Nach jedem Spieltag küren wir den „Helden des Spieltags“. Wer fiel mit einer außergewöhnlichen Leistung auf? Wer meldete sich um den Fairplay-Preis an? Oder... Held des Spieltags (17): Leonardo Spinazzola (Italien)

Nach jedem Spieltag küren wir den „Helden des Spieltags“. Wer fiel mit einer außergewöhnlichen Leistung auf? Wer meldete sich um den Fairplay-Preis an? Oder war es gar ein tragischer Held?

Italien und Spanien sind die ersten beiden Teams, die den Einzug ins Halbfinale fixierten. Vor allem das Spiel zwischen Italien und Belgien war hochklassig und äußerst spannend – aber es hatte auch eine traurige Szene.

Unser Held des Spieltags (17) ist diesmal mit Leonardo Spinazzola ein trauriger.

Er war bisher einer der besten Spieler des Turniers: Der 28-jährige Leonardo Spinazzola von der AS Roma, von ORF-Experte Roman Mählich gelegentlich auch gerne „Schbinazolla“ genannt, beackerte die linke Seite der Azzurri wie ein Flügelstürmer. Dabei ist der Rechtsfuß eigentlich Linksverteidiger. Die Spielhöhe Spinazzolas ermöglicht der Mancini-Elf ein durchaus „unitalienisches“, extrem dynamisches Spiel. Und trotzdem entblößt der Roma-Verteidiger seinen Flügel auch defensiv nicht.

Ein Außenverteidiger wurde noch nie zum Spieler des Turniers bei einem Großereignis ernannt. Der Titel wird bei Europameisterschaften seit 1996 vergeben, Matthias Sammer und Theodoros Zagorakis waren die einzigen nominellen Defensivspieler, die diese Auszeichnung für sich beanspruchen können. Bei Weltmeisterschaften holten mit Ausnahme von Oliver Kahn 2002 nur Offensivakteure den „Goldenen Ball“. Spinazzola wäre heuer wohl eine Option für den besten Spieler des Turniers gewesen.

Doch dann kam die 79. Minute im Viertelfinalspiel gegen Belgien. Nachdem er zuvor wieder eine gute Partie spielte, machte Spinazzola in einem Laufduell einen unglücklichen Schritt und sackte in sich zusammen. Zuerst dachten alle an eine Muskelverletzung, aber leider erwies sich die Verletzung des Linksverteidigers als deutlich schwerer. Spinazzola zog sich in dieser Szene einen Achillessehnenriss zu, der ihn vermutlich bis zu ein Jahr zum Zusehen zwingen wird. Die Tränen der italienischen Stütze gingen um die Welt. Sie wurden wohl nicht primär wegen der Schmerzen vergossen, sondern vielmehr deshalb, weil ein außergewöhnliches, von Spiel- und Lauffreude geprägtes Turnier für diesen interessanten Spieler abrupt beendet wurde. Und das wusste er wohl sofort.

Die Italiener müssen nach dem Ausfall ihres großen, tragischen Helden wohl nun auf den Italo-Brasilianer Emerson vom Chelsea FC setzen. Und Spinazzola, der im Laufe seiner Karriere für Atalanta, Perugia, Siena, Juventus, Vicenza und Empoli spielte, fängt wohl im Jahr 2022 wieder bei Null an. Bis in die Notizblöcke von Real Madrid und Inter Mailand hatte sich der 28-Jährige gespielt. Und das obwohl Spinazzola nur eine einzige Partie in der UEFA Champions League in den Beinen hat. Mit einem großen Wechsel wird es aufgrund der schweren Verletzung nun aber wohl nichts.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen