Zalgiris Vilnius – turbulente Zeiten, wenig Europacup-Erfahrung und „Dragee-Keksi“
Europa League 19.Juli.2012 Daniel Mandl 0
Die Admira begibt sich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder zurück auf die europäische Fußballbühne. Gegner ist der aktuelle Tabellenzweite und Vizemeister Litauens, Zalgiris Vilnius, der vom Kroaten Damir Petravic betreut wird und aktuell über sieben Legionäre verfügt. Auch wenn Zalgiris auf dem Papier die beste Abwehr Litauens hat, sollte die Hürde für die Elf von Didi Kühbauer machbar sein.
Voller Name: Vilniaus miesto futbolo draugija „Žalgiris“
Kurz: VMFD Žalgiris Vilnius
Gegründet: 16.Mai 1947
Vereinsfarben: Grün-Weiß
Stadion: Žalgirio stadionas
Fassungsvermögen: 15.030
Präsident: Mindaugas Nikolicius
Standing in Litauen
Zalgiris ist aktuell der Klub, der Serienmeister Ekranas Panevezys die meisten Probleme bereitet. Dennoch liegt das Team von Damir Petravic aktuell sechs Punkte hinter Ekranas, das erst eines seiner 19 Ligaspiele verlor und mittlerweile seit 19 Pflichtspielen unbesiegt ist. In 19 Ligaspielen kassierte Zalgiris allerdings nur neun Gegentore, was auf die starke und kaum riskant spielende Abwehr zurückzuführen ist.
Insgesamt wurde das Team dreimal litauischer Meister und siebenmal Cupsieger, gilt als größter Hauptstadtklub natürlich als wichtige Institution in Vilnius. Allerdings gab es nicht nur rosige Zeiten: Nach der Saison 2008 wurde Zalgiris die Lizenz verweigert und man wurde in die zweite Liga zwangsrelegiert. Der sofortige Wiederaufstieg gelang allerdings und in den letzten Jahren etablierte man sich überraschend schnell wieder knapp hinter der Spitze der litauischen Liga. Übrigens auch dank reichlich Hilfe aus Kroatien: Der kroatische Coach holte ihm bekannte Spieler nach Vilnius und in der Stammformation spielen für gewöhnlich drei Kroaten, die allesamt Stützen des Teams sind.
Standing in Europa
Die Baltic League, ein Turnier für das sich estnische, lettische und litauische Teams zusammenschlossen, war bei den ersten beiden Ausgaben Anfang der 90er klar in der Hand von Zalgiris Vilnius. Die ersten beiden Auflagen konnte man für sich entscheiden und wenn man die Auftritte von Zalgiris gegen ausländische Teams in den letzten Jahren betrachtet, findet man als Gegner auch nur Letten und Esten. Mehr als die eher bedeutungslose Baltic League war für Zalgiris schon länger nicht mehr drin.
Der letzte tatsächliche Europacup-Auftritt datiert aus dem Jahr 2005. Damals spielte Zalgiris, übrigens mit einem sehr schwachen Team, im UI-Cup und wusste durchaus zu überraschen. In der ersten Runde wurde Lisburn aus Nordirland ausgeschaltet (1:0 h, 1:0 a), danach gab es einen Sieg gegen den lettischen Vertreter Daugava (2:0 h, 1:2 a) und schließlich wurde sogar das griechische Team Aigaleo besiegt (3:1 a, 2:3 h). Erst im Halbfinale des Intertoto-Cups war Endstation: Gegen CFR Cluj aus Rumänien waren die Litauer chancenlos (1:2 h, 1:5 a). Mehr Vergleichswerte als diese UI-Cup-Saison gibt es auf internationaler Ebene zeitnah nicht.
Litauen und Vilnius
Eine große Fußballtradition oder –begeisterung macht sich angesichts der mauen Leistungen in Litauen selten breit. Zu den Heimspielen von Zalgiris kommen für gewöhnlich zwischen 1.000 und maximal 3.000 Fans. Beim letzten Heimspiel gegen REO Vilnius knackte man gar den Saisonnegativrekord von 450 Zuschauern. Die Stadt Vilnius ist jedenfalls, wie alle baltischen Hauptstädte, ein schöner Ort für alle, die das Baltikum oder den Osten im Allgemeinen mögen. Die hübsche Altstadt ist ebenso einen Besuch wert wie eine der 50 Kirchen. Es gibt in ganz Vilnius kaum einen Fleck, von dem aus man nicht mindestens vier Kirchtürme sieht, woher die Stadt auch ihren Beinamen „Rom des Ostens“ trägt. Das Bier im Restaurant kostet für gewöhnlich einen Euro, gut essen kann man außerhalb der zentral gelegenen Touristenfallen um 4 bis 6 Euro. Das klassische litauische Stadion-Fastfood ist gegrilltes Schwarzbrot, das man zuvor in Knoblauch tauchte. Vorsicht: Suchtgefahr! Der knusprige Snack ist getrost als litauisches „Dragee-Keksi“ zu bezeichnen 🙂
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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