Nach jedem Spieltag küren wir den „Helden des Spieltags“. Wer fiel mit einer außergewöhnlichen Leistung auf? Wer meldete sich um den Fairplay-Preis an? Oder... Held des Spieltags (12): Cristiano Ronaldo (Portugal) – und ein paar andere…

Nach jedem Spieltag küren wir den „Helden des Spieltags“. Wer fiel mit einer außergewöhnlichen Leistung auf? Wer meldete sich um den Fairplay-Preis an? Oder war es gar ein tragischer Held?

Die Vorrunde ging am Mittwochabend vorüber und es gab noch einmal richtig spannende Spiele und jede Menge Tore zu bewundern. An diesem letzten Vorrundentag hätte es aus verschiedenen Gründen mehrere Helden geben können.

Unser Held des Spieltags (12) ist aber der neuerliche Rekordbrecher Cristiano Ronaldo.

Es gäbe eine Menge Optionen, nach diesem teilweise verrückten Mittwochabend.

Da wäre schon mal Martin Dubravka, Torhüter der Slowaken – ein tragischer Held, der zeigte, wie nah Erfolg und Misserfolg beeinander liegen. Zuerst hielt er den Elfmeter von Álvaro Morata bravourös, danach schaute er nach einem Lattenschuss der Spanier nicht auf den herabfallenden Ball, sondern mitten in die Sonne und haute sich die Kugel in Piplica-Manier selbst ins Tor. 1:0 für Spanien, am Ende stand’s 5:0.

Dann wäre da Pablo Sarabia, der zwei Tore vorbereitete und eines selbst erzielte, die stärkste Leistung eines Spaniers im bisherigen Turnier ablieferte. Seine Top-Leistung könnte durchaus ein Startschuss für die Furia Roja gewesen sein.

Im Parallelspiel der Gruppe trafen Emil Forsberg und Robert Lewandowski – zum Held wurde aber Victor Claessen, der in der 93. Minute den Siegtreffer für die Schweden erzielte. Vielleicht der noch größere Held: Schweden-Coach Janne Andersson. Der nahm nämlich nach 77 Minuten seinen Topmann Emil Forsberg beim Stand von 2:1 runter – und brachte eben diesen Victor Claessen. Ein perfektes Händchen.

Helden sind auch die ungarischen Nationalspieler. Szalais tolles Kopfballtor brachte die 1:0-Führung in München gegen Deutschland, noch beeindruckender waren aber die Comebackerqualitäten nach dem Ausgleich der Deutschen. Acht Ballberührungen und wenige Sekunden später traf András Schäfer zum 2:1 für die Ungarn. Endstand 2:2. Die Mannschaft von Marco Rossi holte damit aus der „Monstergruppe F“ starke zwei Punkte, muss dennoch die Heimreise antreten.

Auch der „Flitzer von München“ ist sowas wie ein Held. Klar, Fans haben auf dem Spielfeld nichts verloren und die ungarischen Kicker konnten für das ganze Regenbogen-Vorgeplänkel nichts, aber irgendjemand musste halt auch mal die Pride-Fahne schwenken. Dass das auf illegale Weise passierte: Was soll’s? Der Pride Month und die klare Bekenntnis zu Werten aus Toleranz ist keine Politik, wie es die UEFA gerne deklariert haben würde. Sie ist im Jahr 2021 eine Selbstverständlichkeit – der der europäische Verband aber offenbar nicht folgen will, solang’s keine „Marie“ dafür gibt.

Ebenfalls ein Held des Spieltags Matéu Lahoz, der Schiedsrichter des Spiels zwischen Portugal und Frankreich, der zwar einen harten Elfmeter gegen Portugal gab, zusätzlich aber auch noch zwei richtige. In der Schlussphase hätte es sogar noch einen vierten Elfer geben müssen. Bei beiden Fehlentscheidungen wurde Lahoz von den Video Assist Referees im Stich gelassen und man muss sich einmal mehr fragen: Wofür hat man die eigentlich, wenn nicht für sowas? Unterm Strich zeigte Lahoz aber die stärkste Schiedsrichterleistung des bisherigen Turniers – und noch dazu in einer sehr schwer zu leitenden Partie. Trotz zweier zentraler Fehlentscheidungen. Auch das gibt’s.

Als tatsächlichen Held des Spieltags haben wir aber zum zweiten Mal im Laufe des Turniers Altmeister Cristiano Ronaldo auserkoren. Der 36-Jährige traf beim fröhlichen Elfern in Budapest zweimal und hält jetzt schon bei fünf Turniertoren.

Damit ist Ronaldo drauf und dran einen Rekord für die Ewigkeit herzustellen. Sowohl er, als auch der Iraner Ali Daei halten nun bei 109 Länderspieltoren. Der nächstbeste ist der Malaysier Mokhtar Dahari mit 86 Toren, die nächstbesten Aktiven sind Lionel Messi (Argentinien) mit 73 Toren, vor Sunil Chhetri (Indien) mit 72 und Robert Lewandowski (Polen) mit 69.

Nur um Ronaldos Gleichziehen mit Ali Daei richtig einzuordnen: Ronaldo ist bereits seit dem ersten Spieltag Rekordtorschütze bei Europameisterschaften, brauchte für seine 109 Länderspieltore 178 Spiele. Ali Daei, der sein Debüt für den Iran 1992 gab, traf in seiner Nationalteamkarriere unter anderem viermal gegen Laos oder je dreimal gegen die Malediven und bei einem 19:0 gegen Guam.

Ronaldos Rekord könnte noch nicht der letzte gewesen sein. Mit einem weiteren Turniertor würde er Ali Daei überholen und wäre dann nur noch von neu aufkommenden Exoten einholbar. Aber auf den Rekordnationalspieler aller Zeiten weltweit fehlen dem Portugiesen ebenfalls nur noch sechs Spiele. Während des Turniers ist das auch im Best Case nicht zu stemmen, aber wenn der ehrgeizige Juventus-Star auf die Idee kommt, unbedingt die 200 Spiele knacken zu wollen, dann wird er das wohl machen.

Aktuell liegt Ronaldo in der Liste der Rekordnationalspieler mit 178 Spielen auf Rang fünf. Sergio Ramos, aktuell nicht für Spanien berücksichtigt, liegt mit zwei Spielen mehr auf dem dritten Rang. Davor liegt die ägyptische Legende Ahmed Hassan mit 184 Partien. Und jetzt kommt die Crux: Auch der Führende der Liste hat 184 Länderspiele auf dem Buckel – spielt aber auch noch! Der kuwaitische Stürmer Bader Al Mutawa ist vier Wochen älter als Ronaldo, war der jüngste Fußballer, der je die 100 Länderspiele knackte und ist nach wie vor Stammspieler im kuwaitischen Team…

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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