Zum Abschluss der UEFA EURO 2020 küren wir die Gewinner und die Verlierer des Turniers. Wir starten mit den Gewinnern, die die Europameisterschaft für... Das waren die Gewinner der UEFA EURO 2020!

Zum Abschluss der UEFA EURO 2020 küren wir die Gewinner und die Verlierer des Turniers. Wir starten mit den Gewinnern, die die Europameisterschaft für einen ordentlichen Karrieresprung oder das Sammeln von Sympathien nutzten.

Gianluigi Donnarumma. Während seine ebenso als Gewinner zu bezeichnenden Vorderleute Chiellini und Bonucci bereits im Herbst ihrer Karriere sind, konnte der 22-jährige Gianluigi Donnarumma bei der EURO seinen Vorschusslorbeeren gerecht werden. Zum Spieler des Turniers gewählt, übertraf er sogar die Erwartungen und machte die großen Fußstapfen, in die er in der langen italienischen Torhütertradition trat, noch ein wenig größer. „Cool as ice“ reagierte der junge Keeper, der schon mit 16 für den AC Milan debütierte und aktuell noch vereinslos ist, nachdem er den entscheidenden Elfer von Bukayo Saka parierte und Italien damit endgültig – und verdient – zum Europameister machte.

Leonardo Spinazzola. Der linke Flügelverteidiger der Italiener zeigte von der ersten Minute des Turniers an, dass er eine prägende Figur der EURO 2020 werden könnte. Seine dynamischen Vorstöße definierten das Bild eines italienischen Außenverteidigers neu und der Roma-Kicker war am Ende nur durch eine schwere Verletzung zu stoppen. Gegen Belgien zog sich „Spina“ einen Achillessehnenriss zu, aber am Ende darf sich einer der großen Aufsteiger des Turniers dennoch „Europameister“ nennen.

Jorginho. Der gebürtige Brasilianer hielt das Mittelfeld der Italiener in außergewöhnlich ruhiger Manier zusammen. Der Chelsea-Legionär war ein sicherer Passhafen und Ballverteiler, der praktisch nie abfiel und auch perfekt mit Verratti und Barella bzw. zu Beginn des Turniers mit Locatelli harmonierte. Sein Elfer gegen Spanien wird in die italienischen Geschichtsbücher eingehen – sein im Finale verschossener glücklicherweise weniger. Es ging sich auch so aus – und das war in einigen Spielen auch stark Jorginhos Verdienst.

Federico Chiesa. Der 23-jährige Juventus-Offensivmann war übers Turnier gesehen der unangenehmste Akteur in der italienischen Offensive. Chiesa war immer wieder für Überraschungsmomente und unerwartete Tempodribblings gut, pendelte gut zwischen Positionen, erzielte gegen Österreich und Spanien zwei außerordentlich wichtige Tore. Dem 23-Jährigen gehört in einer ansonsten eher alternden italienischen Offensive die Zukunft.

Harry Maguire. Der kraftvolle Innenverteidiger von Manchester United entwickelte sich im Laufe des Turniers in einer verhältnismäßig sehr defensiven englischen Mannschaft zum Leader. Gemeinsam mit seinem ebenso beinharten Nebenmann John Stones räumte Maguire fast alles weg und war eines der Sinnbilder dafür, warum Gareth Southgates pragmatisches Konzept so lange aufging. Auch im Elferschießen des Finales traf Maguire – warum es für die Briten trotzdem nicht zum Titel reichte, ist Geschichte.

Kalvin Phillips. Gerade mal 29 Premier-League-Partien hatte der jamaikanisch-stämmige Engländer Kalvin Phillips vor dem Turnier in den Beinen. 165-mal spielte er davor in der zweiten Liga für seinen Dauerklub Leeds United. Die Bielsa-Schule tat dem 25-Jährigen aber ausgesprochen gut und so war der Rackerer im defensiven Mittelfeld eine absolute Bank in Southgates Elf. Der Sechser wurde ins kalte Wasser geworfen und schwamm sofort – speziell aufgrund seiner hohen Laufintensität und Ruhe am Ball.

Dani Olmo. In einer spanischen Mannschaft, in der es nicht die großen, herausstechenden Spieler gab, war Dani Olmo einer, der immer für Gefahr und Unordnung beim Gegner sorgte. Der Leipzig-Legionär spulte ein unglaubliches Laufpensum ab, bereitete drei Treffer vor und war ein ständiger Unruheherd. An ihm lag es schlussendlich nicht, dass Spanien den ganz großen Wurf nicht schaffte.

Pedri. Der zweitjüngste Spieler des Turniers nach Jude Bellingham lieferte eine große Talentprobe ab. Besonders bemerkenswert war dabei die Ausdauer des feinen Kickers aus Tegueste. In der vergangenen Saison bestritt der seit November 18-jährige Pedri 52 Pflichtspiele für Barcelona, ließ sich von dieser hohen Spielfrequenz aber nicht beeindrucken und wirkte auch bei der EM fit, munter und ideenreich. In einigen Szenen erkannte man bereits, was man in den nächsten Jahren vom Barca-Jungstar erwarten darf. Er ist definitiv eine der kommenden Stützen in der Furia Roja.

Simon Kjaer. Der dänische Kapitän und Abwehrchef spielte ein solides Turnier, war aber aufgrund seiner unglaublichen Reaktion auf den Zusammenbruch seines Freundes und Teamkollegen Christian Eriksen einer der großen Gewinner, wenn nicht der größte Gewinner des Turniers. Kjaer reagierte wie ein echter Leader und erntete weltweite Bewunderung. Der große Held des Turniers, nicht nur, weil seine Mannschaft überraschend bis ins Halbfinale vorstieß.

Kasper Schmeichel. Eine Top-Leistung im Halbfinale gegen England, auch sonst ein sicherer Rückhalt für die Dänen. Um in die Fußstapfen seines Vaters Peter zu treten, fehlte nicht viel. Der Leicester-Keeper war der erwartet starke Führungsspieler in Hjulmands Team und ließ sich nichts zu schulden kommen.

Joakim Maehle. Der beidbeinige Atalanta-Außenverteidiger zeigte starke Leistungen, erzielte zwei Tore gegen Russland und Wales und war ein Marathonmann für die Dänen. Seine offensive Herangehensweise und sein kraftvolles Laufspiel mit Ball machen den Flügelspieler schon jetzt zu einem heißen Kandidaten für größere Klubs. Unter anderem soll Chelsea den 16-fachen Teamspieler verpflichten wollen.

Patrik Schick. Der tschechische Goalgetter war mit fünf Toren ex aequo mit Cristiano Ronaldo der Topscorer des Turniers, erzielte gegen Schottland das wohl schönste Tor der EURO und war auch sonst ein echter Krieger. Der Leverkusen-Stürmer war sicher einer jener Spieler, die die Erwartungen übertrafen und gestärkt aus der EM herausgehen werden.

Cristiano Ronaldo. Der portugiesische Altmeister sicherte sich bei seiner wohl letzten EM noch den Titel des Torschützenkönigs und pulverisiere schon in den ersten Partien weitere Rekorde. Einmal mehr ging CR7 vorneweg und bewies, dass man wohl noch einige Jahre mit ihm rechnen darf. Die Geschlossenheit in seinem Team war allerdings zu gering, womit es nur fürs Achtelfinale reichte.

Kevin de Bruyne. Einer der großen Leader bei den Belgiern. Der Man-City-Star ging bereits verletzt ins Turnier, spielte gegen Italien mit einem Bänderriss, biss die Zähne zusammen, war einer der gefährlichsten und kreativsten Spieler bei insgesamt starken Belgiern. Das 1:2 gegen Italien im Viertelfinale war eines der besten und zugleich ein Schlüsselspiel dieser EM. Wäre man über die Azzurri gekommen, wäre alles drin gewesen und De Bruyne war trotz mehrerer Handicaps der Architekt in der Offensive der Roten Teufel.

Yann Sommer. Kaum ein Torhüter brachte seine Gegner so zur Verzweiflung, wie Yann Sommer im Viertelfinale die Spanier. Auch im Elferschießen erfüllte er seine Aufgaben noch sehr stark, aber weil Akanji, Vargas und Schär verschossen, war für die Schweizer schlussendlich Endstation. Dennoch sammelte der Schweizer Torhüter ordentlich Pluspunkte und war einer der drei besten Keeper des Turniers.

Emil Forsberg. Der Offensivmotor der Schweden steht und fällt mit dem Leipzig-Routinier. Vier Turniertore und zahlreiche starke Aktionen brachten die Schweden ins Achtelfinale, wo mit viel Pech gegen die Ukraine Schluss war. An Forsberg lag es nicht, dass die Skandinavier schlussendlich doch ein wenig zu früh ausschieden.

Lukas Hradecky. Von den Mannschaften, die bereits in der Vorrunde ausschieden, wollen wir den finnischen Keeper Lukas Hradecky hervorheben. Der Leverkusen-Torhüter war seiner biederen Mannschaft ein sicherer Rückhalt, hielt einen Elfer von Höjbjerg, fixierte in einer seltsamen Partie gegen Dänemark den Premierensieg für Finnland, kassierte in einer offensiv starken Gruppe nur drei Gegentore in drei Spielen. Für den Aufstieg reichte es dennoch nicht.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen