Das Europa-League-Sensationsteam Altach muss im Playoff nach Israel und steht vor einer großen Hürde. Nach dem „Wunder“ gegen KAA Gent bekommt es Altach... Wieder ein hartes Los aus Israel: Das ist Altach-Gegner Maccabi Tel-Aviv

  

Das Europa-League-Sensationsteam Altach muss im Playoff nach Israel und steht vor einer großen Hürde. Nach dem „Wunder“ gegen KAA Gent bekommt es Altach in der Europa League nun mit dem israelischen Rekordmeister Maccabi Tel-Aviv zu tun. Warum der eigentliche Star auf der Bank sitzt und worauf Altach achten muss, erfahrt ihr in unserer Analyse.

Österreichische Bilanz gegen israelische Teams

In den letzten Jahren war Israel kein guter Boden für österreichische Klubvertreter was europäische Pflichtspiele angeht. Während man in Salzburg noch immer ein kaltes Schaudern bekommt, wenn Namen wie Maccabi Haifa oder Hapoel Tel-Aviv  (bezugnehmend auf die Qualifikation in der Königsklasse von 2009 sowie 2010) fallen, spricht man ebenso in Hütteldorf nur ungern von den letzten beiden Duellen gegen Hapoel in der Europa-League-Gruppenphase. Der letzte Sieg, der auf israelischem Boden verbucht werden konnte, ist 17 Jahre her, als Sturm Graz sich gegen den damaligen Meister Hapoel Tel-Aviv in der 2. Runde der Champions League Qualifikation mit 2:1 durchsetzte. György Korsós und Tomislav Kocijan trafen damals für die Blackies. Maccabi Tel-Aviv traf beim Intertotocup 1978 das erste und letzte Mal auf einen Verein aus Österreich. Damals gab es einen souveränen 5:1-Sieg gegen die Vienna.

Maccabi Tel-Aviv – Rekordmeister Israels

Der größte Verein in der Ligat ha’Al wurde 1906 gegründet und feierte bis dato 22 Meistertitel. Der erste Meistertitel wurde gleich in der ersten Saison 1949/50 errungen. Mit einem Torrekord von 104 Toren in 24 Spielen setzte Maccabi ein Ausrufezeichen. In den 50er-Jahren dominierten sie mit vier Meistertiteln in Serie das Geschehen der Liga. Im Jahr 1967 wurde das Bloomfield Stadium in Jaffa bezogen, das bis heute die Heimstätte von Maccabi Tel-Aviv ist. Aufgrund der Umbauarbeiten und einer Aufstockung von 29.000 Sitzplätzen, trägt der Altach-Gegner bis 2019 die Heimspiele im 28 Kilometer nördlicheren Netanya Stadium aus.

Nach einer acht Jahre andauernden titellosen Durststrecke wurde 2012 der Niederländer Jordi Cruyff als Sportdirektor engagiert. Dieser wiederum installierte prompt den damals unerfahrenen Spanier Òscar García als Trainer und schon in seiner ersten Saison als Profi-Trainer holte der gebürtige Katalane den Teller nach Tel-Aviv. In der darauffolgenden Spielzeit 2013/14 musste er jedoch den Posten trotz erreichtem Meistertitel für den Trainerstar aus Portugal, Paulo Sousa, räumen. Als Königstransfer wurde der damals 23-jährige Linksaußen Tal Ben Haim geholt. Stolze 1,1 Millionen Euro überwies Maccabi an den Ligakonkurrenten Hapoel. Mit Ben Haim und Spielmacher Eran Zahavi gelang die Titelverteidigung. Den letzten Meistertitel durften die Blau-Gelben in der Saison 2014/15 feiern. Unter dem Spanier Pako Ayestarán wurde der 22. Meistertitel fixiert.

Maccabi Tel-Aviv in Europa

Den größten internationalen Triumph erreichte der Rekordmeister im Jahr 2004 als Sie in der 3. Champions League Runde sensationell PAOK Saloniki ausschalteten und so erstmals in die Gruppenphase einzogen. Dort traf man auf Bayern München, Juventus Turin und Ajax Amsterdam. Unter Trainer Nir Kringer und mit dem ghanaischen Starverteidiger John Paintsil, der unter anderem für Fulham, West Ham sowie auch für Leicester City Trikots überstreifte, schlug sich Maccabi in der Hammergruppe tapfer. Neben einem Sieg gegen Ajax Amsterdam holten sie ein Remis zu Hause gegen die Alte Dame aus Turin. Jedoch schieden die Israelis mit vier Punkten in der Gruppenphase als Letzter aus.

Im Champions League Playoff 2015 setzte sich Maccabi dank der Auswärtstorregel überraschend gegen den Schweizer Serienmeister FC Basel durch. In der Königsklasse blieben die Blau-Gelben in der Gruppe mit den FC Chelsea, FC Porto und Dynamo Kiew ohne Punkt und wurde somit Letzter.

Prominente Abgänge

Im vergangenen Sommer avancierte der Offensivmann Eran Zahavi zum Rekordtransfer von Maccabi – für 7,2 Millionen Euro wechselte der Schlüsselspieler nach China. Auch in der aktuellen Transferperiode hat der Klub aus Tel-Aviv einige bekannte Abgänge zu kompensieren. Mit Maccabi-Rekordspieler Gal Alberman, der unter anderem für den deutschen Erstligisten Borussia Mönchengladbach auflief und Ex-Premier-League-Star Yossi Benayoun, haben gleichzeitig zwei Routiniers den Verein ablösefrei verlassen. Zudem hat der Offensivallrounder Tal Ben Haim nach 138 Partien die Klubfarben gewechselt. Der 28-jährige geht nun für Sparta Prag auf Torejagd.

Der interessanteste Neuzugang ist Christian Battocchio, der von Stade Brest 29 aus Frankreichs zweiter Liga ablösefrei verpflichtet wurde.  Der zentrale Mittelfeldspieler war in der vergangenen Saison Topscorer und erzielte 8 Tore und 6 Assists. Der 25-jährige Italiener schnürte die Schuhe unter anderem für den FC Watford und Udinese Calcio, lief zudem 18-mal für die U21-Auswahl der Italiener auf. Mit Omar Atzili wurde ein weiterer interessanter Akteur verpflichtet. Der Rechtsaußen kommt vom spanischen Zweitligisten FC Granada.

Der Trainer mit dem prominentesten Namen im Team

Der interessanteste Mann von Maccabi Tel-Aviv sitzt auf der Trainerbank. Es handelt sich um den Sohn von „König Johan“, Jordi. Als Aktiver fühlte sich der neunfache niederländische Nationalspieler im zentralen defensiven Mittelfeld am wohlsten. Der 43-Jährige, der als Spieler wie sein berühmter Vater unter anderem für Ajax Amsterdam und den FC Barcelona aktiv war, fungiert seit 2012 beim israelischen Erstligisten als Sportdirektor. Im Jänner 2016 holte Cruyff, auf Empfehlung seines Vaters, den aktuellen BVB-Trainer Peter Bosz zum israelischen Rekordmeister. Insgesamt 20 Partien coachte der Niederländer und holte im Schnitt 2,15 Punkte pro Spiel. Im Sommer 2016 verließ Bosz Israel wieder und heuerte bei Ajax Amsterdam an. Im Jänner übernahm Sportdirektor Jordi Cruyff das Amt bei Maccabi interimsweise, nachdem er zuvor den erfolglosen Coach und Ex-Profi Shota Arveladze (u.a. Ajax und Trabzonspor) entlassen hatte. Er stabilisierte die Mannschaft und holte aus den letzten sieben Spielen sechs Siege und ein Remis – diese verhalfen Tel-Aviv zum Vizemeistertitel. Seitdem zieht der Niederländer in Form einer Doppelfunktion die Fäden. Seine Spielphilosophie ist mit dem typisch holländischen 4-3-3 klar festgesetzt.

U20-Weltmeister im Tor

Predrag Rajkovic hütet seit 2015 das Tor des Rekordmeisters. Für den serbischen Nationaltorwart zahlte Maccabi im Sommer 3 Millionen Euro an Roter Stern Belgrad. Der 21-Jährige wurde bereits von halb Europa beobachtet. Rajkovic beweist in Israel trotz seines jungen Alters Führungsqualitäten und bereits im Alter von 19 Jahren debütierte der Serbe in der Champions League. Trotz seiner 191cm Körpergröße ist er sehr schnell am Boden und gilt als technisch starker Keeper. Der U19-Europa- und U20-Weltmeister wird von Maccabi auf Dauer kaum zu halten sein.

Abwehr anfällig bei hohen Bällen

Eitan Tibi und Tal Ben Haim bilden das Zentrum der Abwehr. Dieses Duo wird im Hinspiel nicht gemeinsam auflaufen, da Ben Haim wegen einer Rotsperre nicht zur Verfügung steht. Im Europa League Qualifikationsspiel gegen Panionios Athen war zu erkennen, dass die Abwehr sehr anfällig auf hohe Bälle ist. Bei weiten Pässen in die Tiefe bzw. hinter die Abwehr entsteht bei Tel-Aviv meist eine Unordnung. Für Altach wird dies also ein gutes Mittel sein, da mit Hannes Aigner ein kopfballstarker Stürmer zur Verfügung steht.

Italiener im Mittelfeld Taktgeber

Im Mittelfeld ist der 25-jährige Cristian Battocchio der Taktgeber. Der Italiener gewinnt die wichtigen Zweikämpfe, besitzt zudem die Ruhe am Ball und leitet mit viel Dynamik nach Ballgewinnen schnelle Angriffe ein. Staubsauger ist der Routinier Sheran Yeini, der im niederländisch geprägten 4-3-3-System die Bälle vor der Abwehr absammelt. Mit Eyal Golasa verfügt man über einen weiteren Kreativspieler fürs Zentrum.

Auf den Außenbahnen gefährlich

Auf der rechten Außenbahn wirbelt der Neuzugang Omer Atzili. Den 24-Jährigen zieht es oft in die Mitte und so traf er bereits zweimal in der Europa League Qualifikation. Atzili ist ein sehr schneller Spieler der auch gerne den Abschluss aus der Ferne sucht. Ob er in die Fußstapfen des einstigen Starspielers Tal Ben Haim (zufällige Namensgleichheit mit dem Innenverteidiger!) treten kann, bleibt abzuwarten. Linksaußen probiert es Coach Cruyff derzeit mit dem 27-jährigen Aaron Schoenfeld. Der gelernte Mittelstürmer blieb als Speerspitze oft mittellos und so wird er jetzt auf den Außenpositionen eingesetzt. Der gebürtige Amerikaner erzielte auf seiner neuen Position bereits drei Tore.

Isländische Power im Sturm

Vidar Örn Kjartansson stürmt seit 2016 für den israelischen Rekordmeister. Der flinke und durchschlagskräftige Isländer schlug sofort ein und erzielte in 46 Pflichtspielen 26 Tore, zuletzt im Hinspiel der Europa League Qualifikation gegen Panionios Athen das Siegtor. Der Ex-Malmö Kicker wird dank seiner starken Physis mehrmals versuchen durch die Schnittstellen der Altacher Abwehr durchzubrechen.

Fazit

Maccabi Tel-Aviv verfügt nicht nur über einen passenden Trainer, sondern auch trotz den zahlreichen Abgängen auch einen sehr guten Kader. Im klassischen holländischen System versuchen die Israelis es häufig, aus der Entfernung gefährlich zu werden. Auch über Standards kann der Rekordmeister sehr gefährlich sein. Ngamaleu in Höchstform, sowie das starke Mittelfeld rund um Nutz, Piesinger und Dobras geben den Vorarlbergern aber Hoffnung.

Angelo Ferrera, abseits.at

Angelo Ferrera

Keine Kommentare bisher.

Sei der/die Erste mit einem Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert