Ins Playoff zur UEFA Europa League gegen den SC Braga kann der SK Rapid sowohl entspannt, als auch zuversichtlich gehen. Die Teilnahme an einer... Teamanalyse: Das ist Rapids Playoff-Gegner Braga!

Ins Playoff zur UEFA Europa League gegen den SC Braga kann der SK Rapid sowohl entspannt, als auch zuversichtlich gehen. Die Teilnahme an einer europäischen Gruppenphase haben die Hütteldorfer nämlich schon sicher. Wir haben den Gegner der Grün-Weißen im Detail analysiert!

Eine Sache haben der kommende und der letzte Rapid-Gegner – Braga und Trabzonspor – gemeinsam. Beide sind in ihren Herkunftsländern die „vierte Kraft“. Während Trabzonspor die drei Istanbuler Großklubs zu ärgern versucht, steht Braga zumeist den drei Topklubs Benfica, Porto und Sporting nach. Das zeigt auch ein langfristiger Blick auf die Endergebnisse der Primeira Liga: In den letzten zehn Jahren wurde Braga zweimal Dritter, siebenmal Vierter und einmal Fünfter.

Einen Meistertitel konnte Braga noch nicht feiern, allerdings gewann mal dreimal den portugiesischen Cup und schaffte es 2011 bis ins Finale der Europa League, wo man im Finale ausgerechnet gegen Porto den Kürzeren zog.

Umbruch nach schmerzhaften Abgängen

Die neue Saison bringt für den portugiesischen Klub durchaus einen kleinen Umbruch mit sich. Mit Álvaro Djaló (Bilbao), Rodrigo Gomes (Wolverhampton), Moatasem Al-Musrati (Besiktas) und Abel Ruiz (Girona) verlor man vier hochveranlagte Spieler, für die man insgesamt 50 Millionen Euro an Ablösen lukrierte. Die teuersten von ihnen, Djaló und Gomes, waren die sechstteuersten Verkäufe der Vereinsgeschichte. Teurer waren nur Rafa, Paulinho, David Carmo, sowie die beiden allerteuersten Trincao und Vitinha. Ersterer wechselte 2020 um 31 Millionen Euro nach Barcelona und Letzterer ging um 32 Millionen nach Paris.

Braga zahlt keine Wucherpreise

Selbst kauft Braga meist in einer Range zwischen zwei und sechs Millionen Euro ein. Einzig für Abel Ruiz (acht Millionen) und den jungen Brasilianer Wallace (neun Millionen) bezahlte der Klub mehr. Der teuerste in der neuen Saison war der deutsche Verteidiger Bright Arrey-Mbi, der um 6,2 Millionen aus Hannover kam. Im Vergleich zu anderen Klubs dieser Größenordnung gibt Braga also recht wenig Geld auf dem Transfermarkt aus. Mit 21 Millionen Euro Gesamtablösen bekam Braga diesen Sommer sieben neue Spieler dazu.

Vier Trainer seit April

Der Trainer des Teams ist der 58-jährige Portugiese Carlos Carvalhal, der bei kleineren portugiesischen Klubs gut funktionierte, aber etwa bei Sporting, im walisischen Swansea, sowie zuletzt bei Celta Vigo und Olympiakos floppte. Er betreute Braga bereits zwischen 2020 und 2022 und holte mit dem Team den Cup und den Ligapokal, war insgesamt ein beliebter Trainer.

Der in Braga geborene Carvalhal spielte selbst auch jahrelang für den Klub. Er saß erst zweimal auf der Bank, denn noch in der ersten Runde der Meisterschaft und auch im Hinspiel gegen Servette war mit Daniel Sousa noch ein Interimscoach der Übungsleiter, nachdem Artur Jorge entlassen wurde und der vorherige Interimstrainer Rui Duarte keinen langfristigen Vertrag bekam. Braga hat demnach jetzt seinen vierten Trainer seit Anfang April. Dass die Wahl dabei auf Carvalhal fiel, erfreute die Fans grundsätzlich, wirkte dennoch wenig fantasievoll.

Schützenfest zum Quali-Start, danach Ladehemmung

Dennoch startete Braga gut in die Saison, was auch mit dem ersten Europacup-Auftritt zusammenhing. Gegen Maccabi Petah Tikva gab man sich keine Blöße, gewann zu Hause mit 2:0 und auswärts mit 5:0, wobei die Gegenwehr der Israelis nicht europacupreif war. Für das Playoff gegen Rapid qualifizierte man sich mit einem 2:1-Auswärtssieg bei Servette Genf, nachdem man beim 0:0 zu Hause über weite Strecken die schwächere Mannschaft war.

