Morgen Abend trifft der SK Rapid auf Viktoria Pilsen, den amtierenden tschechischen Meister. Es geht gegen eine Mannschaft, die auf nationaler Ebene seit acht... Viktoria Pilsen – Vom Fahrstuhlverein in die Top-50 Europas

Tschechien Flagge_abseits.atMorgen Abend trifft der SK Rapid auf Viktoria Pilsen, den amtierenden tschechischen Meister. Es geht gegen eine Mannschaft, die auf nationaler Ebene seit acht Spielen ungeschlagen ist, letztmalig am 1.August ein Ligaspiel verlor. Dennoch befindet sich Rapid aufgrund des Punktemaximums in einer guten Ausgangslage. Wir haben uns die Geschichte und die letzten Jahre von Viktoria Pilsen genauer angesehen.

Name: FC Viktoria Plzeň
Deutsch: FC Viktoria Pilsen
Gründung: 1911
Alter: 104 Jahre
Vereinsfarben: Rot-Blau
Stadion: Doosan-Arena
Fassungsvermögen: 11.700
Präsident: Tomáš Paclík

Erfolge

  • 3 x tschechischer Meister
  • 2 x tschechischer Cupsieger
  • 2 x tschechischer Supercupsieger
  • 2 x Gruppenphase der UEFA Champions League

Standing in Tschechien

Interessanterweise galt Viktoria Pilsen, das heute neben Sparta Prag das Aushängeschild des tschechischen Fußballs ist, bis in die 2000er-Jahre als Fahrstuhlmannschaft. Insgesamt stieg die Viktoria zwölfmal aus der höchsten Spielklasse Tschechiens bzw. der Tschechoslowakei ab. Erst nach dem unerwarteten Aufstieg 2005 konnte sich Pilsen oben halten und auf gesunde Art und Weise etablieren. Vier Jahre lang verblieb man im Tabellenmittelfeld, ehe man sich an die oberen Plätze heranpirschte.

Im Jahr 2011 wurde Pilsen überraschend Meister und wiederholte dies zweimal – jeweils in Zweijahres-Abständen. In den letzten fünf Saisonen wurden Pilsen somit dreimal Meister, einmal Zweiter und einmal Dritter, spielte immer international.

Auch in der laufenden Saison sieht’s gut aus für die Mannschaft von Karel Krejci: Nach zehn Runden steht das Team auf dem zweiten Platz, ist nur aufgrund der schlechteren Tordifferenz als Sparta Prag nicht Tabellenführer. Auch wenn die tschechische Liga heuer etwas näher zusammenrücken dürfte, sind es wieder diese beiden Mannschaften, die sich den Meistertitel untereinander ausmachen werden.

Erstmals in der Königsklasse

Das Abenteuer „moderner Europacup“ startete für Pilsen vor fünf Jahren. Damals stieg man erstmals in die Europa League Qualifikation ein, unterlag aber Besiktas Istanbul (1:1 h, 0:3 a). Nur eine Saison später gelang den Tschechen völlig überraschend der Aufstieg in die UEFA Champions League. Unmittelbar nach dem ersten Meistertitel wurden Pyunik Yerevan (4:0 a, 5:1 h), Rosenborg BK (1:0 a, 3:2 h) und im Playoff schließlich der FC Kopenhagen (3:1 a, 2:1 h) ausgeschaltet. Ohne Qualifikationsniederlage ging’s in die Königsklasse.

Dort holten die Pilsener fünf Punkte und stiegen somit in die Frühjahrsrunde der UEFA Europa League um. Gegen BATE Borisov blieb Pilsen unbesiegt (1:1 h, 1:0 a), gegen den AC Milan gab’s einen Achtungserfolg (2:2 h, 0:2 a) und nur gegen den großen FC Barcelona blieb Pilsen chancenlos (0:2 a, 0:4 h). Im Sechzehntelfinale der Europa League war auswärts auf Schalke nach zwei 1:1-Remis nach der regulären Spielzeit erst in der Verlängerung Endstation.

Mit 13 Punkten durch die Europa League

Dieser ersten Top-Saison folgten zwei weitere. 2012/13 qualifizierte sich die Viktoria für die Gruppenphase der Europa League. In der Qualifikation besiegte man Metalurgi Rustawi (2:0 a, 3:1 h), Ruch Chorzow (2:0 a, 5:0 h) und im Playoff Lokeren (1:2 a, 1:0 h). Die Gruppenphase brachte Academica Coimbra, Atlético Madrid und Hapoel Tel Aviv als Gegner und Viktoria Pilsen überstand die Gruppe mit starken 13 Punkten, besiegte unter anderem Atlético zu Hause mit 1:0.

Sternstunde in Neapel

Nach dem Winter feierte Pilsen eine Sternstunde: Auswärts beim kriselnden SSC Napoli gab es einen 3:0-Sieg, zu Hause folgte ein 2:0-Erfolg. Erst im Achtelfinale war gegen Fenerbahce Istanbul knapp Endstation: Auf ein 0:1 zu Hause folgte ein 1:1 in Istanbul.

Harte Champions League Gruppe beim zweiten Anlauf

2013/14 war wieder Zeit für die Königsklasse. In der Qualifikation hatte der tschechische Meister Losglück und besiegte Zeljeznicar Sarajevo (4:3 h, 2:1 a), Nomme Kalju (4:0 a, 6:2 h) und den NK Maribor (3:1 h, 1:0 a). In der Gruppe erwischte man dafür ein höchst schweres und attraktives Los. Gegen Manchester City (0:3 h, 2:4 a) und den FC Bayern München (0:5 a, 0:1 h) war nichts zu holen, aber gegen ZSKA Moskau holten die Tschechen einen Sieg (2:3 a, 2:1 h), der erneut das Überwintern als Dritter ermöglichte.

Der Sieg über Shakhtar Donetsk

Im ersten K.O.-Spiel der Europa League gelang zu Hause ein respektables 1:1 gegen Shakhtar Donetsk, das auswärts mit einem 2:1-Sieg noch getoppt wurde. Zum zweiten Mal hintereinander war erst im Achtelfinale Schluss, diesmal gegen den französischen Spitzenklub Olympique Lyon. Allerdings folgte auf eine 1:4-Auswärtsniederlage ein 2:1-Sieg.

Top-50: Pilsen ist dort, wo Rapid hin möchte

Diese drei Europacup-Saisonen hievten Tschechien auch in der Fünfjahreswertung nach oben. In derselben Zeit überwinterte auch der AC Sparta Prag einmal, die meisten Punkte, die Tschechien einen zusätzlichen Startplatz bescherten, holten aber die Pilsener. Aktuell liegt Viktoria Pilsen eben aufgrund dieser Saisonen in der UEFA Klubwertung dort bzw. weiter, wo Rapid bis 2019 hin möchte – nämlich auf dem 39.Platz.

Europäische Patzer im letzten Jahr

In der letzten Saison leistete sich der morgige Rapid-Gegner aber einen Ausrutscher und musste bereits nach einem Europacupspiel die Segel streichen. In der 3.Qualifikationsrunde zur Europa League unterlag man Petrolul Ploiesti klar, weil nach einem 1:1 auswärts das Heimspiel verpatzt und mit 1:4 verloren wurde. Auch in der laufenden Saison blieb man vorerst hinter den Erwartungen, weil die 3.Quali-Runde zur Champions League gegen Maccabi Tel Aviv verloren wurde (2:1 a, 0:2h).

Drei Punkte nach zwei Spielen

Im Europa League Playoff hatte man jedoch kein Problem mit Vojvodina Novi Sad (3:0 h, 2:0 a) und so befindet man sich nun in der Gruppe mit dem österreichischen Rekordmeister. Dinamo Minsk wurde zu Hause mit 2:0 besiegt, in Villarreal gab’s eine knappe 0:1-Niederlage. Nun geht es ans Auswärts-Heim-Doppel gegen Rapid.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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