Die Europameisterschaft steht vor der Tür und wir wollen als Vorgeschmack alle Gruppen unter die Lupe nehmen. Was darf man sich von den teilnehmenden... EM-Vorschau: England und Kroatien die großen Favoriten der Gruppe D

england_fansDie Europameisterschaft steht vor der Tür und wir wollen als Vorgeschmack alle Gruppen unter die Lupe nehmen. Was darf man sich von den teilnehmenden Mannschaften erwarten, wer geht als Favorit in die jeweiligen Gruppen und für welche Teams wird das Erreichen der K.o.-Phase richtig schwer werden. Heute blicken wir auf die Gruppe D, wo es mit England und Kroatien zwei ganz große Favoriten auf den Aufstieg gibt.

Flexible und offensivstarke Engländer

Gareth Southgate tat sich nicht einfach den Kader für die Europameisterschaft zusammenzustellen, denn die englische Nationalmannschaft verfügt mittlerweile über eine enorme Kadertiefe. Auf einigen Positionen ist man absolut hervorragend besetzt – sowohl was die Qualität als auch die Quantität angeht. Nehmen wir als Beispiel die Position des rechten Außenverteidigers. Der Coach berief mit Kieran Trippier, Reece James, Kyle Walker und Trent Alexander-Arnold gleich vier Spieler für diese Position in den Kader, die allesamt unterschiedliche Spielanlagen haben und bei den meisten Teams bei dieser Europameisterschaft einen Stammplatz hätten. Alexander-Arnold zog sich jedoch beim Freundschaftsspiel gegen Österreich eine Oberschenkelverletzung zu und wurde mittlerweile von Ben White ersetzt.

Ebenfalls viele Optionen finden sich auf der Position des linken Flügelstürmers. Wenn England beispielsweise in einem 3-4-3 aufläuft, dann könnten mit Rashford, Sterling, Grealish, Foden und eventuell Mount fünf unterschiedliche Spieler auf dieser Position zum Zug kommen. Foden, der bei Manchester City eine famose Saison absolvierte und meist trotz riesiger Konkurrenz einen Platz in der Startelf bei den Citizens innehatte, wird eher über den rechten Flügel kommen, und steht für eine neue Generation, die den englischen Fans viel Hoffnung auf einen Titel gibt. Die Engländer verfügen nämlich über eine fantastische Altersstruktur im Kader. Kyle Walker ist mit 31 Jahren der älteste Spieler im Kader, einige Kicker wie Kane und Harry Maguire befinden sich im besten Fußballer-Alter und dann gibt es mit Reece James (21), Declan Rice (22), Phil Foden (21), Mason Mount (22), Bukayo Saka (19), Jadon Sancho (21) und Jude Bellingham (17) viele junge Top-Talente, die noch viele Jahre lang das zukünftige Gesicht der Engländer prägen werden.

Southgate wollte sich vor der Europameisterschaft nicht auf ein System festlegen, sondern will je nach Gegner und Spielsituation flexibel zwischen einem 4-3-3 und 3-4-3 wechseln, wobei die Spielanlagen unter beiden Formationen ähnlich sind. Der englische Coach geht bei eigenem Ballbesitz nicht allzu viel Risiko ein und die Sicherheit beim Vortragen der Angriffe hat oberste Priorität. Man wird gut beobachten können, dass Ballverluste in gefährlichen Zonen vermieden werden sollen und dass diese, sollten sie doch einmal geschehen, in der Regel gut abgesichert sind. Die Außenverteidiger schieben meist nicht so extrem nach vorne, wie es bei anderen Mannschaften zu beobachten ist.  Auch im Spiel gegen den Ball will man kein unnötiges Risiko eingehen und praktiziert nur selten ein hohes Angriffspressing. Southgate ist eine sichere Struktur, sowohl bei eigenem als auch beim gegnerischen Ballbesitz, enorm wichtig. Viel Spektakel sollte man demnach nicht erwarten, doch die individuelle Klasse in der Offensive gepaart mit einer seriösen Organisation machen die Engländer dennoch zu einem der ganz großen Mitfavoriten auf den Titel.

Überangebot im kroatischen zentralen Mittelfeld

Kroatien feierte im Sommer bei der Weltmeisterschaft ein wahres Fußballmärchen und musste sich erst im Finale den Franzosen geschlagen geben. Davor feierten Modric und seine Mannschaftskollegen große Siege, unter anderem gegen Argentinien und England. Nun treffen die beiden Halbfinalisten der letzten Weltmeisterschaft erneut aufeinander, wobei sich die englische Elf seit damals sicherlich etwas besser entwickelt hat.

Der Antreiber und Schlüsselspieler der Kroaten, der bei der WM 2018 eine unglaublich starke Leistung abrief, ist nach wie vor eine Schlüsselfigur im kroatischen Team. Luka Modric ist mittlerweile 35 Jahre alt, sodass es sich voraussichtlich um seine letzte Europameisterschaft handeln wird. Im zentralen Mittelfeld sind die Kroaten nach wie vor enorm stark besetzt und weisen in diesem Mannschaftsteil sogar Vorteile gegenüber Englands Elf auf. Neben Modric könnte Marcelo Brozovic eine wichtige Rolle einnehmen, während für die Nummer 10 sowohl Nikola Vlasic als auch Mateo Kovacic in Frage kommen. Dann gibt es auch noch Sechser Milan Badelj und den offensiveren Mario Pasalic, der bei Atalanta Bergamo kickt und ebenfalls eine gute Option wäre. Kroatiens Trainer hat also ein Überangebot an Spielern im zentralen Mittelfeld, was aus historischer Sicht nicht besonders verwunderlich ist. Da stört es gar nicht so sehr, dass Ivan Rakitic nicht mehr dabei ist.

Mario Mandzukic wird dem kroatischen Team allerdings mehr abgehen als Rakitic. Der Mittelstürmer kann bei dieser Europameisterschaft qualitativ nicht Eins-zu-Eins ersetzt werden, da sein Ersatz Andrej Kramaric aktuell nicht über die gleiche Qualität verfügt. Mit Bruno Petkovic und dem in der Champions League stark aufspielenden Mislav Orsic (Hattrick gegen die Spurs), stehen zwei weitere Mittelstürmer bereit, die jedoch auch nicht die großen Heilsbringer werden müssen. Eine Alternative wäre die Abkehr von einer Solospitze hin zu einem 4-3-1-2, wo neben Kramaric der nominelle Flügelstürmer Perisic ins Zentrum zieht. Der Vorteil wäre, dass mehr zentrale Mittelfeldspieler in dieser fluiden Formation Platz finden, andererseits müsste Kroatien dann sein flügellastiges Aufbauspiel ad acta legen.

Defensive Schotten

Steve Clarkes Schotten gehen als Außenseiter in die Gruppe D und werden hoffen müssen im direkten Duell gegen die Tschechen den dritten Platz zu erobern, der eventuell für den Aufstieg reichen könnte. Dennoch können die defensivstarken Schotten auch bei den Duellen gegen die beiden Gruppenfavoriten eine Überraschung abliefern, denn Steve Clarke weiß um die Stärken und Schwächen seiner Mannschaft Bescheid und wird die EM-Spiele sehr pragmatisch angehen. Die Schotten werden in jeder Partie dieser Gruppenphase den wenigsten Ballbesitz haben und setzen demnach beispielsweise im zentralen Mittelfeld hauptsächlich auf Spieler, die im Spiel gegen den Ball ihre Stärken haben. Die Stars im Team sind neben dem zentralen Mittelfeldspieler McTominey die beiden Linksverteidiger Kieran Tierney und Andrew Robertson. Da die beiden in der Startelf beginnen sollen, aber nicht zugleich als Linksverteidiger auflaufen können, setzt Clarke auf ein recht defensives 3-5-2-System, das jedoch auch ein 3-4-1-2 oder 3-4-2-1 werden kann. Tierney spielt dabei links in der Dreierkette, während Robertson als Flügelverteidiger beziehungsweise im linken Mittelfeld zum Zug kommt. Im zentralen Mittelfeld hat Clarke mittlerweile eine gute Kaderdichte und neben Scott McTominay könnten Callum McGregor, der etwas offensivere John McGinn oder Stuart Armstrong zum Zug kommen. Mit Billy Gilmour und David Turnbull, der immerhin Celtic-Spieler des Jahres wurde, stehen weitere junge Alternativen parat. Auch im Sturm gibt es mit Lyndon Dykes, Che Adams und Kevin Nisbet drei interessante Alternativen, die viel Wucht ins schottische Angriffsspiel bringen.

Offensive Tschechen

Während bei den Schotten in erster Linie die defensive Kompaktheit im Mittelpunkt steht, wollen sich die Tschechen mehr auf ihr druckvolles Offensivspiel verlassen. Dabei fehlen aber die ganz großen Namen im Kader. Kaliber wie Pavel Nedved, Petr Cech, Tomas Rosicky, Karel Poborsky oder Jan Koller sucht man heutzutage vergebens. Mit Tomáš Souček verfügt Coach Jaroslav Šilhavy jedoch über einen absoluten Schlüsselspieler im Team, der das Kunststück vollbrachte in dieser Saison als defensiver Mittelfeldspieler zehn Treffer für West Ham United in der Premier League zu erzielen. Šilhavy setzt auf eine 4-2-3-1-Formation und die Startaufstellung wäre recht klar, müssten die Tschechen nicht auf Ondrej Kudela verzichten, der nach einer rassistischen Beleidigung von der UEFA für zehn internationale Partien gesperrt wurde. Den Slavia-Innenverteidiger kann die Mannschaft aktuell nicht gleichwertig ersetzen. Coach Šilhavy setzt über weite Strecken der Partie auf ein intensives Angriffspressing und will damit das gegnerische Team weit weg vom eigenen Tor halten. Wird dieses Pressing jedoch überspielt, oder erhalten die Tschechen allgemein keinen Zugriff, dann können auch hohe Niederlagen passieren – wie etwa bei der 0:5-Niederlage gegen England bei der EM-Qualifikation oder der jüngsten 0:4-Niederlage gegen Italien.

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Stefan Karger