In die Liga startete Braga mit einem enttäuschenden 1:1 bei Estrela Amadora. Am vergangenen Wochenende konnte man mit einem 1:0-Arbeitssieg bei Boavista Porto aber wieder vertretbare Verhältnisse herstellen. In den nächsten Wochen warten mit Moreirense und Gil Vicente auch eher kleine Gegner auf Braga. Gegen die echten Top-Teams geht es erst ab Oktober.

Nur 0.94 xG pro Spiel in den letzten vier Partien

Die xG-Werte der bisherigen Partien zeigen aber auch, dass Braga bisher Probleme hatte, sich zahlreiche klare Torchancen herauszuarbeiten. Das Team wirkt in den Abläufen noch nicht perfekt eingespielt und ist noch stark von individuellen Einfällen und Aktionen abhängig. Vieles war noch brotlose Kunst. Wenn man nur die beiden bisherigen Ligaspiele und die Duelle mit Servette Genf heranzieht, so kam Braga nur auf 0.94xG pro Partie. Hier alle Werte der bisherigen Saison im Detail (xG-Quelle: Wyscout).

Datum

Spiel

Ergebnis

xG

25.7.2024

SC Braga – Maccabi Petah Tikva

2:0

3.34 : 0.08

1.8.2024

Maccabi Petah Tikva – SC Braga

0:5

0.33 : 1.98

8.8.2024

SC Braga – Servette Genf

0:0

0.44 : 0.92

11.8.2024

SC Braga – Estrela Amadora

1:1

1.72 : 0.76

15.8.2024

Servette Genf – SC Braga

1:2

1.33 : 0.92

18.8.2024

Boavista Porto – SC Braga

0:1

0.39 : 0.70

Auffällig war dabei auch, dass Braga in allen Spielen mehr Ballbesitz hatte – teilweise deutlich. Die Quote an erfolgreichen Pässen bewegte sich zwischen 80 und 86% und sowohl im Heimspiel gegen Servette, als auch am vergangenen Wochenende bei Boavista spielte das Team jeweils 598 Pässe, also ausgesprochen viele. Die Ballverluste, die Braga zu verzeichnen hatte, passierten häufig in hohen Zonen des Spielfelds. Den Ballbesitz nutzt man also um als Block hochzuschieben und den Gegner sowohl vom Zugriff, als auch vom eigenen Tor fernzuhalten. Das allerdings hat auch seine Tücken, wie wir später analysieren wollen.

Klare, einfache Passmuster

Wie es bei derart hohen Passzahlen zu erwarten ist, sind die Passmuster des Teams eher kurz und sicher. Das zeigt auch die Passmatrix vom Spiel gegen Boavista am vergangenen Wochenende:

Die Innenverteidiger interagieren sehr viel, schieben den Ball häufig hin und her um den Gegner zum Verschieben zu zwingen. Vor allem Linksverteidiger Marín steht eher tief und sucht im Spielaufbau den einfachen, aber progressiven Pass, sodass das spielstarke Mittelfeld aufdrehen und sich entfalten kann. Die Positionierungen der Offensivspieler sind stark darauf ausgerichtet, Flügelüberzahl zu generieren, damit die dribbelstarken Flügel in Eins-gegen-Eins-Situationen kommen und die Chance auf Stanglpässe auf den Zielspieler haben. (Screenshots von WyScout S.p.a.)

Systematisch klar, mit Kapitän Horta als offensiven Freigeist

Das 4-2-3-1 als Grundordnung ist grundsätzlich unumstößlich, allerdings orientiert sich der „Zehner“ mit der Nummer 21, Ricardo Horta, immer wieder ins Sturmzentrum und agiert wie ein zweiter Stürmer. Dahinter sorgt eine klare Sechs-Acht-Staffelung für ausreichende Absicherung in der Tiefe.

Die Besonderheiten in der Grundordnung sind im Allgemeinen stets dieselben, wie die Durchschnittspositionen vom 1:1 gegen Estrela Amadora zum Ligaauftakt zeigen.

Obwohl Horta (21) hier als etatmäßiger Rechtsaußen aufgeboten war, zog es ihn stark in die Mitte, wodurch Außenverteidiger Mendes (17) hochschieben konnte bzw. musste. Anders ist es auf der anderen Seite. Hier hatte in diesem Fall der hochtalentierte Roger (11) eine sehr hohe Durchschnittsposition am linken, offensiven Flügel, die dahinter vom sehr tief bleibenden Marín (19) abgesichert wurde.

Die Rolle von Linksverteidiger Marín

Die Position und Rolle von Marín ist eine Facette im Spiel Bragas, die genauer beleuchtet werden muss. Der Spanier riskiert nur wenig Tiefe in seinem Spiel, weil seine Vorderleute Roger oder Bruma zumeist sehr offensiv denken und wenig nach hinten arbeiten. Wenn man auf der linken Abwehrseite Bragas demnach eine Überzahl schaffen und Marín anlaufen kann, kann man die Ordnung des Teams massiv stören – einerseits, weil die Absicherung durch die Offensivspieler unzureichend ist, andererseits, weil ein Innenverteidiger oder ein Spieler aus dem Sechserverbund herausrücken muss, um den oft alleine gelassenen Marín zu unterstützen. Hinzu kommt, dass der Spanier allgemein nicht die besten Defensivwerte hat und schon mal überlaufen werden kann. Auch seine oft zu weit nach innen kippenden Bewegungen können zu einem Problem für Braga werden.

Räume auch hinter dem Rechtsverteidiger zu finden

Während die linke Abwehrseite der Portugiesen also durch Überladung bespielt werden kann, sind es auf der rechten Abwehrseite Bälle hinter den Außenverteidiger, die für Probleme bei Braga sorgen können. Auch hier hat die Mannschaft von Carvalhal das Problem, dass die Offensivflügel auch sehr offensiv denken, häufig invers agieren und den Flügel in der Rückwärtsbewegung nicht gut genug absichern. Zudem steht mit Mendes der Rechtsverteidiger grundsätzlich eher höher, weshalb hinter ihm Räume aufgehen können. Etwas ausbalancierter agiert hier mit dem Spanier Gómez die zweite und wahrscheinlichere Option für diese Position.

Großes Potential in der Innenverteidigung – aber noch mit Mängeln

In der Innenverteidigung hat Braga mit den beiden Neuverpflichtungen Arrey-Mbi und Robson Bambu offenbar Glücksgriffe getätigt, aber auch die beiden sind noch nicht perfekt abgestimmt und bekommen in den Zwischen- und Halbräumen immer wieder Probleme. Das Potential der beiden Abwehrspieler ist definitiv hoch, aber auch die beiden erwischt Rapid wohl noch zur richtigen Zeit, zumal man sie mit zwei Stürmern durchaus beschäftigen kann. Zudem haben sie beim Herausschieben aus der Kette phasenweise noch Abstimmungsschwierigkeiten oder rücken beide gleichzeitig zu weit hinaus. Der Ausfall des malischen Abwehrchefs Niakaté schmerzt Braga durchaus.

Teilweise „zu engmaschig“

Man kann die Innenverteidiger vor allem dann vor Probleme stellen, wenn man es schafft, Tiefgang herzustellen. Braga zeigte in den letzten Wochen immer wieder, dass man Ballkontrolle in möglichst hohen Positionen haben möchte. Das impliziert aber auch, dass die Innenverteidiger in Ballbesitz sehr hochschieben und das Zentrum der Portugiesen bei eigenem Ballbesitz sehr dicht und engmaschig ist – die Sechser und die Innenverteidiger stehen sich schon mal auf den Füßen. Nach Balleroberungen durch den Gegner kann das zu Problemen in der Rückwärtsbewegung führen.

Hier ein Beispiel aus dem Spiel gegen Estrela Amadora, das zeigt, wie der Gegner (schwarze Trikots) die Tiefe sucht. Das Zentrum von Braga ist hier massiv überladen und Amadora sucht beidseitig die Tiefe. Marín (19) orientiert sich am ballfernen Flügel zu sehr zum Ballführenden bzw. zum aktiven Flügel und der offensive Bruma (7) ist teilnahmsloser Zuschauer. Amadora-Stürmer Kikas (98) kann sich ohne Probleme davonstehlen und wird Sekunden später zum 1:1 ausgleichen, weil Marín keine Unterstützung von Bruma bekam und nach der entscheidenden Flanke den einen Schritt zu nahe am aktiven Flügel stand.

In diesem Video könnt ihr die ganze Szene ab 2:35 sehen:

Sehr spielstark, gute Dribbler

Die klaren Stärken von Braga sind spielerischer Natur. Am Ball kann die Mannschaft sehr viel, das Mittelfeld ist enorm spielstark. Grundsätzlich verfügt die Mannschaft über großen Ideenreichtum, einzig die Häufigkeit der zündenden Ideen passt noch nicht, was sich in schwachen xG-Werten niederschlägt. Besonders gefährlich sind die beiden Flügel Bruma und Roger, die beide intensive Dribbler sind und invers agieren. Wenn die beiden Fahrt aufnehmen, kann es immer gefährlich werden. Ihre Fehlerquote ist aufgrund der spektakulären Spielweise zwar hoch, aber sie versuchen immer und immer wieder durchzustarten und in gute Abschlusssituationen zu kommen.

Klare Zielspieler im Sturmzentrum

Die Angreifer – hier wird entweder der Spanier Fernández oder der Marokkaner El Ouazzani spielen – sind klassische Zielspieler, die nur wenig ins Spiel der Mannschaft eingebunden sind, sondern von den Flügeln und Spielmacher Horta oder seinem Hintermann Zalazar gefüttert werden sollen. Diese sehr fokussierte Herangehensweise erwies sich für die Stürmer bisher als Vorteil und beide konnten in den bisherigen Spielen durchaus überzeugen, obwohl sie nur wenige Zweikämpfe gewinnen und wenig ins Passspiel eingebunden sind.

Konzentrationsfrage

Die hohe Passintensität des gesamten Mittelfeldverbundes mitzugehen und nicht die Konzentration zu verlieren, ist demnach eine der wichtigsten Aufgaben für Rapid. Das Spiel wird was ebendiese Konzentration betrifft deutlich schwieriger als die Partien gegen Trabzonspor und Rapid wird verhältnismäßig selten den Ball haben. Wenn man ihn allerdings mal gewonnen hat, dann kann man doch einige defensive und strukturelle Schwächen beim Gegner ausnutzen und bespielen.

Mehrere Ausfälle bei Braga

Auch die Personallage ist für Braga-Coach Carvalhal nicht ideal und er muss auf einige wichtige Akteure verzichten. Der 37-jährige Altstar Joao Moutinho, der ein absolutes Passmetronom im zentralen Mittelfeld wäre, wird zumindest das Hinspiel verpassen. Auch der Top-Stürmer der Vorsaison, Simon Banza, hat mit Knieproblemen zu kämpfen und wird ausfallen. Zudem sind mit Paulo Oliveira und Sikou Niakaté zwei Alternativen – davon eine sehr wichtig – für die Innenverteidigung verletzt und auch Stammkeeper Matheus wird zumindest im Spiel in Braga fehlen.

Wir sehen uns nun die einzelnen Positionen im Detail an:

Torhüter

Der brasilianische Routinier Matheus (32) ist ein richtig verrückter Keeper und Leader, der gerade in Zeiten des Umbruchs im Kader wichtig wäre und seit zehn Jahren in Braga spielt. Allerdings wird er wie schon gegen Boavista verletzungsbedingt fehlen und ist erst fürs Rückspiel in Wien ein Thema.

Sein Ersatz ist der junge Tscheche Lukas Hornicek (22). Der 198cm-Mann ist bereits seit fünf Jahren in Braga, spielte für die Kampfmannschaft aber erst neunmal und steht vor seinem Europacupdebüt. Der tschechische U21-Teamtorhüter ist im Vergleich zu Matheus der wesentlich ruhigere Keeper und trotz guter Anlagen nicht so dominant wie der Brasilianer. Der Ausfall des „Einsers“ ist für Rapid also definitiv kein Nachteil.

Innenverteidigung

Mit Bright Arrey-Mbi (21) und Robson Bambu (26) spielen derzeit zwei Neue im Abwehrzentrum. Der kamerunisch-stämmige Deutsch-Engländer Arrey-Mbi ist Linksfuß, spielte im Nachwuchs für Chelsea und Bayern und zuletzt zwei Jahre in Hannover. Der deutsche U21-Teamspieler ist ein schneller Abwehrspieler mit guter Passqualität und hoher Intensität im statischen Verteidigen. Er wird voraussichtlich häufig gegen Burgstaller spielen, was ein ausgesprochen spannendes Duell werden könnte. Arrey-Mbi ist dafür bekannt, dass er sehr eng manndeckt und Burgstaller wiederum, dass er weiß, wie man sich davonstiehlt. Die Situation, dass Burgstaller zumeist gegen Arrey-Mbi spielen wird und nicht Beljo, könnte vorteilhaft für Rapid sein.

Robson Bambu ist ein brasilianischer Rechtsfuß, der ebenfalls stark im Zweikampf ist, allerdings gelegentlich auch Balanceschwierigkeiten zeigt, was gegen den größeren der beiden Gegenspieler zu einem Problem werden könnte. Bei ihm könnte es wichtig sein, ihn in Laufduelle zu verwickeln und die Balanceprobleme für sich zu nutzen. Am Ball ist auch Bambu ein ausgezeichneter Verteidiger, der auch etwas progressiver agiert als Arrey-Mbi.

Eigentlich ist der malische Linksfuß Sikou Niakaté (25) gesetzt – allerdings eher statt Bambu, als anstelle von Arrey-Mbi, womit zwei Linksfüße in der Innenverteidigung spielen würden. Der zwölffache Teamspieler laboriert allerdings an einer kleineren Verletzung, fehlte bereits gegen Boavista und wird auch im Hinspiel gegen Rapid ausfallen.

Erster und derzeit einziger Ersatzmann ist somit der junge Türke Serdar Saatci (21), der einen guten Herbst 2023 spielte, momentan aber nur zweite Wahl ist. Mit Paulo Oliveira (32) ist ein weiterer Routinier derzeit verletzt out. Es ist eher zu erwarten, dass Trainer Carvalhal auf die besten fitten Innenverteidiger zurückgreifen und etwa Saatci beispielsweise in den nächsten Ligapartien gegen kleinere Gegner hineinrotieren wird.

Außenverteidigung

Auf der rechten Abwehrseite bekam der kongolesisch-stämmige Schwede Joe Mendes (21) zuletzt in der Liga den Vorzug. Dieser gilt als laufstark und recht passsicher, hat seine Stärken aber vor allem in der Offensive und schiebt im Vergleich zu seinem Pendant auf der linken Seite recht hoch. Das hat auch damit zu tun, dass seine Vorderleute häufig einrücken und er somit zum Schienenspieler wird, ähnlich wie es bei Rapid bei Bendegúz Bolla der Fall ist.

Es ist allerdings etwas wahrscheinlicher, dass der Spanier Víctor Gómez (24) als Rechtsverteidiger zum Einsatz kommt. Der 169cm große Rechtsfuß war in den letzten zwei Jahren eine Konstante, ist der bessere Passspieler und auch Flankengeber bzw. Vorbereiter. Im Europacup spielte er in allen Partien von Beginn an, in der Liga wurde er geschont. Wie Mendes schiebt auch Gómez deutlich höher als der Linksverteidiger, allerdings agiert er eher ein bisschen einrückend und ist in seinen Bewegungen etwas ausbalancierter. Für Rapid wäre es ein Vorteil, wenn Mendes starten würde.

Auf der linken Seite „muss“ derzeit der bereits häufiger erwähnte Spanier Adrián Marín (27) ran, aber zufrieden ist man mit seinen zuletzt durchwachsenen Leistungen noch nicht. Er ist durch seine häufig fehlende Bindung zu den Vorderleuten definitiv eine der Schwachstellen, die man bespielen muss. Sein Ersatzmann ist mit dem Polen Bartlomiej Wdowik (23) ein Neuzugang vom polnischen Meister Jagiellonia Bialystok, der allerdings noch große Anpassungsschwierigkeiten hat, erst 20 Minuten spielte und womöglich noch für ein Jahr verliehen wird. Hier wird Braga in den nächsten Wochen wohl noch nachrüsten.

Zentral-defensives Mittelfeld

Aktuell setzt Braga auf eine recht klare Sechs-Acht-Zehn-Staffelung. Auf der Sechs ist der Brasilianer Vitor Carvalho (27) meistens gesetzt. Der 186cm-Mann kam im letzten Sommer von Gil Vicente und machte in Braga einen klaren Sprung nach vorne. Er ist ein Sechser, der die Breite des Feldes abdeckt und viele Zweikämpfe zieht, dabei im Schnitt etwa die Hälfte gewinnt. Sein Passspiel ist zumeist einfach, aber präzise und er ist eine wichtige, eher tiefe Pressinginstanz. Er lässt sich nicht auf Dribblings ein, treibt das Spiel eher durch kurze Pässe, als durch progressive Läufe an. Da und dort versucht er auch aus der Distanz aufs Tor zu schießen, allerdings durchschnittlich mit mäßigem Erfolg. Bei Standards ist er jedoch ein Spieler, den man sehr genau verteidigen muss.

Sein Ersatz auf der Sechserposition ist mit Thiago Helguera (18) ein Neuzugang aus Uruguay, den man im Juli um knapp vier Millionen Euro aus Montevideo holte, der aber vorerst noch bedächtig an die erste Mannschaft herangeführt und klarer Reservist ist.

Auf der Achterposition im zentralen Mittelfeld spielt mit dem Ex-Schalker Rodrigo Zalazar (25) ein ausgesprochen spielfreudiger, technisch hervorragender Spieler, der vor allem mit seiner großen Effizienz punktet. Alleine in der laufenden Saison kommt er bereits auf zwei Tore und vier Assists in sechs Partien. Der in Spanien geborene Uruguayer ist eine absolute Bank im Spiel von Braga und vor allem im Spiel mit dem Ball einer der Dreh- und Angelpunkte, sowie ein sehr guter Standardschütze. Einzig im Spiel gegen den Ball hat er immer wieder ein paar Aussetzer oder geht etwas zu leichtfüßig an die Sache heran, was wohl auch der einzige Grund dafür ist, dass er „nur“ für Braga und nicht deutlich höher spielt. In der Vergangenheit wurde er bereits mit wesentlich größeren Klubs in Verbindung gebracht, aber die Leichtfußmentalität bremste ihn ein wenig. Gerade wenn er den Ball und Freiheiten hat, ist er jedoch ein brandgefährlicher Akteur, auf den Trainer Carvalhal definitiv nicht verzichten wird.

Der bekannteste Name im Team von Sporting Braga, wie der Klub ebenfalls genannt wird, ist aber definitiv der im Hinspiel verletzte Joao Moutinho (37). Der bald 38-Jährige spielte für Sporting, Porto, Monaco und die Wolverhampton Wanderers, sowie 146-mal im portugiesischen Nationalteam, mit dem er 2016 auch Europameister wurde. Er ist der mit Abstand beste Passspieler im Team und kommt als Sechser oder Achter zum Einsatz, wenn er fit ist. Er löst in seinem durchaus stolzen Fußballeralter vieles mit seiner Umsicht und seinem Stellungsspiel und wäre im Verbund mit Zalazar ein Spieler, der das Mittelfeld technisch noch einmal perfektioniert. Würde er auch im Rückspiel fehlen, wo es für Braga vor allem um Kontrolle und Ruhe gehen wird, wäre dies ein großer Vorteil für Rapid.

Alternativen auf der Achterposition sind zwei Leihheimkehrer: André Horta (27) spielte zuletzt ein halbes Jahr für Olympiakos, kam aber seit seiner Rückkehr zu keinem Einsatz. Der auf der Insel Mayotte geborene Franzose Jean-Baptiste Gorby (22) wiederum ist ein Spieler, den man als Sechser-Achter-Hybrid zum Absichern von Ergebnissen bedenkenlos bringen kann.

Offensives Mittelfeld

Auf der Zehnerposition ist die Vereinslegende und Kapitän Ricardo Horta (29) das Um und Auf. Horta spielt seit acht Jahren in Braga und ist in der Offensive ein Freigeist, der sehr viel pendelt und Gegenspieler verschleppt. Mit dem Ball ist er zumeist der Ideengeber und ein sehr guter Vorbereiter und Einfädler. Horta schießt häufig aufs Tor, ist sehr torgefährlich und hat durch seine etatmäßige Position des Linksaußen einen klaren Linksdrall in seinem Spiel. Wie man in einer der oben stehenden Grafiken sehen kann, kann er allerdings auch als inverser Rechtsaußen auflaufen, was vor allem dann sinnvoll ist, wenn Braga im Zentrum mit Zalazar und Moutinho und zudem mit Carvalho als zusätzliche Absicherung spielen will, wie es im Spiel gegen Estrela Amadora der Fall war.

Horta bringt sehr ausgewogene Passmuster mit und trifft zumeist die richtige Entscheidung. Er komplettiert das spielfreudige und passsichere zentrale Mittelfeld, das durch seine meist hohe Durchschnittsposition, das ihn wie einen antizipativen Stürmer aussehen lässt, somit auch in der Tiefe des Raumes technisch sehr stark ist. Horta ist auf dieser Position praktisch alternativlos, wenngleich er eben auch auf einen der Flügel ausweichen kann, wenn das zuvor beschriebene Dreiergespann gemeinsam aufläuft.

Die offensiven Flügel

Dem zwölffachen portugiesischen Teamspieler Bruma (29) sagte man lange Weltklassepotential nach und er hatte immer wieder seine guten Phasen und Momente, schaffte aber nie den ganz großen Sprung nach oben. Und das obwohl er immerhin für Teams wie Galatasaray, Real Sociedad, RB Leipzig – wo er auch Robert Klauß kennenlernte – PSV Eindhoven oder Fenerbahce spielte. Er blieb schlussendlich immer ein Star in der „zweiten Reihe“, was auch mit mangelnder Effizienz und etwas zu viel Leichtfüßigkeit im Spiel nach hinten zu tun hatte. Der in Guinea-Bissau geborene Linksaußen ist am Ball ein intensiver und trickreicher Dribbler, der binnen kürzester Zeit hohes Tempo aufnehmen und abschließen kann. Defensiv verlässt er sich allerdings zu sehr auf seinen Hintermann, den ohnehin wackeligen Spanier Adrián Marín.

Auf der rechten Offensivseite spielt ein Jungstar, bei dem die aktuellen Lobeshymnen ähnlich klingen, wie einst bei Bruma. Über Roger Fernandes (18) haben wir bereits vor zwei Jahren im Rahmen einer Serie über internationale Megatalente berichtet. Schon damals haben wir seinen weiterer Werdegang relativ akkurat eingeschätzt, denn während der 166cm große Dribbler am Ball alles kann und in Dribblings ausgesprochen explosiv zu Werke geht, ist sein großes Manko die Defensivarbeit und auch weiterhin die Effizienz. Allerdings wird es bei ihm sehr stark darauf ankommen, dass sein Gegenspieler Jonas Auer intensiv und genau nach vorne verteidigt und ihn so schon in tieferen Feldpositionen stellt. Wenn man gegen ihn abwartend und zurückweichend agiert, wird er Rapid Probleme bereiten. Alternativ würde sich im Aufbau über die rechte Seite von Braga auch anbieten, dass etwa Lukas Grgic gelegentlich nach außen pendelt, um Roger früh klarzumachen, dass das Spiel gegen Rapid auch wehtun kann…

Braga verfügt zudem über zwei junge Flügelalternativen, die gerade vorsichtig herangeführt werden. Für Joao Marques (22), der gerade erst um 3,5 Millionen Euro aus Estoril geholt wurde und den Katalanen Gabri Martínez (21), der ablösefrei aus Girona kam, war bisher noch kein Startelfplatz drin. Beides sind allerdings interessante Rechtsfüße, die mit Vorliebe auf der linken Seite invers zum Einsatz kommen, die man in der Schlussphase noch einmal für ein bisschen frischen Wind bringen kann.

Angriff

Für den Topstürmer von Braga war es aufgrund von Knieproblemen ein gebrauchter Saisonstart: Der 189cm große Kongolese Simon Banza (28) kam in der vergangenen Saison auf 23 Saisontore, davon 21 in der Liga und wurde unter anderem mit Stuttgart und der AS Roma in Verbindung gebracht. Zumindest im Hinspiel wird der typische Zielspieler allerdings verletzt ausfallen.

Sein wahrscheinlichster Ersatzmann ist der in Frankreich geborene Marokkaner Amine El Ouazzani (23), der vor der Saison aus Guingamp kam und in seinen ersten sechs Spielen schon dreimal traf. Der 188cm große Stürmer ist ein Spieler, der ein wenig Rechtsdrall in seinem Spiel hat und auch gerne mal mit dem Ball läuft, sich im Strafraum aber als klarer Zielspieler positioniert und auf die Hereingaben seiner dribbelstarken Kollegen am Flügel spitzt. Er kann sich gut zwischen zwei Innenverteidiger schleichen und es ist stets ratsam als Verteidiger den eigenen Rücken nicht zu vernachlässigen, zumal sich der Marokkaner ausgezeichnet in die freien Räume bewegt und wenige Chancen für Tore braucht.

Die Alternative zu El Ouazzani ist ein Spieler, über den in manchen Kanälen – etwa im Austrian Soccer Board, Österreichs größtem Fußballforum – darüber gemunkelt wurde, ob er nicht sogar ein möglicher Neuzugang für Rapid sein könnte. Es handelt sich um den Spanier Roberto Fernández (22), der um 1,8 Millionen Euro Málaga kam und nach sechs Einsätzen bereits bei zwei Toren für Braga hält. Er ist noch eher ein Wandspieler als El Ouazzani, agiert viel mit dem Rücken zum Tor, lässt Bälle prallen oder verteilt sie mit einfachen Pässen auf die Flügel, um sich dann wieder in die direkte Gefahrenzone zu bewegen. Er bringt mit seinen 186cm Körpergröße auch eine gute Portion Wucht und Kopfballstärke mit. Gerade wenn Braga ein Tor benötigt, wäre Fernández ein guter Brecherstürmer, den man auch mit hohen Bällen suchen kann.

Mögliche Aufstellung

Die meisten Positionen in der Formation von Carlos Carvalhal stellen sich von selbst auf und es gibt nur wenige Fragezeichen. Der portugiesische Trainer wird sich nicht derart stark an Rapid anpassen, wie es Trabzonspor-Coach Abdullah Avci tat. Da Braga in der letzten Woche unter dem neuen Trainer die gewünschte Engmaschigkeit ins Passspiel im Zentrum ein wenig zurückerlangte, wird Carvalhal eher danach trachten, diese Abläufe zu etablieren und keine größeren Rotationen vorzunehmen.

Die wahrscheinlichste Aufstellung für das Hinspiel sieht demnach wie folgt aus:

Allerdings fehlen den Portugiesen hier einige Spieler, was die „Idealformation“ verhindert. Wären alle Spieler fit, dann würde die wahrscheinlich beste Elf von Braga so aussehen:

Fazit und Chancen

Braga ist derzeit im Begriff sich nach einem anhaltenden Trainerchaos und schmerzenden Abgängen zu stabilisieren. Dennoch erwischt Rapid die Portugiesen zu keinem schlechten Zeitpunkt, denn würde man etwa in einer Gruppenphase auf Braga treffen, dann wäre diese Mannschaft wohl schon deutlich weiter, als sie es jetzt ist.

Dass die Mannschaft vor allem technisch und in Bezug auf ihre Fähigkeiten im Passspiel große Qualitäten hat, steht außer Frage. Dass das Team nicht so zerrüttet ist, wie etwa Trabzonspor, ist auch klar. Aber Fakt ist auch, dass Braga keine unverwundbare Mannschaft ist und die größten Probleme des Teams vor allem im defensiven Umschalten an den Flügeln recht klar sichtbar sind.

Gerade weil es für Rapid nicht um alles geht und eine europäische Gruppenphase bereits fix gebucht ist, braucht man sich gegen diese Mannschaft also nicht verstecken. Ein gewisses Maß an Härte wird einigen der leichtfüßigen, filigranen Braga-Spielern nicht schmecken und gerade im Rückspiel kann man mit ebendieser Härte und einer damit verbundenen, aufgeheizten Stimmung in einem vollem Stadion viel bewirken. Braga hat einige Spieler, die vieles spielerisch lösen wollen und den Kampf nicht immer bedingungslos annehmen. Klar ist aber auch, dass man schon im Hinspiel höchstkonzentriert zu Werke gehen muss, um die hohe Passintensität mitgehen zu können und gegen das starke Mittelfeld auch in den einen oder anderen Pressing- und Umschaltmoment zu kommen. Zudem wird vieles darauf ankommen, wie gut Rapid die flinken Flügelspieler verteidigen und wie gut man nach Ballgewinnen an den Flügeln umschalten kann.

Wie schon gegen Trabzonspor ist Rapid Außenseiter – aber erneut kein chancenloser! Das zeigten auch die bisherigen Saisonergebnisse des SC Braga und die insgesamt schwachen xG-Werte des Teams – auch gegen Teams wie Estrela Amadora oder Boavista Porto, die man durchaus als „kleinere Teams“ bezeichnen kann.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen