Turan, Skrtel, Robinho und Co.: Der WAC gegen das alternde Starensemble
Europa League 24.Oktober.2019 Kristian Müller
Nachdem am Wochenende bereits der Ligabetrieb wieder begann, stehen diese Woche die ersten Europacup-Spiele nach der Länderspielpause an. Aus diesem Anlass haben wir einen Blick darauf geworfen, was auf die österreichischen Vertreter diese Woche so zukommt. In diesem Artikel nehmen wir Bezug auf das Auswärtsspiel des WAC in der Europa League.
Namhafte Spieler im Kader
Auch wenn der Istanbul Basaksehir FK im internationalen Fußball kein bekannter Verein ist, findet man im Kader bekannte Namen. Der Klub, an dessen Gründung der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan beteiligt war, hat sich in den letzten Jahren zu einem Verein entwickelt, bei dem ehemalige Topspieler ihre Karriere ausklingen lassen.
In der Mannschaft der Türken findet man verschiedenste Typen. Da gibt es hochveranlagte Spieler, die aus diversen Gründen nie ihr volles Potenzial ausschöpfen konnten wie der Holländer Eljero Elia, der türkische Skandalfußballer Arda Turan oder der brasilianische Edelzangler Robinho. Hierzu kommt der China-Rückkehrer Demba Ba.
Auch wenn diese Offensive voller bekannter Namen ist, hatte keiner von ihnen jemals die ganz große Karriere, die ihnen prophezeit wurde und die ihr Talent wohl zugelassen hätte. Hinzu kommt, dass gute Einzelspieler noch lange kein gutes Team ergeben. Trotzdem handelt es sich hier weitgehend um Fußballer, die mit einem Geniestreich ein Match mitentscheiden können. Dass ihnen solche Geniestreiche nicht besonders oft gelingen zeigt die Ligastatistik. Denn alle vier Spieler zusammen haben in dieser Saison insgesamt erst zwei Scorerpunkte beigesteuert.
Da eine gute Angriffsreihe noch lange nicht reicht um Vizemeister in der türkischen Liga zu werden, hat man sich für die Verteidigung zwei Premier-League-Urgesteine ins Team geholt. Als Abwehrchef sicherte sich der Klub die Dienste des langjährigen Liverpool-Innenverteidigers Martin Skrtel. Und auch auf der Position des linken Verteidigers hat man mit Gael Chlichy einen ehemaligen Premier-League-Verteidiger. Der Franzose hat 14 Jahre bei englischen Topklubs gespielt und lässt nun seine Karriere in Istanbul ausklingen.
Auch wenn dies Spieler sind, durch die der Kader der Türken nominell über den der Wolfsberger zu stellen ist, ist die größte Schwäche der Istanbuler gleichzeitig die größte Stärke des WAC. Denn im Gegensatz zu Basaksehir, deren Team ein wenig wie ein zusammengewürfelter Haufen aussieht, haben es die Kärntner diese Saison bisher gut geschafft, als Mannschaft aufzutreten.
Aufgrund des individuell besser besetzten Kaders sind die Mannen aus Istanbul zu favorisieren. Aber wenn es der WAC schafft, mannschaftlich geschlossen gegen etwaige Einzelaktionen der gegnerischen Offensive vorzugehen, dann dürfte es für Turan und Co. auch gegen den Wolfsberger AC schwer werden, ihre Klasse auszuspielen. Und auch wenn die gegnerische Abwehr über reichlich Erfahrung verfügt, ist sie auch aufgrund ihres Alters sicher nicht unüberwindbar. Eine Variante mit hohen Erfolgsaussichten sind hier wahrscheinlich Bälle hinter die Verteidigung, um die über 30 Jahre alten Verteidiger in möglichst viele Laufduelle zu verwickeln.
Generell ist Istanbul Basaksehir keine Mannschaft, die viel auf junge Spieler setzt. Beispielsweise hatte die Startelf im letzten Ligaspiel ein Durchschnittsalter von 30 Jahren. Die Anfangsformation des WAC gegen Rapid war dagegen im Durchschnitt zwei Jahre jünger. Einer der wenigen Spieler, der bei Istanbul BB aus dem Altersschema fällt, ist der Stürmer und Topscorer Enzo Crivelli. Der Franzose ist 24 Jahre alt und konnte bisher fünf Ligatore in sieben Spielen erzielen. Er ist der wohl gefährlichste Angreifer der Türken. Seine Spielanlage ähnelt der des ehemaligen Österreich-Legionärs Munas Dabbur. Er ist mit 184cm zwar nicht der Größte, aber ist dafür technisch stark und hat einen starken rechten Fuß. Im Vergleich dazu ist der Wolfsberger Knipser Shon Weissman – zumindest derzeit – wahrscheinlich über ihn zu stellen, weil er vielseitiger ist als der Franzose.
Klub mit „Österreich-Connections“
Salzburg-Anhängern dürfte der Verein seit dem letzten Sommer auch ein Begriff sein. Einer der Sturmpartner von Torjäger Crivelli ist der Norweger Frederik Gulbrandsen, der im Sommer die Bullen verließ und nun in der Türkei sein Unwesen treibt. Mit seiner Laufstärke und seiner Kampfkraft ist Gulbrandsen ein wichtiger Raumöffner für seinen Sturmpartner, auch wenn er als Linksaußen auf einer anderen Position zum Einsatz kommt als einst in Salzburg.
Schon drei Jahre vor Gulbrandsen wechselte Cheikhou Dieng vom SKN St.Pölten zu Basaksehir Istanbul. Der Senegalese konnte aber in der Türkei nie richtig Fuß fassen. Nachdem er dreimal in Folge verliehen wurde, kehrte er im Sommer zu seinem Stammklub zurück, stand seither aber nicht im Kader der Türken. Dass er am Donnerstag gegen den WAC spielt, ist somit sehr unwahrscheinlich.
Die Türken haben auf die bekannteren Spieler im Kader, was sie wohl ein wenig in die Favoritenrolle drängt. Der Klasseunterschied der Individualisten ist aber nicht so hoch, dass er nicht mit Teamgeist und einer ordentlichen Portion Kampf zu egalisieren wäre. Der zwölfte Mann, der in der Türkei oft eine Rolle spielt, ist in diesem Fall bei einer Stadionkapazität von 17.000 und einem weitaus niedrigeren Zuschauerschnitt wesentlich schwächer als bei den drei traditionellen Istanbuler Großklubs.
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