Der SK Sturm trifft heute im Rahmen der Europa-League-Qualifikation auf den FK Mladost Podgorica aus Montenegro. Wir wollen uns für euch diesen Verein näher... Wenig Lichtblicke im biederen Kollektiv: Das ist der FK Mladost Podgorica

_Montenegro FlaggeDer SK Sturm trifft heute im Rahmen der Europa-League-Qualifikation auf den FK Mladost Podgorica aus Montenegro. Wir wollen uns für euch diesen Verein näher anschauen und euch verraten, was die Mannschaft von Trainer Franco Foda erwartet.

Savićević lässt grüßen

Der FK Mladost Podgorica wurde im Jahr 1950 gegründet und spielte bis zur Unabhängigkeit Montenegros im jugoslawischen Fußball eine eher untergeordnete Rolle. Ab 1960 nannte sich der Klub übrigens OFK Titograd  und erst im Jahr 1992 erinnerte man sich wieder an den früheren Namen. Mladost bedeutet Jugend, was darauf zurückzuführen ist, dass der Klub lange Zeit als Talenteschmiede für den FK Budućnost Podgorica fungierte. Zahlreiche Stars durchliefen früher die Nachwuchsmannschaften des Vereins, am bekanntesten ist sicherlich Dejan Savićević, der zwischen 1981 und 1983 bei OFK Titograd, also beim FK Mladost im Nachwuchs kickte, ehe er wie geplant zum FK Budućnost Podgorica wechselte. Aber auch Predrag Mijatović und Stevan Jovetić kamen in den Genuss der Ausbildung beim heutigen Sturm-Gegner.

Die erste Meisterschaft

Als Ausbildungsschmiede konnte man im ehemaligen Jugoslawien keine Titel holen, dafür stellten sich in den letzten Jahren die ersten Erfolge im montenegrinischen Fußball ein. Im Jahr 2015 gewann der FK Mladost den nationalen Pokal, als der OFK Petrovac mit 2:1 in der Verlängerung besiegt wurde. In der Saison 2015/16 durften die Fans auch den ersten Meistertitel in der höchsten Spielklasse feiern, als der FK Mladost Podgorica mit einem Punkt Vorsprung auf Stadtrivalen Budućnost die Saison beendete.

Thriller mit Fotofinish

Der Meistertitel konnte in der vergangenen Saison ganz knapp nicht verteidigt werden. Die beste Mannschaft der vergangenen Saison war eigentlich der FK Zeta Golubovci, der die Meisterschaft mit sechs Punkten Vorsprung gewinnen hätte müssen. Der Klub startete aber mit sechs Punkten Abzug in die Saison, da der Vereinspräsident während eines Spiels den Schiedsrichter-Assistenten massiv beleidigte. So schaute am Ende nur der dritte Platz heraus, da der FK Mladost Podgorica und der FK Budućnost Podgorica die bessere Tordifferenz für sich beanspruchen konnten.

Beide Vereine aus Podgorica hatten nach dem 33. Spieltag 57 Punkte und ein Torverhältnis von +24 Treffern. Budućnost erzielte jedoch mehr Treffer, weshalb der Titel an die Blau-Weißen ging. Der letzte Spieltag war an Dramatik jedenfalls nicht zu überbieten, denn der FK Mladost hätte einen mit drei Toren höheren Sieg als Budućnost benötigt. Budućnost gewann mit 4:1 gegen Jedinstvo, Mladost mit 7:2 gegen Lovcen Cetinje – was für ein dramatisches Finish!

Die ersten Auftritte in Europa

In der Saison 2013/14 nahm der FK Mladost zum ersten Mal am Europacup teil! Etwas überraschend kam man in den ersten beiden Qualifikationsrunden gegen den FC Videoton und den FK Senica weiter, bis man in der dritten Qualifikationsrunde mit einem Gesamtscore von 1:9 gegen den FC Sevilla ausschied.

Zwei Jahre später kam man so wie schon gegen den FC Videoton dank der Auswärtstorregel gegen Neftçi Baku weiter. In der 2. Runde musste man sich dem albanischen Verein FK Kukësi knapp mit einem Gesamtscore von 3:4 geschlagen geben.

Letztes Jahr stieg der Klub erst in der zweiten Qualifikationsrunde ins Geschehen ein, wo Ludogorez Rasgrad eine Nummer zu groß war. Nach einem 0:2 in Bulgarien verlor man auch das Heimspiel mit 0:3.

Heuer traf der FK Mladost in der ersten Runde auf den FC Gandzasar Kapan und meisterte diese Hürde souverän. Nach einem 1:0-Heimsieg gewann man in Armenien sogar mit 3:0.

Das Spielsystem

In der heimischen Liga setzt der FK Mladost auf ein 4-2-3-1- bzw. ein 4-3-3-System. Man kann stark davon ausgehen, dass es die Montenegriner im Auswärtsspiel gegen den SK Sturm vorsichtiger angehen werden. Wir werden wohl ein kompaktes, defensive eingestelltes 4-2-3-1 sehen, wobei gegen den Ball in einem 4-4-2 mit geringen Abständen zwischen den Mannschaftsteilen verteidigt werden wird. Nach einem Ballgewinn soll schnell umgeschaltet werden, wobei hier in erster Linie der rechte Flügelspieler Zoran Petrović gesucht wird. Aufgrund der doch eher mangelnden individuellen Klasse muss der Klub in den Europacupspielen als Kollektiv überzeugen.

Die Schlüsselspieler

Aufpassen muss man aber auf den erst 19-Jährigen rechten Flügelspieler Zoran Petrović, der wohl der interessanteste Spieler im Kader Mladosts ist. Das Eigengewächs blühte gegen Ende der letzten Saison so richtig auf und schoss beim oben erwähnten 7:2-Meisterschaftssieg gegen Lovcen Cetinje gleich vier Treffer – umso bitterer, dass ausgerechnet ein Tor für den Gewinn der Meisterschaft fehlte. Zwei Runden davor traf er beim 6:2-Sieg dreimal gegen Jedinstvo. Ein wenig kurios ist die Statistik, dass der Shootingstar 13 seiner 14 Meisterschaftstore in Heimspielen erzielte. In seinem letzten Pflichtspiel traf er allerdings auch im Auswärtsspiel gegen Gandzasar Kapan – es wäre schön, wenn der SK Sturm eine Serie an Auswärtstoren des jungen Talents, das bisher fünfmal für die montenegrinische U21-Auswahl eingesetzt wurde, verhindert.

Zoran Petrović wird vorwiegend am rechten Flügel eingesetzt, kann aber auch auf der linken Seite und als Sturmspitze spielen. Er sucht immer wieder Eins-gegen-Eins-Situationen und kommt im Schnitt auf sieben Dribblings pro Partie. Die Blackies müssen aber vor dem beidbeinigen Stürmer keineswegs in Ehrfurcht erstarren. Die Hälfte seiner 14 Meisterschaftstore erzielte er in den letzten zwei Heimspielen gegen die beiden Tabellenletzten – es fehlt ihm noch einiges um sich am internationalen Parkett durchzusetzen. Dennoch ist Petrović ein Spieler, den Vereine aus ganz Europa im Auge behalten werden!

Miloš Krkotic ist ein weiterer interessanter Akteur, der meist am linken Flügel eingesetzt wird, aber auch im zentralen Mittelfeld zum Zug kommen kann. Krkotic setzt seinen Körper sehr gut ein und schießt gefährliche Standards! Für seine 1.89 Meter Körpergröße verfügt er über eine starke Technik, weshalb er auch zu den auffälligsten Spielern des Vereins zählt. Seine beste Saison absolvierte er 2013/14, als er als Legionär in der moldawischen Liga 14 Treffer für den FC Dacia Chișinău erzielte, bei dem er fünf Saisonen lang unter Vertrag stand. Insgesamt erzielte er in 125 Pflichtspielen 47 Tore für die Moldawier!

Der einzige Legionär im Kader der Moldawier ist der zentrale defensive Mittelfeldspieler Stefan Bukorac. Der 26-jährige Serbe spielte lange Zeit bei FK Donji Srem mit dem er von der vierten Liga in die höchste Spielklasse Serbiens aufstieg! Danach wechselte er zu Dinamo Tiflis, wo er sich aber nicht durchsetzte. Nach kurzen Gastspielen bei Enosis Neon Paralimni in Zypern und beim FK Metalac landete er in Podgorica, wo er vergangenen Saison 29 Meisterschaftsspiele absolvierte und gute Leitungen ablieferte. Bukorac ist mit einer Größe von 1.94 Metern und 91 Kilo ein richtiger Brocken, den man auch bei gegnerischen Eckbällen im Auge behalten muss. Der Serbe schaltet sich aber auch während des Spiels mit großen Schritten nach vorne ein und kümmert sich nicht nur um seine Defensivaufgeben. Gegen den SK Sturm sollte er aber speziell im Auswärtsspiel defensiver als sonst agieren.

Fazit

Der SK Sturm ist in dieser Begegnung der ganz große Favorit, denn insbesondere von der individuellen Qualität sind die Spieler der Grazer klar über den Gegner zu stellen. Der FK Mladost Podgorica hat nur einen Legionär in seinen Reihen und kaum Spieler, die schon einmal mit dem montenegrinischen Nationalteam regelmäßig Erfahrung sammeln konnten. Dennoch könnte sich ein Geduldsspiel entwickeln, denn der erst 38-jährige Trainer Aleksandar Nedović setzt auf Disziplin und Kompaktheit und wird auf schnelle Konter und Standardsituationen hoffen. Ansonsten sollte diese doch eher biedere Truppe für den SK Sturm keine große Hürde darstellen.

Stefan Karger, abseits.at

Stefan Karger

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