Nach jedem Spieltag küren wir den „Helden des Spieltags“. Wer fiel mit einer außergewöhnlichen Leistung auf? Wer meldete sich um den Fairplay-Preis an? Oder... Held des Spieltags (16): Artem Dovbyk (Ukraine)

Nach jedem Spieltag küren wir den „Helden des Spieltags“. Wer fiel mit einer außergewöhnlichen Leistung auf? Wer meldete sich um den Fairplay-Preis an? Oder war es gar ein tragischer Held?

Die Ukraine war gestern Abend das letzte Team, das ein Viertelfinalticket löste und damit das letzte im Turnier verbliebene Team aus der Österreich-Gruppe C.

Unser Held des Spieltags (16) ist der ukrainische Matchwinner Artem Dovbyk.

Es ist relativ selten, dass ukrainische Stürmer einberufen werden, die einerseits in der ukrainischen Liga spielen und dort andererseits noch nie etwas mit den beiden Großklubs Dynamo Kiev und Shakhtar Donetsk zu tun hatten. Aber der 24-jährige Artem Dovbyk ist einer von ihnen. Der 189cm große Linksfuß begann seine Karriere in der ukrainischen Großstadt Dnipro, zuerst beim Zweitligisten Cherkaskyi Dnipro, dann beim größeren FC Dnipro, der in den 1980ern zweimal die Sowjet-Liga gewann und später zweimal ukrainischer Vizemeister wurde.

Dem FC Dnipro folgte Dovbyk als 21-Jähriger auch in die zweite Liga, als der Klub nach einem 24-Punkte-Abzug abstieg und kurze Zeit später in Konkurs ging. Dort ging mit 12 Toren aus 13 Spielen sein Stern auf und der durchschlagskräftige Knipser wechselte nach Dänemark zu Midtjylland – ablösefrei. In Dänemark verbrachte Dovbyk 2 ½ Jahre, aber weder seine Zeit bei Midtjylland, noch sein Leihgeschäft mit SönderjyskE waren erfolgreich. Erst im Sommer 2020 kehrte er in die Ukraine zurück – zum SC Dnipro-1, einer Art Nachfolgeklub des FC Dnipro.

In Liga und Cup brachte es Dovbyk auf zehn Saisontore, womit er im Zuge der Vorbereitung auf die EURO 2020 das Interesse von Andriy Shevchenko auf sich zog. Im März durfte er zehn Minuten gegen Kasachstan ran, im Mai spielte er eine Halbzeit lang im Test gegen Bahrain und steuerte einen Assist bei. Das EM-Achtelfinale gegen die Schweden, bei dem er in der 106. Minute für den verletzten Andriy Yarmolenko ins Spiel kam, war erst sein drittes Länderspiel. In der Nachspielzeit der Verlängerung köpfte er eine ideale Zinchenko-Flanke ins Glück und die Ukraine ins Viertelfinale der EURO.

Derartige Helden aus der zweiten Reihe im Kader zu haben, ist für Andriy Shevchenko natürlich ein Glücksfall und die einstige Stürmerlegende wird seinen „No-Name“ wohl auch noch brauchen. Yarmolenkos Verletzung schaute nicht schlimm aus, aber bei einer EM geht es natürlich Schlag auf Schlag und die (Regenerations-)Zeit drängt. Dynamo-Kiev-Angreifer Artem Besedin wird nach Marcus Danielsons Horrorfoul wohl nicht mehr am Viertelfinale gegen England teilnehmen. Und plötzlich kippt alles in Richtung des „Quersteigers“, den bis zur gestrigen Verlängerung niemand auf der Rechnung hatte. Das ist eben einer der schönen Nebeneffekte von Großereignissen…

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen