein wichtiger physischer Faktor im Spiel von Famagusta.
Tschechischer Routinier wird zu „box-to-box“ gezwungen
Eine ebenso wichtige Rolle wird der Tscheche Jan Husbauer (31) einnehmen. Der wiederum ist etatmäßig ein Achter, aber wird sich nach dem schmerzlichen Abgang des Georgiers Daushvili auch defensiv flexibilisieren müssen. Nachdem auch der Israeli Dor Micha wegbrach, ist Husbauer nun das wichtigste Bindeglied zwischen den Linien und fast schon gezwungen „box-to-box“ zu spielen. Das bedeutet für den routinierten Tschechen natürlich ein hohes Pensum und große Anforderungen an seine Konzentration, aber grundsätzlich sollte er dem gewachsen sein. In den letzten Spielen balancierte er seine Aufgaben stets gut aus, indem er gerne den abkippenden Part einnahm, sich für den Spielaufbau zurückfallen ließ und Artymatas ein wenig nach vorne schob. Husbauer ist aber kurioserweise ein gelernter Stürmer, der im Laufe seiner Karriere immer weiter zurückwanderte und wohl auch daher ist er ein Spieler, der nicht viele Bälle abfängt, sondern eher Räume zustellt. Mit Ball ist es demnach sicher kein Fehler, eher Husbauers als Artymatas’ Räume zu bespielen.
Slowenischer Routinier als mögliche Variante für die Doppelacht
Nun gibt es im zentralen Mittelfeld aber noch einige andere Optionen, die allesamt wohl ähnlich gute Chancen auf Einsätze haben dürften. Auf längere Sicht dürfte man sich wohl am meisten vom Slowenen Denis Popovic (31) erwarten, der aber erst vor zwei Wochen aus China kam. Dieser hat den Vorteil, mit seinen 187cm physische Stärke mitzubringen, leicht linkslastig zu agieren und gilt zudem als guter Balleroberer in der ersten aktiven Pressinglinie. Ob er nach so kurzer Zeit aber schon bereit für die Startelf in einem derart schwierigen Spiel ist, ist durchaus fraglich. Im letzten Testspiel spielte er 35 Minuten lang, wenngleich dieser Test keine klaren Rückschlüsse über eine mögliche Startelf der Zyprer gibt. Mehr zur Formation im Test gegen PAEEK später.
Mehrere junge Alternativen fürs Mittelfeldzentrum
Der 23-jährige Andreas Neofytou ist einerseits zu unerfahren und könnte für ein zentrales Mittelfeld neben Husbauer und Artymatas auch zu defensiv ausgerichtet sein und für zu wenig offensive Entlastung sorgen. Der 21-jährige Michalis Ioannou, der gerade erst von einer Leihe von Roda Kerkrade zurückkehrte, hat hier wohl bessere Chancen, zumal er eher Sechser als Achter ist und als hochtalentiert gilt. Er hatte in der jüngeren Vergangenheit jedoch noch das Problem, dass er zu wenige Zweikämpfe gewann, wenn ihn der Gegner gezielt bespielte und in viele Duelle zwang. Für ihn ist gerade das Hinspiel also wohl auch nicht prädestiniert.
Gute, wenn auch Außenseiterchancen auf einen Einsatz hat hingegen der 20-jährige Andreas Chrysostomou, der im Nachwuchs von Inter Mailand und Sampdoria Genua spielte und ein lästiger Spieler ist, der großen Laufaufwand betreibt und zahlreiche Zweikämpfe zieht. Jedoch ist auch er eher ein Defensivspieler und eine Konstellation mit Husbauer und Artymatas womöglich zu reaktiv.
Mehrere Ausfälle
Einige weitere Kaderspieler sind aufgrund von Verletzungen und/oder Trainingsrückstand wohl kein Thema für das Rapid-Spiel: So zum Beispiel der bosnisch-stämmige Däne Azer Busuladzic (29), das Offensivtalent Konstantinos Georgallidis (19) oder auch der routinierte Andreas Avraam (34), der vor der Saison von Aris Limassol kam und der einzige Linksfuß im Mittelfeldverbund der Zyprer ist. Man sieht hier also eine sehr deutliche Rechtslastigkeit, wegen der ein Einsatz von Popovic (allerdings ebenfalls Rechtsfuß) trotz kurzer Verweildauer beim Klub am wahrscheinlichsten wirkt.
Der neue Spielmacher als großes Fragezeichen in der Einbindung
Ein Spieler könnte hier jedoch das Zünglein an der Waage sein: Der 34-jährige Grieche Lazaros Christodoulopoulos wechselte gerade erst von Atromitos Athen zu Anorthosis, spielte zuvor für Olympiakos Piräus, AEK Athen und in Italien für Sampdoria, Hellas Verona und Bologna. Der 35-fache Nationalspieler ist ein Mentalitätsspieler, extrem umtriebig und ausgefuchst und kann de facto überall spielen, wenngleich er ein etatmäßiger Rechtsaußen ist. Es ist durchaus denkbar, dass Trainer Ketsbaia die Ausrichtung von Husbauer und Artymatas tiefer als sonst wählt, dafür aber davor Christodoulopoulos als Freigeist aufstellt und ihn in der vorderen Pressingreihe der Zyprer umrühren lässt. Speziell im Auswärtsspiel erwarten wir den Routinier mit Sicherheit, in Wien könnte ihm aber auch eine Jokerrolle zukommen. Ihn im Mittelfeld zu bringen, wäre womöglich zu offensiv. Auch eine Lösung auf Dauer ist Christodoulopoulos mit seiner intensiven Spielweise nicht. Normalerweise geht ihm nach einer Stunde die Puste aus.
Große Veränderungen in der Offensivreihe
Was die drei offensiven Positionen betrifft, steht Ketsbaia ein wenig vor einer Glaubensfrage: Will er einen Stoßstürmer, der Bälle festmachen soll, um Mitspieler nachrücken zu lassen oder wählt er die direktere Kontervariante. Wir tippen auch aufgrund der letzten Testspielformation auf Letzteres, allerdings mit leichten Abwandlungen.
Nach den Abgängen von Kvilitaia und Manias verfügt Anorthosis zumindest derzeit nur noch über einen echten, fitten Brecherstürmer: Der 83-fache nordirische Teamspieler Kyle Lafferty wechselte im Sommer von Kilmarnock nach Zypern. Im letzten Test gegen PAEEK spielte der Routinier allerdings nicht. Er wäre natürlich ein mit allen Wassern gewaschener Zielspieler britischer Prägung, hätte aber nicht mehr die Neben- und Hintermänner, die er in der Vorsaison noch angetroffen hätte (speziell Okriashvili und Micha). Der 198cm große georgische Brecher Nika Kacharava ist bereits seit einem halben Jahr verletzt und damit keine Option.
Rousias als Hybridlösung
Demnach tippen wir eher darauf, dass sich die Zyprer für eine „brecherlastige Hybridlösung“ entscheiden und Onisiforos Rousias (29) die Sturmspitze geben wird. Dies hat einen bestimmten Grund, denn Rousias, einer der wenigen Linksfüße im Team und mit seinen 188cm immer noch ein passabler Wandspieler, pendelt immer wieder nach außen und spielt auch häufig als linker Flügelstürmer. Damit könnte Anorthosis im Konterspiel etwas flexibler sein und eventuell auch Flügelüberladungen zustandebringen. Auch im Falle eines möglichen Stürmerwechsels wäre man so etwas flexibler und könnte Rousias drin behalten und auf links stellen. Eine sehr defensive Option wäre es wiederum Lazaros Christodoulopoulos als falsche Neun einzusetzen – unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich.
Deletic spielt Kaltsas aus dem Team
Am rechten Flügel sollte klar sein, dass die serbische AEK-Athen-Leihgabe Milos Deletic (27) auflaufen wird. Der gilt als inverser Winger, der auch ohne Ball gut einrückt und immer wieder in der Spitze auftaucht. Ein echter Goalgetter war der gebürtige Belgrader zwar nie, aber sein Laufspiel kann gegnerische Abwehrreihen durchaus auseinanderreißen. Damit würde sich Deletic gegen den Griechen Nikos Kaltsas (31) durchsetzen, der letzte Saison noch einer der Stärksten bei Anorthosis war, aber unbestätigten Berichten zufolge nicht topfit aus dem Urlaub zurückkam.
Spektakuläre, aber defensiv schwache Optionen am linken Flügel
Auf der linken Seite würde damit der flankenfreudige und sehr direkte Dimitrios Christofi (32) spielen, der jedoch massive defensive Mängel mitbringt. Er probiert extrem viel aus, geht immer wieder in Dribblings, schlägt sehr viele Flanken, auch aus dem Halbfeld, schließt auch gerne aus der Distanz ab. Damit einhergehend sind aber zahlreiche Ballverluste, nach denen er nicht immer gut hinter den Ball kommt. Auf seinen Ersatzmann, den Kameruner Charles Eloundou (26), der eher ein klassischer Grundlinienläufer ist und letztes Jahr deutlich nur Ersatzmann war, trifft dies aber ebenfalls zu.
Somit wäre die gefährlichste Variante wohl eine mit Deletic auf rechts, Lafferty in der Zentrale und Christofi auf links – allerdings erwarten wir hier eher die „Sicherheitsvariante“ mit dem pendelnden Rousias anstelle von Lafferty. Dies ist aber Geschmackssache und es ist ebenso gut möglich, dass Ketsbaia in einem hitzigen Europacupspiel keinesfalls auf Laffertys Routine verzichten will.
Ketsbaia muss Mittel gegen die Rechtslastigkeit finden
Wie bereits zuvor erwähnt, lässt die Startaufstellung vom 4:1-Testspielsieg gegen PAEEK nicht unbedingt zwingende Rückschlüsse auf die Anorthosis-Startelf am kommenden Donnerstag zu. So begann Rapids Gegner im letzten Test:
Im Vergleich dazu erwarten wir vor allem Veränderungen in der Innenverteidigung, zumal die Rechts(fuß)lastigkeit doch massiv ins Auge sticht und gerade in hektischeren Situationen zu einem Problem für die Zyprer werden könnte. Die Zehnerposition könnte gerade im Hinspiel ebenfalls noch zu einem großen Fragezeichen werden und es ist gut möglich, dass Ketsbaia auf die Sicherheitsvariante mit Popovic setzt. Andererseits wäre es aber auch ein Fehler auf Christodoulopoulos zu verzichten, wenngleich dies eine durchaus offensive Herangehensweise wäre. Hier geben wir den beiden Varianten jeweils eine 50:50-Chance.
Insgesamt großer Qualitätsverlust in sehr kurzer Zeit
So erwarten wir Anorthosis im Auswärtsspiel gegen Rapid. Ausgebleicht die möglichen Alternativen:
Unterm Strich steht, dass Anorthosis, das schon letzte Saison nichts mit dem Meistertitel in Zypern zu tun hatte und im Meisterplayoff gegen die stärkeren Teams äußerst durchwachsen performte, auf praktisch allen veränderten Positionen schwächer wurde. Christofi ist kein passender Ersatz für Okriashvili, im Angriff ist man durch den Wegfall von Kvilitaia ebenfalls weniger durchschlagskräftig, der Wegfall von Abwehrchef Vrgoc wird enorm schmerzen und Husbauers neue Rolle und ein noch nicht hundertprozentig fitter Christodoulopoulos werden die Abgänge von Daushvili und Micha zumindest kurzfristig nicht kompensieren können.
Wie wir aus der Vergangenheit wissen, kann auswärts in Zypern schon alleine aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit vieles passieren, aber mit einer seriösen und zielgerichteten Leistung könnte Rapid hier im Hinspiel bereits die halbe Miete einfahren, denn sowohl was die Qualität, als auch was die Eingespieltheit betrifft, sind die Unterschiede zwischen Rapid und Anorthosis aktuell sehr groß. Wir tippen daher am Donnerstag auf eine souveräne und erfolgreiche Vorstellung der Hütteldorfer!
Daniel Mandl, abseits.at
Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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