In der Qualifikation zur EL geht es nun ans Eingemachte, um Sein oder Nichtsein, das Antreten im kleineren der beiden europäischen Klubfußballbewerbe steht auf... Vorschau | Polnische und ungarische Frustbewältigung und Gladbachs Hoffnung auf die Gruppenphase

UEFA Europa LeagueIn der Qualifikation zur EL geht es nun ans Eingemachte, um Sein oder Nichtsein, das Antreten im kleineren der beiden europäischen Klubfußballbewerbe steht auf dem Spiel. Den Verlierern aus dem CL-Playoff dient die EL immerhin als Trostpflaster, die Unterlegenen in der finalen Qualifikationsrunde zur EL bleiben hingegen gänzlich auf der Strecke. Nachfolgend ein kleiner Ausblick auf einige Hinspiele am Donnerstag.

FK Aktobe Lento vs. Legia Warschau

Bisherige Duelle: –

Der zehnfache polnische Meister erlebte in den letzten Wochen wohl das schwärzeste Kapital seiner jüngeren Vereinsgeschichte. Weder ein Appell an die Ehre Celtics noch ein Einspruch vor dem europäischen Sportgerichtshof CAS bewirkte, was von vornherein utopisch war. Der Versuch, sich in die Playoffs zur Champions League zu klagen, scheiterte. Ein Formalfehler ließ Legias Traum wie eine Seifenblase platzen und besiegelte bereits den zweiten Aufstieg Celtics am grünen Tisch.

Wer erschreckend inferior auftretende Schotten so dominiert wie Legia, dem sollte die Schadensbegrenzung in Form des Einzugs in die Europa League durchaus gelingen. Der Traditionsverein und aktuelle Titelträger Polens wird alles daran setzen, seinen Fans weitere internationale Auftritte zu schenken und mit guten, ansprechenden Leistungen zu zeigen, dass man sich auf sportlicher Ebene auf Champions-League-Niveau bewegt. Wenn das Umfeld und die Organisation mit der Performance auf dem Feld nicht Schritt halten können, ist dies freilich ein äußerst schwacher Trost. Überbordende Freude wird wohl auch dann nicht aufkommen, sollte Aktobe erwartungsgemäß in die Schranken gewiesen werden. Doch Vorsicht ist ohnehin allemal geboten.

Der kasachische Fußball wird gemeinhin gerne einmal belächelt und leicht unterschätzt. Dass der Schein diesbezüglich trügt, bewies Schachtjor Karaganda schon in der Vorsaison, als man Celtic im Playoff im Hinspiel zuhause beim 2:0-Erfolg ganz schlecht aussehen ließ und dominierte. Der schottische 3:0-Triumph in Glasgow verhinderte schlussendlich doch noch die Sensation.

Auch beim aktuellen Meister FK Aktobe Lento sucht man Stars vergeblich, das Kollektiv ist der Trumpf. Welch unangenehmer Gegner Aktobe sein kann, erfuhr Steaua Bukarest am eigenen Leib: nach einem 2:2-Remis in Kasachstan behielt der rumänische Champion mit 2:1 die Oberhand. Zuvor hatte Aktobe Dinamo Tiflis klar und deutlich mit dem Gesamtscore von 4:0 eliminiert. Aufgrund des deutlichen Qualitätsunterschied zwischen Legia und dem FK Aktobe, käme alles andere als ein Aufstieg der Polen einer faustdicken Überraschung gleich. Der kasachische Meister hat allerdings schon bewiesen, Fußball spielen zu können und zu wissen, wie man einem Gegner weh tun kann.

FK Sarajevo vs. Borussia Mönchengladbach

Die „Fohlen“ peilen zum zweiten Mal nach der Saison 2012/2013 den Einzug in die Europa League an. Damals endete die Reise durch Europa erst im Sechzehntelfinale. Gegen den Klose-Klub Lazio Rom war schließlich Endstation. In gewisser Weise nehmen Stranzl und Co. aber auch die Ehrenrettung der deutschen EL-Aspiranten in Angriff. Mainz 05 und die Europa League, daraus wird wohl keine Lovestory mehr. Beim ersten Auftritt auf Europas Fußballbühne biss man sich die Zähne an Gaz Metan Medias aus, heuer erwies sich der Underdog Asteras Tripolis als zu stark. Eklatante Defensivschwächen ließen Neo-Coach Hjulmand gleich einmal Schiffbruch erleiden. Der Qualitätsunterschied, was die fußballerische Klasse anbelangt, ist zwischen Gladbach und Sarajevo aber noch viel stärker ausgeprägt, als zwischen den 05ern und Asteras.

Beim FK Sarajevo stehen 15 Abgänge 12 Neuzugängen gegenüber, die Fluktuation am Spielersektor ist traditionell groß. Ein richtig klingender Name findet sich nicht im Aufgebot der Bosnier. Allzu viel spricht definitiv nicht für die Hausherren. Zum einen wohl die Tatsache, dass sie immerhin ein Meisterschaftsspiel und zwei Qualifikationspartien in den Beinen haben, zum anderen das
Asim Ferhatović – Hase-Stadion. Die frenetischen bosnischen Fans werden wohl für sehr gute Stimmung sorgen. Ob sich die Gladbacher davon beeindrucken lassen werden, darf allerdings stark angezweifelt werden.

Im Sommer tätigten die Deutschen wohl überlegte, schlaue Transfers. Max Eberl holte Andre Hahn vom FC Augsburg und Ibrahima Traore vom VfB Stuttgart ins Boot.
Marc-Andre ter Stegen wird von Yann Sommer ersetzt, während Routinier Arango und Transfer-Flop Luuk de Jong dem Verein den Rücken kehrten. Max Kruse, Kapitän Daems und Kramer traten die Reise nach Bosnien zwar nicht mit an, mit Raffael, Xhaka, Hahn, Hrgota, Patrick Hermann und Neuzugang Thorgan Hazard hat Lucien Favre aber noch immer genügend Optionen im Offensivbereich.

Seine Elf wird wohl von Beginn an zeigen, wer der Herr im Haus ist und schon im Hinspiel die Weichen für den EL-Einzug stellen. Zumal sich Sarajevo in beiden EL-Quali-Heimspielen geschlagen geben musste – gegen Haugesund und Atromitos Athen. Bei allem Respekt vor diesen beiden Teams, ihre Qualität ist nicht im Geringsten mit jener von Borussia Mönchengladbach zu vergleichen. Trainerfuchs Favre ist auch routiniert genug, es nicht zuzulassen, dass seine Spieler sich gedanklich schon mit dem Bundesligaauftakt beschäftigen.

Young Boys Bern vs. Debreceni VSC

Bisherige Duelle: –

Das Glück war Debrecen im Duell mit dem weißrussischen Rekordmeister BATE Borisov wahrlich nicht hold. Lange sahen die Rot-Weißen wie der sichere Sieger aus, ehe man den Traum von der zweiten Teilnahme in der Königsklasse doch noch begraben musste. Erst ein Treffer in der Nachspielzeit entschied auch das zweite K.O.-Duell der beiden Teams zugunsten der Weißrussen, die trotz einer 0:1-Niederlage im Hinspiel und Rückstand im Rückspiel immer an sich geglaubt hatten. Debreceni-Goali Novakovic ging einem Flankenball nicht entschlossen genug entgegen, Krivets kam vor dem Schlussmann an die Kugel und bugsierte das Leder per Kopf in die Maschen. Den „Loki“ bleibt nun nur mehr der Kampf um das Trostpflaster Europa League. Für den amtierenden ungarischen Meister stellen europäische Kräftemessen zurzeit wohl eine willkommene Abwechslung vom tristen und enttäuschend verlaufenden Ligaalltag dar. Nach vier Spieltagen stehen ebenso viele Punkte zu Buche – das entspricht momentan dem siebten Tabellenrang, viel zu wenig für die eigenen hohen Ansprüche. Viel schlimmer noch: Rivale Videoton hält beim Punktemaximum von 12 Zählern und verzeichnet somit in dieser frühen Phase bereits acht Punkte Vorsprung auf Debrecen.

Die Young Boys aus Bern kamen in der Schweizer Super League ebenfalls nur schwerfällig aus den Startlöchern. Nach vier Runden blickten Abwehrchef Steve van Bergen und Kollegen auf drei Remis und eine Niederlage zurück. Zuletzt schoss man aber die Grasshoppers mit einem überzeugenden 4:0 aus dem Stadion und meisterte die Pflichtaufgabe Vaduz mit 2:0. In der Liga scheint man rechtzeitig vor dem Schlagerspiel gegen Meister Basel seinen Rhythmus gefunden zu haben. Bei sechs Punkten Rückstand auf den derzeitigen Leader ist dies auch dringend notwendig. Dem Einzug in die Playoffs stellte sich in Qualifikationsrunde drei der zypriotische Vertreter Ermis Aradippou in den Weg. Der Außenseiter schlug sich mehr als achtbar, letzten Endes setzten sich die Berner jedoch zweimal glanzlos durch. Zurzeit wütet der Verletzungsteufel in den Reihen der Schwarz-Gelben, sieben Akteure stehen Coach Uli Forte aktuell nicht zur Verfügung. Unter den Rekonvaleszenten tummelt sich unter anderen neben dem schwedischen Stürmer Gerndt auch ein, aus der österreichischen Bundesliga bekannter Name. Gonzalo Zarate schnürte für Salzburg die Fußballschuhe, errang mit den Roten Bullen Meisterschaft und Pokal. Der mittlerweile 30-jährige Argentinier laboriert an einem Syndesmosebandanriss, kam allerdings vor seiner Verletzung nur zu Kurzeinsätzen.

David Kühhas, abseits.at

David Kühhas

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