4-2-3-1 lautete das System, welches Karl Daxbacher aufs Feld schickte. Den Abwehrverbund bildeten Goalie Heinz Lindner, Markus Suttner, Manuel Ortlechner, Georg Margreitter und Florian... Verkehrte Welt in Wien-Favoriten: Austria und Alkmaar trennen sich erneut 2:2!

4-2-3-1 lautete das System, welches Karl Daxbacher aufs Feld schickte. Den Abwehrverbund bildeten Goalie Heinz Lindner, Markus Suttner, Manuel Ortlechner, Georg Margreitter und Florian Klein. Davor sicherten Alexander Grünwald und Florian Mader ab und sollten offensive Impulse bringen. Vorne durften sich Alexander Gorgon, Tomas Jun sowie Zlatko Junuzovic hinter Solospitze Nacer Barazite austoben. Pressing und Kurzpassspiel war die Idee. Gertjan Verbeek schickte, ganz der Holländer, ein 4-3-3 aufs Spielfeld. Das ist eigentlich alles, was vor dem Spiel zu sagen war.

Die Stimmung in der Generali-Arena war toll, die Zuschauer träumten von einem Heimsieg gegen AZ Alkmaar und die Jungs am Spielfeld sollten dies richten. Das Spiel begann hingegen ruhig und gemächlich, AZ wollte sich einmal anschauen, ob die Austria pressen würde oder nicht und hielt den Ball in den eigenen Reihen. Doch gleich beim ersten Ballbesitz der Hausherren wurde es gefährlich. Suttner, Junuzovic und Jun kombinierten durch die Mitte und Barazite verpasste Gorgons Flanke knapp. Die Veilchen suchten das frühe erste Tor. Nach sieben Minuten schoss dann erstmals Alkmaar aufs Tor von Heinz Lindner, Holman versuchte sich zentral aus etwa 20 Metern, verzog aber.

Riskantes Spiel

Die Austria lockte den Gegner, beschränkte sich nach dem ersten Strohfeuer aber auf das Dichtmachen und das Spiel gegen den Ball. Die erste wirkliche Gefahr ging nach einem Mader-Freistoß von Barazite aus, der den Ball nach elf Minuten knapp neben das Tor setzte. Das wirkte einstudiert, gut so! Nach 17 Minuten folgte dann der Schock. Margreitter unterbrach mit der Hand einen Chip in den Strafraum, Elm trat an und ließ Lindner beim fälligen Elfer keine Chance. Immerhin war der Elfmeter sehr schön und scharf ins rechte Eck aus der Sicht des in die andere Ecke fliegenden Goalies getreten. Wie würde die Austria reagieren? Umgehend. Barazite scheiterte nach einer schlechten Rückgabe des Torschützen an Esteban im Tor der Gäste.

Austria bemüht

Der holländische Tabellenführer nahm das Tempo in der Folge heraus und wollte das Spiel beruhigen. Die Veilchen steckten aber nicht auf und versuchten, in Ballbesitz wieder schnell zu spielen. AZ machte das, was eine Auswärtsmannschaft in einem wichtigen Spiel zu tun hat, nämlich gemütlich warten und dann blitzschnell nach vorne spielen. Nach einer halben Stunde folgte der erste Eckball der Partie – ein Gütesiegel, denn beide Mannschaften präsentierten sich äußerst spielstark. Die Austria agierte mit viel Einsatz, aber die Idee des Kurzpassspieles behinderte viele Offensivaktionen und benötigte viele Männer um den gegnerischen Sechzehner. Jeder, der addieren konnte, sah, dass sich so gute Konterchancen ergaben.

Und das 0:2

Und die kamen: Ein schneller Pass auf Maher, der ideal gestartet war, sorgte für die totale Verwirrung in der violetten Defensive. Der Ball kam zu Beerens und der Verzog um wenige Zentimeter. Alkmaar suchte das zweite Tor und die frühe Entscheidung. Wahrscheinlich wussten sie bereits, dass die Austria in der Gruppenphase bisher nur in der ersten Halbzeit getroffen hatte. Die Hausherren wiederum hatten kaum Ideen und sehnten schon den Pausenpfiff herbei, als kurz vor der Pause Barazite eine Klein-Flanke knapp neben das Tor setzte. Kurz darauf folgte wieder ein Eckball für AZ, Ortlechner verlor Wernbloom aus den Augen und der Schwede erzielte im Fünfer das 0:2 eine Minute vor Ende der ersten Halbzeit.

Änderung musste her

Ob der Elfmeter gerechtfertigt war oder nicht, war unerheblich. Der Schiedsrichter gab ihn und danach verloren die Wiener den Faden und kassierten zum viel zitierten denkbar ungünstigsten Zeitpunkt das zweite Gegentor. Darüber hinaus waren die Niederländer immer ein paar Millimeter näher am Gegner dran und gedankenschneller. In der Pause war Karl Daxbacher gefordert, dem Spiel der Veilchen neue Impulse zu geben, um den Abend in Wien-Favoriten irgendwie zu retten.

Neues Offensivblut

Der Trainer der Wiener ließ Alexander Gorgon in der Kabine und brachte mit Roland Linz einen Vollblutstürmer. Barazite übernahm dann die Rolle im rechten Mittelfeld, wo er sich ja grundsätzlich viel wohler fühlt. Die Gäste machten aber da weiter, wo sie in Durchgang eins aufgehört hatten, was mit einem Zweitorevorsprung auch sehr leicht war. Alkmaar machte das Spielfeld eng und ließ den Veilchen kaum Platz, um zu kombinieren. Für erste Gefahr sorgte ein Junuzovic-Freistoß aus rund 20 Metern, halblinks aus Tormannsicht. Der Ball flog aber übers Tor. Holman und Beerens, eigentlich Flügelspieler, zogen sich mehr und mehr zurück und bildeten so mit den drei anderen Spielern ein breitgefächertes Fünfermittelfeld. Irgendwo musste ein Plan B her, ein Freistoß, ein Eckball, ein Weitschuss. So würde die Austria das Tor in hundert Jahren nicht treffen. Dieses „B“ war Michael Liendl, der sich zumindest auf Freistöße und sonstige Distanzschüsse versteht.

Ortlechner trifft, Barazite gleich darauf

Und jener leitete den Anschlusstreffer ein. Liendl setzte nach einem Freistoß Junuzovic ein, der bediente Linz, nach einem Gestocher traf dann Ortlechner. Das erste Tor der Veilchen in einer zweiten Hälfte brachte neues Feuer in das Spiel um Platz zwei hinter Kharkov. Das Momentum war aufseiten der Hausherren. Jun prüft den Torhüter nach einem Eckball, Esteban wehrte zu kurz ab und Barazite glich aus kurzer Distanz aus. Innerhalb von zwei Minuten stand es 2:2, durch den Kapitän (59.) und Mister Europacup (61.). Daxbacher bewies durch die Wechsel ein goldenes Händchen. Gerade vier Minuten später hätten die Veilchen das Spiel endgültig auf den Kopf stellen können. Zunächst verpasste Linz nach einer Brarazite-Hereingabe den Ball, dann schoss der Niederländer knapp am kurzen Eck vorbei. Verbeek war gefordert und Ortiz sollte dem Spiel der Gäste mehr Power verleihen.

Beide wollten den Sieg

Knapp 20 Minuten vor Schluss war es Liendl, der den Schlussmann des Gegners prüfte. AZ war wie paralysiert, die Konter kamen nicht mehr und die Austria hatte das Match an sich gerissen. Doch Altidore erinnerte in Minute 78 die Veilchen noch daran, dass der Spielstand von 2:2 noch lange keinen Punkt bedeutete. Die Hausherren waren aber immer am Posten, wenn die Gäste nach vorne kamen. Es bahnten sich spannende Schlussminuten an. Es ging hin und her, auch wenn AZ in dieser Phase gefährlicher schien. Den Wienern schien auf den letzten Metern die Kraft auszugehen. Verbeek agierte noch mal und brachte Benschop für Altidore. Daxbacher zog nach und brachte mit Stankovic auch noch einen Offensivmann für Jun in der 88. Minute. Kurz vor Schluss noch ein Freistoß für die Austria an der Strafraumecke, doch Liendl hob den Ball auf das Tor statt rein.

Die Wiener Austria und AZ Alkmaar trennten sich in einer rassigen Partie mit einem 2:2. Die Chancen auf einen europäischen Frühling sind wohl da, aber es bedarf eines Kraftaktes, um noch an Alkmaar vorbeizuziehen.

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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